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Chinas Rückkehr erhöht wieder die Unsicherheit

07.09.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit leichten Verlusten in die neue Handelswoche, nachdem sie am Freitag deutlich unter Druck geraten waren und um bis zu 2% nachgaben. Brent handelt wieder unter 50 USD je Barrel, WTI unter 46 USD je Barrel. Der Fokus richtet sich wieder stärker auf das weiterhin hohe Überangebot. In dieser Woche veröffentlichen die US-Energiebehörde EIA und die Internationale Energieagentur IEA ihre aktuellen Angebots- und Nachfrageschätzungen.

Nachdem die EIA in der letzten Woche ihre Schätzung für die US-Rohölproduktion im ersten Halbjahr deutlich nach unten revidiert hat, dürfte sie nun auch die Prognose für den Zeitraum bis Ende 2016 senken. Denn die EIA schätzt den Juni-Wert als Startpunkt für die bisherige Prognose nun 250 Tsd. Barrel pro Tag niedriger als bislang.

Ein stärker fallendes US-Ölangebot dürfte der OPEC-Strategie, Marktanteile zu verteidigen und mit niedrigen Preisen alternative Anbieter aus dem Markt zu drängen, Recht geben. Dafür spricht auch der erste Rückgang der aktiven Ölbohrungen in den USA seit sieben Wochen, welcher den Anstieg in den vorherigen fünf Wochen wieder rückgängig machte.

Der Preisanstieg bei WTI Ende August war teilweise auf die Eindeckung von spekulativen Short-Positionen zurückzuführen. Die spekulativen Netto-Long-Positionen stiegen dadurch begünstigt in der Woche zum 1. September um knapp 21 Tsd. Kontrakte. Angesichts des Preisanstiegs bei WTI um knapp 28% innerhalb von drei Handelstagen wäre allerdings mit stärkeren Short-Eindeckungen zu rechnen gewesen. Die ICE veröffentlicht die entsprechenden Daten für Brent heute Mittag.

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Edelmetalle

Gold hat am Freitag nur kurzzeitig mit deutlicheren Preisausschlägen auf die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten reagiert und handelt zu Beginn der neuen Handelswoche wieder bei rund 1.120 USD je Feinunze. Da die Bewegung im EUR-USD-Wechselkurs ebenfalls nicht nachhaltig war, notiert Gold in Euro gerechnet nahezu unverändert bei knapp 1.010 EUR je Feinunze. Der Arbeitsmarktbericht enthielt sowohl positive als auch negative Aspekte und brachte daher keine Klarheit über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed.

Die erste Möglichkeit dafür besteht bei der Fed-Sitzung nächste Woche. Der Goldpreis dürfte aufgrund der Unsicherheit im Vorfeld der Sitzung in Schach gehalten werden. In Indien notieren die Goldpreise erstmals seit Mitte Juli mit einem Abschlag zum Weltmarktpreis, was auf eine schwache physische Nachfrage dort schließen lässt. Grund hierfür ist wohl die schwache Monsunsaison, die das Einkommen der ländlichen Bevölkerung schmälert (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 3. September).

Während die Positionierung der spekulativen Finanzinvestoren bei Gold in der Woche zum 1. September unverändert blieb, wurden bei Silber, Platin und Palladium Netto-Long-Positionen aufgebaut. Dies hatte bei Silber aber keine preisunterstützende Wirkung. Platin und Palladium machten mit Unterstützung der spekulativen Finanzinvestoren dagegen einen Teil ihrer vorherigen Verluste wieder wett.


Industriemetalle

Nach den deutlichen Verlusten Ende letzter Woche kommt es zum Wochenauftakt bei den Industriemetallen nur zu einer moderaten Erholungsbewegung. Kupfer handelt bei knapp 5.200 USD je Tonne und Aluminium weiter über der Marke von 1.600 USD je Tonne. Im Zuge schwacher Aktienmärkte, die auf eine höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer hindeuten, und trotz solider US-Konjunkturdaten verbilligten sich die Metalle am Freitag um teilweise über 3%. Seit dem Morgen haben die Märkte in China wieder geöffnet - und der CSI 300 verliert 3,4%.

Dies trägt zwar zu einer höheren Liquidität bei, führt aber offenbar auch wieder zu mehr Verunsicherung unter den Marktteilnehmern. Diese wird zudem von der zwar marginalen, aber dennoch überraschenden Revision des chinesischen BIP-Wachstums geschürt. Das Nationale Statistikbüro hat die Wachstumsrate für 2014 um ein Zehntel auf 7,3% nach unten genommen. Dies könnte zu Spekulationen beitragen, dass auch die bisherigen Daten für das laufende Jahr zu hoch ausgewiesen sind.

Gemäß CFTC-Statistik haben die spekulativen Finanzinvestoren bei Kupfer in der Woche zum 1. September ihre Netto-Short-Positionen um 14% abgebaut. Dies war der vierte Wochenrückgang in Folge - die Netto-Short-Positionen wurden in diesem Zeitraum mehr als halbiert. Der Kupferpreis ist in dieser Zeit allerdings um gut 3% gefallen, was auf eine schwache physische Kupfernachfrage hindeutet. Morgen früh veröffentlicht China Handelsdaten für August.


Agrarrohstoffe

Die Weizenpreise erholten sich am Freitag nur wenig von ihrem am Donnerstag erreichten niedrigsten Schlusskurs seit 5 Jahren. Der starke US-Dollar erweist sich für die US-Preise als Bremsklotz. Gemeinsam mit erfreulichen Ernten auf der nördlichen Halbkugel verspricht er für US-Weizen Gegenwind auf den internationalen Absatzmärkten.

Zu den Ländern mit guten Ernten gehört Frankreich, das nun auch offiziell eine rekordhohe Weichweizenernte von 40,8 Mio. Tonnen meldete. Allerdings hatten zuvor bereits nur wenig niedrigere vorläufige Schätzungen des Ministeriums die Runde gemacht und waren bereits bei der Preisbildung berücksichtigt worden.

Der Sojabohnenpreis gab am Freitag von den Gewinnen der letzten Augusttage weiter ab. Er liegt nun nur noch marginal über dem zuvor erreichten 6-Jahrestief. Das lange Wochenende in den USA dürfte einen Beitrag dazu geleistet haben, vor allem aber belastet die Unsicherheit über die weitere Entwicklung im größten Absatzland China.

Das US-Landwirtschaftsministerium USDA hatte in seinen Augustprognosen Chinas Verarbeitung an Sojabohnen 2015/16 ebenso wie die Importe nach oben revidiert. Dass nun auf der USDA-Website ein Bericht seines Auslandsdienstes mit einer niedrigeren Schätzung für beide Größen eingestellt wurde, verunsichert die Beobachter im Vorfeld der für Freitag anstehenden neuen offiziellen USDA-Schätzungen.



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