Ein Ausblick auf 2016: Die Märkte, der Dollar und Gold
10.12.2015 | Axel Merk
Immer höher! Kauf die Rücksetzer! Was kann schon schiefgehen? Eigentlich ziemlich viel. Investoren sollten daher besser Vorkehrungen treffen, bevor ihrem Portfolio etwas Schlimmes zustößt und sie das Nachsehen haben. Im Folgenden wollen wir versuchen herauszufinden, wo sich im kommenden Jahr gute Gelegenheiten ergeben könnten.
In einem Beitrag von Anfang August ("Coming Out - As a Bear!") argumentierten wir, dass die steigenden Risikoprämien für mindestens 18 Monate, wenn nicht gar Jahre, an den Aktienmärkten (und in anderen risikoreichen Anlageklassen) für Gegenwind sorgen könnten.
Um zu verstehen, was damit gemeint ist, bedenken Sie, dass die Zentralbanken unserer Ansicht nach dafür gesorgt haben, dass die Angst fast vom Markt verschwunden ist. Das lässt sich unter anderem auch an den niedrigen Renditen auf Junk-Bonds und der geringen Volatilität an den Aktienmärkten ablesen. Zu sagen, dass bei riskanten Anlageoptionen derzeit die Angst fehlt ist gleichbedeutend mit der Feststellung, dass die Risikoprämien sich auf einem niedrigen Niveau bewegen - oder dass die Selbstgefälligkeit der Märkte sehr hoch ist, wie wir es gerne ausdrücken.
Es scheint, als wären sich viele Investoren des inhärenten Risikos nicht ausreichend bewusst und hätten daher darauf verzichtet, ihr Portfolio auszubalancieren. Stattdessen kauften sie bei jedem Kursrücksetzer neue Wertpapiere. Wir sind der Ansicht, dass die Bemühungen der US-Notenbank Fed, sich einen Ausweg aus ihrer Politik der ultra-niedrigen Zinsen zu bahnen, zum erneuten Anstieg der Risikoprämien führen wird.
Wenn die Angst an die Märkte zurückkehrt, sollte die Volatilität zunehmen und in den riskanten Anlageklassen, einschließlich der Aktienmärkte, für Gegenwind sorgen. Dieser Prozess wird allerdings nicht über Nacht stattfinden. Die derzeitige Kaufmentalität der Anleger hat sich über Jahre hinweg entwickelt. Im Gegenzug wird es auch Monate, wenn nicht gar Jahre dauern, bis die Investoren ihren Fokus wieder in Richtung Kapitalerhalt verschieben und stattdessen die Rallys verkaufen.
Wenn wir mit Privatanlegern wie auch mit institutionellen Investoren sprechen, hören wir oft, dass viele von ihnen eigentlich weder an Aktien noch an Anleihen Gefallen finden, ihre Investmentstrategien aber nicht geändert haben. Die Angst, bei der nächsten Rally nicht mit dabei zu sein, ist offenbar noch immer sehr groß. Doch wenn wir einen Blick auf andere Marktparameter werfen, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als eine pessimistische Perspektive einzunehmen:
• In der letzten Berichtssaison konnte die Mehrzahl der Unternehmen ihre Umsatzziele nicht erreichen. Dafür macht man oft bequemerweise den starken Dollar verantwortlich (wenn es an der Währung liegt, trifft das Management keine Schuld).
• Die Aktienrückkäufe, die unserer Einschätzung nach in der letzten Zeit ein Hauptfaktor für den anhaltenden Aufwärtstrend waren, verlieren an Attraktivität, wenn die Zinsen steigen.
• Die klassischen Symptome eines Tops an den Aktienmärkten sind deutlich erkennbar, einschließlich der fehlenden Marktbreite (nur wenige Unternehmen sind noch an den Rallys beteiligt).
Es ist kein Geheimnis, dass die US-Wirtschaft nicht gerade aus allen Rohren feuert. Der globale Konjunkturrückgang scheint auch die USA getroffen zu haben, denn wir können unter anderem folgende Faktoren beobachten:
• Das Wachstum im Technologiesektor verlangsamt sich.
• Die Einzelhandelsverkäufe stagnieren.
• Die Situation am Immobilienmarkt weist unserer Meinung nach Ähnlichkeiten mit dem Jahr 2000 auf: Neue Wohnimmobilien werden an "heißen" Märkten zu immer höheren Preisen angeboten, aber die Zahl der Verkäufe scheint abzunehmen.
All diese Entwicklungen geschehen trotz der niedrigen Energiepreise, die zumindest in der Theorie zu höheren Verbraucherausgaben führen sollten. Da die riskanten Assets (vor allem die Aktienmärkte, aber auch die festverzinslichen Wertpapiere und andere Anlageklassen) im Allgemeinen von den niedrigen Zinssätzen profitierten, sind sie jetzt möglicherweise am stärksten gefährdet. Im Hinblick auf "systemischen Fall-Out", beispielsweise beim Zusammenbruch einer Institution, erwarten wir nicht, dass die Großbanken ebenfalls betroffen wären. Doch während die Banken in den vergangenen Jahren durch schärfere Regulierungen gezwungen wurden, ihr Risiko zu verringern, haben sich diese Risiken nun verstärkt auf den Schattenbankensektor verlagert.
