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Große Uneinigkeit innerhalb der OPEC belastet Ölpreise

07.12.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Kein Ergebnis ist auch ein Ergebnis und im Falle der OPEC ein denkbar negatives. Im Vorfeld der OPEC-Sitzung am Freitag gab es viele Spekulationen, ob sich das Kartell über die bestehende Produktionsobergrenze von 30 Mio. Barrel täglich einigen oder diese anheben wird und wenn ja, um wieviel.

Dass sich die OPEC letztendlich auf keine offizielle Deckelung der Produktion geeinigt und lediglich vereinbart hat, dass die Mitgliedsstaaten die Marktentwicklungen genau beobachten sollten, ist eine negative Überraschung. Deshalb überrascht uns der jüngste Ölpreisrückgang trotz der USD-Schwäche kaum. Wenn sich die OPEC nicht einmal in einer kritischen Situation auf einen kleinen gemeinsamen Nenner wie ein offizielles Produktionslimit einigen kann, sind die Fragen nach ihrer Daseinsberechtigung erlaubt.

Auf jeden Fall gibt es seitens der OPEC in den kommenden Monaten kaum Unterstützung für den Ölpreis. Offensichtlich sind sowohl die Akteure als auch deren Ziele und die Zeithorizonte zu verschieden. Aus unserer Sicht sind jedoch eine unmittelbare Einigung der OPEC und die Rückkehr zur Politik der Preiskontrolle nicht ausschlaggebend für den Ölpreisanstieg im nächsten Jahr. Diesen erwarten wir vor allem wegen eines weiterhin robusten Nachfragewachstums und des Rückgangs der Nicht-OPEC-Ölproduktion.

Auch stimmt uns der aktuell extreme Pessimismus der Finanzanleger bei Rohöl mittel- bis langfristig eher optimistisch. Denn die meisten Risiken für den Ölpreis scheinen somit ausreichend berücksichtigt. Die Netto-Long-Positionen der Finanzanleger bei WTI an der NYMEX und der ICE zusammen waren per 1. Dezember mit lediglich 41,5 Tsd. Kontrakten mittlerweile so niedrig wie seit der Wirtschaftskrise 2008/09 nicht mehr. Mitte Oktober noch, als der WTI-Ölpreis bei knapp 50 USD je Barrel notierte, lagen diese vier Mal so hoch.

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Edelmetalle

Gold erwies sich am Freitag als Fels in der Brandung und legte trotz starkem Gegenwind deutlich zu. Es stieg um 2,3% auf ein 3-Wochenhoch von fast 1.090 USD je Feinunze. In Euro gerechnet fiel der Preisanstieg mit einem Plus von annähernd 3% auf 1.000 EUR je Feinunze sogar noch deutlicher aus. Nach einem besser als erwarteten US-Arbeitsmarktbericht, der wohl endgültig den Weg für eine Zinserhöhung der US-Notenbank Fed nächste Woche frei gemacht hat, wertete der US-Dollar gegenüber dem Euro auf.

Wehrhaft zeigte sich Gold auch gegenüber weiteren ETF-Abflüssen. Denn die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs wurden am Freitag um 1,6 Tonnen abgebaut. Dies war bereits der zwölfte Tagesabfluss in Folge. Seit Monatsbeginn wurden die Bestände um über 21 Tonnen reduziert. Wir führen den starken Preisanstieg daher auf die Eindeckung von Leerverkäufen (sog. short covering) zurück. Denn gemäß CFTC-Statistik bestanden bei Gold an der Comex in New York in der Woche zum 1. Dezember mit 20,6 Tsd. Kontrakten rekordhohe Netto-Short-Positionen.

Im Fahrwasser von Gold zogen die anderen Edelmetalle überproportional an. Silber verteuerte sich um über 3% auf ein 4-Wochenhoch von 14,6 USD je Feinunze, Platin stieg um 4% auf 880 USD je Feinunze und Palladium legte sogar um 5,3% auf rund 570 USD je Feinunze zu.


Industriemetalle

Die Erholungsbewegung bei den Industriemetallen setzt sich zu Beginn der neuen Handelswoche fort. So kostet Kupfer zum Beispiel zeitweise 4.650 USD je Tonne, Nickel steigt auf gut 9.100 USD je Tonne und Aluminium notiert leicht oberhalb von 1.500 USD je Tonne. Zum Preisanstieg tragen wohl die freundlichen asiatischen Aktienmärkte bei.

Bei Kupfer dürfte es zudem ähnlich wie bei Gold zu einer Eindeckung von Leerverkäufen gekommen sein. Denn gemäß CFTC-Statistik wurden an der Comex in New York in der Woche zum 1. Dezember die Netto-Short-Positionen bei Kupfer nochmals auf nun 37,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Damit liegen sie nur noch leicht unter dem Rekordhoch von April 2013. Sollte die Stimmung der Marktteilnehmer drehen, könnte dies kurzfristig zu deutlich höheren Preisen beitragen.

Einen nachhaltigen Preisanstieg bei den Metallen erwarten wir, wenn es zu umfangreichen Produktionskürzungen kommt. Denn diese werden das Angebot spürbar einschränken und zu merklich angespannteren Märkten führen (siehe hierzu auch unseren Ausblick 2016 zu Industriemetallen, der heute Morgen versandt wurde).

In China werden derzeit offenbar wegen der niedrigen Preise und daraus resultierenden hohen Verluste umfangreiche Produktionskapazitäten stillgelegt. Laut Aussagen des staatlichen Research-Instituts Antaike wurden im November in der Aluminiumindustrie Kapazitäten von 1,16 Mio. Tonnen geschlossen.


Agrarrohstoffe

Eigentlich sollte die Meldung der EU-Kommission vom Donnerstag, dass in der Woche zum 1. Dezember erstmals in der Saison 2015/16 Weichweizenexporte in Höhe von 1 Mio. Tonnen getätigt wurden, die Preise stützen. Dies geschah aber nicht. Denn während die in den letzten Wochen gute Exportperformance zu einem großen Teil dem schwachen Euro zugeschrieben worden war, wird die Gemeinschaftswährung in den letzten Tagen teurer gehandelt als vor Wochenfrist.

Alleine am Donnerstag hatte der Euro gegenüber dem US-Dollar so stark an Wert gewonnen, wie in den vergangenen sieben Jahren nicht. Zudem wurde der Weizenpreis in Paris von der ersten Schätzung des französischen Agrarministeriums zur Winterweizenfläche des Landes gedämpft. Diese soll um 1,5% über dem Vorjahr und damit auf einem 80-Jahreshoch liegen. Zudem ist der Zustand der Winterweizenpflanzen extrem gut. 98% der Pflanzen fallen in die Kategorien "gut" oder "sehr gut".

Auch in anderen wichtigen EU-Weizenanbauländern sind die Pflanzen vor dem Eintritt in die Winterruhe in gutem Zustand, so dass derzeit nichts gegen eine weitere sehr hohe EU-Weizenernte 2016 spricht.

Anders als der EU-Weizenpreis profitiert der Preis für Arabica-Kaffee von dem schwächeren US-Dollar. Obwohl das vielbeachtete Handelshaus Volcafe seine Prognose für ein Angebotsdefizit 2015/16 am globalen Kaffeemarkt von 3,5 Mio. Sack auf 2,3 Mio. Sack reduzierte, hat sich Arabica seit Anfang Dezember um 6% verteuert.



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