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Preiserholung vorerst gestoppt

27.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise haben einen Teil ihrer Gewinne von Anfang der Woche wieder abgegeben. Brent handelt am Morgen bei 45 USD je Barrel, WTI bei gut 42 USD je Barrel. Die geopolitischen Sorgen haben sich etwas verringert.

Gestern hat Russlands Präsident Putin dem französischen Präsidenten Hollande zugesagt, gemäßigte Rebellen zu schonen, die Luftangriffe auf den IS zu verstärken und besser zu koordinieren. Damit wird eine internationale Allianz gegen den IS wahrscheinlicher, was nach dem Abschuss des russischen Militärflugzeugs durch die Türkei am Dienstag in Frage stand.

Somit konzentriert sich das Interesse am Ölmarkt wieder auf das Überangebot. Dieses dürfte bis weit in das Jahr 2016 Bestand haben und zu einem weiteren Anstieg der Lagerbestände führen. Diese sind in den USA zuletzt neun Wochen in Folge gestiegen und befinden sich nur noch knapp unter dem im Frühjahr verzeichneten Rekordniveau.

Auch die Gasölvorräte in Westeuropa sind laut PJK International in dieser Woche erneut gestiegen und nähern sich damit wieder dem Rekordniveau von Anfang Oktober. Zu Beginn der Heizsaison ist die Versorgung mit Mitteldestillaten somit reichlich.

Auch das Wetter liefert derzeit keine Unterstützung. Die milderen Temperaturen der kommenden Tage dürften zu einem weiteren Lageraufbau führen, weil der Heizbedarf entsprechend niedriger ausfällt. Gleiches gilt für die USA, wo die Erdgasvorräte in der letzten Woche nochmals gestiegen sind und inzwischen auf einem Rekordniveau von mehr als 4 Bio. Kubikfuß liegen.


Edelmetalle

Gold notiert zum Ende der Handelswoche unter 1.070 USD je Feinunze und nähert sich damit wieder seinem mehrjährigen Tief von letzter Woche. In Euro gerechnet handelt Gold nur noch knapp über der Marke von 1.000 EUR je Feinunze. Nach Einschätzung des Verbands der indischen Schmuckhändler könnte die Goldnachfrage im Land im vierten Quartal auf ein 8-Jahrestief von 150-175 Tonnen fallen.

Gründe hierfür seien eine schwache Investmentnachfrage und geringere Einkommen der Landwirte wegen wiederholten Dürren. So fiel die Monsunsaison in diesem Jahr 14% schwächer aus als normal. Auch China hat sich zuletzt mit Goldkäufen zurückgehalten. Daten der Hongkonger Statistikbehörde zufolge hat China im Oktober auf Netto-Basis 71,6 Tonnen Gold aus Hongkong importiert. Dies waren gut ein Viertel weniger als im außergewöhnlich starken Vormonat und auch etwas weniger als im Vorjahr.

In den ersten zehn Monaten des Jahres summieren sich die chinesischen Goldeinfuhren aus der ehemaligen britischen Kronkolonie auf 653,5 Tonnen, 1,6% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Um das Niveau des gesamten Vorjahres zu erreichen, müssen die Importe im November und Dezember zusammen genommen auf 160 Tonnen steigen, also deutlich über dem Oktober-Niveau liegen.

Dies ist unseres Erachtens durchaus möglich, da zum einen die Einfuhren im Oktober durch die Feiertagswoche Anfang des Monats und durch zeitweise deutlich steigende Goldpreise negativ beeinflusst wurden. Zum anderen steigt für gewöhnlich die Goldnachfrage Richtung Jahresende und im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfestes an.

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Industriemetalle

Die Metallpreise können ihre Gewinne der letzten Tage nicht verteidigen und stehen zum Wochenausklang unter Druck. Mit einem Minus von 3% ist Nickel dabei der größte Verlierer. Ein Belastungsfaktor sind wohl die chinesischen Aktienmärkte, die heute wegen schwacher Konjunkturdaten um bis zu 6% nachgeben. Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros sind die Gewinne der chinesischen Industrieunternehmen im Oktober den fünften Monat in Folge gefallen. Große Verluste werden in der Stahl-, Kohle- und Aluminiumindustrie verzeichnet.

Die Londoner Metallbörse (LME) hat eigenen Angaben zufolge vorgestern weitere Reformen zu ihren Lagerhaltungsrichtlinien finalisiert, um die Wartezeit zur Auslieferung von Metallen zu verkürzen. So werden zum 1. März höhere Auslieferungsraten (sog. load-out rates) eingeführt. Ab dann liegt die höchste Auslieferungsrate aus den Lagerhäusern bei 4.000 Tonnen pro Tag. Daneben werden zum 1. Mai Höchstgrenzen für die Lagermieten eingeführt.

Betreiber von Lagerhäusern, bei denen die Wartezeit länger als 30 Tage beträgt, dürfen dann nur noch die Hälfte der Miete verlangen. Bei einer Wartezeit von mehr als 50 Tagen darf gar keine Miete mehr eingefordert werden.

Seit Montag können an der LME auch Kontrakte für Aluminiumprämien sowie Baustahl und Stahlschrott gehandelt werden. Damit hat die LME ihre Produktpalette ausgeweitet und kommt so dem Interesse der Marktteilnehmer für diese Produkte nach. Gehandelt wurden die neuen Kontrakte in dieser Woche allerdings nur sporadisch.


Agrarrohstoffe

Laut verschiedener Quellen aus der Industrie plant die chinesische Regierung eine Reduzierung der inländischen Maispreise für die Auktionen 2016/17. Es wird mit einer Absenkung um 10% auf 1.800 CNY (282 USD) je Tonne gerechnet, was allerdings noch immer deutlich über dem Weltmarktniveau liegen würde. Ob es dadurch gelingen wird, die hohen inländischen Lagerbestände abzubauen und die in die Krise geratenen lokalen Maisverarbeiter zu unterstützen, bleibt daher abzuwarten. Die chinesische Regierung könnte die Preisreduktion vor der nächsten Anpflanzungsperiode im März bekannt geben.

Vor der am Montag startenden Klimakonferenz in Paris hat die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO betont, dass in den letzten 30 Jahren Dürren, Überschwemmungen und andere extreme Witterungen immer häufiger und verstärkt aufgetreten seien. Heutzutage würden solche extremen Wetterereignisse fast doppelt so häufig auftreten wie noch in den 80er Jahren. Dadurch wäre die Ernährungssicherheit gefährdet.

Besonders hart seien vor allem Entwicklungsländer betroffen. Von 2003 bis 2013 sollen Schäden in Höhe von 1,5 Bio. USD entstanden sein und vor allem den Agrarsektor in Mitleidenschaft gezogen haben. Laut FAO sind 2,5 Mrd. Menschen von der Landwirtschaft abhängig. Sollte sich der Wettertrend fortsetzen, könnte dies Auswirkungen auf die weltweiten Agrarpreise haben.



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