Metalle und Rohöl unter Druck
20.10.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise standen gestern unter starkem Abgabedruck. Brent gab knapp 4% nach und ging deutlich unter 49 USD je Barrel aus dem Handel. WTI verbilligte sich um 3% auf knapp 46 USD je Barrel. Einen wirklichen Auslöser für den gestrigen Preisrutsch gab es nicht. Es dürfte vielmehr eine Vielzahl von Faktoren gewesen sein, welche den Ausverkauf begünstigten, wie schwache China-Daten, fallende Verarbeitungsmargen für Ölprodukte, die Aussicht auf eine steigende Ölproduktion aus dem Iran und spekulative Verkäufe.
Für letzteres spricht, dass die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 13. Oktober deutlich um 17,7 Tsd. auf 207,1 Tsd. Kontrakte ausgeweitet worden sind, was dem höchsten Niveau seit fast drei Monaten entspricht. Der Preisanstieg von Brent auf ein 6-Wochenhoch von 54 USD je Barrel war somit stark spekulativ getrieben, was nun offensichtlich korrigiert wird. Zumindest wurde der Preisanstieg um 9% in der Berichtswoche inzwischen weitgehend wieder rückgängig gemacht.
Der Ölpreis sollte sich in Abwesenheit neuer preisbelastender Nachrichten stabilisieren. Ein erneut kräftiger Anstieg der US-Rohöllagerbestände dürfte angesichts der saisonbedingt niedrigeren Rohölverarbeitung keine negative Überraschung mehr darstellen.
Morgen treffen sich in Wien Vertreter von OPEC- und Nicht-OPEC-Länder zu einem Meinungsaustausch. Zwar ist eine Verständigung auf konkrete Maßnahmen zum Abbau des Überangebotes wenig wahrscheinlich. Dennoch dürfte die vage Aussicht auf einen Minimalkonsens Marktteilnehmer davon abhalten, auf weiter fallende Preise zu setzen.
Edelmetalle
Der Goldpreis kann sich der Schwäche der zyklischen Rohstoffe nicht gänzlich entziehen und handelt am Morgen zeitweise unter 1.170 USD je Feinunze. Die Schweiz hat im September 141,5 Tonnen Gold exportiert, knapp 19% weniger als im Vormonat, wie Daten der Zollbehörde zeigen. Dabei gab es größere Verschiebungen: So gingen die Ausfuhren nach Indien um zwei Drittel auf nur noch 23 Tonnen zurück.
Die Exporte nach China dagegen stiegen um 28% auf ein 6-Monatshoch von 21,7 Tonnen. Nach Hongkong wurden im September sogar 59,8 Tonnen Gold verschifft, 65% mehr als im Vormonat und so viel wie seit mindestens 1½ Jahren nicht mehr. Dies deutet auf hohe chinesische Goldimporte aus Hongkong hin. Daten hierzu werden von der Hongkonger Statistikbehörde in den nächsten Tagen veröffentlicht.
Wie der europäische Verband der Automobilproduzenten Ende letzter Woche berichtete, wurden im September in der EU im Vergleich zum Vorjahr 9,8% mehr Autos neu zugelassen (1,36 Mio.). Dies war bereits der 25. Monat in Folge mit Jahresanstiegen. Alle wesentlichen Absatzmärkte trugen zum Zulassungsplus bei. In den ersten drei Quartalen stieg die Zahl der Neuregistrierungen um knapp 9% auf 10,4 Mio. Autos.
Der VW-Abgasskandal hat sich somit bislang noch nicht in den Zulassungen bemerkbar gemacht. Robuste Autoabsätze bedeuten eine solide Nachfrage nach Platin und Palladium.
Industriemetalle
Die Metallpreise setzen ihre Abwärtsbewegung heute Morgen fort, nachdem sie gemessen am LME-Industriemetallindex gestern schon um 1,4% nachgaben. Kupfer handelt unter 5.200 USD je Tonne, Aluminium fällt auf ein 2-Monatstief von gut 1.530 USD je Tonne und Nickel kostet 10.300 USD je Tonne. Auch Zink steht unter Druck und hat mittlerweile die Hälfte seiner Gewinne nach der Ankündigung von Produktionskürzungen von Glencore wieder abgegeben.
Mit rund 1.770 USD je Tonne ist Zink zudem aktuell wieder günstiger als Blei. Offenbar wirken die schwachen China-Daten von gestern noch nach. Diese führen zu Sorgen, dass die Nachfrage nach Metallen im mit Abstand wichtigsten Konsumentenland zurückgeht.
