Preisschwäche setzt sich fort
15.09.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Phase hoher Preisvolatilität und der Preisrückgang setzten sich am Ölmarkt gestern weiter fort, wobei vor allem der Brentölpreis um 3,7% auf unter 47 USD je Barrel gefallen ist. Neben den enttäuschenden Wirtschaftsdaten aus China hat der OPEC-Monatsbericht zur negativen Stimmung am Ölmarkt beigetragen. Im Gegensatz zur IEA geht die OPEC von einer Produktionsausweitung außerhalb des Kartells im nächsten Jahr aus, wenngleich um nur 160 Tsd. Barrel täglich.
Wir sind überzeugt, dass der Rückgang sogar höher als die von der IEA geschätzten 500 Tsd. Barrel täglich ausfallen könnte, wenn sich die Preise mittelfristig nicht erholen.
Die IEA selbst schätzt, dass bei einem Ölpreis von 45 USD je Barrel die Produktion in Höhe von 930 Tsd. Barrel täglich "in Gefahr" wäre und bei 30 USD je Barrel rund 1,9 Mio. Barrel täglich. Deshalb erachten wir die aktuellen Preise als nicht nachhaltig und rechnen mit einem Anstieg. Einen "Preisanstieg" bei Brent morgen sollte man jedoch nicht überbewerten, da er dem Kontraktwechsel geschuldet sein dürfte.
Die Statistiken der ICE und der CFTC zeigen, dass der Ölpreisanstieg zuvor zum großen Teil der Rückführung von Leerverkäufen geschuldet war. So ist seit Mitte August die Anzahl spekulativer Short-Positionen bei Brent an der ICE von rund 130 Tsd. Kontrakten auf 97 Tsd. Kontrakte per 8. September zurückgegangen und bei WTI an der NYMEX von 159 Tsd. auf 129 Tsd. Kontrakte (nur Futures). Insgesamt hat der Anlegeroptimismus gemessen an den Netto-Long-Positionen bei beiden Ölsorten im Vergleich zum Mai jedoch deutlich nachgelassen.
Edelmetalle
Gold handelt am Morgen nahezu unverändert bei knapp 1.110 USD je Feinunze. In Euro gerechnet kostet Gold 980 EUR je Feinunze und zeigt sich damit im Vergleich zu gestern ebenfalls kaum verändert.
Platin und Palladium standen dagegen gestern spürbar unter Druck und verbilligten sich jeweils um 1,6%. Der Preisrückgang setzt sich heute Morgen trotz preisunterstützender Nachrichten fort. Platin handelt auf einem 5½-Wochentief von gut 950 USD je Feinunze, Palladium fällt auf 580 USD je Feinunze.
Der europäische Automarkt befindet sich weiter auf Erholungskurs. Gemäß Daten des Verbands der europäischen Automobilproduzenten (ACEA) wurden im August rund 745 Tsd. Autos neu zugelassen. Dies war zwar ein deutlicher Rückgang gegenüber Juli, der August ist aber grundsätzlich ein schwacher Verkaufsmonat. Gegenüber Vorjahr stiegen die Neuzulassungen um 11,2%, wozu alle wichtigen Absatzmärkte beitrugen.
Die monatlichen Verkaufszahlen weisen seit nunmehr zwei Jahren ununterbrochen positive Jahresveränderungsraten auf. In den ersten acht Monaten des Jahres wurden den ACEA-Daten zufolge in der EU 9,1 Mio. Autos neu zugelassen, ein Plus von 8,6% gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Lässt die Dynamik im restlichen Jahresverlauf nicht nach, summieren sich die Neuzulassungen 2015 auf 13,6 Mio. Autos. Dies wären der zweite Jahresanstieg in Folge und der höchste Wert seit 2009.
Industriemetalle
Die anfänglich verhalten negative Preisentwicklung der Industriemetalle wuchs sich gestern im Tagesverlauf zu einer ausgeprägten Schwäche aus. Gegenwind gab es einmal mehr von den, wenn auch moderat, gefallenen Aktienmärkten in Europa und den USA. Heute Morgen befinden sich auch die chinesischen Aktienmärkte wieder im Minus. Größter Belastungsfaktor waren offenbar die schwachen China-Daten vom Wochenende (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern).
Der LME-Industriemetallindex verlor schlussendlich 1,5%. Mit einem Minus von 3,7% war Nickel gestern der größte Verlierer. Das einzige Metall, das sich der Abwärtsbewegung entziehen konnte, war Zinn. Es legte leicht auf ein 4-Wochenhoch von über 15.500 USD je Tonne zu. Laut Aussagen des Handelsministeriums wird Indonesien, der weltweit größte Zinnexporteur, in diesem Jahr 70 Tsd. Tonnen Zinn ausführen, knapp 8% weniger als im letzten Jahr. Der Rückgang sei demnach einer schwächeren Nachfrage und den neuen Ausfuhrbestimmungen geschuldet.
