Gold ist kein Geld
12.10.2015 | Steve Saville
Gold war vor langer Zeit einmal Geld und wird es vielleicht auch in ferner Zukunft wieder sein, aber es gibt heutzutage keine entwickelte Volkswirtschaft, in der das Edelmetall zur Zeit als Geld angesehen wird. In diesem Artikel werde ich erklären, warum das so ist.
Diejenigen, die argumentieren, dass Gold Geld ist, verwechseln oft den Ist-Zustand mit dem Soll-Zustand. Sie erläutern dann, warum Gold als Zahlungsmittel den heutigen Fiatwährungen weit überlegen sei, und ihre Erklärungen sind wahrscheinlich zu 100% zutreffend, aber sie weichen damit dem Kernpunkt aus. Meiner Ansicht nach besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass Gold viel besser als Zahlungsmittel geeignet wäre, als etwas, das von den Zentral- und Geschäftsbanken nach Gutdünken erschaffen werden kann - aber Tatsache ist dennoch, dass Gold derzeit kein Geld ist.
Diese Vermischung der gewünschten und der tatsächlichen Situation beinhaltet manchmal die Behauptung, dass die Regierungen nicht bestimmen könnten, was Geld ist und was nicht. Das ist so, als würde jemand behaupten, dass es nicht regnen kann, während er in der Mitte eines Wolkenbruchs steht.
Die harte Wahrheit ist, dass Regierungen routinemäßig viele Dinge tun, die sie nicht tun sollten. Es sollte ihnen beispielsweise nicht möglich sein, Menschen zu versklaven, doch manchmal tun sie das trotzdem und nennen es dann Wehrpflicht oder Einberufung. Regierungen sollten auch nicht stehlen dürfen, aber sie tun das täglich in einem enormen Ausmaß und nennen es Besteuerung. Sie sollten nicht dazu in der Lage sein, fast alle finanziellen Transaktionen und den Großteil der Kommunikation im Internet zu überwachen und tun es trotzdem unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit, oder um uns vor Terroristen und Drogenhändlern zu schützen. Regierungen sollten weder direkt noch indirekt über die ihnen unterstellten Institutionen die Kaufkraft unserer Ersparnisse und Löhne zersetzen können, und doch geschieht genau das unter dem Deckmantel von wirtschaftlichen Impulsen. Es sollte ihnen auch nicht möglich sein, friedlichen und freiwilligen Abkommen Hindernisse in den Weg zu stellen, die die Geschäftskosten in die Höhe treiben und den Lebensstandard sinken lassen, doch auch das ist alltäglich und wird als Regulierung bezeichnet. Eine bestimmte Regierung (die der Vereinigten Staaten) sollte nicht ständig mit Militärgewalt in anderen Ländern auf der ganzen Welt eingreifen, aber sie tut es trotzdem und behauptet, sie fördere Frieden durch Stärke oder garantiere die Sicherheit der demokratischen Staaten weltweit.
Beleidigen Sie also bitte nicht meine Intelligenz, indem Sie versichern, dass Regierungen nicht die Macht hätten, zu bestimmen, was Geld ist!
Ein anderer Fehler, der oft von den Leuten gemacht wird, die meinen, Gold wäre Geld, ist dessen Eigenschaft als Wertaufbewahrungsmittel hervorzuheben (gemeint ist damit ein Mittel zum Erhalt der Kaufkraft, da der Wert etwas Subjektives ist und nicht aufbewahrt werden kann). Es gibt jedoch viele Dinge, die ihren Wert sehr gut konserviert haben und ganz offensichtlich kein Geld sind. Das ist also eindeutig kein entscheidendes Merkmal von Geld.
Das bringt mich zu einem wichtigen Punkt: Bevor man logisch argumentieren kann, ob etwas Geld ist oder nicht, muss man "Geld" zuerst definieren. Und da wir es hier mit etwas zu tun haben, das jeden betrifft, muss diese Definition sowohl praktisch als auch leicht verständlich sein.
