Hoher Pessimismus der Finanzanleger lastet auf Preisen
01.12.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die starken Preisschwankungen am Ölmarkt in den letzten Wochen deuten auf eine Uneinigkeit der Marktteilnehmer hin. Nicht einmal über einen Zusammenhang zwischen WTI und Brentöl sind sich offensichtlich die Finanzanleger aktuell einig. Während bei Brentöl deren Netto-Long-Positionen an der ICE zuletzt um 11% auf rund 195 Tsd. Kontrakte gestiegen sind, gingen sie bei WTI an der NYMEX um knapp 23% auf lediglich 85,1 Tsd. Kontrakte zurück.
Berücksichtigt man die WTI-Futures an der ICE, liegen die Netto-Long-Positionen bei WTI mit rund 51 Tsd. Kontrakten so tief wie zuletzt in der Wirtschaftskrise 2008/09. Wir sehen im aktuellen Pessimismus der Anleger einen Kontra-Indikator. Damit scheinen die "Risiken" für den Ölpreis ausreichend eskomptiert. Die hohe Überproduktion bleibt allerdings ein wichtiger Grund für die Ölpreisschwäche.
Zwar besteht hier auch seit langer Zeit gewisse Uneinigkeit zwischen den Informationsanbietern: So schätzt Bloomberg auf Basis seiner Umfrage mit einer November-Produktion der OPEC von 32,12 Mio. und Reuters von 31,77 Mio. Barrel pro Tag. Doch unabhängig von der Diskrepanz bleibt der Ölmarkt klar mit rund 2 Mio. Barrel täglich "überversorgt". Eine schnelle Bereinigung des Überangebots scheint auch nicht in Sicht.
Die OPEC zeigt keine Bereitschaft im Alleingang ohne die Beteiligung der Nicht-OPEC-Staaten, vor allem Russlands und Norwegens, das Angebot zu verringern. Auch in den USA ist die Produktion laut dem Energieministerium im September nur geringfügig um 20 Tsd. Barrel auf 9,33 Mio. Barrel täglich gefallen.
Edelmetalle
Nachdem Gold am Freitag noch ein neues Mehrjahrestief markiert hatte, kommt es seit gestern Nachmittag zu einer Erholungsbewegung: Gold handelt heute Morgen wieder über 1.070 USD je Feinunze und kostet damit 20 USD mehr als noch im Tief am Freitag. In Euro gerechnet steigt Gold wieder über die Marke von 1.000 EUR je Feinunze.
Da es auch gestern zu Abflüssen aus den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs kam (2,3 Tonnen), hat wohl die Eindeckung von Leerverkäufen zum Preisanstieg beigetragen. Denn die spekulativen Finanzinvestoren waren zuvor Gold gegenüber äußerst pessimistisch positioniert. Gemäß CFTC-Statistik wurden die Netto-Short-Positionen in der Woche zum 24. November auf ein Rekordhoch von 16,7 Tsd. Kontrakten ausgeweitet.
Bei Silber, Platin und Palladium kam es zu einem teilweise deutlichen Abbau der Netto-Long-Positionen. Im Falle von Platin liegen sie auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Datenreihe Ende 2009. Damit haben die spekulativen Finanzinvestoren zum Preisrückgang der Edelmetalle beigetragen.
Im Vorfeld der EZB-Sitzung am Donnerstag könnte es gerade bei Gold zu einem weiteren sog. short-covering kommen, welches den Preis unterstützen dürfte. Denn die EZB wird wohl ihre Geldpolitik zukünftig noch expansiver gestalten. Die Preise der Platinmetalle könnten ebenfalls zulegen, sollten heute Abend robuste Fahrzeugabsätze in den USA berichtet werden.
Industriemetalle
Nachdem sich die Metallpreise gestern etwas erholten, deutet sich heute Morgen ein richtungsloser Handel an. In China ist der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) im November auf 49,6 und damit den tiefsten Stand seit August 2012 gefallen. Der von Caixin erhobene PMI ist dagegen leicht auf ein 5-Monatshoch von 48,6 gestiegen.
Beide PMIs bleiben somit aber weiter unter der Marke von 50, die Expansion anzeigt, vor allem wegen der Abkühlung des Immobilienmarktes. Dies deutet auf eine verhaltene Entwicklung der chinesischen Wirtschaft im vierten Quartal hin und dürfte auf der Nachfrage nach Industrierohstoffen lasten. Entsprechend wird es den Metallpreisen kurzfristig wohl schwerfallen, sich deutlich und nachhaltig zu erholen. Zumal bei den spekulativen Finanzinvestoren weiter großer Pessimismus vorherrscht.
