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Industriemetallpreise fallen auf Mehrjahrestiefs

17.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Unsicherheit nach den Terroranschlägen von Paris sorgte gestern für eine erhöhte Volatilität am Ölmarkt. Die Ölpreise fielen nach anfänglichen Gewinnen zwischenzeitlich um 2 USD, machten diese Verluste aber schnell wieder wett und schlossen letztlich gut 2% im Plus. Brent handelt am Morgen bei knapp 45 USD je Barrel, WTI bei knapp 42 USD je Barrel. Bei den Auswirkungen der Terroranschläge auf den Ölmarkt lassen sich keine eindeutigen Aussagen treffen. Die verstärkten Luftangriffe Frankreichs gegen Stellungen des IS in Syrien erhöhen sicherlich die geopolitischen Risiken.

Es ist aber unwahrscheinlich, dass dadurch die Ölproduktion in den Nachbarländern beeinträchtigt wird. Nennenswerte Auswirkungen auf das Ölangebot sind daher vorerst nicht zu erwarten. Auf der anderen Seite könnte die Ölnachfrage in Europa infolge der Terroranschläge einen Dämpfer erhalten. Laut Internationaler Energieagentur war Europa neben Indien ein wichtiger Treiber für die Ölnachfrage im dritten Quartal. Diese beiden Faktoren dürften sich weitgehend ausgleichen, so dass der Einfluss auf die Ölpreise letztlich begrenzt sein dürfte.

Die spekulativen Finanzanleger haben sich in der letzten Berichtswoche bei Brent und WTI höchst unterschiedlich positioniert. Bei Brent kam es zu einem Aufbau der Netto-Long-Positionen um 14,4 Tsd. auf 202,2 Tsd. Kontrakte. Bei WTI wurden hingegen die Netto-Long-Positionen um 27,1 Tsd. auf 138,6 Tsd. Kontrakte reduziert. Die Ausweitung der Preisdifferenz auf mehr als 3 USD war daher teilweise auch spekulativ getrieben. Allerdings besteht bei Brent damit auch ein deutlich höheres Korrekturpotenzial als bei WTI.


Edelmetalle

Gold gab gestern im Tagesverlauf seine gesamten anfänglichen Gewinne wieder ab und fällt heute Morgen wieder unter 1.080 USD je Feinunze. Damit nähert es sich wieder seinem Mehrjahrestief von letzter Woche. Silber verhält sich ähnlich und handelt am Morgen bei 14,2 USD je Feinunze. Wie aus der CFTC-Statistik hervorgeht, haben die spekulativen Finanzanleger seit Ende Oktober stark zum Preisrückgang von Gold und Silber beigetragen. Denn in den zwei Wochen zum 10. November wurden die Netto-Long-Positionen bei Gold um 85% und die bei Silber um 51% reduziert. Sie liegen damit auf einem 8- bzw. 6-Wochentief. Auch bei Platin und Palladium kam es zu einem Abbau der Netto-Long-Positionen, welcher allerdings deutlich geringer als bei Gold und Silber ausfiel.

Wie der Verband der europäischen Automobilproduzenten heute Morgen berichtete, wurden in der EU im Oktober 1,1 Mio. Autos neu zugelassen. Dies ist ein Plus von 2,9% gegenüber dem Vorjahr und stellt den 26. Monat in Folge mit positiven Jahresveränderungsraten dar. Allerdings hat die Dynamik deutlich nachgelassen, wobei der VW-Abgasskandal eventuell schon eine Rolle gespielt hat. So stiegen in Deutschland die Autoneuzulassungen nur noch um gut 1%. In den ersten 10 Monaten des Jahres wurden in der EU 11,5 Mio. Autos neu zugelassen, 8,2% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Sollten die Autoverkäufe im November und Dezember nicht einbrechen, dürften hochgerechnet auf das Jahr in der EU so viele Autos wie zuletzt 2009 abgesetzt werden. Hiervon sollten normalerweise Platin und Palladium profitieren.

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Industriemetalle

Bei den LME-Metallen kommt es seit gestern zu einem Abverkauf, dessen Dynamik auch heute Morgen nicht nachlässt. Kupfer, Aluminium und Blei markieren neue mehrjährige Tiefstände, Nickel und Zink stehen kurz davor. An der SHFE verlieren die Metallpreise bis zu 4%. Der anhaltend feste US-Dollar ist dabei ein Belastungsfaktor. Ebenso wurden charttechnisch bzw. psychologisch wichtige Marken unterschritten. Sonstige Nachrichten, die den neuerlichen Preisrutsch erklären könnten, gab es allerdings nicht.

Auch erhalten die Metallpreise keine Unterstützung von den Aktienmärkten, die in Asien heute ebenso wie gestern leicht zulegen. Gegenwind für die Preise gibt es vor allem seitens der spekulativen Finanzinvestoren. Denn gemäß CFTC-Statistik hat diese Anlegergruppe im Falle von Kupfer an der Comex in New York in der Woche zum 10. November ihre Netto-Short-Positionen massiv auf 19,4 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Ähnliches wird heute wohl auch die LME berichten. Die spekulativen Finanzinvestoren verstärken damit den Preisrückgang.

In China stehen anscheinend bei Aluminium umfangreiche Produktionskürzungen bevor. Wie das staatliche Research-Institut Antaike schon letzte Woche in einem Bericht mitteilte, könnten jährliche Produktionskapazitäten im Umfang von über 12 Mio. Tonnen stillgelegt werden, falls die Aluminiumpreise weiter fallen. Demnach würden aktuell mehr als 60% bzw. knapp 20 Mio. Tonnen der sich in Betrieb befindlichen Kapazitäten Verluste machen. Produktionskürzungen in diesem Ausmaß – falls sie tatsächlich erfolgen – sollten dem Preis Auftrieb geben.


Agrarrohstoffe

Nach Angaben der Regierung blieb in der Ukraine bedingt durch zu trockene Witterung 11% der Wintergetreidefläche unbestellt und die jungen Pflanzen befinden sich häufig in einem schlechten Zustand. Bereits am Montag hatte das ukrainische Analysehaus UkrAgrConsult seine Prognose für die Weizenernte 2016 von 19 Mio. auf 17,5 Mio. Tonnen reduziert. Nach Angaben des Nachrichtendienstes Thomson Reuters werden von Händlern zum Teil noch skeptischere Schätzungen abgegeben.

2015 erntete die Ukraine rund 26 Mio. Tonnen Weizen. Weiter verbessert hat sich dagegen der Zustand der US-Winterweizenpflanzen. Nach einer Anhebung um einen Prozentpunkt gegenüber der Vorwoche fallen nun 52% der Pflanzen in die Kategorien „gut“ oder „sehr gut“. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als vor drei Wochen.

Noch liegen keine offiziellen Daten zur im Oktober angelaufenen Kakaoernte 2015/16 in der Elfenbeinküste vor. Bloomberg zitiert aber einen mit den internen Daten vertrauten Regierungsmitarbeiter, wonach bis Mitte November 393 Tsd. Tonnen Kakaobohnen in die Häfen geliefert worden sein sollen. Im Vorjahreszeitraum waren es 320 Tsd. Tonnen gewesen. Beobachter vor Ort weisen darauf hin, dass möglicherweise Bohnen aus der letzten Ernte zurückgehalten wurden und nun zu erhöhten Abnahmepreisen abgegeben werden. Erst ab Dezember lasse sich besser über die Höhe der neuen Ernte urteilen.



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