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Edelmetalle: Alle Augen bleiben auf US-Notenbank gerichtet

02.11.2015  |  Thorsten Proettel
Gold bricht nach Fed-Entscheid ein

Der entscheidende Einflussfaktor für die Entwicklung des Goldpreises war in den letzten Tagen einmal mehr die US-Notenbank. In ihrem jüngsten Statement hielt sich Fed-Chefin Janett Yellen alle Türen für den Beginn einer Zinswende auf der Dezember-Sitzung offen.

Damit erwischte sie offenbar viele Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß. Der Goldpreis brach innerhalb kurzer Zeit von 1.182 USD in der Spitze auf 1.152 USD im Tief ein. Vor allem Spekulanten hatten in den letzten Wochen auf einen steigenden Goldpreis gesetzt, nachdem das Fed-Statement der September-Sitzung den Anschein erweckt hatte, die Leitzinswende wäre in die ferne Zukunft verschoben worden.

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Rückgang der Netto-Long-Position wahrscheinlich

Das Ausmaß der spekulativen Positionierung auf dem Goldmarkt verdeutlichen die Daten der USTerminmarktaufsicht CFTC. In den letzten drei Wochen erhöhte sich die Netto-Long-Position der Money-Manager um knapp 76.000 Kontrakte im rechnerischen Umfang von 235 Tonnen Gold. Vermutlich dürfte die Position nach der Fed-Sitzung deutlich zurückgegangen sein, worüber jedoch erst die Veröffentlichung von CFTC-Daten am 6. November informieren wird.


Starke Silberspekulationen

Noch stärker sind die spekulativen Kräfte derzeit auf dem Silbermarkt aktiv. Die Netto-Long-Position der Money Manager erreichte zuletzt mit 47.900 Kontrakten den höchsten Wert seit September 2010. Allein in den letzten drei Wochen erhöhte sie sich um gut 38.000 Kontrakte im Volumen von knapp 6.000 Tonnen Silber.

Dies ist allein deshalb bemerkenswert, da in den Sommermonaten noch eine extreme Netto-Short-Position erreicht wurde. Die heftigen Ausschläge der Netto-Position seit der zweiten Jahreshälfte 2014 im Vergleich zu den Jahren davor verdeutlichen, dass die Spekulation an der US-Terminbörse paradoxerweise trotz staatlicher Bemühungen zur Einschränkung des Eigenhandels der Banken nicht ab-, sondern zugenommen hat.

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Höhere Goldnachfrage in Indien und China

Unterdessen meldete die Agentur Thomson Reuters GFMS Zahlen für den Goldmarkt im dritten Quartal 2015. Demnach stieg die Schmuck- und Investmentgoldnachfrage der indischen und chinesischen Privathaushalte im Zeitraum Juli bis September um 19,1% beziehungsweise um 31,6% gegenüber dem Vorquartal an. Selbst im methodisch geeigneteren Vergleich mit dem Vorjahresquartal 2014 ergeben sich noch Zuwächse von 9,9% beziehungsweise 5,4%.

Unsere Annahme einer verhaltenen Goldnachfrage aufgrund der Wetterkapriolen in Indien in diesem Sommer und den dadurch mutmaßlich schlechteren Ernten und ländlichen Einkommen erweist sich somit als zu pessimistisch. Das Gleiche gilt für den chinesischen Markt, wo der Börsencrash offenbar nur im zweiten Quartal zu einem vorübergehenden Einbruch der Goldnachfrage geführt hat.


Goldkäufe der Notenbanken wieder im Rahmen

Neben den Privathaushalten ist übrigens auch weiterhin die chinesische Notenbank auf der Käuferseite des Marktes aktiv. Nach jahrelanger Geheimhaltung informiert die People’s Bank of China seit kurzer Zeit im Monatstakt über ihre Erwerbungen.

Im Juli erhöhte sie ihre Goldbestände um knapp 19 Tonnen, im August um 16,2 Tonnen und im September um 14,8 Tonnen. In der Summe verdoppelten sich die Käufe aller Notenbanken im dritten Quartal gemäß Zahlen von Thomson Reuters GFMS auf 132 Tonnen, nachdem im zweiten Quartal ein regelrechter Einbruch zu verzeichnen war.

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Gebremster Anstieg der Goldförderung

Bekanntlich führte der Goldpreisboom mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung zu einem starken Anstieg der Minenförderung (siehe Chart). So stieg die Ausbeute der Goldminen seit Anfang 2008 um etwa 34% an. Im abgelaufenen Quartal wurde erneut ein Rekordwert erreicht. Gegenüber dem dritten Quartal 2014 betrug das Plus allerdings nur noch 0,7%. Dies deutet darauf hin, dass die Fördermengen ihren Zenit bald erreicht haben dürften.


Konjunkturdaten im Fokus

Grundsätzlich sprechen die Fundamentaldaten für einen moderaten Goldpreisanstieg in den kommenden Monaten. Die US-Geldpolitik dürfte dennoch ihren Einfluss auf den Edelmetallmarkt behalten. In den nächsten Wochen werden deshalb vermutlich vor allem Konjunkturdaten aus den USA die Notierungen bewegen.

Ein hoher Stellenaufbau, wenig Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, steigende Einkaufsmangerindizes, ein sich besserndes Verbrauchervertrauen sowie etwas höhere Inflationsraten machen eine Zinserhöhung im Dezember wahrscheinlicher und dürften deshalb auf dem Goldpreis lasten, während im anderen Fall das Gegenteil gilt.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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