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13.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Talfahrt bei den Ölpreisen hat sich gestern beschleunigt. Brent fiel um knapp 4% und verzeichnete bei 44 USD je Barrel ein 2½-Monatstief. In den letzten beiden Handelstagen hat sich Brent um knapp 7% verbilligt. WTI verlor zuletzt ebenfalls kräftig. Mit 41,4 USD je Barrel wurde ebenfalls das niedrigste Niveau seit Ende August erreicht. Ein Rückgang unter die Marke von 40 USD je Barrel scheint nur noch eine Frage der Zeit. Denn das Überangebot auf dem US-Ölmarkt bleibt weiterhin hoch.

Dies zeigten die gestrigen Lagerdaten des US-Energieministeriums. Demzufolge sind die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 4,2 Mio. Barrel gestiegen. Die Rohölvorräte in Cushing stiegen um 2,2 Mio. Barrel. Höheren Importen stand eine höhere Rohölverarbeitung gegenüber, welche einen noch stärkeren Lageraufbau verhinderte. Zudem stieg die US-Rohölproduktion die dritte Woche in Folge und erreichte mit knapp 9,2 Mio. Barrel das höchste Niveau seit Ende August.

Dafür war aber nicht Schieferöl verantwortlich, sondern die Ölproduktion in Alaska, welche auf das höchste Niveau in diesem Jahr gestiegen ist. Somit ist es die konventionelle Ölproduktion, welche einem Rückgang der US-Rohölproduktion derzeit entgegensteht. In den Monaten zuvor hatte eine höhere Produktion im Golf von Mexiko einen Produktionsrückgang verhindert. Das Überangebot macht sich auch außerhalb der USA in steigenden Lagerbeständen bemerkbar.

Laut OPEC beläuft sich die Abweichung der OECD-Lagerbestände vom 5-Jahresdurchschnitt aktuell auf 210 Mio. Barrel. Damit ist der Überhang sogar noch größer als während der Wirtschafts- und Finanzkrise Anfang 2009.

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Edelmetalle

Gold fiel gestern zeitweise auf 1.074 USD je Feinunze. Damit markierte es den tiefsten Stand seit Februar 2010. Heute Morgen liegt der Preis wieder leicht über 1.080 USD. In Euro gerechnet hält sich Gold gerade noch so über der Marke von 1.000 EUR je Feinunze. Im Abwärtssog von Gold wurden auch die anderen Edelmetalle mit nach unten gezogen.

Silber fiel auf ein 2½-Monatstief von 14,2 USD je Feinunze. Bei Platin und vor allem Palladium setzt sich der Preisrückgang am Morgen fort. Platin rutscht auf 870 USD je Feinunze und markiert damit den tiefsten Stand seit Dezember 2008. Da sich Platin zuletzt deutlich schwächer entwickelt hat als Gold, ist die Preisdifferenz zwischen diesen beiden Edelmetallen wieder auf über 200 USD je Feinunze gestiegen.

Palladium verbilligt sich auf 536 USD je Feinunze und nähert sich somit wieder seinem 5-Jahrestief von Ende August von 521 USD. Ein Unterschreiten dessen scheint nur noch eine Frage der Zeit. Technisch betrachtet sehen alle Edelmetalle stark angeschlagen aus, so dass mit weiteren Verkäufen zu rechnen ist, die den Preisrückgang wohl verstärken oder verlängern.

Da es in den letzten beiden Tagen nicht zu nennenswerten ETF-Abflüssen kam, haben sich wohl die spekulativen Finanzinvestoren bei den Edelmetallen zurückgezogen. In der Woche zum 3. November bestanden bis auf Gold noch hohe Netto-Long-Positionen. Heute Abend werden von der CFTC neue Daten zur Marktpositionierung veröffentlicht. Diese werden den Preissturz aber nur teilweise beinhalten.


Industriemetalle

Wie bei den Edelmetallen setzt sich der Abverkauf auch bei den Industriemetallen fort. Angeführt von Kupfer und Nickel fiel der LME-Industriemetallindex gestern um 2% auf ein 6½-Jahrestief von 2.225 Punkte. Damit war auch die anfängliche Erholung gestern Morgen schnell verpufft. Ein neuer Erholungsversuch heute Morgen wird durch die schwachen asiatischen Aktienmärkte verhindert. Kupfer handelt erstmals seit Juli 2009 wieder unter der Marke von 4.800 USD je Tonne.

In China kommen die jüngsten Lockerungen der Geldpolitik offenbar noch nicht in der Wirtschaft an. Wie das Nationale Statistikbüro gestern berichtete, ist die Neukreditvergabe im Oktober auf rund 514 Mrd. CNY gefallen. Damit war sie nur noch halb so hoch wie im Vormonat und lag zugleich auf dem niedrigsten Niveau seit Juli 2014. Dies deutet darauf hin, dass die Banken die Kreditlinien für den Unternehmenssektor straffen, wodurch sich die anhaltende Abkühlung im verarbeitenden Gewerbe verschärfen dürfte.

Unsere Volkswirte sind der Meinung, dass die geldpolitischen Eingriffe die Dynamik der Realwirtschaft nur bedingt wiederbeleben. Die chinesische Regierung dürfte daher wohl versuchen, die Nachfrage mit weiteren fiskalischen Unterstützungsmaßnahmen anzukurbeln. Die Industriemetalle scheinen mittlerweile wieder eine "harte Landung" der chinesischen Wirtschaft einzupreisen.

Dies halten wir für nicht gerechtfertigt. Unseres Erachtens sind die Preise zu stark gefallen und spiegeln nicht mehr die fundamentale Lage an den Metallmärkten wider. Wir sehen daher deutliches Erholungspotenzial für die Preise.


Agrarrohstoffe

Der in London ansässige Rohstoffbroker Marex Spectron geht laut eines Berichts von Donnerstag für 2015/16 von einem Defizit am globalen Kaffeemarkt von 2,8 Mio. Sack aus. Dies wäre das zweite Defizitjahr in Folge. 2014/15 stand ein Defizit von 5,2 Mio. Sack zu Buche. Die weltweite Produktion soll um 4,3 Mio. auf 148,7 Mio. Sack steigen. Hierzu trägt insbesondere die gestiegene Produktion in Vietnam bei, so dass das Defizit in diesem Erntejahr etwas geringer ausfallen wird.

Der weltweite Kaffeekonsum soll um knapp 2 Mio. auf 151,5 Mio. Sack zulegen. Für 2016/17 geht Marex Spectron von einem Überschuss aus, allerdings sei es noch zu früh, um konkrete Zahlen zu nennen. Grund für die positive Einschätzung für 2016/17 seien die bereits blühenden Pflanzen in Brasilien und Indonesien, die auf eine gute Ernte schließen lassen.

Die französische Agrarprognosebehörde FranceAgriMer hat am Donnerstag ihre Schätzung für die französischen Lagerendbestände 2015/16 für Weichweizen um 400 Tsd. auf 5,2 Mio. Tonnen angehoben. Damit sollen diese mehr als doppelt so hoch sein wie noch zu Ende der Saison 2014/15. Grund für die Anpassung der Schätzung sind laut FranceAgriMer etwas niedrigere Netto-Exporte in die Europäische Union.



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