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Commercials: Der Unterschied zwischen dem Goldmarkt und den Rohstoffmärkten

22.11.2015  |  Steve Saville
An einem typischen Rohstoffmarkt sichern die als "Commercials" bekannten Marktteilnehmer ihr Exposure gegenüber dem physischen Rohstoff normalerweise ab, indem sie Terminkontrakte kaufen oder verkaufen. Am Ölmarkt zählen beispielsweise die Ölproduzenten selbst zu den bedeutendsten "Commercials". Diese hoffen natürlich auf steigende Preise und sind also "long", verkaufen aber oft Futures, um sich abzusichern. Eine wichtige Rolle spielen außerdem die Hersteller von Produkten auf Rohölbasis, die "short" sind und praktisch auf fallende Kurse des Rohstoffes hoffen (weil der Einkauf von Öl einer der größten Posten ihrer Produktionskosten ist). Diese sichern sich durch den Kauf von Terminkontrakten oft gegen steigende Preise ab. Am Goldmarkt sieht es allerdings ganz anders aus.

Einige der Commercials am Goldmarkt schließen ebenfalls die traditionellen Absicherungsgeschäfte ab, beispielsweise Bergbauunternehmen und Schmuckhersteller. Nun ist es aber so, dass die überirdisch bereits verfügbaren Goldbestände die jährliche Minenproduktion bei Weitem übertreffen, und dass außerdem zu spekulativen Zwecken, als Investition oder Wertanlage ungleich mehr Gold den Besitzer wechselt, als für traditionellere Anwendungen wie beispielsweise zur Schmuckherstellung oder für die Elektronikbranche gekauft oder verkauft wird. Eine vernünftige und gut informierte Person würde nun annehmen, dass die traditionellen Händler am Goldmarkt nur eine vergleichsweise geringe Rolle spielen und hätte damit vollkommen Recht.

Die dominierenden Commercials am Goldmarkt sind nicht die, die sich nur gegenüber der zukünftigen Preisentwicklung absichern wollen. Es handelt sich auch nicht vorwiegend um Spekulanten, die darauf setzen, dass sich die Kurse in eine bestimmte Richtung entwickeln. Stattdessen sind viele Commercials Spread-Trader, d. h. sie erzielen einen Gewinn, indem sie die Preisunterschiede zwischen den physischen Rohstoffen und den Terminkontrakten ausnutzen.

Wenn beispielsweise spekulative Käufe von Gold-Futures dazu führen, dass die Futures-Preise gegenüber dem Spotpreis ausreichend steigen, entsteht eine praktisch risikofreie Möglichkeit für ein Arbitragegeschäft, bei dem der Marktteilnehmer die Terminkontrakte verkauft und gleichzeitig die gleiche Menge an physischem Metall zum Spotpreis kauft. Wenn die Preise der Futures aufgrund spekulativer Verkäufe gegenüber dem aktuellen Preis fallen, besteht dagegen die risikofreie Möglichkeit, die Terminkontrakte zu kaufen und das physische Gold zu verkaufen und dadurch ebenfalls den Spread auszunutzen.

Ein weiteres Beispiel: Wenn Goldinvestoren große Mengen an Münzen und Barren kaufen und der Spotpreis dadurch im Verhältnis zu den Futures steigt, bietet das den Commercials ebenfalls die Gelegenheit, ein Arbitragegeschäft abzuschließen, indem sie physisches Edelmetall verkaufen und dafür die günstigeren Futures kaufen. Wenn der Verkauf großer Mengen an Gold dagegen den aktuellen Preis gegenüber den Futures genügend sinken lässt, können die Commercials die Terminkontrakte verkaufen und gleichzeitig Gold am Spotmarkt zu einem niedrigeren Kurs kaufen. Kurz gesagt geht es bei den Geschäften der kommerziellen Trader am Goldmarkt hauptsächlich um Arbitrage.

Dieser Unterschied zwischen den Commercials am Goldmarkt und den Commercials an allen anderen Rohstoffmärkten lässt sich auf die lange Geschichte des Edelmetalls als Geld zurückführen. Seltsamerweise behaupten viele "Goldexperten" immer wieder, dass Gold aufgrund seiner wichtigen monetären Rolle und seiner Bedeutung als Wertanlage etwas Besonderes sei. Doch dann bestehen sie darauf, eine traditionelle Analyse der Angebots- und Nachfragesituation durchzuführen, wie sie für Rohstoffe typisch ist. Da überrascht es nicht, dass das Ergebnis der reinste Unsinn ist.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com


Dieser Artikel wurde am 20. November 2015 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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