Edelmetalle Aktuell
13.05.2006 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
In den letzten Tagen stürmte das gelbe Metall wieder einmal scheinbar unaufhaltsam voran. Zu Wochenbeginn stand es noch bei 680 $ je Unze. Mit der Rückkehr der Europäer aus dem Wochenende setzten zunächst Gewinnmitnahmen ein und das Gold fiel in der Folge auf 670 $ je Unze zurück. Dies war dann aber auch schon der Wochentiefststand und von hier aus ging es nur noch in eine Richtung, nämlich nach oben. Am Donnerstag erreichte die Notierung dann 726 $ je Unze, heute stieg es weiter auf über 730 USD. Dieser Preis war der höchste seit Januar 1986.
In den ersten drei Tagen dieser Woche steckte das Metall auch mögliche negative Einflüsse einfach weg. So zum Beispiel den sich zwischen 69 und 70 Dollars stabilisierenden Ölpreis, sowie das Verharren des Dollars in einer Spanne zwischen 1,27 und 1,28 und das trotz der Anhebung der US-Leitzinsen um 25 Basispunkte.
Wie es scheint ignoriert das Gold den Dollar und das Öl aber nur, wenn es gerade passt. Als die beiden aus den genannten Spannen nach oben ausbrachen, schloss sich das und das Gold umgehend an und das mit mit den oben schon beschriebenen, positiven Konsequenzen.
Der Anstieg in den letzten 48 Stunden war außerdem noch gestützt worden durch Berichte darüber, dass chinesische Wirtschafts-Analysten, eine Vervierfachung der offiziellen Goldvorräte gefordert hatten, um so die aktuell extrem dollarlastigen Währungsreserven besser zu diversifizieren. Wir bezweifeln allerdings, dass sich das offizielle China derzeit so nahe dem Allzeithoch auf das Abenteuer eines Goldkaufs einlassen würde.
In den letzten Stunden fiel der Goldpreis nach vereinzelten Gewinnmitnahmen zwar leicht zurück, mit aktuell 720 $ je Unze liegt es aber nicht weit von Rekordniveau entfernt.
Der Ausblick gestaltet sich im Moment eher schwierig. Auf der einen Seite haben die positiven Faktoren weiter Bestand und es fließt noch immer genügend Anlegergeld auf der Suche nach einem Hafen durch die Venen des Weltfinanzsystems. Ob das Gold kurzfristig betrachtet eine solche, sichere Anlaufstelle bilden kann, muss aber bezweifelt werden. In nur wenigen Monaten ist der Preis nun um über 50 Prozent gestiegen und obwohl die Kursgewinne einigermaßen geordnet vor sich gegangen sind, muss doch die Frage zugelassen sein, wie weit die Hausse sinnvollerweiser noch führen soll. Aus unserer Sicht haben wir es aktuell eindeutig schon mit einer spekulativen Blase zu tun und die Situation schreit förmlich nach einer scharfen Korrektur. Die Frage ist allerdings, was eine solche Gegenbewegung auslösen könnte. Eine Möglichkeit wäre ein dramatischer Einbruch bei den Notierungen für Öl- und/oder NE-Metalle. Es muss nämlich abgewartet werden, wie die Rohstoffbörsen aktuell mit den durch die Hausse markant gestiegenen Kredit- und Liquiditätsrisiken umgehen. Wie 1980 zu sehen war, reichte alleine die (notwendige) Erhöhung von Margeneinschüssen, um die damalige Preisexplosion bei Gold und Silber umzukehren.
Eher unwahrscheinlich ist, dass die Zentralbanken auf dem Goldmarkt intervenieren werden, sei es durch entsprechende Kommentare oder durch ein aktives Vorgehen. Letzteres ist ohnehin durch das Goldabkommen der Notenbanken schwierig. Und weil Gold außerdem keine aktive Rolle im Weltwirtschaftssystem mehr spielt, dürften die Zentralbanken durch den Anstieg auch nicht allzu sehr beunruhigt sein. Einzige Ausnahme, die für ein Eingreifen der Notenbanken spräche, wäre allerdings, wenn der Anstieg des Goldpreises aus irgendeinem Grund eine Bedrohung für das globale Finanzsystem darstellen würde.