Zudem mag es den Aufsichtsbehörden vielleicht gelungen sein, das Finanzsystem unempfindlicher gegenüber Schocks zu machen, mit denen sie rechnen. Wir gehen jedoch davon aus, dass ein ernstzunehmender Schock eher von unerwarteter Seite droht und, was noch wichtiger ist, möglicherweise einen Bereich betrifft, in dem die Fed keine Abhilfe schaffen kann. In diesem Zusammenhang kommt einem das Beben in den Sinn, das die Märkte vor einigen Monaten aufgrund der Verluste der internationalen Rohstoffhandels- und Minengesellschaft Glencore erzittern ließ. Vergleichbare Konzerne sind durchaus denkbare Kandidaten für das Auslösen von Turbulenzen am Markt. Auch eine in Schwierigkeiten geratene chinesische Maklerfirma oder Probleme in einer anderen obskuren Ecke des Marktes könnten zu Unruhen führen.
Es wäre übrigens nicht das erste Mal, dass die Federal Reserve die Zinssätze trotz einer Wirtschaftsflaute anhebt. Wo sollte man als Investor also Zuflucht suchen, oder besser, wo kann man dennoch Gewinne erzielen? Lassen Sie mich zuerst darauf hinweisen, dass es keine Garantie für einen Einbruch der riskanten Finanzanlagen gibt. Die Strategie, bei jedem Rücksetzer zu kaufen, hat sich für viele Investoren bezahlt gemacht und könnte auch weiterhin angewandt werden. Doch selbst Anleger, die das Marktgeschehen sehr optimistisch betrachten, sind gut beraten, wenn sie ihr Portfolio einem gründlichen Stresstest unterziehen.
Auf einer Investmentkonferenz erklärte ein "Investment Coach" vor Kurzem, wie Anleger ihr Portfolio mit Hilfe eines Bestandes an Tausenden von verschiedenen Aktien weltweit diversifizieren können und gab zu verstehen, dass dabei nichts schiefgehen könne. Wir sind da anderer Meinung. Unter Diversifikation verstehen wir die Zusammenstellung eines Portfolios aus unterschiedlichen Assets, die keine starke Korrelation zueinander aufweisen. Angesichts der Tatsache, dass in der Vergangenheit die Kurse so vieler Finanzprodukte parallel zueinander gestiegen sind, ist das keine leichte Aufgabe.
In einem Beitrag von Anfang August ("Coming Out - As a Bear!") argumentierten wir, dass die steigenden Risikoprämien für mindestens 18 Monate, wenn nicht gar Jahre, an den Aktienmärkten (und in anderen risikoreichen Anlageklassen) für Gegenwind sorgen könnten.
Um zu verstehen, was damit gemeint ist, bedenken Sie, dass die Zentralbanken unserer Ansicht nach dafür gesorgt haben, dass die Angst fast vom Markt verschwunden ist. Das lässt sich unter anderem auch an den niedrigen Renditen auf Junk-Bonds und der geringen Volatilität an den Aktienmärkten ablesen. Zu sagen, dass bei riskanten Anlageoptionen derzeit die Angst fehlt ist gleichbedeutend mit der Feststellung, dass die Risikoprämien sich auf einem niedrigen Niveau bewegen - oder dass die Selbstgefälligkeit der Märkte sehr hoch ist, wie wir es gerne ausdrücken.
Es scheint, als wären sich viele Investoren des inhärenten Risikos nicht ausreichend bewusst und hätten daher darauf verzichtet, ihr Portfolio auszubalancieren. Stattdessen kauften sie bei jedem Kursrücksetzer neue Wertpapiere. Wir sind der Ansicht, dass die Bemühungen der US-Notenbank Fed, sich einen Ausweg aus ihrer Politik der ultra-niedrigen Zinsen zu bahnen, zum erneuten Anstieg der Risikoprämien führen wird.
Wenn die Angst an die Märkte zurückkehrt, sollte die Volatilität zunehmen und in den riskanten Anlageklassen, einschließlich der Aktienmärkte, für Gegenwind sorgen. Dieser Prozess wird allerdings nicht über Nacht stattfinden. Die derzeitige Kaufmentalität der Anleger hat sich über Jahre hinweg entwickelt. Im Gegenzug wird es auch Monate, wenn nicht gar Jahre dauern, bis die Investoren ihren Fokus wieder in Richtung Kapitalerhalt verschieben und stattdessen die Rallys verkaufen.