Die einzig praktisch sinnvolle Definition von Geld ist folgende: Geld ist das allgemeine Tauschmittel oder eine sehr häufig verwendete Zahlungsart innerhalb eines Wirtschaftsraums. Nach dieser Definition stellt Gold heute in keiner entwickelten Nationalökonomie Geld dar. Nach dieser Definition ist der US-Dollar Geld in den USA, der Euro in der Eurozone, der Yen in Japan usw.
Sobald etwas zum allgemeinen Tauschmittel wird, wird es ebenfalls als Recheneinheit verwendet. Diese Funktion leitet sich auf natürliche Weise von der Funktion als Zahlungsmittel ab. Ein gutes Zahlungsmittel sollte außerdem langfristig gesehen seine Kaufkraft behalten, aber wie wir oben gesehen haben, ist das offensichtlich nicht das entscheidende Merkmal. In einer freien Marktwirtschaft könnte etwas, das sich nicht gut zum Erhalt der Kaufkraft eignet, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht als Geld verwendet werden - doch wir leben im Moment nicht in einer freien Marktwirtschaft. Bringen Sie nicht den Ist-Zustand und den Soll-Zustand durcheinander!
Ich gebe gern zu, dass es möglich ist, Definitionen für Geld zu erdenken, denen zufolge Gold Geld ist. Doch diese sind entweder nicht praktisch anwendbar oder konzentrieren sich auf eine Eigenschaft, die das Edelmetall mit anderen nicht-monetären Vermögenswerten teilt, oder sind ganz einfach falsch.
Zusammenfassend kann man also festhalten, dass etwas Geld ist, wenn eine durchschnittliche Person es als Geld erkennt, weil er oder sie es im täglichen Leben als Tauschmittel verwendet. Anders gesagt kann Geld kein Geheimnis sein, in das nur eine elitäre Gruppe eingeweiht ist. Gold ist daher zur Zeit kein Geld. Wenn es so wäre, würden wir uns nicht in dieser prekären Wirtschaftslage befinden.
Wenn Gold also kein Geld ist, was ist es dann? Das ist eine interessante Frage, der ich in einem separaten Artikel nachgehen werde.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Dieser Artikel wurde am 06. Oktober 2015 auf tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Diejenigen, die argumentieren, dass Gold Geld ist, verwechseln oft den Ist-Zustand mit dem Soll-Zustand. Sie erläutern dann, warum Gold als Zahlungsmittel den heutigen Fiatwährungen weit überlegen sei, und ihre Erklärungen sind wahrscheinlich zu 100% zutreffend, aber sie weichen damit dem Kernpunkt aus. Meiner Ansicht nach besteht nicht der geringste Zweifel daran, dass Gold viel besser als Zahlungsmittel geeignet wäre, als etwas, das von den Zentral- und Geschäftsbanken nach Gutdünken erschaffen werden kann - aber Tatsache ist dennoch, dass Gold derzeit kein Geld ist.
Diese Vermischung der gewünschten und der tatsächlichen Situation beinhaltet manchmal die Behauptung, dass die Regierungen nicht bestimmen könnten, was Geld ist und was nicht. Das ist so, als würde jemand behaupten, dass es nicht regnen kann, während er in der Mitte eines Wolkenbruchs steht.
Die harte Wahrheit ist, dass Regierungen routinemäßig viele Dinge tun, die sie nicht tun sollten. Es sollte ihnen beispielsweise nicht möglich sein, Menschen zu versklaven, doch manchmal tun sie das trotzdem und nennen es dann Wehrpflicht oder Einberufung. Regierungen sollten auch nicht stehlen dürfen, aber sie tun das täglich in einem enormen Ausmaß und nennen es Besteuerung. Sie sollten nicht dazu in der Lage sein, fast alle finanziellen Transaktionen und den Großteil der Kommunikation im Internet zu überwachen und tun es trotzdem unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit, oder um uns vor Terroristen und Drogenhändlern zu schützen. Regierungen sollten weder direkt noch indirekt über die ihnen unterstellten Institutionen die Kaufkraft unserer Ersparnisse und Löhne zersetzen können, und doch geschieht genau das unter dem Deckmantel von wirtschaftlichen Impulsen. Es sollte ihnen auch nicht möglich sein, friedlichen und freiwilligen Abkommen Hindernisse in den Weg zu stellen, die die Geschäftskosten in die Höhe treiben und den Lebensstandard sinken lassen, doch auch das ist alltäglich und wird als Regulierung bezeichnet. Eine bestimmte Regierung (die der Vereinigten Staaten) sollte nicht ständig mit Militärgewalt in anderen Ländern auf der ganzen Welt eingreifen, aber sie tut es trotzdem und behauptet, sie fördere Frieden durch Stärke oder garantiere die Sicherheit der demokratischen Staaten weltweit.
