Kräftige Preisanstiege bei Öl und Edelmetallen
07.10.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Ein deutlich größerer Risiko-Appetit der Marktteilnehmer, die Eskalation des Konflikts in Syrien, ein schwächerer US-Dollar oder der Durchbruch der psychologisch wichtigen Marke von 50 USD - all das sind gute Erklärungen für den massiven Preisanstieg gestern. Der Brentölpreis ist binnen weniger Stunden um über 3 USD bzw. über 6% gestiegen. Die beste Erklärung liefert jedoch u.E der "Sprungfedereffekt", wobei eine Sprungfeder stark zurückschlägt, wenn sie zu sehr gedrückt wird.
Genau dies war bei der Stimmung am Ölmarkt zuletzt der Fall. Entgegen der Meinung vieler Marktteilnehmer hat sich das fundamentale Bild aufgehellt. Die Ölnachfrage wächst stärker als erwartet, wie gestern die Aufwärtsrevision der Nachfrageschätzung durch die US-Energiebehörde EIA zeigte. Vor allem die US-Ölproduktion dürfte die Markteinengung herbeiführen. Diese Daten werden bei der heutigen Veröffentlichung der Lagerbestände durch das US-Energieministerium für den Markt von großer Bedeutung sein.
Auf Basis dieser Daten ist die gesamte tägliche US-Rohölproduktion von über 9,6 Mio. Barrel im Sommer auf unter 9,1 Mio. Barrel täglich Ende September gefallen, den niedrigsten Stand seit November. Die EIA rechnet damit, dass sich der Produktionsrückgang auch im nächsten Jahr unabhängig von Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen fortsetzen wird. Für uns ist der beschleunigte Rückgang der US-(Schiefer-)Ölproduktion der wichtigste Faktor für eine Wiederherstellung des Gleichgewichts am Ölmarkt und den nachhaltigen Preisanstieg auf über 60 USD je Barrel Brentöl im Verlauf des nächsten Jahres.
Edelmetalle
Angeführt von Gold ging es gestern für den gesamten Edelmetallsektor spürbar nach oben. Gold verteuerte sich auf ein 1½-Wochenhoch von über 1.150 USD je Feinunze und überschritt dabei die charttechnische 100-Tage-Linie. Gründe für den Preisanstieg gab es gleich mehrere. So wurden offenbar Erwartungen ausgepreist, dass die US-Notenbank Fed noch in diesem Jahr die Zinsen anheben könnte.
Daneben fiel die Handelsbilanz in den USA für August etwas schlechter aus als erwartet, was den US-Dollar abwerten ließ. Zudem hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum für dieses und nächstes Jahr nach unten revidiert und sieht noch weitere Abwärtsrisiken. Vor allem in den Schwellenländern sei demnach eine spürbare Abschwächung erkennbar. Und schließlich nahmen die geopolitischen Spannungen zwischen der Türkei und Russland zu, nachdem russische Kampfjets wiederholt den türkischen Luftraum verletzten.
Der kräftig gestiegene Ölpreis lässt zudem die Inflationserwartungen wieder steigen.
Im Fahrwasser von Gold legte Silber überproportional zu und stieg erstmals seit Ende Juni vorübergehend wieder über die Marke von 16 USD je Feinunze. Der Versuch, die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie zu überwinden, scheiterte allerdings zunächst.
Platin verteuerte sich auf 944 USD je Feinunze und Palladium handelte auf einem 3½-Monatshoch von 715 USD je Feinunze. Es machte damit sämtliche Verluste vom Wochenbeginn wieder wett.
Industriemetalle
Die Metallpreise wurden gestern nicht von der Euphorie an den Ölmärkten angesteckt und profitierten auch nicht vom Anstieg der industriellen Edelmetalle. Sie handelten stattdessen weitgehend unverändert auf ihren Vortagesniveaus. Heute Morgen ziehen die Preise dann doch etwas an, trotz erneut schwacher deutscher Konjunkturdaten: Im August ist die Industrieproduktion im Vormonatsvergleich merklich gefallen.
Die International Copper Study Group (ICSG) hat gestern Abend nach ihrer Herbsttagung ihre bisherigen optimistischen Prognosen zur Lage am globalen Kupfermarkt deutlich nach unten revidiert. Demnach soll der Markt in diesem Jahr nahezu ausgeglichen sein - es wird nur noch ein marginaler Angebotsüberschuss von 41 Tsd. Tonnen erwartet - und im nächsten Jahr in ein Defizit von 127 Tsd. Tonnen drehen.