Ein weiterer möglicher Auslöser für einen Rückgang des Goldpreises könnte noch das aktuelle Missverhältnis zwischen dem stark sinkenden physischen Absatz einerseits und der spekulativen Nachfrage nach ("Papier"-)Gold andererseits sein. Hier berichteten in dieser Woche Banken und Scheideanstalten in Europa und Asien gleichermaßen über massive Rückflüsse an Münzen, Barren, altem Schmuck und anderer Recyclingware. Dem steht nur noch vereinzelte Nachfrage von Investoren gegenüber, aus diesem Grund wird das meiste Material wohl als Barren in "London Good Delivery"-Form enden. Komplett anders stellt sich die Situation aber bei den spekulativ orientierten Marktteilnehmern dar. Banken in Deutschland berichten über einen massiven Anstieg des Interesses und über umfangreiche Käufe von Optionsscheinen mit einem Ausübungspreis in Höhe von 1.000 $ je Unze. Insgesamt könnte alleine hierzulande in den letzten Tagen 100.000 - 150.000 Unzen dieser Optionen abgesetzt worden sein.
Von den Minen gab es in der letzten Woche nicht allzu viele Neuigkeiten. Die ohnehin in den roten Zahlen operierende südafrikanische Minengesellschaft Western Areas hat einen Unfall im Hauptförderschacht zu verkraften und wird deshalb in den nächsten Monaten nur die Hälfte an Gold ausbringen. Um die finanziellen Folgen abzufedern, soll jetzt das Kapital mit Hilfe neuer Aktien erhöht werden.
Eine vorübergehende Blockade der zu Barrick gehörenden Pierina-Mine durch Leiharbeiter hatte keine Auswirkungen auf die dortige Produktion. Die Mine ist mit einer jährlichen Ausbringung von mehr als 625.000 Unzen die zweitgrößte Goldmine des Anden-Staates.
Das Silber überließ die Bühne in dieser Woche dem Platin und vor allem auch dem Gold. Trotzdem konnte auch dieses Metall am Ende neue Rekordpreise verbuchen und dabei sogar das bisherige Hoch vom 20. April übersteigen.
Begonnen hatte die Woche aber zunächst mit einem Verbleib in einer Handelsspanne zwischen 13,40 und 14,60 $ je Unze, dabei folgte das Metall im wesentlichen dem Goldpreis. Gestern brach es dann aus dieser Spanne nach oben aus. Die Folge war erneutes spekulatives Kaufinteresse, das am Ende das Metall auf ein neues 25-Jahreshoch bei 15,25 $ je Unze beförderte. Einzelne Gewinnmitnahmen brachte später Verluste, im Großen und Ganzen scheint das Metall aber noch immer in einer guten Verfassung zu sein. Ob dies angesichts der spekulativen Blase, die sich auch hier hinter dem Anstieg verbirgt, auf Dauer so sein wird, muss abgewartet und auch bezweifelt werden. Dies gilt trotz des unerwartet deutlichen Erfolgs des Silber-Fonds in den USA, von dem binnen kürzester Zeit eine Menge in Höhe von 1.800 Tonnen abgesetzt wurde.
Aus technischer Sicht muss das Metall nun über 14,60, auf jeden Fall aber über 14,15 $ je Unze verbleiben. Andernfalls könnte es, begleitet von einem Preisverfall beim Gold, auf 11,50 USD zurückfallen. Was die Nachrichten in dieser Woche angeht, kam die interessanteste sicher von Warren Buffet. Der amerikanische Investment-Guru teilte im Rahmen der Hauptversammlung seines Unternehmens Berkshire Hathaway mit, dass die von ihm in den späten neunziger Jahren aufgebaute Silberposition längst aufgelöst sei. Dabei habe er zwar einen Gewinn erzielt, von den jüngsten Kursgewinnen aber überhaupt nicht mehr profitiert.
Vor einer Woche handelte das Platin nahe seinem bis dahin gültigen Allzeithoch bei 1.185 $ je Unze und selbst die überzeugtesten Bullen hätten wohl kaum damit gerechnet, dass das Metall weniger als eine Woche danach schon für über 1.300 $ je Unze umgesetzt würde. Genau so ist es aber gekommen, und das, obwohl die Woche erst einmal eher verhalten begonnen hatte. Für nahezu 24 Stunden lag das Platin in der Nähe des Eröffnungskurses. Schon am Dienstagabend legte es dann aber 50 Dollars zu, vor allem, weil es vor dem Hintergrund der Hausse beim Gold wichtige Chartpunkte durchbrochen hatte. Seither gewann der Platinpreis jeden Tag weitere 20 Dollar, gestern wurde dann die 1.300er-Marke nur knapp verpasst. Heute, vor dem Hintergrund sich noch einmal verstärkender, industrieller Nachfrage erreichte das Metall dann schließlich sogar 1.338 $ je Unze. Zum Wochenschluss in Europa liegt es nun war leicht unter dieser Marke, insgesamt verbucht die Notierung aber noch immer ein deutliches Plus von mehr as 10 Prozent.