Beleidigen Sie also bitte nicht meine Intelligenz, indem Sie versichern, dass Regierungen nicht die Macht hätten, zu bestimmen, was Geld ist!
Ein anderer Fehler, der oft von den Leuten gemacht wird, die meinen, Gold wäre Geld, ist dessen Eigenschaft als Wertaufbewahrungsmittel hervorzuheben (gemeint ist damit ein Mittel zum Erhalt der Kaufkraft, da der Wert etwas Subjektives ist und nicht aufbewahrt werden kann). Es gibt jedoch viele Dinge, die ihren Wert sehr gut konserviert haben und ganz offensichtlich kein Geld sind. Das ist also eindeutig kein entscheidendes Merkmal von Geld.
Das bringt mich zu einem wichtigen Punkt: Bevor man logisch argumentieren kann, ob etwas Geld ist oder nicht, muss man "Geld" zuerst definieren. Und da wir es hier mit etwas zu tun haben, das jeden betrifft, muss diese Definition sowohl praktisch als auch leicht verständlich sein.
Die einzig praktisch sinnvolle Definition von Geld ist folgende: Geld ist das allgemeine Tauschmittel oder eine sehr häufig verwendete Zahlungsart innerhalb eines Wirtschaftsraums. Nach dieser Definition stellt Gold heute in keiner entwickelten Nationalökonomie Geld dar. Nach dieser Definition ist der US-Dollar Geld in den USA, der Euro in der Eurozone, der Yen in Japan usw.
Sobald etwas zum allgemeinen Tauschmittel wird, wird es ebenfalls als Recheneinheit verwendet. Diese Funktion leitet sich auf natürliche Weise von der Funktion als Zahlungsmittel ab. Ein gutes Zahlungsmittel sollte außerdem langfristig gesehen seine Kaufkraft behalten, aber wie wir oben gesehen haben, ist das offensichtlich nicht das entscheidende Merkmal. In einer freien Marktwirtschaft könnte etwas, das sich nicht gut zum Erhalt der Kaufkraft eignet, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht als Geld verwendet werden - doch wir leben im Moment nicht in einer freien Marktwirtschaft. Bringen Sie nicht den Ist-Zustand und den Soll-Zustand durcheinander!
Ich gebe gern zu, dass es möglich ist, Definitionen für Geld zu erdenken, denen zufolge Gold Geld ist. Doch diese sind entweder nicht praktisch anwendbar oder konzentrieren sich auf eine Eigenschaft, die das Edelmetall mit anderen nicht-monetären Vermögenswerten teilt, oder sind ganz einfach falsch.
Zusammenfassend kann man also festhalten, dass etwas Geld ist, wenn eine durchschnittliche Person es als Geld erkennt, weil er oder sie es im täglichen Leben als Tauschmittel verwendet. Anders gesagt kann Geld kein Geheimnis sein, in das nur eine elitäre Gruppe eingeweiht ist. Gold ist daher zur Zeit kein Geld. Wenn es so wäre, würden wir uns nicht in dieser prekären Wirtschaftslage befinden.
Wenn Gold also kein Geld ist, was ist es dann? Das ist eine interessante Frage, der ich in einem separaten Artikel nachgehen werde.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Dieser Artikel wurde am 06. Oktober 2015 auf tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.