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Ölpreise springen nach oben, Edelmetalle weiter unter Druck

04.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise machten gestern trotz des starken US-Dollar einen Satz nach oben und Brentöl kletterte erstmals seit Mitte Oktober wieder über 50 USD je Barrel. Offensichtlich reichen im momentan eher negativen Umfeld schon kleinere Nachrichten aus, um einen Sprung nach oben zu "rechtfertigen". Auslöser waren in diesem Fall sogenannte "unplanmäßige Produktionsausfälle": Seit Sonntag sind in Brasilien Arbeiter des staatlichen Ölunternehmens Petrobras im Ausstand.

Nach Angaben der Gewerkschaft werden deshalb landesweit bis zu 500 Tsd. Barrel pro Tag weniger gefördert, das Unternehmen selbst setzt die Ausfälle jedoch niedriger an. Zudem musste in Libyen der Ölhafen Zueitina wegen der angespannten Sicherheitslage wieder geschlossen werden, was den Ölexport aus dem ohnehin nur eingeschränkt produzierenden nordafrikanischen OPEC-Land erschwert.

Aber auch wenn die außerplanmäßigen Ausfälle kurzfristig noch etwas weiter steigen - sie lagen bereits im September nach EIA-Schätzungen mit 3,7 Mio. Barrel auf dem höchsten Stand seit 2010 -, bleibt die Versorgungslage am Ölmarkt mehr als reichlich. Das dürfte der heute Nachmittag zur Veröffentlichung anstehende Bericht des US-Energieministeriums zu den US-Rohölvorräten abermals bestätigen.

Gestern hatte das American Petroleum Institute bereits einen Anstieg der US-Rohölvorräte um 2,8 Mio. Barrel berichtet. Der Preis für Brentöl dürfte es schwer haben, die Marke von 50 USD je Barrel zu verteidigen.


Edelmetalle

Belastet durch einen festen US-Dollar und steigende Aktienmärkte weltweit fiel Gold gestern zeitweise auf ein 4½-Wochentief von 1.115 USD je Feinunze. Zudem kam es den dritten Tag in Folge zu ETF-Abflüssen: Die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden gestern um 5,5 Tonnen abgebaut. Heute stehen Reden von drei FOMC-Mitgliedern im Fokus, darunter auch die Fed-Vorsitzende Yellen. Der Markt erhofft sich daraus neue Erkenntnisse, ob die Fed noch in diesem Jahr die Zinsen anhebt.

Platin und Palladium wurden gestern von Gold mit nach unten gezogen. Platin fiel auf ein 3½-Wochentief von knapp 960 USD je Feinunze, Palladium verbilligte sich auf 640 USD je Feinunze, der tiefste Stand seit fast sechs Wochen. Der Abwärtstrend wurde am späten Abend zumindest vorübergehend durch sehr starke US-Fahrzeugverkaufszahlen gestoppt. Gemäß Daten der Ward’s Automotive Group wurden in den USA im Oktober 1,45 Mio. Fahrzeuge verkauft. Dies war der höchste Oktober-Wert seit 14 Jahren.

Die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate ist daraufhin auf 18,12 Mio. Fahrzeuge gestiegen, 10% mehr als im Vorjahr. Sie hat damit zugleich das höchste Niveau seit Juli 2005 erreicht. Wie schon in den Vormonaten waren auch im Oktober vor allem Pickups und SUVs stark gefragt. Gründe für die hohen Absätze waren das niedrige Zinsumfeld und damit verbunden günstige Kredite, höhere Einkommen sowie die niedrigen Benzinpreise.

Die Autoindustrie bleibt damit eine wesentliche Stütze der Nachfrage nach Platin und insbesondere Palladium. Dem entgegen stehen aber derzeit die andauernden ETF-Abflüsse. So wurden auch gestern wieder die Bestände der Platin- und Palladium-ETFs jeweils um mehrere zehntausend Unzen reduziert.

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Industriemetalle

Unterstützt durch sehr feste chinesische Aktienmärkte legen die Metallpreise heute Morgen mit Ausnahme von Zinn allesamt zu. Sie holen damit auch zum Teil den Anstieg der Ölpreise von gestern nach (siehe Energie auf Seite 1). Kupfer handelt zum Beispiel bei knapp 5.200 USD je Tonne und Nickel leicht oberhalb der Marke von 10.000 USD je Tonne. Glencore, einer der weltweit größten Rohstoffhändler und -produzenten, wird die Kupferproduktion stärker als bislang bekannt kürzen.

Das Unternehmen plant nun, die Produktion bis Ende 2017 um 455 Tsd. Tonnen zu reduzieren (bisher 400 Tsd. Tonnen). Dies entspricht 2,2% der letztjährigen weltweiten Kupferproduktion. Es bleibt allerdings fraglich, ob die Lücke nicht ähnlich wie bei Zink durch andere Produzenten gefüllt wird. Bislang gibt es hierfür aber keine Anzeichen. Im Gegenteil, neben Glencore hatte zum Beispiel schon Freeport-McMoRan, der größte börsennotierte Kupferproduzent, angekündigt, die Produktion in verschiedenen Minen zu drosseln.

Und auch Codelco aus Chile hat zumindest seine Investitionspläne deutlich gekürzt. Dies spricht für eine spürbare Anspannung des globalen Kupfermarktes, welcher ohnehin nicht übermäßig gut versorgt ist. Wie schon an der Comex in New York haben die spekulativen Finanzinvestoren auch an der LME in London ihre Netto-Long-Positionen moderat ausgeweitet, was dem Kupferpreis jedoch keine Unterstützung gab. Sie liegen aktuell auf dem höchsten Niveau seit fünf Monaten.


Agrarrohstoffe

Anders als Rohzucker gelingt Kaffee Arabica derzeit kein nennenswerter Preisanstieg. Kleinere Aufwärtsbewegungen werden rasch wieder korrigiert und Arabica notiert nun wieder bei rund 120 US-Cents je Pfund. Wichtiges Thema am Markt ist weiterhin die anhaltende Trockenheit in Brasiliens Anbaugebieten. Jede Meldung über vereinzelte Regenfälle lässt den Preis aber kurzfristig absacken.

Erst im Dezember wird die Blütezeit abgeschlossen sein. Bis dahin dürfte die Unsicherheit über die Ernte 2016/17 besonders hoch und die Preise schwankungsanfällig bleiben. Die beiden letzten Ernten waren wegen Trockenheit bereits enttäuschend ausgefallen. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer setzen allerdings weiterhin mehrheitlich auf weiter fallende Preise.

Die Internationale Kaffeeorganisation gab jüngst bekannt, dass im abgelaufenen Kaffeejahr 2014/15 die weltweiten Kaffeeexporte erstmals seit fünf Jahren rückläufig waren. Sie fielen um gut 3% auf 111 Mio. Sack, darunter rund 68,5 Mio. Sack Arabica und 42,5 Mio. Sack Robusta. Der prozentuale Rückgang war bei Robusta-Kaffee deutlich stärker als bei Arabica. Hierin spiegelt sich die Verkaufszurückhaltung insbesondere der vietnamesischen Anbieter wider. Der damit beabsichtigte Preisanstieg ließ sich aber nicht durchsetzen. Nun sind die Lagerbestände im Land hoch zu einer Zeit, in der bereits die neue Ernte angelaufen ist.



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