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Edelmetalle und negative Ereignisse

22.10.2015  |  Andrew Hoffman
Was ist ein "negatives Ereignis" in der Finanzwelt? Oder, im Wall-Street-Jargon, "schlechte Neuigkeiten"? Per Definition sollte es sich um etwas handeln, das die Aussichten für eine bestimmte Vermögensanlage oder eine ganze Anlageklasse verschlechtert. Nach dieser Logik haben die Finanzmärkte schlechte Neuigkeiten schon seit Jahrhunderten, wenn nicht gar Jahrtausenden mit einkalkuliert. Zumindest bis die manipulative Finanztechnologie es möglich machte, diesen Prozess außer Kraft zu setzen.

Wie sich herausstellen sollte, hat das nicht nur zu historischen Vermögensunterschieden geführt, sondern die Wirtschaftsaktivitäten auch so drastisch verzerrt, dass sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor beispiellose Überkapazitäten entstanden sind und die Welt die größte Schuldenlast in der Geschichte der Menschheit angesammelt hat.

Der künstliche "Boom", den die Weltwirtschaft in der Zeit nach Aufgabe des Goldstandards erlebte, erreichte seinen Höhepunkt um die Jahrtausendwende. In den folgenden Jahren, zwischen 2000 und 2007, versuchten die Zentralbanken mit allen Mitteln die Wirtschaft vor einer Rezession zu "retten". Nachdem das durch all die Maßnahmen unter Druck geratene Finanzsystem 2008 crashte, verlor es aufgrund der anschließenden verdeckten und offenen Regierungskontrolle der Finanzmärkte jegliche Fähigkeit zum Einpreisen guter und schlechter Neuigkeiten.

Das trifft zumindest auf die Papiermärkte zu, an denen die Zentralbanken und andere "Manipulationseinheiten" wie die Arbeitsgruppe des Präsidenten zu den Finanzmärkten (d. h. das Plunge Protection Team) und der Staatliche Börsenstabilisierungsfonds (d. h. das Goldkartell) die Märkte mit der uneingeschränkten, unregulierten Bildung von Angebotspreisen und Briefkursen beeinflussen, die sie mit ihrer Druckerpresse finanzieren. Das gleiche gilt für diverse Wirtschaftsdaten. Die Regierungen haben keinerlei Skrupel, sich Zahlen jeder Art einfach auszudenken (so wie das chinesische Wachstum von "6,9%" im dritten Quartal), ganz egal, wie es in der Realwirtschaft wirklich aussieht.

Was die physischen Märkte betrifft, wird keiner so stark beeinflusst, wie der Gold- und Silbermarkt - die beiden Edelmetalle sind der sogenannte "Kanarienvogel in der Kohlenmine" und bedrohen die Existenz der herrschenden Elite. Seit den frühesten Tagen der Menschheit haben nur Gold und Silber bewiesen, dass sie sich als Geld eignen, indem sie nicht nur als Tauschmittel sondern gleichzeitig auch als Wertaufbewahrungsmittel dienten.

In einer Welt, in der die Kontrolle über die Währung für einen Staat genauso wichtig ist, wie ein leistungsfähiges Militär, sollte es also niemanden überraschen, dass die Gold- und Silbermärkte stärker manipuliert werden, als andere Märkte. Ganz zu schweigen davon, dass die Edelmetallmärkte aufgrund der physischen Seltenheit von Gold und Silber - die per Definition ihren Wert begründet - vergleichsweise leicht zu manipulieren sind. Im Gegensatz zu den Aktien-, Anleihen- und Währungsmärkten, deren tägliches Handelsvolumen mehrere Billionen Dollar beträgt.

Am vergangenen Wochenende haben wir gerade erst erfahren, dass China seine Goldreserven nach offiziellen Angaben im September um 480.000 Unzen aufgestockt hat, was einem Wert von rund 550 Mio. US-Dollar entspricht. Diese Menge können Sie jetzt mit den 181.000 Unzen im Wert von etwa 220 Mio. US-Dollar vergleichen, die sich angeblich in der Kategorie "registered" in den Lagerhäusern der New Yorker Rohstoffbörse COMEX befinden, an der 90% der Preisbewegungen stattfinden. Und dann können Sie überlegen, ob die Preise an den "Papiermärkten" steigen oder fallen sollten (im September fiel der Kurs von "Papiergold" um 2%).

Ich komme gleich zur Überleitung zum heutigen Thema, aber zuerst möchte ich noch die Nachrichten und Kommentare des Wochenendes mit Ihnen teilen und Ihnen die Entscheidung überlassen, ob es sich dabei um "positive" oder "negative Ereignisse" für die Edelmetalle handelt - und "gute" oder "schlechte Neuigkeiten" für die Wall Street.

Beginnen wir mit China, dessen bereits erwähnte Wachstumsrate von 6,9% "die Erwartungen übertraf", die bei 6,8% lagen - und das obwohl aller Welt mittlerweile bewusst sein sollte, dass das tatsächliche chinesische Wirtschaftswachstum näher an -6,8% liegen dürfte. Ob besser als erwartet oder nicht, 6,9% sind dennoch der schlechteste Wert seit - Trommelwirbel - 2009, mitten in der schlimmsten Finanzkrise seit der Großen Depression. Sie werden sich erinnern, dass die USA, Europa, Japan und der Rest der Welt trotz ihrer eigenen frisierten Wachstumsraten in jenem Jahr angaben, sich in einer Rezession zu befinden.

Der zweite Punkt ist die eskalierende Gewalt in Syrien. Niemand anderes als die beiden Supermächte des Kalten Krieges, die Vereinigten Staaten und Russland, übernehmen in diesem Konflikt die Hauptrollen - die USA auf diplomatischer Ebene, Russland auf militärischer. Dazu nehme man noch die aktive Beteiligung potentieller Zündkerzen wie Iran, Irak, Saudi-Arabien, Israel und die kollabierende Weltwirtschaft, die immer als Katalysator für solche Auseinandersetzungen zu fungieren scheint, und schon haben wir das Rezept für einen möglichen dritten Weltkrieg.

Selbst wenn es nicht - oder noch nicht - so weit kommt, bleibt die Situation in den kommenden Jahren ein signifikanter Risikofaktor, der bei Investmententscheidungen berücksichtigt werden sollte. Die Logik und die Geschichte sagen uns, dass die Entwicklungen im Nahen Osten "schlechte Neuigkeiten" für Finanzanlagen und "gute Neuigkeiten" für Edelmetalle darstellen.


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