"Diesel-Gate" lässt Preisschere zwischen Platin und Palladium schrumpfen
28.09.2015 | Thorsten Proettel
Neuerlicher Ausverkauf am Platinmarkt
In den Sommermonaten dieses Jahres lastete vor allem die Furcht vor einer Rezession in China auf dem Markt für Platinmetalle. Der Rückgang des chinesischen Fahrzeugabsatzes dämpft die Nachfrage nach Palladium für Abgaskatalysatoren. Noch stärker gebeutelt wurde Platin, das insbesondere in China als Schmuckmetall genutzt wird.
Mit den in den USA aufgedeckten Manipulationen von Abgaswerten durch den VWKonzern besteht seit kurzem ein neuer Preistreiber, doch in diesem Fall verlaufen die Trends gegensätzlich. Nach Bekanntwerden des Skandals sank die Platinnotierung um rund 50 USD beziehungsweise um 5% auf 925 USD im Tief, während Palladium um fast 60 USD oder 10% auf bis zu 662 USD je Feinunze anstieg.
Bald geringere Nachfrage nach Diesel-PKW in USA?
Die gegenläufige und damit untypische Reaktion der beiden Metalle ergibt sich aus der Annahme, dass Diesel-Fahrzeuge aufgrund der Verfehlung von Abgasgrenzwerten in den USA bald nicht mehr verkauft werden dürfen oder dass ihnen zumindest ein schlechtes Image anhängt. Dies würde zu einem geringeren Platinbedarf führen, denn das graue Edelmetall wird in den Abgaskatalysatoren von Selbstzündermotoren eingesetzt.
Wenn die Interessenten in den USA stattdessen Kraftwagen mit Benzinmotor kaufen, dann würde hiervon die Palladiumnachfrage profitieren, denn für diese Fahrzeuge werden Katalysatoren aus dem preislich günstigeren Schwestermetall genutzt.
Auswirkungen bislang kaum absehbar
Ob es wirklich zu den oben skizzierten Änderungen in der Fahrzeugnachfrage kommt, kann bislang noch kaum seriös abgeschätzt werden. Die USA stehen aber immerhin für einen Anteil von knapp 15% an der weltweiten Platinnachfrage aus dem Kfz-Bereich, die wiederum mehr als 40% der gesamten Platinnachfrage ausmacht (siehe auch Grafik).
Schwerwiegende Konsequenzen sind vor allem dann wahrscheinlich, wenn der VW-Skandal auch auf dem europäischen Markt für Dieselfahrzeuge seine Kreise ziehen würde. Unabhängig von dem Ausmaß der Folgen lässt sich schon heute sagen, dass zwei bestehende Trends durch den VWSkandal weiter beschleunigt werden.
Erstens dürfte der Palladiumeinsatz in der Kfz-Industrie zu Lasten von Platin weiter zunehmen. Die Mengenschere wird sich also weiter öffnen. Umgekehrt dürfte die Preisschere zwischen beiden Metallen langfristig weiter schrumpfen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
In den Sommermonaten dieses Jahres lastete vor allem die Furcht vor einer Rezession in China auf dem Markt für Platinmetalle. Der Rückgang des chinesischen Fahrzeugabsatzes dämpft die Nachfrage nach Palladium für Abgaskatalysatoren. Noch stärker gebeutelt wurde Platin, das insbesondere in China als Schmuckmetall genutzt wird.
Mit den in den USA aufgedeckten Manipulationen von Abgaswerten durch den VWKonzern besteht seit kurzem ein neuer Preistreiber, doch in diesem Fall verlaufen die Trends gegensätzlich. Nach Bekanntwerden des Skandals sank die Platinnotierung um rund 50 USD beziehungsweise um 5% auf 925 USD im Tief, während Palladium um fast 60 USD oder 10% auf bis zu 662 USD je Feinunze anstieg.
Bald geringere Nachfrage nach Diesel-PKW in USA?
Die gegenläufige und damit untypische Reaktion der beiden Metalle ergibt sich aus der Annahme, dass Diesel-Fahrzeuge aufgrund der Verfehlung von Abgasgrenzwerten in den USA bald nicht mehr verkauft werden dürfen oder dass ihnen zumindest ein schlechtes Image anhängt. Dies würde zu einem geringeren Platinbedarf führen, denn das graue Edelmetall wird in den Abgaskatalysatoren von Selbstzündermotoren eingesetzt.
Wenn die Interessenten in den USA stattdessen Kraftwagen mit Benzinmotor kaufen, dann würde hiervon die Palladiumnachfrage profitieren, denn für diese Fahrzeuge werden Katalysatoren aus dem preislich günstigeren Schwestermetall genutzt.
Auswirkungen bislang kaum absehbar
Ob es wirklich zu den oben skizzierten Änderungen in der Fahrzeugnachfrage kommt, kann bislang noch kaum seriös abgeschätzt werden. Die USA stehen aber immerhin für einen Anteil von knapp 15% an der weltweiten Platinnachfrage aus dem Kfz-Bereich, die wiederum mehr als 40% der gesamten Platinnachfrage ausmacht (siehe auch Grafik).
Schwerwiegende Konsequenzen sind vor allem dann wahrscheinlich, wenn der VW-Skandal auch auf dem europäischen Markt für Dieselfahrzeuge seine Kreise ziehen würde. Unabhängig von dem Ausmaß der Folgen lässt sich schon heute sagen, dass zwei bestehende Trends durch den VWSkandal weiter beschleunigt werden.
Erstens dürfte der Palladiumeinsatz in der Kfz-Industrie zu Lasten von Platin weiter zunehmen. Die Mengenschere wird sich also weiter öffnen. Umgekehrt dürfte die Preisschere zwischen beiden Metallen langfristig weiter schrumpfen.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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