In der nächsten Woche treffen sich die wichtigsten Teilnehmer am Platinmetallhandel anlässlich der "Platin-Woche" in London. Es wird eine Reihe von offiziellen Veranstaltungen geben, zu denen Banken, Händler und vor allem die London Platinum and Palladium Market Association (LPPM) einladen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei auch dem Montag, dies ist traditionell der Tag, an dem Johnson Matthey die jüngsten Schätzungen für Angebot und Nachfrage veröffentlicht. Diese Zahlen werden allgemein als eine relativ verlässliche Momentaufnahme des Marktes angesehen.
Was die zu erwartenden Werte angeht, gibt Marktbeobachtern gemischte Vorhersagen. Einigkeit scheint aber bei den Kommentatoren darüber zu herrschen, dass die Schmucknachfrage unter der aktuell hohen Niveau eher leidet, während der Bedarf der Automobilindustrie neutral bis leicht positiv gesehen wird. Da die Neuproduktion weiter steigen wird, könnte es in diesem Jahr beim Platin erstmals seit Jahren wieder einen Angebotsüberhang geben.
Die Tatsache, dass eine große Anzahl von Händlern und Endverbrauchern in der nächsten Woche nicht im Büro, sondern in London weilen wird, könnte entweder zu einer weitgehenden Beruhigung des Marktes führen, es ist aber auch ein gegenteiliger Effekt nicht auszuschließen. Noch ist es für eine Beurteilung darüber, welche Seite am Ende die Oberhand haben wird, zu früh. Wir wären aber nicht überrascht, wenn nach den Exzessen dieser Woche eine wenig Ruhe auf dem Markt einkehren würde. Voraussetzung wäre allerdings, dass es keine außergewöhnlichen Aktivitäten beim Gold bzw. dem Silber geben wird. Im Falle einer Beruhigung dürfte die Notierung des weißen Metalls in den nächsten Tagen dann zwischen 1.250 und 1.350 $ je Unze schwanken.
In dieser Woche gab es vergleichsweise wenige Nachrichten. Die möglicherweise interessanteste war, dass der kanadische Bergbaukonzern Teck Cominco ein 16,1 Mrd. Dollar schweres Übernahmeangebot für den Lokalrivalen Inco abgegeben hat. Inco ist ein maßgeblicher Nickel-Produzent, bringt aber auch eine relevante Menge an Platinmetallen aus. Das Gebot knüpfte Teck allerdings an die Forderung, dass Inco seinerseits den Übernahmeversuch beim Konkurrenten Falconbridge abbreche. Inco erklärte hierzu in einer ersten Stellungnahme, dass man zu diesem Schritt nicht bereit sei.
Während die Nachrichten aus Kanada keinen unmittelbaren Einfluss auf den Platinpreis gehabt haben dürften, gibt es andere Berichte, die mittel- bis langfristig sehr Preisentwicklung hinterlassen könnten. Ein Kommentar verwies z.B. noch einmal auf die unklare Situation in Simbabwe. Der Analyst schloss nicht aus, dass ein möglicher Produktionsausfall dort zu einer Knappheit beim Platin führen würde und dass der Preis deshalb noch auf bis zu 1.500 $ je Unze zulegen könnte. In den Ohren der Bullen war diese Aussage genauso Musik wie jene Meldung, nach der Anwohner in der mineralreichen Bushveld-Region mit einem Gang vor Gericht die Expansionspläne des südafrikanischen Minengiganten Anglo Platinum behindern.
