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Wettersorgen treiben Weizenpreis

27.10.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen nach einer kurzen Verschnaufpause erneut unter Druck. Brentöl fällt am Morgen auf 47 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit Anfang Oktober. WTI ist mit gut 43 USD je Barrel so billig wie zuletzt Anfang September. Preisdruck geht weiterhin von den Ölprodukten aus. Der Gasölpreis handelt bei gut 430 USD je Tonne auf einem 2-Monatstief.

Der Crackspread zwischen Gasöl und Brent nähert sich wieder den Tiefständen von Mitte Oktober von 11 USD je Barrel. Angesichts bereits sehr hoher Gasölvorräte, rekordhoher Netto-Exporte von Diesel aus China und einer eher verhaltenen Dieselnachfrage nimmt die Sorge zu, dass die Kapazitätsgrenze der Speichertanks bald erreicht werden könnte. Die niedrigen Verarbeitungsmargen wiederum machen es für die Raffinerien weniger attraktiv, Rohöl zu verarbeiten. In der Folge dürften auch die Rohölvorräte weiter steigen. Es spricht somit im Moment wenig für ein Ende des Abwärtstrends am Ölmarkt.

Die Aussicht auf einen milden Winterbeginn bei gleichzeitig gut gefüllten Vorräten setzt dem US-Gaspreis weiter zu: Der nächstfällige Kontrakt für US-Erdgas (Henry Hub) verbilligte sich gestern um weitere 10% auf ein 3½-Jahrestief von 2 USD je mmBtu. Der stark spekulativ getriebene Preisverfall ist unseres Erachtens jedoch übertrieben und einer nicht ganz ungewöhnlich hohen Volatilität vor Beginn der Heizsaison geschuldet. Mit dem morgen anstehenden Kontraktwechsel wird der Preis zumindest optisch merklich steigen. Denn der dann maßgebliche Dezember-Kontrakt handelt aktuell bei 2,35 USD je mmBtu.

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Edelmetalle

Gold handelt im Vorfeld der morgigen Fed-Sitzung weitgehend unverändert bei rund 1.165 USD je Feinunze. Sollte die US-Notenbank Signale für eine Zinsanhebung noch in diesem Jahr geben, dürfte dies den Goldpreis und damit wohl auch die anderen Edelmetallpreise angesichts der Marktpositionierung der Spekulanten unter Druck bringen.

Gemäß Daten des Internationalen Währungsfonds haben im September neben China und Russland (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 8. und 21. Oktober) auch Kasachstan und die Ukraine ihre Goldreserven weiter aufgestockt. Dagegen kam es in Mexiko und der Türkei zu erneuten Goldverkäufen. Unter dem Strich bleiben die Zentralbanken aber auf der Käuferseite und sind so eine wesentliche Stütze des Goldpreises.

Palladium handelt heute Morgen leicht schwächer bei rund 680 USD je Feinunze, nachdem das hauptsächlich in der Autoindustrie verwendete Edelmetall schon in den letzten Tagen nachgab. Ein Belastungsfaktor sind die anhaltenden ETF-Abflüsse. Zwar wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs gestern nur um 1,6 Tsd. Unzen abgebaut, seit Quartalsbeginn sind aber schon 100 Tsd. Unzen abgeflossen - trotz einem großen Zufluss zu Monatsbeginn.

Seit Anfang Januar summieren sich die Abflüsse mittlerweile auf 315 Tsd. Unzen bzw. gut 10% der gesamten Bestände. Mit 9,2 Tsd. Unzen kam es gestern auch wieder zu einem größeren Abfluss aus den Platin-ETFs. Die anhaltenden ETF-Abflüsse dürften nachhaltig höheren Platin- und Palladiumpreisen entgegenstehen.


Industriemetalle

Nach dem verhaltenen Wochenauftakt gestern legen die Metallpreise heute Morgen in der Breite moderat zu. Kupfer handelt zum Beispiel wieder über 5.200 USD je Tonne. Aus China wurden allerdings weitere negative Wirtschaftsdaten veröffentlicht. So ist dort der Gütertransport über die Schiene im September im Vergleich zum Vorjahr um 15,6% zurückgegangen, so viel wie nie zuvor in einem Monat.

Schon im August war ein ähnlich großer Rückgang zu beobachten. Dies deutet darauf hin, dass die verarbeitende Industrie mit einer durch den Immobiliensektor angeführten Abkühlung der chinesischen Wirtschaft kämpft. Weitere Stützungsmaßnahmen der chinesischen Regierung und der Zentralbank sind wohl notwendig, um die Wirtschaft zu unterstützen.

Chile, der mit Abstand weltweit größte Kupferminenproduzent, wird 2015 wohl weniger Kupfer produzieren als 2014. Die staatliche Kupferkommission Cochilco hat ihre Prognose nochmals nach unten revidiert und erwartet nun einen Rückgang um 1,2% auf 5,68 Mio. Tonnen.

Grund hierfür sind die niedrigen Kupferpreise, im Zuge derer die Minen ihre Produktion zurückfahren. Zuletzt hatte Freeport-McMoRan angekündigt, die Produktion in der "El Abra"-Mine auf 50% der Kapazitäten herunterzufahren, um Kosten zu sparen. Im nächsten Jahr soll die chilenische Kupferproduktion dann wieder um 3,8% zulegen. Sollten die Preise allerdings weiter niedrig bleiben, könnte diese Einschätzung zu optimistisch sein.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis legte gestern an der CBOT um knapp 4% zu und verzeichnete somit den größten Tagesanstieg unter allen börsengehandelten Rohstoffen. US-Weizen kostet damit erstmals seit Mitte Oktober wieder mehr als 5 USD je Scheffel. Im Schlepptau verteuerte sich auch der an der Euronext in Paris gehandelte europäische Weizen um gut 1% auf 181 EUR je Tonne.

Die Sorge vor wetterbedingten Schäden an der inzwischen ausgesäten Winterweizenernte 2016 lässt die Preise steigen. Bis auf Texas, wo es am Wochenende heftige Regenfälle gegeben hat, ist es in den anderen Anbaugebieten für Winterweizen im Mittleren Westen der USA nach wie vor zu trocken. Gleiches gilt für weite Teile der Weizenanbaugebiete in der Ukraine und im Süden Russlands. Hinzu kommen die dort bereits sehr niedrigen Temperaturen von unter Null Grad Celsius.

Die Ernteprognosebehörde der EU-Kommission Mars berichtet auch für Polen von anhaltend trockenen Witterungsbedingungen, welche die Aussaat und das Aufgehen des ausgesäten Wintergetreides behindern würden. Für die drei wichtigsten Weizenanbauländer in der EU, Frankreich, Deutschland und Großbritannien, wurden hingegen keine derartigen Probleme gemeldet. Im Südosten der EU wurde laut Mars die Aussaat von Wintergetreide dagegen durch übermäßige Regenfälle behindert. Schätzungen zu Ernteerträgen wurden von Mars noch nicht veröffentlicht.



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