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Geopolitische Spannungen geben Öl und Gold Auftrieb

25.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs durch die Türkei über der türkisch-syrischen Grenze hat die geopolitischen Spannungen im Nahen Osten deutlich verschärft. In der Folge legten die Ölpreise gestern kräftig zu. Sowohl Brent als auch WTI verteuerten sich um knapp 3%. Brent stieg bis auf 46,5 USD je Barrel, WTI auf gut 43 USD je Barrel. Ein gemeinsames militärisches Vorgehen des Westens und Russlands gegen die IS-Terrormiliz in Syrien und Irak wird durch den gestrigen Zwischenfall erschwert.

Eine Verschärfung der Spannungen zwischen der Türkei und Russland könnte auch die Öllieferungen betreffen. Laut US-Energiebehörde EIA wurden im Jahr 2009 durch den Bosporus 2,9 Mio. Barrel Rohöl pro Tag vom Kaspischen Meer zum Mittelmeer transportiert. Da die Türkei NATO-Mitglied ist, droht im Extremfall ein Konflikt zwischen dem westlichen Militärbündnis und Russland. Sowohl Brent als auch WTI geben am Morgen einen Teil ihrer Gewinne wieder ab, nachdem das API gestern Abend für letzte Woche einen Anstieg der US-Rohöl¬vorräte um 2,6 Mio. Barrel berichtete.

Die Lagerbestände in Cushing verzeichneten einen Anstieg um 1,9 Mio. Barrel. Das US-Energieministerium dürfte heute Nachmittag ebenfalls einen weiteren Lageraufbau berichten. Fällt dieser ähnlich hoch aus wie beim API, könnten die Rohöllagerbestände das Rekordniveau aus dem Frühjahr übertreffen.

China will seinen unabhängigen Raffinerien im nächsten Jahr erstmals erlauben, Ölprodukte zu exportieren, um das Überangebot auf dem heimischen Markt zu reduzieren. Dadurch dürfte das Überangebot an Diesel auf dem Weltmarkt weiter steigen. Im Oktober hatte China 917 Tsd. Tonnen Diesel exportiert und damit nur etwas weniger als das Rekordniveau im Vormonat.

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Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern nach dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeuges durch die Türkei auf rund 1.080 USD je Feinunze gestiegen. Ein stärkerer Preisanstieg wird durch die zunehmende Erwartung einer Zinserhöhung der US-Notenbank Fed im Dezember verhindert. Die Wahrscheinlichkeit hierfür beträgt laut Fed Fund Futures mittlerweile 75%. Silber verteuert sich im Fahrwasser von Gold zeitweise auf 14,3 USD je Feinunze.

Dagegen standen Platin und Palladium unter Druck. Sie profitierten nicht vom starken Anstieg der Industriemetallpreise, obwohl sie zuvor von diesen mit nach unten gezogen wurden. Platin handelt heute Morgen bei gut 840 USD je Feinunze, Palladium kostet rund 540 USD je Feinunze. Der World Platinum Investment Council (WPIC) hat sich jüngst etwas optimistischer als Johnson Matthey hinsichtlich der Versorgungslage am globalen Platin¬markt gezeigt.

Demnach soll sich das Angebotsdefizit in diesem Jahr auf 300 Tsd. Unzen belaufen und der Markt im nächsten Jahr nahezu ausgeglichen sein. Johnson Matthey erwartet für 2015 ein Defizit von 652 Tsd. Unzen und geht auch für 2016 noch von einem Defizit aus.

Der WPIC führt das geringere Defizit auf ein höheres Minen- und Recycling¬angebot sowie eine niedrigere Investmentnachfrage zurück. Letztere gleicht demnach die etwas höhere Nachfrage aus der Auto- und Schmuckindustrie sowie weiterer industrieller Anwendungen aus. Dies spricht gegen eine deutliche Preiserholung bei Platin.


Industriemetalle

Gestern kam es zu einer deutlichen Erholungsbewegung, die den LMEX um über 2% steigen ließ. Nickel war dabei mit einem Plus von 5,7% der größte Gewinner. Es setzt die Aufwärtsbewegung heute Morgen auch noch fort und handelt in der Spitze bei 8.900 USD je Tonne. Der gestrige Preisanstieg wurde durch die Eindeckung von Leerverkäufen (sog. short covering) einiger Marktteilnehmer getragen. Daneben wurden die Metallpreise durch den starken Anstieg der Ölpreise mit nach oben gezogen.

Allerdings muss unseres Erachtens die Nachhaltigkeit dieses Anstiegs in Frage gestellt werden. Denn gestern ist der Eisenerzpreis auf 43,9 USD je Tonne und damit auf ein Rekordtief seit Beginn der Datenreihe vor 7½ Jahren gefallen. Am Markt wird darüber spekuliert, ob die chinesischen Stahlhersteller wegen der niedrigen Preise ihre Produktion kürzen, was eine geringere Nachfrage nach Eisenerz nach sich ziehen würde.

Der Verband der chinesischen Eisen- und Stahlhersteller erwartet für 2016 einen Rückgang der chinesischen Stahlproduktion um 23 Mio. Tonnen. Dies wären aber nur knapp 3% und damit bei weitem nicht ausreichend, um das hohe Überangebot von rund 300 Mio. Tonnen am chinesischen Stahlmarkt auch nur annähernd einzugrenzen.

Sollte die Stahlproduktion stärker gedrosselt werden, würden die negativen Auswirkungen auf die Eisenerznachfrage wohl größer werden. Zumal die dominierenden Eisenerzproduzenten ihr Angebot weiter ausweiten. Diese machen selbst bei den derzeitigen Preisniveaus wegen niedriger Produktionskosten noch Gewinne. Dies spricht nicht für eine baldige Erholung des Eisenerzpreises.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis in New York schloss gestern bei 15 US-Cents je Pfund 2,7% im Minus. Zuvor hatte er zwischenzeitlich auf einem 10-Monatshoch von 15,8 US-Cents notiert, nachdem die Analysten von Kingsman ihre Schätzung für das Defizit am globalen Zuckermarkt 2015/16 von 3 Mio. auf 3,3 Mio. Tonnen angehoben hatten. Als Gründe führen sie nochmals niedrigere Schätzungen für die Zuckerproduktion in der EU, aber auch in Staaten der ehemaligen Sowjetunion und in Mittelamerika an.

Für die Zuckerproduktion in Brasiliens Hauptanbaugebiet Center-South stellen sie 31,1 Mio. Tonnen ein. Das wäre ein Minus von 3% gegenüber dem Vorjahr. Bisher liegt die Produktion sogar um 6,4% unter dem Vorjahr, wie die brasilianische Zuckerindustrievereinigung Unica gestern meldete. Für das kommende Jahr schätzt Kingsman die Produktion in Center-South auf 33 Mio. Tonnen. Doch dieser Anstieg kann nach Erwartung von Kingsman nicht verhindern, dass im Zuckerjahr 2016/17 mit einem nochmals höheren Defizit von 6,4 Mio. Tonnen gerechnet werden muss.

Ein deutlicher Produktionsrückgang wird etwa für Indien als Folge des diesjährigen Regendefizits erwartet. Die Prognosen der Kingsman-Analysten liegen nahe an den Schätzungen der Internationalen Zuckerorganisation, die für 2015/16 und 2016/17 Defizite in Höhe von 3,5 Mio. Tonnen bzw. 6,2 Mio. Tonnen prognostiziert.



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