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Fester US-Dollar zieht Rohstoffpreise nach unten

05.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

„Wie gewonnen, so zerronnen.“ Nach diesem Motto bewegt sich der Ölmarkt schon seit zwei Monaten, wobei auch gestern der Ölpreis die starken Gewinne vom Vortag wieder komplett abgegeben hat. Für den Preisrückgang kann man kaum die US-Lagerbestandsdaten verantwortlich machen. Zwar stiegen die Rohölvorräte mit 2,85 Mio. Barrel etwas stärker als erwartet. Gleichzeitig fielen jedoch die Benzinbestände um 3,3 Mio. Barrel, der stärkste Rückgang seit Anfang Mai.

Vielmehr führen wir die Preisschwäche auf den starken US-Dollar und die Marktpsychologie zurück, weil sich der Brentölpreis nicht nachhaltig über der psychologisch wichtigen Marke von 50 USD je Barrel etablieren kann. Für den entscheidenden Richtungswechsel fehlt zumindest eine wichtige Komponente, ein starker nachhaltiger Rückgang der US-Ölproduktion. Die DOE-Zahlen gestern haben wieder einen kleinen Produktionsanstieg gezeigt. Auch wenn die Wochendaten nicht zuverlässig sind, scheint sich die US-Produktion in den letzten zwei Monaten stabilisiert zu haben.

Ein Rückgang wäre jedoch nötig, damit die Nachfrage nach OPEC-Öl wieder steigt. Ein interner OPEC-Bericht sieht die OPEC-Produktionszahlen sogar bis 2019 fallen, wenn sich der Rückgang der Nicht-OPEC-Produktion nicht verstärkt. Auf dem OPEC-Treffen im Dezember wollen daher einige Länder die Strategie der Preiszielsetzung ins Spiel bringen. Ob die Golfstaaten mitspielen, ist jedoch fraglich. Wir sehen wie die Ölminister Kuwaits und Norwegens die aktuell niedrigen Preise als nicht nachhaltig an.


Edelmetalle

Der Goldpreis fiel gestern auf ein 5-Wochentief von unter 1.110 USD je Feinunze und zeigt sich heute Morgen nur marginal erholt. Grund für den Preisrückgang waren neuerliche ETF-Abflüsse – die Bestände der Gold-ETFs wurden in den letzten vier Handelstagen um knapp 18 Tonnen abgebaut – sowie die Stärke des US-Dollar. Denn die US-Notenbank Fed scheint bereit für Zinserhöhungen. Dies betonte zumindest die Fed-Vorsitzende Yellen in ihrer gestrigen Rede. Demnach sei die US-Wirtschaft in einer guten Verfassung, der private Verbrauch wachse solide, und der Arbeitsmarkt hätte sich deutlich verbessert. Ob allerdings schon im Dezember die Zinsen erhöht werden, bleibt laut Yellen abhängig von der Datenlage.

Im Fahrwasser von Gold standen auch die anderen Edelmetalle unter Druck. Silber fiel ebenfalls auf ein 5-Wochentief und notiert nur noch knapp über der Marke von 15 USD je Feinunze. Platin markiert bei gut 950 USD je Feinunze ein 4-Wochentief und Palladium verzeichnet mit rund 620 USD je Feinunze den tiefsten Stand seit sechs Wochen.

Der weltweit drittgrößte Platinproduzent, Lonmin, warnte gestern vor einer möglichen eigenen Insolvenz, sollte die geplante Kapitalerhöhung und Umschuldung nicht gelingen. Lonmin hatte im letzten Geschäftsjahr rund 760 Tsd. Unzen Platin produziert. Im Falle von Minenschließungen würde dieses Material dem Markt wohl fehlen. Da aber derzeit große Mengen Platin aus den ETFs an den Markt kommen, scheint der Markt über den möglichen Produktionsausfall noch nicht besorgt.

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Industriemetalle

Die Erholung des Aluminiumpreises ist ins Stocken geraten und das Leichtmetall kostet aktuell knapp 1.500 USD je Tonne. In China versuchen mehr und mehr Aluminiumschmelzen angesichts der niedrigen lokalen Preise Stromsubventionen zu erhalten. Über günstigere Strompreise verhandelt jedenfalls eine Reihe von Schmelzen mit verschiedenen Regionalregierungen. In der Provinz Gansu sollen Industriekreisen zufolge bereits neue Subventionen gewährt worden sein.

Die Unterstützung der Regionalregierungen ist eine wesentliche Säule, damit die sonst defizitären Schmelzen weiter produzieren können. Die einzelnen Regierungen versuchen mit den Subventionen die Beschäftigungsquote möglichst hoch und ihre Wirtschaft möglichst stabil zu halten. Dies verhindert oder verzögert zumindest die dringend benötigte Bereinigung des Marktes. Ohne Subventionen würde die Lage für die chinesischen Aluminiumproduzenten immer prekärer, denn deren Verluste beliefen sich laut SMM letzte Woche schon auf durchschnittlich umgerechnet etwa 220 USD je Tonne. Für einen nachhaltigen Preisanstieg sind unseres Erachtens umfangreiche Produktionskürzungen jedoch unabdingbar.

Der zuletzt sprunghafte Anstieg der sog. gekündigten Lagerscheine an der LME auf den höchsten Stand seit über zwei Monaten wird vom Markt weitgehend ignoriert. Dieser deutet zwar auf zukünftig verstärkte Auslieferungen von Material aus den LME-Lagerhäusern hin, hierbei könnte es sich aber um Finanztransaktionen und opportunistische Käufe im Zuge der niedrigen Preise und weniger um reale Nachfrage handeln.


Agrarrohstoffe

Der in New York gehandelte Preis für Rohzucker verlor gestern mehr als 5% und schloss bei 14,64 US-Cents je Pfund. Dies war zugleich der größte Tagesverlust seit 20 Monaten. Grund für die deutliche Abwärtsbewegung waren automatische Verkaufsorders sowie Abverkäufe seitens institutioneller Investoren. Dies spiegelte sich auch im Handelsvolumen des nächstfälligen Future-Kontraktes von Rohzucker wider. Hier wurden 7% des Tagesvolumens innerhalb von 60 Sekunden umgesetzt.

Damit gab Rohzucker die Gewinne der letzten beiden Handelstage wieder ab und konnte sich nicht auf dem am Dienstag erreichten 9-Monatshoch halten. Der Preisanstieg zuvor war getrieben durch die Befürchtung, das Wetterphänomen El Niño könnte sich negativ auf die Ernten in Indien, Thailand und China auswirken. Auch der starke Regen in den wichtigsten Anbaugebieten in Brasilien dürfte die Ernte verzögern und die Erträge schmälern. Der Hauptteil der Marktteilnehmer geht momentan von einem globalen Angebotsdefizit für die Ernte 2015/16 aus.

Der Kakaopreis in London verlor gestern 1,6% und schloss bei 2.176 GBP je Tonne. Ausgelöst wurde der Preisrückgang durch die Meldung des weltweit größten Schokoladenproduzenten, Barry Callebaut. Demnach wurde das Umsatzziel für die nächsten Jahre wegen der hohen Kakaopreise und der niedrigen Verarbeitungsmargen gesenkt.



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