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Zwischenzeitliche Preiserholung nur Strohfeuer

30.11.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die geopolitischen Spannungen zwischen der Türkei und Russland konnten die Ölpreise wie erwartet nicht nachhaltig unterstützen, die ihren Abwärtstrend nun fortgesetzt haben. Die aktuelle Überversorgungssituation, keine Aussicht auf schnelle "Besserung" trotz (oder gerade wegen) der OPEC-Sitzung diese Woche, der starke US-Dollar und schwächere Wirtschaftsdaten aus China belasten die Stimmung der Ölmarktteilnehmer.

In China geht die Konjunkturschwäche offensichtlich schon so weit, dass Sinopec seinen Raffinerien hohe Prämien für Dieselexporte in Aussicht stellen muss. Diesel hängt stark von der Industrie ab, die weiter enttäuschend verläuft. Nicht überraschend ist also, dass China in den ersten zehn Monaten des Jahres mit rund 5,3 Mio. Tonnen 50% mehr Diesel als noch im Vorjahreszeitraum exportiert hat.

Der morgen zur Veröffentlichung anstehende Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe (PMI) dürfte unter 50 verharren und die Nachfrageschwäche seitens der Industrie bestätigen. Gleichzeitig besteht bei der OPEC-Sitzung am Freitag nur eine sehr geringe Hoffnung auf eine Einigung in Bezug auf Produktionskürzungen.

Das dürfte die Ölmärkte jedoch nicht weiter beunruhigen, wenn die OPEC an ihrer Strategie der Verteigung der Marktanteile gegenüber den Nicht-OPEC-Produzenten fest hält und die Ölpreise für eine längere Zeit niedrig bleiben. Aus unserer Sicht ist für die langfristige Ölpreiserholung vor allem wichtig, dass die Nicht-OPEC-Ölproduktion nachhaltig zurückgeht. Deshalb sind die niedrigen Ölpreise von der OPEC aktuell sogar eher wünschenswert.


Edelmetalle

Auch Gold, Silber und Co. können sich der erneuten Schwäche an den Rohstoffmärkten nicht entziehen und geben ebenfalls nach. Ein Belastungsfaktor hierbei ist wohl der anhaltend feste US-Dollar. Gold handelt nur noch knapp über 1.050 USD je Feinunze auf dem tiefsten Stand seit Februar 2010.

In Euro gerechnet fiel Gold am Freitag erstmals seit Anfang Oktober wieder unter die Marke von 1.000 EUR je Feinunze, wo es auch heute Morgen noch handelt. Dies ist unseres Erachtens kaum nachvollziehbar, wird die EZB doch am Donnerstag auf ihrer Sitzung wahrscheinlich eine Ausweitung ihres Anleihekaufprogramms beschließen. Dadurch dürften die Renditen von Staatsanleihen weiter sinken und die Liquidität wird ausgeweitet. Beides sollte zu steigenden Goldpreisen beitragen, vor allem in Euro gerechnet.

In Schach gehalten wird der Goldpreis wohl durch die erwartete bevorstehende Zinserhöhung der US-Notenbank Fed. Die nächste Sitzung der Fed findet am 16. Dezember statt. Bis dahin dürfte die hohe Unsicherheit über das weitere Vorgehen der Fed auf dem Goldpreis lasten. Platin fällt heute Morgen im Fahrwasser von Gold auf 825 USD je Feinunze und markiert damit ein 7-Jahrestief.

Palladium handelt zeitweise bei gut 540 USD je Feinunze. Nachdem bei den Platin- und Palladium-ETFs zuletzt etwas Ruhe eingekehrt war, kam es am Freitag wieder zu deutlicheren Abflüssen. In beiden Fällen wurden die Bestände um 12 Tsd. Unzen reduziert.

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Industriemetalle

Die zwischenzeitliche Erholungsbewegung in der letzten Woche war offenbar nur ein Strohfeuer, denn die Metallpreise stehen bereits wieder deutlich unter Druck. Schon letzten Freitag wurde ein Großteil der Gewinne wieder abgegeben.

Nickel war dabei mit einem Minus von 4,6% erneut der größte Verlierer und fiel unter 8.800 USD je Tonne. Anscheinend handelten viele Marktteilnehmer getreu dem Motto "buy the rumour, sell the fact". Denn am Freitag trafen sich in Shanghai acht chinesische Nickelproduzenten, die für die gesamte nationale Nickelproduktion stehen, um über Maßnahmen zu beraten, wie man den niedrigen Preisen entgegenwirken kann.

In Erwartung umfangreicher Produktionskürzungen stieg der Nickelpreis am Donnerstag zeitweise über 9.300 USD je Tonne. Nachdem die Produzenten dann am Freitagmittag tatsächlich Kürzungen angekündigt hatten, gab Nickel seine Gewinne wieder ab. In China sollen demnach im nächsten Jahr in etwa 120 Tsd. Tonnen (20%) weniger Nickel produziert werden. Dies entspricht gut 6% der weltweiten Nickelproduktion und dürfte maßgeblich dazu beitragen, dass sich der globale Nickelmarkt im nächsten Jahr spürbar anspannt. Zudem soll die Produktion schon im Dezember um 15 Tsd. Tonnen gekürzt werden.

Auch die Kupferschmelzen in China erwägen wegen der niedrigen Preise Produktionskürzungen. Im Raum stehen hier nach einem Treffen am Wochenende 200 Tsd. Tonnen. Dies wäre aber noch nicht einmal 1% der weltweiten Kupferproduktion, so dass der Effekt auf die Preise wohl gering wäre.


Agrarrohstoffe

Am Freitag schloss Weizen im meistgehandelten Kontrakt mit Fälligkeit März 2016 mit 2,8% im Minus. Die hohen fälligen Anlieferungen gegen den auslaufenden Dezember-Kontrakt werden als Zeichen dafür interpretiert, dass viele Weizenanbieter keine andere Kundschaft finden und entsprechend mehr oder minder gezwungen sind, an die Börse zu liefern.

Das US-Exportgeschäft läuft jedenfalls, bedingt durch den starken US-Dollar, schlecht: Der Einbruch der Verkäufe ins Ausland um 58% gegenüber der Vorwoche in der Woche zum 19. November, den das US-Landwirtschaftsministerium am Freitag meldete, sollte zwar nicht zu dramatisch interpretiert werden. Denn die Verkäufe der Vorwoche waren die zweithöchsten seit Saisonbeginn und insofern untypisch.

Insgesamt aber liegen die Verkäufe der Saison - bereits getätigte und noch ausstehende Lieferungen - bisher 15% unter dem bereits schwachen Vorjahreswert. Zwar profitieren die EU-Exporteure vom schwachen Euro, doch können sie kaum Preissteigerungen durchsetzen, da sie die zuletzt wiedergewonnene Wettbewerbsfähigkeit nicht aufs Spiel setzen wollen.

Entsprechend gaben auch die Notierungen in Paris am Freitag leicht nach. Einen Rückgang der Weizenexporte seit Saisonbeginn um 15% meldet Russland. Im Vorjahr waren die Exporte allerdings extrem stark, weil Verkäufer vom Rubelverfall profitierten. Dies hatte schließlich zur Einführung einer - inzwischen entschärften - Exportsteuer geführt.



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