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Silber im Windschatten des Goldpreises auf neuem Tiefstand

30.11.2015  |  Thorsten Proettel
Silberpreis im Rückwärtsgang

Der Silberpreis erreichte Mitte November mit 13,86 USD den niedrigsten Stand seit August 2009. Der seit 2011 nach unten gerichtete Trend setzte sich damit auch 2015 unter großen Schwankungen fort. Um den Jahreswechsel 2014/15 führte das Aufflammen der Griechenlandkrise sowie die Aussicht auf eine weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik zwar noch zu einem Anstieg des Goldpreises, von dem auch Silber profitierte.

In der Spitze kostete die Feinunze immerhin 18,48 USD. Aber vor allem in den Sommermonaten verbilligte sich das weiße Edelmetall drastisch. Die Gründe hierfür waren einerseits die Sorge vor einem "hard landing" der chinesischen Wirtschaft, die auch auf den Industriemetallen wie Kupfer lastete (siehe zweiter Chart).

Daneben drückte die Aussicht auf einen ersten Zinsschritt der US-Fed im September auf dem Goldpreis, der in den letzten Wochen besonders stark das Auf und Ab des Silbers beeinflusste. Das Verschieben der Leitzinserhöhung im September führte dann zunächst zu einer vorübergehenden Silberrallye und die implizite Ankündigung für ihren Vollzug im Dezember leitete einen fast ebenso zügigen Preissturz ein.

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Zinsen vs. Edelmetalle

Höhere Leitzinsen werden als Gift für Edelmetallanlagen angesehen, da ihr Nachteil des Fehlens laufender Erträge in diesem Fall stärker in den Vordergrund rückt. Ob der voraussichtlich zunächst minimale Anstieg des Leitzinses in den USA tatsächlich die Anlegerentscheidungen beeinflusst, sei dahingestellt. Immerhin legte beispielsweise der Goldpreis während des letzten Zinserhöhungszyklus in den Jahren 2004 bis 2006 um rund 50% zu.

Dennoch wirkten sich an der Börse in den letzten Wochen solche Nachrichten negativ auf die Edelmetalle aus, die für den Zinsschritt sprechen. Der Transmissionsmechanismus war dabei hauptsächlich der Terminmarkt. Seit Ende Oktober reduzierten die Spekulanten ihre Netto-Position um mehr als 41.000 Kontrakte, was rechnerisch Silberverkäufen im Umfang von knapp 6.400 Tonnen entspricht (siehe Chart).

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Die Emittenten physisch besicherter Silberfonds veräußerten im gleichen Zeitraum lediglich 80 Tonnen des Edelmetalls. Die Summe ihrer Silberbestände sank selbst im Zeitraum seit Jahresanfang nur um 480 Tonnen (siehe Chart). Gleichzeitig nimmt der Absatz von Silbermünzen zu. Gemessen an den Prägezahlen in den ersten zehn Monaten des Jahres kommt die US-Mint auf ein Plus von 4,5% gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Perth Mint meldet aufgrund deutlich gestiegener Bestellungen seit September sogar eine Zunahme von 50%.


Spekulatives Interesse bemerkenswert

Bemerkenswert ist, dass die spekulativen Ausschläge an der Terminbörse ungefähr seit Sommer 2014 deutlich zugenommen haben, obwohl verschiedene Regulierungsmaßnahmen wie das Dodd-Frank-Gesetz in den USA die Eigenhandelsaktivitäten der Banken erschweren.

Mit Blick auf die bevorstehenden Wochen verheißt der drastische Einbruch der Netto-Long-Postion der Money Manager an der US-Terminbörse jedoch auch die Möglichkeit eines wieder zügig ansteigenden Silberpreises. Dies wäre dann der Fall, wenn die US-Notenbank den Leitzins wider Erwarten doch nicht anheben sollte. Aber selbst bei einer Zinserhöhung ist mit Gewinnmitnahmen von Spekulanten zu rechnen, die aktuell short positioniert sind.

Wir rechnen deshalb weiter mit einer Erholung des Silberpreises. Anleger sollten sich jedoch der immer wieder spürbaren Eigenschaft des Silbers als Industriemetall vor dem Hintergrund des schon fortgeschrittenen Konjunkturzyklus bewusst sein.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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