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OPEC-Treffen - Viel Lärm um Nichts

04.12.2015  |  Eugen Weinberg
Die Rohstoffmarktteilnehmer sind aktuell extrem pessimistisch: Selbst eine massive USD-Abwertung - der Dollar-Index ist gestern um knapp 3% gefallen - führte kaum zu einer Reaktion der Rohstoffpreise. Also kann selbst die komplette Umkehr eines wesentlichen Belastungsfaktors die Rohstoffmärkte nicht aus ihrer Lethargie befreien. Wir sind deshalb überzeugt, dass die Preiserholung bei Rohstoffen nicht graduell verlaufen wird, sondern die Preise zu einem bestimmten Zeitpunkt sprunghaft steigen werden. Denn die Fundamentaldaten rechtfertigen die niedrigen Preise und den extremen Pessismismus nicht.


Energie

Die OPEC-Länder sind sich einig, dass sie sich uneinig sind. Das zumindest legen die teils widersprüchlichen Meldungen über die Gespräche im Vorfeld des heutigen offiziellen OPEC-Treffens in Wien nahe. Denn obgleich sich die meisten Mitglieder für eine Produktionskürzung aussprechen, sind sie selbst nicht bereit, ihre eigene Produktion zu reduzieren.

Eigentlich sollte nach mehr als einem Jahr niedriger Ölpreise das Problem der Förderdisziplin jedem Mitglied bewusst sein. Denn nachhaltig hohe Ölpreise wird die OPEC nur dann erreichen, wenn sie das Vertrauen in ihre Preiskontrollmacht zurückgewinnt. So wie es aussieht, wird aber heute erneut kein Konsens erzielt und damit eine Überraschung ausbleiben. Die Produktionsobergrenze dürfte bei 30 Mio. Barrel täglich bleiben, was in etwa dem Bedarf an OPEC-Öl entspricht. Oder vielleicht hebt man sie wegen der Wiederaufname Indonesiens um 1 Mio. Barrel täglich an.

Produzieren dürfte die OPEC dennoch täglich weiterhin rund 32 Mio. Barrel und damit 2 Mio. Barrel pro Tag mehr als benötigt. Eine Abkehr von dieser Strategie ist so lange unwahrscheinlich, wie die Nicht-OPEC-Produktion nicht schrumpft. Eher dürfte sich der Kampf um Marktanteile aufgrund des höheren Angebots des Iraks und des Irans noch verstärken. So war der Anstieg der US-Rohölvorräte vor allem auf höhere Importe zurückzuführen. Womöglich konnte Saudi-Arabien seine zuvor gefallenen Exporte in die USA durch eine aggressive Preispolitik wieder ausweiten.


Edelmetalle

Der Goldpreis reagierte gestern kaum auf die Maßnahmen der EZB und stieg nur leicht auf rund 1.060 USD je Feinunze. Da der US-Dollar deutlich abwertete, geriet Gold in Euro gerechnet stark unter Druck und fiel unter 970 EUR je Feinunze auf den tiefsten Stand seit Ende Dezember 2014. Die EZB hat ihre Geldpolitik gestern weniger gelockert, als EZB-Präsident Draghi in Aussicht gestellt hatte. Die EZB hat im Wesentlichen "nur" die monatlichen Anleihekäufe um sechs Monate bis März 2017 verlängert, nicht aber das Volumen erhöht.

Daneben wurde der Einlagensatz um ein Zehntel auf -0,3% gesenkt. Offenbar haben die zuletzt positiveren Konjunkturdaten in der Eurozone die EZB von größeren Schritten abgehalten. Unsere Volkswirte sind aber der Meinung, dass im nächsten Jahr die Geldpolitik weiter moderat gelockert wird.

Grundsätzlich sollte die expansive Geldpolitik vieler Zentralbanken den Goldpreis unterstützen. Die Marktteilnehmer werden nun wohl gespannt darauf warten, was die US-Notenbank Fed in zehn Tagen macht.

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Industriemetalle

Die Metallpreise zeigten sich gestern nahezu unbeeindruckt von den EZB-Maßnahmen und der darauf folgenden EUR-USD-Bewegung. Sie holten lediglich einen kleinen Teil ihrer bis dahin teils hohen Verluste auf. Die Preise wurden wohl durch die stark fallenden Aktienmärkte, die die Enttäuschung der Marktteilnehmer widerspiegelten, in Schach gehalten. Auch zum Ende der Handelswoche gibt es keine nennenswerte Erholung.

Der Eisenerzpreis setzt seinen Rückgang sogar unvermindert fort und hält sich nur noch knapp über der Marke von 40 USD je Tonne. Dies ist der tiefste Stand seit Beginn der Datenreihe im Mai 2008. In Australien wird in Kürze das erste Eisenerz aus der "Roy Hill"-Mine auf Schiffe verladen, wodurch das Angebot am ohnehin schon massiv überversorgten seewärtig gehandelten Markt weiter ausgeweitet wird. Die Mine hat eine Produktionskapazität von 55 Mio. Tonnen p.a. und die Erschließung der Mine hat 10 Mrd. USD gekostet.

Dass der Markt dieses Material aber nicht braucht, zeigen Nachrichten aus China. Denn dort wird Industriekreisen zufolge derzeit in einigen Provinzen die Stahlproduktion wegen Überkapazitäten, fallender Nachfrage und restriktiver Kreditvergaben deutlich gedrosselt. Der Verband der chinesischen Eisen- und Stahlproduzenten erwartet weitere Rückgänge der Stahlproduktion, was sich in einer schwächeren Nachfrage nach Eisenerz widerspiegeln dürfte.


Agrarrohstoffe

Es scheint fraglich, ob nach der Abwärtsrevision der australischen Weizenernte durch die australische Behörde Abares vor einigen Tagen das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Denn für Western Australia hat nun das größte, von den dortigen Produzenten geführte Exportunternehmen des Landes seine Prognose nochmals 14% unterhalb der Abares-Schätzung angesetzt. Da Western Australia rund ein Drittel des australischen Weizens produziert, würde dies auch die Gesamterzeugung des Landes nochmals um einige Prozent drücken. Nachrichten wie diese unterstützten gestern den Weizenpreis, der zudem vom schwachen US-Dollar profitierte.

Die wichtigsten Kautschukproduzenten wollen 2016 einen erneuten Anlauf wagen, durch eine Einschränkung der Exporte die Preise zu stützen. Der Kautschukpreis in Singapur befindet sich auf einem 7-Jahrestief, nachdem die schwächere Wirtschaftsentwicklung des größten Verbrauchers China die Nachfrage nach Kautschuk dämpft. 2012/13 hatte eine verabredete Exportreduktion Thailands, Indonesiens und Malaysias, die zusammen rund 70% des weltweiten Naturkautschuks produzieren, die Preise nur kurzzeitig steigen lassen.

Um auch von der Nachfrageseite Impulse zu setzen, planen die Länder nun auch ihren eigenen Verbrauch von Kautschuk für den Straßenbau auszuweiten. Zunächst aber haben die Länder eine Studie zu den Chancen eines solchen Vorgehens in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse in einem Monat erwartet werden.



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