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Kein Licht am Ende des Tunnels

23.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit deutlichen Verlusten in die neue Handelswoche. Brent fällt um 2% auf 43,7 USD je Barrel, WTI verliert sogar mehr als 3% auf 40,6 USD je Barrel. Der Preisanstieg bei WTI nach dem Kontraktwechsel wurde damit bereits wieder korrigiert. Beide Ölpreise notieren nur knapp über ihren vergangene Woche verzeichneten 3-Monatstiefs. Angesichts der anhaltenden Preisschwäche wächst der Druck auf die OPEC, die sich Ende nächster Woche zu ihrer planmäßigen Sitzung trifft.

Im Vorfeld versuchen der Iran und Venezuela, Druck auf die anderen OPEC-Länder aufzubauen, damit die Preise nicht noch weiter fallen. Der Ölminister von Venezuela rechnet im Falle einer Bestätigung der gegenwärtigen Fördermenge mit einem Preisrückgang bis in den mittleren 20er-Bereich. Der Iran hat auf den geplanten Anstieg seiner Produktion nach der Aufhebung der Sanktionen aufmerksam gemacht, rechnet aber selbst nicht damit, dass die OPEC am 4. Dezember eine Änderung der Förderpolitik beschließen wird. Von daher ist im Vorfeld der OPEC-Sitzung mit einem weiteren Preisrückgang zu rechnen.

Angesichts dieser Aussichten ziehen sich die Finanzanleger aus ihren Ölinvestments zurück. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI verringerten sich in der Woche zum 17. November laut CFTC um 28,6 Tsd. auf 110 Tsd. Kontrakte. Das entspricht dem niedrigsten Niveau seit Ende August, als WTI sein 6½-Jahrestief verzeichnete. Die entsprechenden Daten für Brent werden von der ICE heute Mittag veröffentlicht. Auch hier sollte es nach dem Anstieg in den letzten zwei Wochen zu einem merklichen Abbau der Netto-Long-Positionen gekommen sein.


Edelmetalle

Gold, Silber und Co. können sich dem Abverkauf bei den Industriemetallen und der Schwäche bei den Energieträgern nicht entziehen und stehen zum Wochenauftakt ebenfalls unter Druck. Gold notiert unter 1.070 USD je Feinunze und nähert sich damit wieder seinem 6-Jahrestief von letzter Woche. Silber hat mit dem Rutsch unter die Marke von 14 USD je Feinunze heute Morgen bereits ein 6-Jahrestief erreicht. Druck auf die Preise gibt es weiter von verschiedenen Seiten.

So neigt der US-Dollar weiter zur Stärke. Zudem verzeichneten die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs auch am Freitag Abflüsse. Seit Monatsbeginn wurden deren Bestände um 38 Tonnen abgebaut. Noch stärkeren negativen Einfluss haben wohl die spekulativen Finanzinvestoren. Bei diesen bestanden gemäß CFTC-Statistik in der Woche zum 17. November erstmals seit drei Monaten wieder Netto-Short-Positionen von 13,9 Tsd. Kontrakten. Vier Wochen zuvor gab es hier noch die höchsten Netto-Long-Positionen seit Februar.

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Bei Silber wurden die Netto-Long-Positionen in der letzten Berichtswoche auf 12,2 Tsd. Kontrakte mehr als halbiert. Sie liegen damit auf einem 7-Wochentief. Auch die zuletzt größten Goldkäufer auf der Zentralbankseite - Russland und China - haben sich zuletzt mit Goldkäufen zurückgehalten. So hat die russische Zentralbank im Oktober zwar 18,4 Tonnen Gold erworben, blieb damit aber deutlich unter ihren Käufen vom Vormonat zurück. China hatte seine Goldreserven im letzten Monat um rund 14 Tonnen aufgestockt. Ein weiterer nennenswerter Goldkäufer mit 2,9 Tonnen war Kasachstan.


Industriemetalle

Nach einer kurzen Verschnaufpause Ende letzter Woche nimmt der Abverkauf bei den Industriemetallen zu Beginn der neuen Handelswoche wieder Fahrt auf. Kupfer fällt erstmals seit Mai 2009 unter die Marke von 4.500 USD je Tonne. Nickel verliert zeitweise über 5% und handelt nur noch bei gut 8.200 USD je Tonne auf dem tiefsten Stand seit Juni 2003. Auch Zink hat sämtliche Gewinne von letztem Freitag wieder abgegeben und nähert sich seinem Tief von letzter Woche.

Als Gründe für den neuerlichen Preisrückgang werden von den Nachrichtenagenturen vielfach der feste US-Dollar und eine schwache chinesische Nachfrage herangeführt. Für letztere gab es allerdings keine neuen Daten, die dies belegen können. Ein Belastungsfaktor für die Preise sind dagegen weiter die spekulativen Finanzinvestoren. Diese haben bei Kupfer an der Comex in der Woche zum 17. November ihre Netto-Short-Positionen auf ein 3-Monatshoch ausgeweitet und verstärken somit den Preisrückgang der Metalle.

Zink war am Freitag mit einem Plus von über 2% noch der größte Gewinner unter den Industriemetallen. Denn die zehn größten Zinkschmelzer Chinas hatten angekündigt, im nächsten Jahr wegen der niedrigen Preise ihre Produktion um insgesamt 500 Tsd. Tonnen zu kürzen. Dies entspricht 3,8% der letztjährigen globalen Zinkproduktion und rund 9% der chinesischen Produktion.

Anfang Oktober hatte Glencore angekündigt, seine Zinkproduktion um ebenfalls 500 Tsd. Tonnen zu kürzen. Der globale Zinkmarkt wird daher aller Voraussicht nach im nächsten Jahr ein massives Angebotsdefizit aufweisen. Auch wenn dies kurzfristig den Preis offenbar nicht unterstützt, sollte er mittel- bis langfristig gesehen deutlich zulegen.


Agrarrohstoffe

Wie bei fast allen Rohstoffen zeigt auch der Trend bei den Kautschukpreisen in den letzten Jahren deutlich nach unten. Im bisherigen Verlauf von 2015 gaben die Notierungen nochmals um 25% nach. Mit 113 US-Cents je Kilogramm kostet Kautschuk in Singapur so wenig wie zuletzt vor rund 7 Jahren. Die niedrigen Kautschukpreise ziehen inzwischen eine deutliche Angebotsreaktion nach sich, die das Abrutschen des Marktes in ein Defizit wahrscheinlicher macht.

Nach Aussagen der Vereinigung der Naturkautschuk produzierenden Länder (ANRPC) blieb die Produktion in den ersten zehn Monaten des Jahres 2015 um 1% hinter dem Vorjahr zurück. Die Mitgliedsländer der ANRPC stehen für über 90% der weltweiten Kautschukproduktion. Entgegen ihrer bisherigen Erwartung rechnet die ANRPC nun für das Gesamtjahr ebenfalls mit einer rückläufigen Produktion, zumal das Wetterphänomen El Niño die Produktion zusätzlich belastet. Bereits 2014 war das Angebot an Kautschuk gesunken.

Auf der Nachfrageseite ist zwar erfreulich, dass Chinas Importe von Januar bis Oktober 2015 fast 9% höher als im Vorjahr waren. Die Unsicherheit über die weitere Wirtschaftsentwicklung des größten Kautschukverbrauchers sorgt aber weiter für Gegenwind.



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