Von Januar bis Juli hatte Indonesien bereits 45,7 Tsd. Tonnen Zinn exportiert. Hochgerechnet auf das Jahr ergäbe dies ein Exportvolumen von gut 78 Tsd. Tonnen. Die Ausfuhren von August bis Dezember müssen daher deutlich niedriger ausfallen. 2016 sollen die Zinnexporte wieder auf über 74 Tsd. Tonnen steigen, da das Handelsministerium von einer Erholung der weltweiten Zinnnachfrage ausgeht.
Agrarrohstoffe
Während das US-Landwirtschaftsministerium USDA am Freitag die Ertragsschätzung für US-Mais leicht kürzte, hob es die für Sojabohnen an. Dies sorgte für Verwirrung, da auch hier mit einer Kürzung gerechnet worden war. Laut USDA startete die Saison allerdings mit etwas niedrigeren Beständen, da 2014/15 die Exporte und der interne Verbrauch leicht nach oben genommen wurden. Die Änderungen sind allerdings nur gering, und auch auf globaler Ebene nahm das USDA keine nennenswerten Änderungen vor.
Nach einem kurzen Preisrutsch erholte sich der Sojabohnenpreis wieder, gezogen von der Preisbewegung bei Mais. Heute profitiert er davon, dass in der letzten Woche der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Sojapflanzen um zwei Punkte auf 61% sank. Zudem rechnen viele Beobachter doch mit einer Ertragskürzung im nächsten Monat. Auch Anpassungen an der Fläche sind möglich. Hinweise darauf kann der morgige Flächenbericht einer USDA-Teilbehörde geben.
Nach der kräftigen Rücknahme der Erwartungen an die US-Baumwollernte im August-Bericht, dreht das USDA nun das Rad ein Stück zurück, da es die Erntefläche wieder etwas größer ansetzt. Auf globaler Ebene schlägt dies aber nicht durch. Das erste Defizit seit Jahren lässt die Weltbestände 2015/16 sinken. Es wird aber etwas niedriger als im August geschätzt, da nach Kürzungen für Indien, Indonesien und Brasilien die globale Nachfrage um 1 Mio. Ballen niedriger angesetzt wird als im August. Der Preis gab angesichts der recht kleinen Änderungen nur wenig nach, zumal Risiken in Verbindung mit El Niño noch bestehen bleiben.
Die Phase hoher Preisvolatilität und der Preisrückgang setzten sich am Ölmarkt gestern weiter fort, wobei vor allem der Brentölpreis um 3,7% auf unter 47 USD je Barrel gefallen ist. Neben den enttäuschenden Wirtschaftsdaten aus China hat der OPEC-Monatsbericht zur negativen Stimmung am Ölmarkt beigetragen. Im Gegensatz zur IEA geht die OPEC von einer Produktionsausweitung außerhalb des Kartells im nächsten Jahr aus, wenngleich um nur 160 Tsd. Barrel täglich.
Wir sind überzeugt, dass der Rückgang sogar höher als die von der IEA geschätzten 500 Tsd. Barrel täglich ausfallen könnte, wenn sich die Preise mittelfristig nicht erholen.
Die IEA selbst schätzt, dass bei einem Ölpreis von 45 USD je Barrel die Produktion in Höhe von 930 Tsd. Barrel täglich "in Gefahr" wäre und bei 30 USD je Barrel rund 1,9 Mio. Barrel täglich. Deshalb erachten wir die aktuellen Preise als nicht nachhaltig und rechnen mit einem Anstieg. Einen "Preisanstieg" bei Brent morgen sollte man jedoch nicht überbewerten, da er dem Kontraktwechsel geschuldet sein dürfte.
Die Statistiken der ICE und der CFTC zeigen, dass der Ölpreisanstieg zuvor zum großen Teil der Rückführung von Leerverkäufen geschuldet war. So ist seit Mitte August die Anzahl spekulativer Short-Positionen bei Brent an der ICE von rund 130 Tsd. Kontrakten auf 97 Tsd. Kontrakte per 8. September zurückgegangen und bei WTI an der NYMEX von 159 Tsd. auf 129 Tsd. Kontrakte (nur Futures). Insgesamt hat der Anlegeroptimismus gemessen an den Netto-Long-Positionen bei beiden Ölsorten im Vergleich zum Mai jedoch deutlich nachgelassen.
Edelmetalle
Gold handelt am Morgen nahezu unverändert bei knapp 1.110 USD je Feinunze. In Euro gerechnet kostet Gold 980 EUR je Feinunze und zeigt sich damit im Vergleich zu gestern ebenfalls kaum verändert.