Im April ging die ICSG noch von deutlichen Überschüssen von 364 Tsd. und 228 Tsd. Tonnen aus. Seit April haben sich die Marktbedingungen laut Aussagen der ICSG aber substanziell verändert, was sich vor allem in einer Abwärtsrevision der Angebotsprognosen widerspiegelt. Diese wurde vorgenommen, nachdem zuletzt umfangreiche Produktionskürzungen seitens einiger Produzenten angekündigt wurden. 2016 soll dann die Nachfrage auch wieder spürbar anziehen und das Nachfragewachstum die Angebotsausweitung übertreffen. Die Einschätzung der ICSG würde deutlich höhere Kupferpreise rechtfertigen.
Agrarrohstoffe
Die Getreide- und Ölsaatenmärkte warten gespannt auf die neuen Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums USDA, die am Freitag veröffentlicht werden. Im Vorfeld legen die Maisnotierungen bereits auf ein Zweimonatshoch von knapp 400 US-Cents je Scheffel zu, da mit einer - wenn auch nur geringfügigen - Abwärtsrevision der erwarteten US-Ernte gerechnet wird. In Umfragen spiegelt sich die Erwartung, dass das USDA sowohl den Maisertrag als auch die Erntefläche nach unten korrigieren wird.
Bisher hat das USDA 13,6 Mrd. Scheffel eingestellt, 4,5% weniger als im Vorjahr. Allerdings äußern einige Beobachter die Erwartung, dass das USDA aus ihrer Sicht eine zu schwache Anpassung nach unten vornehmen wird und damit weiteres Abwärtspotenzial bestehen bleibt. Auch bei Sojabohnen wird mit einer leichten (flächenbedingten) Reduktion der Ernteprognose gerechnet. Die hohe Konkurrenz aus Südamerika verhindert aber, dass die Preise hiervon profitieren können. Zudem geht die Ernte in den USA bisher zügiger vonstatten als im Durchschnitt der letzten Jahre.
Der Weizenpreis hat in den letzten vier Wochen um 13% zugelegt. Die lange Trockenheit in Australien, die auch für die kommenden Monate prognostiziert wird, könnte die vor Kurzem von offizieller Seite angehobene Ernteschätzung Makulatur werden lassen. Auch in der Schwarzmeerregion und Teilen der US Plains ist es zu trocken, was die Aussaat und Entwicklung der Pflanzen vor der Winterruhe behindert.
Ein deutlich größerer Risiko-Appetit der Marktteilnehmer, die Eskalation des Konflikts in Syrien, ein schwächerer US-Dollar oder der Durchbruch der psychologisch wichtigen Marke von 50 USD - all das sind gute Erklärungen für den massiven Preisanstieg gestern. Der Brentölpreis ist binnen weniger Stunden um über 3 USD bzw. über 6% gestiegen. Die beste Erklärung liefert jedoch u.E der "Sprungfedereffekt", wobei eine Sprungfeder stark zurückschlägt, wenn sie zu sehr gedrückt wird.
Genau dies war bei der Stimmung am Ölmarkt zuletzt der Fall. Entgegen der Meinung vieler Marktteilnehmer hat sich das fundamentale Bild aufgehellt. Die Ölnachfrage wächst stärker als erwartet, wie gestern die Aufwärtsrevision der Nachfrageschätzung durch die US-Energiebehörde EIA zeigte. Vor allem die US-Ölproduktion dürfte die Markteinengung herbeiführen. Diese Daten werden bei der heutigen Veröffentlichung der Lagerbestände durch das US-Energieministerium für den Markt von großer Bedeutung sein.
Auf Basis dieser Daten ist die gesamte tägliche US-Rohölproduktion von über 9,6 Mio. Barrel im Sommer auf unter 9,1 Mio. Barrel täglich Ende September gefallen, den niedrigsten Stand seit November. Die EIA rechnet damit, dass sich der Produktionsrückgang auch im nächsten Jahr unabhängig von Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen fortsetzen wird. Für uns ist der beschleunigte Rückgang der US-(Schiefer-)Ölproduktion der wichtigste Faktor für eine Wiederherstellung des Gleichgewichts am Ölmarkt und den nachhaltigen Preisanstieg auf über 60 USD je Barrel Brentöl im Verlauf des nächsten Jahres.
Edelmetalle
Angeführt von Gold ging es gestern für den gesamten Edelmetallsektor spürbar nach oben. Gold verteuerte sich auf ein 1½-Wochenhoch von über 1.150 USD je Feinunze und überschritt dabei die charttechnische 100-Tage-Linie. Gründe für den Preisanstieg gab es gleich mehrere. So wurden offenbar Erwartungen ausgepreist, dass die US-Notenbank Fed noch in diesem Jahr die Zinsen anheben könnte.