Anzeichen hierfür gibt es zumindest: Chinesischen Medienberichten zufolge hat der Verband der chinesischen Stromerzeuger und -versorger sein erwartetes Wachstum des diesjährigen Stromverbrauchs im Land auf lediglich 1% gesenkt, nachdem die Nachfrage im dritten Quartal hinter den Projektionen zurückblieb. Dies wäre der geringste Anstieg seit mindestens 1998. Im letzten Jahr lag der Stromverbrauch demnach noch 3,8% über dem Vorjahresniveau.
Unterstützung könnten die Metallpreise heute Nachmittag von Daten zum US-Immobilienmarkt erhalten, wenn die Neubaubeginne und Baugenehmigungen für September veröffentlicht werden. Gestern schon überraschte der NAHB-Immobilienmarkt-Index mit einem Anstieg auf ein 10-Jahreshoch positiv.
Agrarrohstoffe
Der Kautschukpreis ist nach einem Anstieg im Frühjahr wieder auf seinen durch jahrelange Überschüsse bedingten Abwärtstrend eingeschwenkt und hat Ende September in Singapur bei 121,8 US-Cents je Kilogramm ein 6-Jahrestief markiert. Erst in der ersten Oktoberhälfte ging es wieder leicht bergauf, nachdem einige Wirtschaftsdaten zu China die Sorgen über die Nachfrageentwicklung im weltgrößten Verbraucherland dämpften.
Steigende Preise für Rohöl, das zur Produktion des konkurrierenden synthetischen Kautschuks benötigt wird, halfen dem Naturkautschukpreis vorübergehend ebenfalls auf. Nach Erwartung der Vereinigung Naturkautschuk produzierender Länder ANRPC soll Chinas Kautschukverbrauch 2015 um 5% steigen. Allerdings kann das Land auf hohe Lagerbestände zurückgreifen, so dass die Importe rund 3% unter dem Vorjahr bleiben dürften.
Gleichzeitig meldete die Organisation, dass die Produktion ihrer Mitgliedsstaaten, die für über 90% des Weltangebots steht, von Januar bis September um 1% gestiegen ist. Nun wurde auch das Wachstum der chinesischen Autoverkäufe in den ersten 9 Monaten des Jahres mit 2,7% so schwach gemeldet wie seit mindestens neun Jahren nicht.
Und die Chinesische Kautschukindustrievereinigung rechnet für 2015 mit einer geringeren Gesamtzahl der in China produzierten Reifen gegenüber 2014. Dies ließ den Kautschukpreis in Singapur zuletzt wieder auf 124,5 US-Cents je Kilogramm sinken.
Die Ölpreise standen gestern unter starkem Abgabedruck. Brent gab knapp 4% nach und ging deutlich unter 49 USD je Barrel aus dem Handel. WTI verbilligte sich um 3% auf knapp 46 USD je Barrel. Einen wirklichen Auslöser für den gestrigen Preisrutsch gab es nicht. Es dürfte vielmehr eine Vielzahl von Faktoren gewesen sein, welche den Ausverkauf begünstigten, wie schwache China-Daten, fallende Verarbeitungsmargen für Ölprodukte, die Aussicht auf eine steigende Ölproduktion aus dem Iran und spekulative Verkäufe.
Für letzteres spricht, dass die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 13. Oktober deutlich um 17,7 Tsd. auf 207,1 Tsd. Kontrakte ausgeweitet worden sind, was dem höchsten Niveau seit fast drei Monaten entspricht. Der Preisanstieg von Brent auf ein 6-Wochenhoch von 54 USD je Barrel war somit stark spekulativ getrieben, was nun offensichtlich korrigiert wird. Zumindest wurde der Preisanstieg um 9% in der Berichtswoche inzwischen weitgehend wieder rückgängig gemacht.
Der Ölpreis sollte sich in Abwesenheit neuer preisbelastender Nachrichten stabilisieren. Ein erneut kräftiger Anstieg der US-Rohöllagerbestände dürfte angesichts der saisonbedingt niedrigeren Rohölverarbeitung keine negative Überraschung mehr darstellen.
Morgen treffen sich in Wien Vertreter von OPEC- und Nicht-OPEC-Länder zu einem Meinungsaustausch. Zwar ist eine Verständigung auf konkrete Maßnahmen zum Abbau des Überangebotes wenig wahrscheinlich. Dennoch dürfte die vage Aussicht auf einen Minimalkonsens Marktteilnehmer davon abhalten, auf weiter fallende Preise zu setzen.
Edelmetalle
Der Goldpreis kann sich der Schwäche der zyklischen Rohstoffe nicht gänzlich entziehen und handelt am Morgen zeitweise unter 1.170 USD je Feinunze. Die Schweiz hat im September 141,5 Tonnen Gold exportiert, knapp 19% weniger als im Vormonat, wie Daten der Zollbehörde zeigen. Dabei gab es größere Verschiebungen: So gingen die Ausfuhren nach Indien um zwei Drittel auf nur noch 23 Tonnen zurück.