Der Handel mit Palladium verlief auch in den letzten Woche vergleichsweise lethargisch. Das heißt aber keineswegs, dass es nicht trotzdem zu erheblichen Kursbewegungen gekommen wäre. Das Metall, das noch am Montag mit 370 $ je Unze gehandelt wurde, legte vielmehr eine eindrucksvolle Rallye hin und stieg bis zum Donnerstag auf ein Hoch von 396 $ je Unze an. An der New Yorker COMEX lag die Notierung zeitweise über 400 $ je Unze. Dies war bis dahin das höchste Niveau seit Januar 2002, heute im Verlauf des Tages konnte es dann auch im freien Markt noch überschritten werden. Sollte die Notierung sich nun dauerhaft über 400 USD etablieren können, wäre der Höchstkurs von Dezember 2001, 438 $ je Unze, das nächste Ziel der Händler und Spekulanten.
Alles in allem ist Palladium fundamental betrachtet in einer schwächeren Position als Platin und Rhodium. Deshalb dürfte der Rückschlag bei ihm, wenn sich denn der Wind für Rohstoffe eines Tages dreht, relativ gesehen stärker ausfallen als bei den beiden Schwestermetallen.
Von den heftigen Kurssprüngen der "großen" Edelmetalle bekamen in dieser Woche auch die anderen Metalle der Platingruppe ihren Teil ab. Und dies, obwohl hier spekulative Interessen nach wie vor eine untergeordnete Rolle spielt.
Rhodium stieg in den letzten Tagen um fast 400 $ je Unze auf nahezu 5.300 USD an. Die Käufe setzten gleich am Montag ein, nachdem die fernöstlichen Marktteilnehmer nach ihrer langen Feiertagspause auf den Markt zurückkehrten und sie dauerten am Ende bis zum heutigen Morgen an.
Für die nächsten Tage sieht das Metall weiter gut unterstützt aus und wir erwarten deshalb, dass die Notierung in absehbarer Zeit nicht einknicken wird. Stattdessen ist sogar ein Anstieg auf bis zu 5.500 $ je Unze denkbar.
Die beiden anderen Metalle, Ruthenium und Iridium waren ebenfalls gut unterstützt, auch wenn sie nicht die ganz großen Kursgewinne für sich verbuchen konnten. Iridium wird zwar noch immer bei 400 $ je Unze angeboten, die Geldkurse im Interbankenmarkt nähern sich diesem Niveau aber immer weiter an. Für Ruthenium müssen derzeit zwischen 180 und 190 $ je Unze bezahlt werden.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
In den letzten Tagen stürmte das gelbe Metall wieder einmal scheinbar unaufhaltsam voran. Zu Wochenbeginn stand es noch bei 680 $ je Unze. Mit der Rückkehr der Europäer aus dem Wochenende setzten zunächst Gewinnmitnahmen ein und das Gold fiel in der Folge auf 670 $ je Unze zurück. Dies war dann aber auch schon der Wochentiefststand und von hier aus ging es nur noch in eine Richtung, nämlich nach oben. Am Donnerstag erreichte die Notierung dann 726 $ je Unze, heute stieg es weiter auf über 730 USD. Dieser Preis war der höchste seit Januar 1986.
In den ersten drei Tagen dieser Woche steckte das Metall auch mögliche negative Einflüsse einfach weg. So zum Beispiel den sich zwischen 69 und 70 Dollars stabilisierenden Ölpreis, sowie das Verharren des Dollars in einer Spanne zwischen 1,27 und 1,28 und das trotz der Anhebung der US-Leitzinsen um 25 Basispunkte.
Wie es scheint ignoriert das Gold den Dollar und das Öl aber nur, wenn es gerade passt. Als die beiden aus den genannten Spannen nach oben ausbrachen, schloss sich das und das Gold umgehend an und das mit mit den oben schon beschriebenen, positiven Konsequenzen.
Der Anstieg in den letzten 48 Stunden war außerdem noch gestützt worden durch Berichte darüber, dass chinesische Wirtschafts-Analysten, eine Vervierfachung der offiziellen Goldvorräte gefordert hatten, um so die aktuell extrem dollarlastigen Währungsreserven besser zu diversifizieren. Wir bezweifeln allerdings, dass sich das offizielle China derzeit so nahe dem Allzeithoch auf das Abenteuer eines Goldkaufs einlassen würde.
In den letzten Stunden fiel der Goldpreis nach vereinzelten Gewinnmitnahmen zwar leicht zurück, mit aktuell 720 $ je Unze liegt es aber nicht weit von Rekordniveau entfernt.
