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Nach FOMC-Meeting: Liquidität und Wachstum im Fokus

21.09.2015  |  Klaus Singer
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So lange diese Carry-Trade-Kredite ausgeweitet wurden, sank der Außenwert des Dollar. Endet dieser Prozess, so beginnt sich die Bewegung umzukehren. Der Dollar-Index hat im Spätsommer 2011 eine Bodenbildung abgeschlossen. Aber erst Mitte 2014 beschleunigte sich die Aufwärtsbewegung.

Mit dem stärker werdenden Dollar verteuern sich Dollar-Kredite, was dazu führt, dass sich die Kreditnehmer zunehmend und teilweise panisch von solchen Finanzierungen verabschieden. Im Gegenzug zum festeren Dollar werden die Währungen der Länder, in denen diese Carry-Trade-Kredite aufgelöst werden, schwächer. Das tangiert ihre Exportsituation.

China wirkt diesem Prozess entgegen, indem das Land US-Währungsreserven verkauft (siehe hier). Diese bestehen zum großen Teil aus US-Treasurys. Ihr Verkauf drückt die US-Renditen nach oben und verteuert tendenziell die Finanzierungssituation in den USA.

Die EZB hat durch ihre QE-Politik dazu beigetragen, dass der Euro in gewissem Umfang als Carry-Trade-Währung in die Fußstapfen des Dollar getreten ist. Das hat - aus Sicht der Eurozonen-Wirtschaft äußerst willkommen - den Euro geschwächt und zusammen mit dem erstarkenden Dollar das Währungsverhältnis Euro/Dollar im März auf 1,05 gedrückt, herunter zur Untergrenze eines bis 1985 zurück reichenden Aufwärtskanals.

Seitdem zeigt es eine festere Tendenz, was auf die Auflösung von Euro-Carry-Trade-Krediten hindeuten dürfte. Am 23. August, zum Zeitpunkt des seinerzeitigen Zusammenbruchs der Aktienkurse weltweit, wurden intraday 1,17 erreicht, aktuell notiert das Währungspaar bei 1,13.

Werden Kredite aufgelöst, verliert die Schulden-orientierte Wirtschaft an Schmiermitteln.

Die Schwellenländer sind durch Kapitalflucht besonders betroffen. Auch der Abbau von Währungsreserven z.B. in China bedeutet nichts anderes, als dass Kredite zurückgezahlt werden. Die aufgrund des Ölpreisabsturzes geringeren Einnahmen der ölexportierenden Länder führen dazu, dass die Kapitalflüsse aus diesen Ländern in die Finanzmärkte Europas und der USA abebben. All das lässt die globale Liquidität abnehmen.

Wenn eine solche Entwicklung bedrohlich wird, wirken die Zentralbanken seit Jahrzehnten mit einer Ausweitung der Geldmenge entgegen, sei es durch immer tiefere Zinsen, durch sinkende Eigenkapitalanforderungen der Banken und allerlei andere Erleichterungen bis hin zum direkten Ankauf von Wertpapieren, insbesondere von Schuldscheinen (QE).

Ob den Zentralbanken das wieder gelingt, ist nicht ausgemacht. Wenn die Zinsen schon nahe Null sind, ist der „Erleichterungs-Spielraum“ eng. Die Erträge von Krediten liegen nur noch wenig darüber, die Margen sind gering. Genau deshalb wurde ja verstärkt Extra-Profit in und mit Carry-Trade-Krediten gesucht. Zudem können bei den vergleichsweise geringen Margen schon geringe Verluste bei den heute erreichten Schulden-Hebeln schnell zu einem Fiasko führen - aus einer Schieflage wird im Handumdrehen ein Bankrott.

Der Welthandel hat sich im Quartalsvergleich im ersten und zweiten Vierteljahr 2015 rückläufig entwickelt (im Chart nicht dargestellt - siehe auch hier). Das gab es seit der Finanzkrise 2008/2009 nicht mehr. Das Wachstum des Welthandels ist im allgemeinen etwas stärker als das Wachstum des globalen BIP. In den 1990er Jahren entwickelte sich der Welthandel besonders rasant, als die “Globalisierung” durchschlug.

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Seit der Finanzkrise aber entwickelt sich der Welthandel kaum noch stärker als das Welt-BIP. Ursachen sind die Wachstumsschwäche in Europa und jetzt auch in China, sowie etwa das Aufkommen des Frackings v.a. in den USA. Eine längere Phase einer schleppenden Wirtschaftsentwicklung in den industrialisierten Ländern (auch die USA können an die Wachstumsraten vor der Finanzkrise und auch vor der Jahrtausenwende nicht anknüfen) drückt das Welthandelsvolumen und die Nachfrage nach Rohstoffen.

Das erschwert es den Ländern mit geringen Einkommen, die in der Regel die hauptsächlichen Rohstofflieferanten sind, reicher zu werden. Das wiederum tangiert die Absatzchancen der industrialisierten Ländern und wirkt auf die Entwicklung des Welt-BIP zurück. In dieser Situation muss man auch die Bemühungen zu Freihandelsabkommen sehen, die darauf abzielen, Handelsbeschränkungen einzureißen und den multinationalen (US-)Unternehmen den Weg in die Weltwirtschaft weiter zu ebnen.



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