Platin und Palladium standen dagegen gestern spürbar unter Druck und verbilligten sich jeweils um 1,6%. Der Preisrückgang setzt sich heute Morgen trotz preisunterstützender Nachrichten fort. Platin handelt auf einem 5½-Wochentief von gut 950 USD je Feinunze, Palladium fällt auf 580 USD je Feinunze.
Der europäische Automarkt befindet sich weiter auf Erholungskurs. Gemäß Daten des Verbands der europäischen Automobilproduzenten (ACEA) wurden im August rund 745 Tsd. Autos neu zugelassen. Dies war zwar ein deutlicher Rückgang gegenüber Juli, der August ist aber grundsätzlich ein schwacher Verkaufsmonat. Gegenüber Vorjahr stiegen die Neuzulassungen um 11,2%, wozu alle wichtigen Absatzmärkte beitrugen.
Die monatlichen Verkaufszahlen weisen seit nunmehr zwei Jahren ununterbrochen positive Jahresveränderungsraten auf. In den ersten acht Monaten des Jahres wurden den ACEA-Daten zufolge in der EU 9,1 Mio. Autos neu zugelassen, ein Plus von 8,6% gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Lässt die Dynamik im restlichen Jahresverlauf nicht nach, summieren sich die Neuzulassungen 2015 auf 13,6 Mio. Autos. Dies wären der zweite Jahresanstieg in Folge und der höchste Wert seit 2009.
Industriemetalle
Die anfänglich verhalten negative Preisentwicklung der Industriemetalle wuchs sich gestern im Tagesverlauf zu einer ausgeprägten Schwäche aus. Gegenwind gab es einmal mehr von den, wenn auch moderat, gefallenen Aktienmärkten in Europa und den USA. Heute Morgen befinden sich auch die chinesischen Aktienmärkte wieder im Minus. Größter Belastungsfaktor waren offenbar die schwachen China-Daten vom Wochenende (siehe TagesInfo Rohstoffe von gestern).
Der LME-Industriemetallindex verlor schlussendlich 1,5%. Mit einem Minus von 3,7% war Nickel gestern der größte Verlierer. Das einzige Metall, das sich der Abwärtsbewegung entziehen konnte, war Zinn. Es legte leicht auf ein 4-Wochenhoch von über 15.500 USD je Tonne zu. Laut Aussagen des Handelsministeriums wird Indonesien, der weltweit größte Zinnexporteur, in diesem Jahr 70 Tsd. Tonnen Zinn ausführen, knapp 8% weniger als im letzten Jahr. Der Rückgang sei demnach einer schwächeren Nachfrage und den neuen Ausfuhrbestimmungen geschuldet.
Von Januar bis Juli hatte Indonesien bereits 45,7 Tsd. Tonnen Zinn exportiert. Hochgerechnet auf das Jahr ergäbe dies ein Exportvolumen von gut 78 Tsd. Tonnen. Die Ausfuhren von August bis Dezember müssen daher deutlich niedriger ausfallen. 2016 sollen die Zinnexporte wieder auf über 74 Tsd. Tonnen steigen, da das Handelsministerium von einer Erholung der weltweiten Zinnnachfrage ausgeht.
Agrarrohstoffe
Während das US-Landwirtschaftsministerium USDA am Freitag die Ertragsschätzung für US-Mais leicht kürzte, hob es die für Sojabohnen an. Dies sorgte für Verwirrung, da auch hier mit einer Kürzung gerechnet worden war. Laut USDA startete die Saison allerdings mit etwas niedrigeren Beständen, da 2014/15 die Exporte und der interne Verbrauch leicht nach oben genommen wurden. Die Änderungen sind allerdings nur gering, und auch auf globaler Ebene nahm das USDA keine nennenswerten Änderungen vor.
Nach einem kurzen Preisrutsch erholte sich der Sojabohnenpreis wieder, gezogen von der Preisbewegung bei Mais. Heute profitiert er davon, dass in der letzten Woche der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Sojapflanzen um zwei Punkte auf 61% sank. Zudem rechnen viele Beobachter doch mit einer Ertragskürzung im nächsten Monat. Auch Anpassungen an der Fläche sind möglich. Hinweise darauf kann der morgige Flächenbericht einer USDA-Teilbehörde geben.
Nach der kräftigen Rücknahme der Erwartungen an die US-Baumwollernte im August-Bericht, dreht das USDA nun das Rad ein Stück zurück, da es die Erntefläche wieder etwas größer ansetzt. Auf globaler Ebene schlägt dies aber nicht durch. Das erste Defizit seit Jahren lässt die Weltbestände 2015/16 sinken. Es wird aber etwas niedriger als im August geschätzt, da nach Kürzungen für Indien, Indonesien und Brasilien die globale Nachfrage um 1 Mio. Ballen niedriger angesetzt wird als im August. Der Preis gab angesichts der recht kleinen Änderungen nur wenig nach, zumal Risiken in Verbindung mit El Niño noch bestehen bleiben.