Die Exporte nach China dagegen stiegen um 28% auf ein 6-Monatshoch von 21,7 Tonnen. Nach Hongkong wurden im September sogar 59,8 Tonnen Gold verschifft, 65% mehr als im Vormonat und so viel wie seit mindestens 1½ Jahren nicht mehr. Dies deutet auf hohe chinesische Goldimporte aus Hongkong hin. Daten hierzu werden von der Hongkonger Statistikbehörde in den nächsten Tagen veröffentlicht.
Wie der europäische Verband der Automobilproduzenten Ende letzter Woche berichtete, wurden im September in der EU im Vergleich zum Vorjahr 9,8% mehr Autos neu zugelassen (1,36 Mio.). Dies war bereits der 25. Monat in Folge mit Jahresanstiegen. Alle wesentlichen Absatzmärkte trugen zum Zulassungsplus bei. In den ersten drei Quartalen stieg die Zahl der Neuregistrierungen um knapp 9% auf 10,4 Mio. Autos.
Der VW-Abgasskandal hat sich somit bislang noch nicht in den Zulassungen bemerkbar gemacht. Robuste Autoabsätze bedeuten eine solide Nachfrage nach Platin und Palladium.
Industriemetalle
Die Metallpreise setzen ihre Abwärtsbewegung heute Morgen fort, nachdem sie gemessen am LME-Industriemetallindex gestern schon um 1,4% nachgaben. Kupfer handelt unter 5.200 USD je Tonne, Aluminium fällt auf ein 2-Monatstief von gut 1.530 USD je Tonne und Nickel kostet 10.300 USD je Tonne. Auch Zink steht unter Druck und hat mittlerweile die Hälfte seiner Gewinne nach der Ankündigung von Produktionskürzungen von Glencore wieder abgegeben.
Mit rund 1.770 USD je Tonne ist Zink zudem aktuell wieder günstiger als Blei. Offenbar wirken die schwachen China-Daten von gestern noch nach. Diese führen zu Sorgen, dass die Nachfrage nach Metallen im mit Abstand wichtigsten Konsumentenland zurückgeht.
Anzeichen hierfür gibt es zumindest: Chinesischen Medienberichten zufolge hat der Verband der chinesischen Stromerzeuger und -versorger sein erwartetes Wachstum des diesjährigen Stromverbrauchs im Land auf lediglich 1% gesenkt, nachdem die Nachfrage im dritten Quartal hinter den Projektionen zurückblieb. Dies wäre der geringste Anstieg seit mindestens 1998. Im letzten Jahr lag der Stromverbrauch demnach noch 3,8% über dem Vorjahresniveau.
Unterstützung könnten die Metallpreise heute Nachmittag von Daten zum US-Immobilienmarkt erhalten, wenn die Neubaubeginne und Baugenehmigungen für September veröffentlicht werden. Gestern schon überraschte der NAHB-Immobilienmarkt-Index mit einem Anstieg auf ein 10-Jahreshoch positiv.
Agrarrohstoffe
Der Kautschukpreis ist nach einem Anstieg im Frühjahr wieder auf seinen durch jahrelange Überschüsse bedingten Abwärtstrend eingeschwenkt und hat Ende September in Singapur bei 121,8 US-Cents je Kilogramm ein 6-Jahrestief markiert. Erst in der ersten Oktoberhälfte ging es wieder leicht bergauf, nachdem einige Wirtschaftsdaten zu China die Sorgen über die Nachfrageentwicklung im weltgrößten Verbraucherland dämpften.
Steigende Preise für Rohöl, das zur Produktion des konkurrierenden synthetischen Kautschuks benötigt wird, halfen dem Naturkautschukpreis vorübergehend ebenfalls auf. Nach Erwartung der Vereinigung Naturkautschuk produzierender Länder ANRPC soll Chinas Kautschukverbrauch 2015 um 5% steigen. Allerdings kann das Land auf hohe Lagerbestände zurückgreifen, so dass die Importe rund 3% unter dem Vorjahr bleiben dürften.
Gleichzeitig meldete die Organisation, dass die Produktion ihrer Mitgliedsstaaten, die für über 90% des Weltangebots steht, von Januar bis September um 1% gestiegen ist. Nun wurde auch das Wachstum der chinesischen Autoverkäufe in den ersten 9 Monaten des Jahres mit 2,7% so schwach gemeldet wie seit mindestens neun Jahren nicht.
Und die Chinesische Kautschukindustrievereinigung rechnet für 2015 mit einer geringeren Gesamtzahl der in China produzierten Reifen gegenüber 2014. Dies ließ den Kautschukpreis in Singapur zuletzt wieder auf 124,5 US-Cents je Kilogramm sinken.