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Platin und Palladium weiterhin im Angebotsdefizit

19.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise gerieten gestern nach der Veröffentlichung der US-Lagerdaten zunächst unter Druck. Brent fiel auf 43,5 USD je Barrel. WTI kostete erstmals seit Ende August weniger als 40 USD je Barrel. Im späten Handel machten die Preise ihre Verluste allerdings wieder wett. Die reichliche Versorgung dürfte höheren Preisen entgegenstehen.

Die US-Rohöllagerbestände sind in der letzten Woche laut US-Energieministerium um 252 Tsd. Barrel gestiegen. Das war weniger als erwartet und der geringste Anstieg in den letzten acht Wochen. Das API hatte am Vortag allerdings einen Lagerabbau berichtet. Der deutlich geringere Lageraufbau im Vergleich zur Vorwoche war auf geringere Importe und eine höhere Rohölverarbeitung zurückzuführen.

Die Rohölvorräte in Cushing stiegen um 1,5 Mio. Barrel, was stärker war als erwartet, aber im Bereich der API-Umfrage lag. Dazu dürfte die anhaltend robuste Rohölproduktion beigetragen haben, welche im Wochenvergleich nur leicht zurückging und weiterhin nur knapp unter einem 3-Monatshoch liegt. Die Benzinbestände stiegen überraschend um 1 Mio. Barrel, die Destillatebestände gingen dagegen um 791 Tsd. Barrel zurück, was auf unterschiedliche Entwicklungen bei der Nachfrage zurückzuführen war.

Während die Benzinnachfrage im Wochenvergleich fiel, verzeichnete die Destillatenachfrage einen Anstieg. Dies ist für diese Jahreszeit allerdings nicht ungewöhnlich. Zu Beginn der Heizsaison befinden sich die US-Destillatevorräte auf einem komfortablen Niveau. Sie liegen aktuell 22% über dem Vorjahresniveau und 11% über dem 5-Jahresdurchschnitt.


Edelmetalle

Johnson Matthey hat gestern seinen Halbjahresbericht zur Lage an den Platin- und Palladiummärkten veröffentlicht. Der weltgrößte Verarbeiter von Platin und Palladium erwartet 2015 an beiden Märkten ein Angebotsdefizit. Dieses soll mit 652 Tsd. Unzen (Platin) bzw. 427 Tsd. Unzen (Palladium) höher ausfallen als noch im Mai prognostiziert. Grund hierfür sei bei Platin im Wesentlichen die Investmentnachfrage, die auf 367 Tsd. Unzen steigen soll, was vor allem auf eine starke Barrennachfrage in Japan zurückzuführen ist.

Den Einfluss der Platin-ETFs sieht Johnson Matthey dagegen "neutral". Die von Bloomberg erfassten Platin-ETFs haben in diesem Jahr bislang allerdings Abflüsse von 295 Tsd. Unzen verzeichnet. Das Defizit bei Palladium soll trotz großer Abflüsse aus den ETFs zustande kommen (-643 Tsd. Unzen seit Jahresbeginn). Als starker Rückhalt ist die Nachfrage aus der Automobilindustrie einzustufen. Diese soll sowohl bei Platin als auch bei Palladium weiter zulegen und bei Letzterem ein neues Rekordhoch erreichen.

Angebotsseitig zeigen sich zwei unterschiedliche Tendenzen: So steigt bei beiden Edelmetallen das Minenangebot stark, da sich Südafrika von den langwierigen letztjährigen Streiks erholt. Dagegen sinkt das Recyclingangebot deutlich.

Wegen der niedrigen Stahl- und Edelmetallpreise ist der Anreiz zur Verschrottung von Autos und dadurch Wiedergewinnung der Rohmaterialien gering. Für 2016 erwartet Johnson Matthey an beiden Märkten weitere Angebotsdefizite. Diese könnten jedoch geringer ausfallen, sollte sich die Investmentnachfrage im Falle steigender Preise abkühlen.

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Industriemetalle

An den Metallmärkten kommt es bislang nicht zu einer Erholungsbewegung. Feste asiatische Aktienmärkte und ein etwas schwächerer US-Dollar verhindern heute Morgen aber immerhin ein weiteres Abrutschen der Preise. Dennoch verbilligt sich Nickel auf 8.940 USD je Tonne und markiert damit den tiefsten Stand seit August 2008.

Zink fällt erstmals seit Juli 2009 wieder unter die Marke von 1.500 USD je Tonne. Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) zufolge wies der globale Zinkmarkt in den ersten neun Monaten des Jahres einen Angebotsüberschuss von 188 Tsd. Tonnen auf.

Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum bestand noch ein Defizit von 291 Tsd. Tonnen. Der aktuelle Überschuss kam durch eine starke Ausweitung der Produktion zustande (+5,7%), die von China und Indien angeführt wurde. Die Nachfrage stieg dagegen nur um 0,8%. Allerdings hat sich das Überangebot am globalen Zinkmarkt gemäß den ILZSG-Daten im Jahresverlauf spürbar verringert. Nach einem Überschuss von 150 Tsd. Tonnen im ersten Quartal und 38 Tsd. Tonnen im zweiten Quartal, war der Markt im dritten Quartal ausgeglichen.

Für das Gesamtjahr erwartet die ILZSG einen Überschuss von 90 Tsd. Tonnen, was bedeutet, dass das Angebot im vierten Quartal deutlich hinter der Nachfrage zurückbleiben muss.

Am globalen Bleimarkt hielten sich von Januar bis September Angebot und Nachfrage wie schon im Vorjahr in etwa die Waage. Das Angebot ging um 6,9% zurück, die Nachfrage sank um 6,8%. Laut Einschätzung der ILZSG wird der Bleimarkt auch im Gesamtjahr 2015 weitgehend ausgeglichen sein.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis ist gestern den zweiten Tag in Folge deutlich gefallen. Innerhalb von zwei Handelstagen hat sich Zucker damit um knapp 5% verbilligt und kostet aktuell 14,5 US-Cents je Pfund. Zu Wochenbeginn mussten noch mehr als 15 US-Cents bezahlt werden. Weiterhin belastet die Entscheidung der indischen Regierung, den einheimischen Zuckerrohranbauern Subventionen beim Verkauf an die Zuckermühlen zu gewähren. Dadurch könnte mehr Zucker an den Weltmarkt gelangen.

Angesichts der unterdurchschnittlichen Monsunsaison in diesem Jahr wurde eigentlich mit einem Rückgang der indischen Zuckerproduktion gerechnet, was sich auch in deutlich niedrigeren Exporten hätte niederschlagen sollen. Kommentare seitens des Verbandes der Indischen Zuckermühlen ISMA deuten nicht darauf hin. Dank großzügiger staatlicher Abnahmepreise für die einheimischen Zuckerrohrproduzenten wird Indien 2015/16 das sechste Jahr in Folge mehr Zucker produzieren als verbrauchen.

Indien wird ISMA zufolge auch in den nächsten Jahren ein Netto-Exporteur von Zucker bleiben. Selbst die große Differenz zwischen den Produktionskosten und den Weltmarktpreisen dürfte daran nichts ändern, weil es für die indischen Zuckermühlen immer noch lohnen würde, Zucker mit Verlust zu exportieren. Denn dadurch würde das Angebot im Inland verknappt, was dort die Preise hoch hält und hinreichende Gewinne ermöglicht.



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