Der Ausblick gestaltet sich im Moment eher schwierig. Auf der einen Seite haben die positiven Faktoren weiter Bestand und es fließt noch immer genügend Anlegergeld auf der Suche nach einem Hafen durch die Venen des Weltfinanzsystems. Ob das Gold kurzfristig betrachtet eine solche, sichere Anlaufstelle bilden kann, muss aber bezweifelt werden. In nur wenigen Monaten ist der Preis nun um über 50 Prozent gestiegen und obwohl die Kursgewinne einigermaßen geordnet vor sich gegangen sind, muss doch die Frage zugelassen sein, wie weit die Hausse sinnvollerweiser noch führen soll. Aus unserer Sicht haben wir es aktuell eindeutig schon mit einer spekulativen Blase zu tun und die Situation schreit förmlich nach einer scharfen Korrektur. Die Frage ist allerdings, was eine solche Gegenbewegung auslösen könnte. Eine Möglichkeit wäre ein dramatischer Einbruch bei den Notierungen für Öl- und/oder NE-Metalle. Es muss nämlich abgewartet werden, wie die Rohstoffbörsen aktuell mit den durch die Hausse markant gestiegenen Kredit- und Liquiditätsrisiken umgehen. Wie 1980 zu sehen war, reichte alleine die (notwendige) Erhöhung von Margeneinschüssen, um die damalige Preisexplosion bei Gold und Silber umzukehren.
Eher unwahrscheinlich ist, dass die Zentralbanken auf dem Goldmarkt intervenieren werden, sei es durch entsprechende Kommentare oder durch ein aktives Vorgehen. Letzteres ist ohnehin durch das Goldabkommen der Notenbanken schwierig. Und weil Gold außerdem keine aktive Rolle im Weltwirtschaftssystem mehr spielt, dürften die Zentralbanken durch den Anstieg auch nicht allzu sehr beunruhigt sein. Einzige Ausnahme, die für ein Eingreifen der Notenbanken spräche, wäre allerdings, wenn der Anstieg des Goldpreises aus irgendeinem Grund eine Bedrohung für das globale Finanzsystem darstellen würde.
Ein weiterer möglicher Auslöser für einen Rückgang des Goldpreises könnte noch das aktuelle Missverhältnis zwischen dem stark sinkenden physischen Absatz einerseits und der spekulativen Nachfrage nach ("Papier"-)Gold andererseits sein. Hier berichteten in dieser Woche Banken und Scheideanstalten in Europa und Asien gleichermaßen über massive Rückflüsse an Münzen, Barren, altem Schmuck und anderer Recyclingware. Dem steht nur noch vereinzelte Nachfrage von Investoren gegenüber, aus diesem Grund wird das meiste Material wohl als Barren in "London Good Delivery"-Form enden. Komplett anders stellt sich die Situation aber bei den spekulativ orientierten Marktteilnehmern dar. Banken in Deutschland berichten über einen massiven Anstieg des Interesses und über umfangreiche Käufe von Optionsscheinen mit einem Ausübungspreis in Höhe von 1.000 $ je Unze. Insgesamt könnte alleine hierzulande in den letzten Tagen 100.000 - 150.000 Unzen dieser Optionen abgesetzt worden sein.
Von den Minen gab es in der letzten Woche nicht allzu viele Neuigkeiten. Die ohnehin in den roten Zahlen operierende südafrikanische Minengesellschaft Western Areas hat einen Unfall im Hauptförderschacht zu verkraften und wird deshalb in den nächsten Monaten nur die Hälfte an Gold ausbringen. Um die finanziellen Folgen abzufedern, soll jetzt das Kapital mit Hilfe neuer Aktien erhöht werden.
Eine vorübergehende Blockade der zu Barrick gehörenden Pierina-Mine durch Leiharbeiter hatte keine Auswirkungen auf die dortige Produktion. Die Mine ist mit einer jährlichen Ausbringung von mehr als 625.000 Unzen die zweitgrößte Goldmine des Anden-Staates.
- Silber
Das Silber überließ die Bühne in dieser Woche dem Platin und vor allem auch dem Gold. Trotzdem konnte auch dieses Metall am Ende neue Rekordpreise verbuchen und dabei sogar das bisherige Hoch vom 20. April übersteigen.