Daneben fiel die Handelsbilanz in den USA für August etwas schlechter aus als erwartet, was den US-Dollar abwerten ließ. Zudem hat der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum für dieses und nächstes Jahr nach unten revidiert und sieht noch weitere Abwärtsrisiken. Vor allem in den Schwellenländern sei demnach eine spürbare Abschwächung erkennbar. Und schließlich nahmen die geopolitischen Spannungen zwischen der Türkei und Russland zu, nachdem russische Kampfjets wiederholt den türkischen Luftraum verletzten.
Der kräftig gestiegene Ölpreis lässt zudem die Inflationserwartungen wieder steigen.
Im Fahrwasser von Gold legte Silber überproportional zu und stieg erstmals seit Ende Juni vorübergehend wieder über die Marke von 16 USD je Feinunze. Der Versuch, die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie zu überwinden, scheiterte allerdings zunächst.
Platin verteuerte sich auf 944 USD je Feinunze und Palladium handelte auf einem 3½-Monatshoch von 715 USD je Feinunze. Es machte damit sämtliche Verluste vom Wochenbeginn wieder wett.
Industriemetalle
Die Metallpreise wurden gestern nicht von der Euphorie an den Ölmärkten angesteckt und profitierten auch nicht vom Anstieg der industriellen Edelmetalle. Sie handelten stattdessen weitgehend unverändert auf ihren Vortagesniveaus. Heute Morgen ziehen die Preise dann doch etwas an, trotz erneut schwacher deutscher Konjunkturdaten: Im August ist die Industrieproduktion im Vormonatsvergleich merklich gefallen.
Die International Copper Study Group (ICSG) hat gestern Abend nach ihrer Herbsttagung ihre bisherigen optimistischen Prognosen zur Lage am globalen Kupfermarkt deutlich nach unten revidiert. Demnach soll der Markt in diesem Jahr nahezu ausgeglichen sein - es wird nur noch ein marginaler Angebotsüberschuss von 41 Tsd. Tonnen erwartet - und im nächsten Jahr in ein Defizit von 127 Tsd. Tonnen drehen.
Im April ging die ICSG noch von deutlichen Überschüssen von 364 Tsd. und 228 Tsd. Tonnen aus. Seit April haben sich die Marktbedingungen laut Aussagen der ICSG aber substanziell verändert, was sich vor allem in einer Abwärtsrevision der Angebotsprognosen widerspiegelt. Diese wurde vorgenommen, nachdem zuletzt umfangreiche Produktionskürzungen seitens einiger Produzenten angekündigt wurden. 2016 soll dann die Nachfrage auch wieder spürbar anziehen und das Nachfragewachstum die Angebotsausweitung übertreffen. Die Einschätzung der ICSG würde deutlich höhere Kupferpreise rechtfertigen.
Agrarrohstoffe
Die Getreide- und Ölsaatenmärkte warten gespannt auf die neuen Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums USDA, die am Freitag veröffentlicht werden. Im Vorfeld legen die Maisnotierungen bereits auf ein Zweimonatshoch von knapp 400 US-Cents je Scheffel zu, da mit einer - wenn auch nur geringfügigen - Abwärtsrevision der erwarteten US-Ernte gerechnet wird. In Umfragen spiegelt sich die Erwartung, dass das USDA sowohl den Maisertrag als auch die Erntefläche nach unten korrigieren wird.
Bisher hat das USDA 13,6 Mrd. Scheffel eingestellt, 4,5% weniger als im Vorjahr. Allerdings äußern einige Beobachter die Erwartung, dass das USDA aus ihrer Sicht eine zu schwache Anpassung nach unten vornehmen wird und damit weiteres Abwärtspotenzial bestehen bleibt. Auch bei Sojabohnen wird mit einer leichten (flächenbedingten) Reduktion der Ernteprognose gerechnet. Die hohe Konkurrenz aus Südamerika verhindert aber, dass die Preise hiervon profitieren können. Zudem geht die Ernte in den USA bisher zügiger vonstatten als im Durchschnitt der letzten Jahre.
Der Weizenpreis hat in den letzten vier Wochen um 13% zugelegt. Die lange Trockenheit in Australien, die auch für die kommenden Monate prognostiziert wird, könnte die vor Kurzem von offizieller Seite angehobene Ernteschätzung Makulatur werden lassen. Auch in der Schwarzmeerregion und Teilen der US Plains ist es zu trocken, was die Aussaat und Entwicklung der Pflanzen vor der Winterruhe behindert.