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Edelmetalle nach Terroranschlägen gefragt

16.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legen zum Wochenauftakt aufgrund der höheren geopolitischen Risiken nach den Terroranschlägen in Paris leicht zu. Bei Brent wird der Preisanstieg durch einen Kontraktwechsel verstärkt. Brent steigt am Morgen auf 45 USD je Barrel. Am Freitag wurde bei 43,6 USD ein 2½-Monatstief verzeichnet. Die Internationale Energieagentur IEA sieht den Ölmarkt reichlich versorgt.

Trotz eines Nachfrageanstiegs um fast 2 Mio. Barrel pro Tag sind die Ölvorräte in den OECD-Ländern Ende September auf ein Rekordniveau von fast 3 Mrd. Barrel gestiegen. Schuld daran ist ein weiterhin sprudelndes Ölangebot, wozu neben der OPEC auch eine rekordhohe Ölproduktion in Russland beiträgt. Die IEA spricht angesichts der hohen Lagerbestände von einem beispiellosen Puffer gegen geopolitische Schocks und unerwartete Angebotsausfälle.

Das Überangebot beschränkt sich dabei nicht nur auf Rohöl, sondern kommt auch bei den Mitteldestillaten zum Vorschein. Ende August lagen die Destillatebestände auf dem höchsten Niveau seit 2010. Im September bestand trotz eines saisonüblichen Lagerabbaus noch immer ein beträchtlicher Lagerüberhang. Für das Jahr 2016 rechnet die IEA mit einem Nachfrageanstieg um 1,2 Mio. Barrel pro Tag und ausgehend von den USA mit einem Rückgang der Ölproduktion außerhalb der OPEC um 0,6 Mio. Barrel pro Tag.

Der Bedarf an OPEC-Öl steigt daraufhin auf 31,3 Mio. Barrel pro Tag. Im 2. Halbjahr 2016 soll dieser sogar bei 32 Mio. Barrel pro Tag liegen und würde damit die derzeitige OPEC-Produktion leicht übertreffen. Bis dahin dürften die Lagerbestände allerdings weiter steigen und merklich höheren Preisen zunächst entgegenstehen.

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Edelmetalle

Die Edelmetallpreise verteuern sich zum Wochenauftakt um 1-2% und legen damit trotz eines festen US-Dollar spürbar zu. Gold handelt wieder bei knapp 1.100 USD je Feinunze auf einem Wochenhoch und profitiert damit offenbar von seinem Charakter als Krisenwährung nach den Terroranschlägen von Paris. In Euro gerechnet steigt Gold auf über 1.020 EUR je Feinunze. Silber kostet fast 14,5 USD je Feinunze, während Platin und Palladium bei etwa 875 USD bzw. knapp 550 USD je Feinunze handeln.

Am Freitag standen die Edelmetallpreise teilweise noch unter Druck, obwohl schwache US-Konjunkturdaten - die Einzelhandelsumsätze und die Erzeugerpreise lagen im Oktober unter den Erwartungen - eine Zinserhöhung der US-Notenbank Fed im Dezember etwas weniger wahrscheinlich gemacht haben. Gemäß Fed Fund Futures rechnet der Markt noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 62% mit einem ersten Zinsschritt im nächsten Monat, verglichen mit 70% in der letzten Woche.

Wegen eines Feiertages in den USA letzte Woche ("Veterans Day") werden die CFTC-Daten erst heute veröffentlicht. Diese dürften einen deutlichen Abbau der Netto-Long-Positionen zeigen, was bedeutet, dass die spekulativen Finanzanleger wohl zum Preisrückgang der Edelmetalle in den letzten Wochen beigetragen haben. Am Mittwoch veröffentlicht Johnson Matthey seinen Halbjahresbericht zur Lage an den Platin- und Palladiummärkten. Nach den umfangreichen Abflüssen aus den ETFs seit Anfang Oktober dürften beide Märkte 2015 wohl einen Angebotsüberschuss aufweisen.


Industriemetalle

Anders als die Edelmetalle geben die Industriemetalle zum Start in die neue Handelswoche nach und setzen damit ihren Abwärtstrend der letzten Wochen fort. Mit Ausnahme von Nickel stehen dabei alle Metalle unter Druck. Da die chinesischen Aktienmärkte zum Ende des dortigen Handels ins Plus drehten, wird die Abwärtsbewegung der Metallpreise aber zumindest gebremst. Dennoch markiert Kupfer bei rund 4.760 USD je Tonne einen neuen mehrjährigen Tiefstand.

Auch Aluminium nähert sich wieder seinem Tief von Ende Oktober. Die japanische Wirtschaft ist im dritten Quartal wieder in die Rezession gerutscht, was auf eine schwache Nachfrage Japans nach Rohstoffen im Allgemeinen und Metallen im Speziellen hindeutet. Japan ist nach China der größte asiatische Konsument von Metallen.

Codelco, der weltweit größte Kupferminenproduzent aus Chile, plant Industriekreisen zufolge die Prämien für Kupferlieferungen nach China für 2016 deutlich zu reduzieren. Die Aufschläge auf den Kassa-Preis an der LME sollen demnach von 133 USD auf 98 USD je Tonne und damit auf ein 3-Jahrestief sinken. Grund hierfür soll eine schwächere Nachfrage sein. Die niedrigen Prämien könnten die chinesischen Käufer nun allerdings zu opportunistischen Käufen veranlassen. Für Lieferungen nach Europa hatte Codelco die Prämien zuvor schon auf 92 USD je Tonne gesenkt.


Agrarrohstoffe

Nachdem sich letzte Woche bereits das Handelshaus Marex Spectron mit einer Defizitprognose für den Kaffeemarkt 2015/16 gemeldet hatte, unterstützt nun mit Olam ein weiteres Handelshaus diese Einschätzung. Laut Olam soll das globale Defizit 2015/16 4,8 Mio. Sack betragen und damit etwas niedriger ausfallen als das des Vorjahres. Dieses wird von Olam mit 5 Mio. Sack angegeben. Dabei dürfte das Defizit 2015/16 bei Arabica-Kaffee mit 3,7 Mio. Sack deutlich höher sein als das bei Robusta-Kaffee mit 1,1 Mio. Sack.

Zudem äußert sich Olam bereits zur brasilianischen Kaffeeernte 2016/17 - und zeigt sich sehr optimistisch: Nach dessen Einschätzung könnte die Ernte zwischen 60 und 62 Mio. Sack betragen. Dies wäre ein massiver Anstieg gegenüber der nun weitgehend abgeschlossenen Ernte 2015/16, die die staatliche Prognosebehörde Conab in ihrer letzten Schätzung auf enttäuschende 42,2 Mio. Sack taxierte.

Olam sieht die Bedingungen derzeit vor allem für Arabica-Kaffee positiv, während im Hauptanbaugebiet für Robusta, Espirito Santo, zu trockene Witterung auch für 2016/17 den Ausblick eintrübt. Trotz der Annahme einer deutlich höheren brasilianischen Ernte rechnet Olam für 2016/17 mit einem weiteren Defizit am globalen Kaffeemarkt, ohne allerdings eine Angabe zur erwarteten Höhe zu machen. Dafür soll eine steigende Nachfrage sorgen. Diese Aussicht sollte den Kaffeepreisen nach dem jüngsten Preisrutsch wieder aufhelfen.



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