Wie die CFTC-Statistik zur Marktpositionierung zeigt, wurden in der Woche zum 24. November an der Comex in New York die Netto-Short-Positionen bei Kupfer auf 30,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies ist der höchste Stand seit 15 Wochen. Ende Oktober gab es noch Netto-Long-Positionen. Die spekulativen Finanzinvestoren haben damit maßgeblich zum rund 12%-igen Preisrückgang von Kupfer in den letzten vier Wochen beigetragen.
Sollte die Stimmung dieser Anlegergruppe allerdings drehen, könnte die aktuell sehr pessimistische Positionierung ein Sprungbrett für deutlich höhere Preise darstellen.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Arabica-Kaffee gab gestern um 3,2% nach, Robusta-Kaffee verbilligte sich um 2,4%. Auf den Preisen lastet zum einen die Vorhersage weiterer Regenfälle in wichtigen Anbaugebieten Brasiliens. Diese helfen der Entwicklung der Kaffeefrüchte, die ab April 2016 geerntet werden sollen. Gleichzeitig hat sich gestern der Brasilianische Real weiter gegenüber dem US-Dollar verbilligt.
Dies übt zusätzlich Druck auf die Kaffeepreise aus, da Brasilien das mit Abstand wichtigste Kaffee produzierende und exportierende Land der Welt ist. Bereits in der letzten Woche hatte die Vereinigung der Kaffeeanbauer Kolumbiens, des drittgrößten Kaffeeproduzenten, seine Erwartung an die diesjährige Ernte angehoben. Demnach dürften 2015 knapp 14 Mio. Sack Kaffee produziert werden. Im August hatte die Vereinigung 13 Mio. Tonnen prognostiziert.
Zwar leidet auch Kolumbien unter zu geringen Niederschlägen, was mit dem El-Niño-Phänomen begründet wird. Doch konnte die Produktivität insgesamt durch erneuerte Plantagen deutlich gesteigert werden.
El-Niño ist auch der Grund dafür, dass die australische Behörde Abares ihre Erwartung an die laufende australische Weizenernte nach unten korrigiert hat. Mit 24 Mio. Tonnen soll sie nur unwesentlich besser als die enttäuschende Vorjahresernte ausfallen, nachdem die Witterung während wichtiger Entwicklungsphasen zu trocken und zu heiß war. Bisher hatte Abares eine Erntemenge von 25,3 Mio. Tonnen prognostiziert.
Die starken Preisschwankungen am Ölmarkt in den letzten Wochen deuten auf eine Uneinigkeit der Marktteilnehmer hin. Nicht einmal über einen Zusammenhang zwischen WTI und Brentöl sind sich offensichtlich die Finanzanleger aktuell einig. Während bei Brentöl deren Netto-Long-Positionen an der ICE zuletzt um 11% auf rund 195 Tsd. Kontrakte gestiegen sind, gingen sie bei WTI an der NYMEX um knapp 23% auf lediglich 85,1 Tsd. Kontrakte zurück.
Berücksichtigt man die WTI-Futures an der ICE, liegen die Netto-Long-Positionen bei WTI mit rund 51 Tsd. Kontrakten so tief wie zuletzt in der Wirtschaftskrise 2008/09. Wir sehen im aktuellen Pessimismus der Anleger einen Kontra-Indikator. Damit scheinen die "Risiken" für den Ölpreis ausreichend eskomptiert. Die hohe Überproduktion bleibt allerdings ein wichtiger Grund für die Ölpreisschwäche.
Zwar besteht hier auch seit langer Zeit gewisse Uneinigkeit zwischen den Informationsanbietern: So schätzt Bloomberg auf Basis seiner Umfrage mit einer November-Produktion der OPEC von 32,12 Mio. und Reuters von 31,77 Mio. Barrel pro Tag. Doch unabhängig von der Diskrepanz bleibt der Ölmarkt klar mit rund 2 Mio. Barrel täglich "überversorgt". Eine schnelle Bereinigung des Überangebots scheint auch nicht in Sicht.
Die OPEC zeigt keine Bereitschaft im Alleingang ohne die Beteiligung der Nicht-OPEC-Staaten, vor allem Russlands und Norwegens, das Angebot zu verringern. Auch in den USA ist die Produktion laut dem Energieministerium im September nur geringfügig um 20 Tsd. Barrel auf 9,33 Mio. Barrel täglich gefallen.
Edelmetalle
Nachdem Gold am Freitag noch ein neues Mehrjahrestief markiert hatte, kommt es seit gestern Nachmittag zu einer Erholungsbewegung: Gold handelt heute Morgen wieder über 1.070 USD je Feinunze und kostet damit 20 USD mehr als noch im Tief am Freitag. In Euro gerechnet steigt Gold wieder über die Marke von 1.000 EUR je Feinunze.
