Indien begibt Gold-Anleihen zur Reduzierung der Goldimporte
14.09.2015 | Thorsten Proettel
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Unterschiedliche LaufzeitenPresseberichten aus Indien zufolge sollen Gold Bonds im Nominalbetrag von 5 Gramm, 10 Gramm, 50 Gramm und 100 Gramm mit unterschiedlichen Laufzeiten ausgegeben werden. Die Zins- und Rückzahlung der kurzfristigen Papiere mit einer Laufzeit von einem bis drei Jahren sollen auf Wunsch des Eigentümers in Bargeld oder Gold erfolgen. Für Papiere mit mittlerer Laufzeit (fünf bis sieben Jahre) und langer Laufzeit (zwölf bis fünfzehn Jahre) ist dagegen nur ein Barausgleich geplant, der sich nach dem jeweiligen Marktpreis des Goldes bemisst.
Bereits diese Regel könnte sich als Stolperstein für kritische Interessenten erweisen, denn ein Ausgleich für eine bis dahin eingeführte oder erhöhte Gold(import)steuer ist nicht vorgesehen.
Gute Zinsen aber keine Steueramnestie
Im Gespräch ist eine relativ hohe Verzinsung von 2,5% bis 3,0% auf das eingezahlte Gold. Attraktiv ist heuer auch die geplante niedrige Mindesteinlage von 30 Gramm Gold, so dass im Gegensatz zu früheren Programmen dass viele Haushalte mit kleinem Vermögen teilnehmen können. Nach oben ist die Einzahlung aber auf 500 Gramm pro Kopf beschränkt und die Interessenten müssen mit einer Befragung über die Herkunft des Edelmetalls rechnen.
Eine Steueramnestie ist in Zusammenhang mit dem Programm nicht vorgesehen. Das bedeutet, dass auf Gold mit zweifelhafter Herkunft von Vermögenden verzichtet wird. Dabei war das Programm von 1993 mit Immunitätsschutz für Einzahler bislang das erfolgreichste. Damals wurden 41 Tonnen mobilisiert.
Goldmengen in der Vergangenheit überschaubar
Das erste Programm von 1962 erreichte ein Volumen von gut 16 Tonnen und 1980 gelangten 13 Tonnen an die Regierung. Die Anstrengungen von 1965 und 1999 galten dagegen als Flops. Sollte sich das neu aufgelegte Programm in einer ähnlichen Größenordnung bewegen, dann sind kaum spürbare Auswirkungen auf den internationalen Markt zu befürchten.
Ob die Bedeutung des physischen Goldbesitzes angesichts der guten Verzinsung der Schuldverschreibungen sowie der sich immer mehr an westlichen Vorbildern orientierenden Gesellschaft nicht doch abnehmen könnte, werden erst die nächsten Monate und Jahre zeigen. Angesichts des hohen Goldbestandes indischer Haushalte ließen sich zumindest rechnerisch für die kommenden 20 Jahre neue Goldimporte vermeiden.
Probleme in die Zukunft verlagert?
Über den langfristigen Umgang mit dem Monetarisierungsprogramm hat sich die Regierung übrigens nicht geäußert. Wenn die Gold Bonds in Zukunft fällig werden und die Eigentümer für den Gegenwert Gold erwerben wollen, dann wäre der Bedarf an Importen selbstverständlich nicht aufgehoben, sondern nur zeitlich verschoben worden. Er würde sich später umso stärker in der Handelsbilanz bemerkbar machen. Schließlich wird das Metall nicht gelagert, sondern wie beschrieben weiterveräußert beziehungsweise verliehen.
Vielleicht plant die Regierung auch eine fortwährende Neuauflage der Papiere, damit das Gold ähnlich dem Staatsschuldenstand vieler Länder faktisch überhaupt nicht mehr zurückgezahlt werden muss. Problematisch ist grundsätzlich allerdings die Bindung des Rückzahlungsversprechens an Gold. Die Gold Bonds sind damit mit Schulden in ausländischer Währung vergleichbar, die im Gegenzug zu Schulden in Rupien nicht einfach abgewertet werden können.
Außerdem setzt sich Indien den Risiken eines Spekulanten aus, der an der Börse Leerverkäufe tätigt. Sollte der Goldpreis zukünftig stark ansteigen, dann drohen der Regierung unabsehbare Kosten für die Auszahlung der Bond-Gläubiger.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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