Begonnen hatte die Woche aber zunächst mit einem Verbleib in einer Handelsspanne zwischen 13,40 und 14,60 $ je Unze, dabei folgte das Metall im wesentlichen dem Goldpreis. Gestern brach es dann aus dieser Spanne nach oben aus. Die Folge war erneutes spekulatives Kaufinteresse, das am Ende das Metall auf ein neues 25-Jahreshoch bei 15,25 $ je Unze beförderte. Einzelne Gewinnmitnahmen brachte später Verluste, im Großen und Ganzen scheint das Metall aber noch immer in einer guten Verfassung zu sein. Ob dies angesichts der spekulativen Blase, die sich auch hier hinter dem Anstieg verbirgt, auf Dauer so sein wird, muss abgewartet und auch bezweifelt werden. Dies gilt trotz des unerwartet deutlichen Erfolgs des Silber-Fonds in den USA, von dem binnen kürzester Zeit eine Menge in Höhe von 1.800 Tonnen abgesetzt wurde.
Aus technischer Sicht muss das Metall nun über 14,60, auf jeden Fall aber über 14,15 $ je Unze verbleiben. Andernfalls könnte es, begleitet von einem Preisverfall beim Gold, auf 11,50 USD zurückfallen. Was die Nachrichten in dieser Woche angeht, kam die interessanteste sicher von Warren Buffet. Der amerikanische Investment-Guru teilte im Rahmen der Hauptversammlung seines Unternehmens Berkshire Hathaway mit, dass die von ihm in den späten neunziger Jahren aufgebaute Silberposition längst aufgelöst sei. Dabei habe er zwar einen Gewinn erzielt, von den jüngsten Kursgewinnen aber überhaupt nicht mehr profitiert.
- Platin
Vor einer Woche handelte das Platin nahe seinem bis dahin gültigen Allzeithoch bei 1.185 $ je Unze und selbst die überzeugtesten Bullen hätten wohl kaum damit gerechnet, dass das Metall weniger als eine Woche danach schon für über 1.300 $ je Unze umgesetzt würde. Genau so ist es aber gekommen, und das, obwohl die Woche erst einmal eher verhalten begonnen hatte. Für nahezu 24 Stunden lag das Platin in der Nähe des Eröffnungskurses. Schon am Dienstagabend legte es dann aber 50 Dollars zu, vor allem, weil es vor dem Hintergrund der Hausse beim Gold wichtige Chartpunkte durchbrochen hatte. Seither gewann der Platinpreis jeden Tag weitere 20 Dollar, gestern wurde dann die 1.300er-Marke nur knapp verpasst. Heute, vor dem Hintergrund sich noch einmal verstärkender, industrieller Nachfrage erreichte das Metall dann schließlich sogar 1.338 $ je Unze. Zum Wochenschluss in Europa liegt es nun war leicht unter dieser Marke, insgesamt verbucht die Notierung aber noch immer ein deutliches Plus von mehr as 10 Prozent.
In der nächsten Woche treffen sich die wichtigsten Teilnehmer am Platinmetallhandel anlässlich der "Platin-Woche" in London. Es wird eine Reihe von offiziellen Veranstaltungen geben, zu denen Banken, Händler und vor allem die London Platinum and Palladium Market Association (LPPM) einladen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei auch dem Montag, dies ist traditionell der Tag, an dem Johnson Matthey die jüngsten Schätzungen für Angebot und Nachfrage veröffentlicht. Diese Zahlen werden allgemein als eine relativ verlässliche Momentaufnahme des Marktes angesehen.
Was die zu erwartenden Werte angeht, gibt Marktbeobachtern gemischte Vorhersagen. Einigkeit scheint aber bei den Kommentatoren darüber zu herrschen, dass die Schmucknachfrage unter der aktuell hohen Niveau eher leidet, während der Bedarf der Automobilindustrie neutral bis leicht positiv gesehen wird. Da die Neuproduktion weiter steigen wird, könnte es in diesem Jahr beim Platin erstmals seit Jahren wieder einen Angebotsüberhang geben.
Die Tatsache, dass eine große Anzahl von Händlern und Endverbrauchern in der nächsten Woche nicht im Büro, sondern in London weilen wird, könnte entweder zu einer weitgehenden Beruhigung des Marktes führen, es ist aber auch ein gegenteiliger Effekt nicht auszuschließen. Noch ist es für eine Beurteilung darüber, welche Seite am Ende die Oberhand haben wird, zu früh. Wir wären aber nicht überrascht, wenn nach den Exzessen dieser Woche eine wenig Ruhe auf dem Markt einkehren würde. Voraussetzung wäre allerdings, dass es keine außergewöhnlichen Aktivitäten beim Gold bzw. dem Silber geben wird. Im Falle einer Beruhigung dürfte die Notierung des weißen Metalls in den nächsten Tagen dann zwischen 1.250 und 1.350 $ je Unze schwanken.