Da es auch gestern zu Abflüssen aus den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs kam (2,3 Tonnen), hat wohl die Eindeckung von Leerverkäufen zum Preisanstieg beigetragen. Denn die spekulativen Finanzinvestoren waren zuvor Gold gegenüber äußerst pessimistisch positioniert. Gemäß CFTC-Statistik wurden die Netto-Short-Positionen in der Woche zum 24. November auf ein Rekordhoch von 16,7 Tsd. Kontrakten ausgeweitet.
Bei Silber, Platin und Palladium kam es zu einem teilweise deutlichen Abbau der Netto-Long-Positionen. Im Falle von Platin liegen sie auf dem tiefsten Stand seit Beginn der Datenreihe Ende 2009. Damit haben die spekulativen Finanzinvestoren zum Preisrückgang der Edelmetalle beigetragen.
Im Vorfeld der EZB-Sitzung am Donnerstag könnte es gerade bei Gold zu einem weiteren sog. short-covering kommen, welches den Preis unterstützen dürfte. Denn die EZB wird wohl ihre Geldpolitik zukünftig noch expansiver gestalten. Die Preise der Platinmetalle könnten ebenfalls zulegen, sollten heute Abend robuste Fahrzeugabsätze in den USA berichtet werden.
Industriemetalle
Nachdem sich die Metallpreise gestern etwas erholten, deutet sich heute Morgen ein richtungsloser Handel an. In China ist der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe (PMI) im November auf 49,6 und damit den tiefsten Stand seit August 2012 gefallen. Der von Caixin erhobene PMI ist dagegen leicht auf ein 5-Monatshoch von 48,6 gestiegen.
Beide PMIs bleiben somit aber weiter unter der Marke von 50, die Expansion anzeigt, vor allem wegen der Abkühlung des Immobilienmarktes. Dies deutet auf eine verhaltene Entwicklung der chinesischen Wirtschaft im vierten Quartal hin und dürfte auf der Nachfrage nach Industrierohstoffen lasten. Entsprechend wird es den Metallpreisen kurzfristig wohl schwerfallen, sich deutlich und nachhaltig zu erholen. Zumal bei den spekulativen Finanzinvestoren weiter großer Pessimismus vorherrscht.
Wie die CFTC-Statistik zur Marktpositionierung zeigt, wurden in der Woche zum 24. November an der Comex in New York die Netto-Short-Positionen bei Kupfer auf 30,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Dies ist der höchste Stand seit 15 Wochen. Ende Oktober gab es noch Netto-Long-Positionen. Die spekulativen Finanzinvestoren haben damit maßgeblich zum rund 12%-igen Preisrückgang von Kupfer in den letzten vier Wochen beigetragen.
Sollte die Stimmung dieser Anlegergruppe allerdings drehen, könnte die aktuell sehr pessimistische Positionierung ein Sprungbrett für deutlich höhere Preise darstellen.
Agrarrohstoffe
Der Preis für Arabica-Kaffee gab gestern um 3,2% nach, Robusta-Kaffee verbilligte sich um 2,4%. Auf den Preisen lastet zum einen die Vorhersage weiterer Regenfälle in wichtigen Anbaugebieten Brasiliens. Diese helfen der Entwicklung der Kaffeefrüchte, die ab April 2016 geerntet werden sollen. Gleichzeitig hat sich gestern der Brasilianische Real weiter gegenüber dem US-Dollar verbilligt.
Dies übt zusätzlich Druck auf die Kaffeepreise aus, da Brasilien das mit Abstand wichtigste Kaffee produzierende und exportierende Land der Welt ist. Bereits in der letzten Woche hatte die Vereinigung der Kaffeeanbauer Kolumbiens, des drittgrößten Kaffeeproduzenten, seine Erwartung an die diesjährige Ernte angehoben. Demnach dürften 2015 knapp 14 Mio. Sack Kaffee produziert werden. Im August hatte die Vereinigung 13 Mio. Tonnen prognostiziert.
Zwar leidet auch Kolumbien unter zu geringen Niederschlägen, was mit dem El-Niño-Phänomen begründet wird. Doch konnte die Produktivität insgesamt durch erneuerte Plantagen deutlich gesteigert werden.
El-Niño ist auch der Grund dafür, dass die australische Behörde Abares ihre Erwartung an die laufende australische Weizenernte nach unten korrigiert hat. Mit 24 Mio. Tonnen soll sie nur unwesentlich besser als die enttäuschende Vorjahresernte ausfallen, nachdem die Witterung während wichtiger Entwicklungsphasen zu trocken und zu heiß war. Bisher hatte Abares eine Erntemenge von 25,3 Mio. Tonnen prognostiziert.