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Stimmung bei Rohstoffen bleibt negativ

22.10.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis handelt mit rund 48 USD je Barrel heute ungefähr dort, wo er vor 24 Stunden handelte. Die US-Rohölbestände sind in der Vorwoche mit über 8 Mio. Barrel deutlich stärker gestiegen als erwartet. Der Anstieg wurde zwar teilweise durch den starken Abbau der Lagerbestände von Ölprodukten "kompensiert". Noch sind in den USA einige Raffinerien wegen Wartungsarbeiten geschlossen. Dennoch dürfte eine fehlende negative Preisreaktion viele Marktteilnehmer überrascht haben.

Wir gehen davon aus, dass der Markt zum einen nach dem API-Bericht am Dienstag schon mit einem stärkeren Anstieg gerechnet hat. Zum anderen scheint die Stimmung am Ölmarkt bereits so negativ, dass es neue "Negativinformationen" bedarf, um einen weiteren Preisrückgang zu rechtfertigen. Auch die führenden Ölhändler üben sich im Pessimismus, wobei keiner mit einem Ölpreisanstieg über 60 USD je Barrel im kommenden Jahr rechnet.

Ein Grund ist sicherlich ein starkes Angebot an Ölprodukten weltweit, vor allem an Mitteldestillaten. So hat China im September mit 1,11 Mio. Tonnen fast fünfmal so viel Diesel exportiert wie im Vorjahresmonat. Man könnte das aber auch als "Kehrseite" der starken Benzinnachfrage im Reich der Mitte sehen.

Auch in den USA bleibt die (implizierte) Benzinnachfrage mit knapp 9,7 Mio. Barrel täglich für diese Jahreszeit sehr hoch. Wir sehen "das Glas eher halb voll als halb leer" und halten vor allem die Entwicklung der US-Ölproduktion für den Schlüssel der künftigen Ölpreisentwicklung. Vom DOE wurde dafür in der Vorwoche keine Änderung berichtet.


Edelmetalle

Gold konnte sich dem Abwärtstrend an den Rohstoffmärkten gestern nicht entziehen und fiel auf rund 1.165 USD je Feinunze. Da der US-Dollar nahezu unverändert blieb, verbilligte sich Gold in Euro gerechnet entsprechend auf knapp 1.030 EUR je Feinunze. Die Marktteilnehmer werden ihren Fokus heute auf die EZB-Sitzung richten.

In den letzten Wochen haben zwar die Spekulationen zugenommen, dass die EZB ihr Anleihekaufprogramm ausweitet. Wir gehen aber davon aus, dass die EZB heute noch eine abwartende Haltung einnimmt. Sollte EZB-Präsident Draghi doch eine Verlängerung oder Erhöhung des QE-Programms ankündigen, würde dies wohl den Euro schwächen. Gold in Euro gerechnet sollte sich dann jedoch etwas besser halten können.

Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im September gut 338 Tonnen Silber importiert, 39% mehr als im Vorjahr. In den ersten neun Monaten des Jahres belaufen sich die Einfuhren auf 2.395 Tonnen, ein Plus von 21,6% gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Die chinesischen Silberimporte könnten damit wieder eine Stütze des Silberpreises werden. Dieser stand gestern allerdings im Fahrwasser von Gold und trotz Zuflüssen von 48 Tonnen in die von Bloomberg erfassten Silber-ETFs unter Druck. Mit gut 15,6 USD je Feinunze handelte Silber zeitweise auf einem Wochentief. Heute Morgen kommt es zu einer leichten Erholung, wobei der Preis allerdings noch unter der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie bleibt.

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Industriemetalle

Der Aluminiumpreis handelt am Morgen nur noch bei rund 1.510 USD je Tonne und nähert sich damit wieder seinem Mehrjahrestief von Ende August. Der Preis erhielt auch keine Unterstützung von einer etwas niedrigeren Aluminiumproduktion im September. Diese ist gemäß Daten des International Aluminium Institute auf globaler Ebene im Vergleich zum Vormonat um 1,6% auf 4,87 Mio. Tonnen gesunken. Drei Viertel des Produktionsrückgangs erfolgte dabei außerhalb Chinas.

Einige große Aluminiumhersteller wie Rusal und Alcoa hatten in den letzten Monaten aufgrund des schwierigen Marktumfelds Produktionskürzungen angekündigt. Sowohl im September als auch in den ersten neun Monaten des Jahres wurde die globale Produktion im Vergleich zum Vorjahr allerdings um rund 10% ausgeweitet, was maßgeblich auf China zurückzuführen ist. Da in China selbst zu viel Aluminium produziert wird, exportiert das Land große Mengen, so dass der globale Markt deutlich überversorgt bleibt.

Gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) wies der globale Kupfermarkt von Januar bis Juli einen saisonbereinigten Angebotsüberschuss von 86 Tsd. Tonnen auf. Dieser kam zum einen durch eine Ausweitung der Produktion zustande - insbesondere ist das Recyclingangebot stark gestiegen. Zum anderen war auch die Nachfrage leicht rückläufig, vor allem in Japan und der EU. Für das Gesamtjahr erwartet die ICSG wegen der angekündigten Produktionskürzungen noch einen Überschuss von 41 Tsd. Tonnen.


Agrarrohstoffe

China hat im September mit 656 Tsd. Tonnen so viel Zucker importiert wie zuletzt 2013. Gegenüber Vorjahr beträgt das Plus 80%. In den ersten neun Monaten 2015 sind die Importe um 55% gestiegen. Hohe garantierte Zuckerrohrpreise drücken die Margen der Verarbeiter und die im Vergleich zu den Weltmarktpreisen rund doppelt so hohen inländischen Preise geben den Zuckerverbrauchern einen Anreiz zum Import.

Allerdings ist der Import von Zucker nach China streng reglementiert. Nicht alle Ware findet daher auch gleich seinen Weg auf den Inlandsmarkt. Vielmehr ist davon auszugehen, dass ein nicht unwesentlicher Anteil des importierten Zuckers zunächst in Zolllagern gehalten wird.

Erst wenn nach und nach die Erlaubnis zum Vertrieb auf dem Inlandsmarkt gegeben wird, wird die Ware ausgelagert. Dies kann auch erst 2016 sein und dürfte dann zu geringeren Importen führen, vor allem wenn sich die wirtschaftliche Entwicklung weiter abkühlt. Dagegen wirkt aber, dass die chinesische Zuckerproduktion 2015/16 bedingt durch verringerte Anpflanzung und Trockenheit das zweite Mal in Folge sinken dürfte.

Die Schätzungen hierfür liegen zwischen 9,5 und 10,5 Mio. Tonnen. Auch wenn China bei Zucker als Nachfrager mit einem Anteil an den weltweiten Importen von unter 10% keine herausragende Rolle innehat wie etwa bei Sojabohnen (60%), ist es doch der weltgrößte Zuckerimporteur. Von den hohen chinesischen Importen 2015 profitiert vor allem Thailand, das bis Ende August seine Exporte nach China vervierfachen konnte.



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