In dieser Woche gab es vergleichsweise wenige Nachrichten. Die möglicherweise interessanteste war, dass der kanadische Bergbaukonzern Teck Cominco ein 16,1 Mrd. Dollar schweres Übernahmeangebot für den Lokalrivalen Inco abgegeben hat. Inco ist ein maßgeblicher Nickel-Produzent, bringt aber auch eine relevante Menge an Platinmetallen aus. Das Gebot knüpfte Teck allerdings an die Forderung, dass Inco seinerseits den Übernahmeversuch beim Konkurrenten Falconbridge abbreche. Inco erklärte hierzu in einer ersten Stellungnahme, dass man zu diesem Schritt nicht bereit sei.
Während die Nachrichten aus Kanada keinen unmittelbaren Einfluss auf den Platinpreis gehabt haben dürften, gibt es andere Berichte, die mittel- bis langfristig sehr Preisentwicklung hinterlassen könnten. Ein Kommentar verwies z.B. noch einmal auf die unklare Situation in Simbabwe. Der Analyst schloss nicht aus, dass ein möglicher Produktionsausfall dort zu einer Knappheit beim Platin führen würde und dass der Preis deshalb noch auf bis zu 1.500 $ je Unze zulegen könnte. In den Ohren der Bullen war diese Aussage genauso Musik wie jene Meldung, nach der Anwohner in der mineralreichen Bushveld-Region mit einem Gang vor Gericht die Expansionspläne des südafrikanischen Minengiganten Anglo Platinum behindern.
- Palladium
Der Handel mit Palladium verlief auch in den letzten Woche vergleichsweise lethargisch. Das heißt aber keineswegs, dass es nicht trotzdem zu erheblichen Kursbewegungen gekommen wäre. Das Metall, das noch am Montag mit 370 $ je Unze gehandelt wurde, legte vielmehr eine eindrucksvolle Rallye hin und stieg bis zum Donnerstag auf ein Hoch von 396 $ je Unze an. An der New Yorker COMEX lag die Notierung zeitweise über 400 $ je Unze. Dies war bis dahin das höchste Niveau seit Januar 2002, heute im Verlauf des Tages konnte es dann auch im freien Markt noch überschritten werden. Sollte die Notierung sich nun dauerhaft über 400 USD etablieren können, wäre der Höchstkurs von Dezember 2001, 438 $ je Unze, das nächste Ziel der Händler und Spekulanten.
Alles in allem ist Palladium fundamental betrachtet in einer schwächeren Position als Platin und Rhodium. Deshalb dürfte der Rückschlag bei ihm, wenn sich denn der Wind für Rohstoffe eines Tages dreht, relativ gesehen stärker ausfallen als bei den beiden Schwestermetallen.
- Rhodium
Von den heftigen Kurssprüngen der "großen" Edelmetalle bekamen in dieser Woche auch die anderen Metalle der Platingruppe ihren Teil ab. Und dies, obwohl hier spekulative Interessen nach wie vor eine untergeordnete Rolle spielt.
Rhodium stieg in den letzten Tagen um fast 400 $ je Unze auf nahezu 5.300 USD an. Die Käufe setzten gleich am Montag ein, nachdem die fernöstlichen Marktteilnehmer nach ihrer langen Feiertagspause auf den Markt zurückkehrten und sie dauerten am Ende bis zum heutigen Morgen an.
Für die nächsten Tage sieht das Metall weiter gut unterstützt aus und wir erwarten deshalb, dass die Notierung in absehbarer Zeit nicht einknicken wird. Stattdessen ist sogar ein Anstieg auf bis zu 5.500 $ je Unze denkbar.
Die beiden anderen Metalle, Ruthenium und Iridium waren ebenfalls gut unterstützt, auch wenn sie nicht die ganz großen Kursgewinne für sich verbuchen konnten. Iridium wird zwar noch immer bei 400 $ je Unze angeboten, die Geldkurse im Interbankenmarkt nähern sich diesem Niveau aber immer weiter an. Für Ruthenium müssen derzeit zwischen 180 und 190 $ je Unze bezahlt werden.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.