Wenn wir mit Privatanlegern wie auch mit institutionellen Investoren sprechen, hören wir oft, dass viele von ihnen eigentlich weder an Aktien noch an Anleihen Gefallen finden, ihre Investmentstrategien aber nicht geändert haben. Die Angst, bei der nächsten Rally nicht mit dabei zu sein, ist offenbar noch immer sehr groß. Doch wenn wir einen Blick auf andere Marktparameter werfen, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als eine pessimistische Perspektive einzunehmen:
• In der letzten Berichtssaison konnte die Mehrzahl der Unternehmen ihre Umsatzziele nicht erreichen. Dafür macht man oft bequemerweise den starken Dollar verantwortlich (wenn es an der Währung liegt, trifft das Management keine Schuld).
• Die Aktienrückkäufe, die unserer Einschätzung nach in der letzten Zeit ein Hauptfaktor für den anhaltenden Aufwärtstrend waren, verlieren an Attraktivität, wenn die Zinsen steigen.
• Die klassischen Symptome eines Tops an den Aktienmärkten sind deutlich erkennbar, einschließlich der fehlenden Marktbreite (nur wenige Unternehmen sind noch an den Rallys beteiligt).
Es ist kein Geheimnis, dass die US-Wirtschaft nicht gerade aus allen Rohren feuert. Der globale Konjunkturrückgang scheint auch die USA getroffen zu haben, denn wir können unter anderem folgende Faktoren beobachten:
• Das Wachstum im Technologiesektor verlangsamt sich.
• Die Einzelhandelsverkäufe stagnieren.
• Die Situation am Immobilienmarkt weist unserer Meinung nach Ähnlichkeiten mit dem Jahr 2000 auf: Neue Wohnimmobilien werden an "heißen" Märkten zu immer höheren Preisen angeboten, aber die Zahl der Verkäufe scheint abzunehmen.
All diese Entwicklungen geschehen trotz der niedrigen Energiepreise, die zumindest in der Theorie zu höheren Verbraucherausgaben führen sollten. Da die riskanten Assets (vor allem die Aktienmärkte, aber auch die festverzinslichen Wertpapiere und andere Anlageklassen) im Allgemeinen von den niedrigen Zinssätzen profitierten, sind sie jetzt möglicherweise am stärksten gefährdet. Im Hinblick auf "systemischen Fall-Out", beispielsweise beim Zusammenbruch einer Institution, erwarten wir nicht, dass die Großbanken ebenfalls betroffen wären. Doch während die Banken in den vergangenen Jahren durch schärfere Regulierungen gezwungen wurden, ihr Risiko zu verringern, haben sich diese Risiken nun verstärkt auf den Schattenbankensektor verlagert.
Zudem mag es den Aufsichtsbehörden vielleicht gelungen sein, das Finanzsystem unempfindlicher gegenüber Schocks zu machen, mit denen sie rechnen. Wir gehen jedoch davon aus, dass ein ernstzunehmender Schock eher von unerwarteter Seite droht und, was noch wichtiger ist, möglicherweise einen Bereich betrifft, in dem die Fed keine Abhilfe schaffen kann. In diesem Zusammenhang kommt einem das Beben in den Sinn, das die Märkte vor einigen Monaten aufgrund der Verluste der internationalen Rohstoffhandels- und Minengesellschaft Glencore erzittern ließ. Vergleichbare Konzerne sind durchaus denkbare Kandidaten für das Auslösen von Turbulenzen am Markt. Auch eine in Schwierigkeiten geratene chinesische Maklerfirma oder Probleme in einer anderen obskuren Ecke des Marktes könnten zu Unruhen führen.
Es wäre übrigens nicht das erste Mal, dass die Federal Reserve die Zinssätze trotz einer Wirtschaftsflaute anhebt. Wo sollte man als Investor also Zuflucht suchen, oder besser, wo kann man dennoch Gewinne erzielen? Lassen Sie mich zuerst darauf hinweisen, dass es keine Garantie für einen Einbruch der riskanten Finanzanlagen gibt. Die Strategie, bei jedem Rücksetzer zu kaufen, hat sich für viele Investoren bezahlt gemacht und könnte auch weiterhin angewandt werden. Doch selbst Anleger, die das Marktgeschehen sehr optimistisch betrachten, sind gut beraten, wenn sie ihr Portfolio einem gründlichen Stresstest unterziehen.
Auf einer Investmentkonferenz erklärte ein "Investment Coach" vor Kurzem, wie Anleger ihr Portfolio mit Hilfe eines Bestandes an Tausenden von verschiedenen Aktien weltweit diversifizieren können und gab zu verstehen, dass dabei nichts schiefgehen könne. Wir sind da anderer Meinung. Unter Diversifikation verstehen wir die Zusammenstellung eines Portfolios aus unterschiedlichen Assets, die keine starke Korrelation zueinander aufweisen. Angesichts der Tatsache, dass in der Vergangenheit die Kurse so vieler Finanzprodukte parallel zueinander gestiegen sind, ist das keine leichte Aufgabe.