Öl so günstig wie vor fast sieben Jahren
08.12.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Nichteinigung der OPEC am Freitag gepaart mit einem stärkerem US-Dollar, fallenden US-Aktienmärkten und dem Unterschreiten wichtiger Unterstützungsmarken haben die Ölpreise gestern auf Talfahrt geschickt. Sowohl der Brent- als auch WTI-Ölpreis fielen um jeweils über 5% und notieren unweit der Tiefststände der Wirtschaftskrise 2008/09. Der Ölpreisrückgang dürfte die "neue Aufgabe" der OPEC, nämlich eine Bremsung der Nicht-OPEC-Ölproduktion, erleichtern und mehr Produzenten z.B. in den USA bereits kurzfristig in die Knie zwingen.
So rechnet die US-Energiebehörde EIA in ihrem kurzfristigen Ölproduktivitätsbericht damit, dass die US-Schieferölproduktion schon im Januar 2016 auf täglich unter 4,9 Mio. Barrel fallen wird. Noch im Mai lag diese laut EIA bei knapp 5,3 Mio. Barrel pro Tag. Die Anzahl der Ölbohrungen in den USA ist derweil laut Baker Hughes in der Vorwoche zum 13. Mal in den letzten 14 Wochen gefallen und liegt derzeit bei lediglich 545, dem niedrigsten Stand seit Mai 2010.
Für unsere mittel- bis langfristig positive Einschätzung zu den Ölpreisen ist der Rückgang der US-Produktion genauso ausschlaggebend wie die nach wie vor starke Ölnachfrage weltweit. So hat China mit 27,3 Mio. Tonnen die höchsten November-Importe überhaupt verzeichnet. In den ersten elf Monaten des Jahres hat China mit insgesamt über 302 Mio. Tonnen knapp 9% mehr Rohöl als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum eingeführt.
Zwar sind die hohen Rohölimporte nicht nur auf eine höhere Benzinnachfrage, sondern auch auf hohe Dieselexporte und den Ausbau strategischer Lagerbestände zurückzuführen. Allerdings bleiben diese Faktoren auch im nächsten Jahr bestehen und dürften den Preisanstieg unterstützen.
Edelmetalle
Wie gewonnen, so zerronnen - so könnte man die Lage an den Edelmetallmärkten beschreiben. Nach den starken Preisanstiegen Ende letzter Woche haben die Edelmetalle einen Großteil ihrer Gewinne bereits wieder abgegeben. Gold handelt nach einem Rückgang um gut 1% bei 1.070 USD je Feinunze bzw. rund 990 EUR je Feinunze.
Silber, Platin und Palladium fielen gestern um bis zu drei Prozent. Der Preisanstieg letzten Freitag wird wohl als übertrieben erachtet. Dies zeigt sich unter anderem in anhaltenden Abflüssen aus den Gold-ETFs - gestern waren es wieder vier Tonnen. Bei Silber hat wohl hingegen ein Zufluss in die ETFs von 76 Tonnen - der höchste Tageszufluss seit Juni - einen noch stärkeren Preisrückgang verhindert.
Gemäß Daten ihrer Internetseite hat die chinesische Zentralbank (PBoC) im November rund 670 Tsd. Unzen bzw. 21 Tonnen Gold zur Diversifizierung ihrer Währungsreserven gekauft. Dies waren die bislang höchsten Goldkäufe in einem Monat der Zentralbank, die seit Juli monatlich über ihre Goldreserven informiert. Offenbar hat die PBoC den deutlichen Preisrückgang im November - Gold verlor fast 7% - genutzt und mehr Gold als in den Vormonaten gekauft. Sie wird wohl auch in den kommenden Monaten weiter Gold kaufen, da der Goldanteil an den Währungsreserven mit rund 1,6% noch immer äußerst gering ist.
Industriemetalle
Die Aufwärtsbewegung der Metalle scheint vorerst gestoppt und die Preise haben wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Mit Ausnahme von Zinn stehen dabei alle Metalle unter Druck. Eisenerz fiel gestern sogar erstmals seit Beginn der Datenreihe unter die Marke von 40 USD je Tonne. Die Metalle haben sich damit offenbar von den stark fallenden Ölpreisen anstecken lassen, die Mehrjahrestiefs markiert haben. Belasten dürften wohl auch die schwachen asiatischen Aktienmärkte und der festere US-Dollar.
Robuste chinesische Importe werden dagegen weitgehend ignoriert. Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im November rund 460 Tsd. Tonnen Kupfer importiert, gut 10% mehr als im Vorjahr. Dies waren zugleich die höchsten Einfuhren seit Januar 2014. Hierzu haben vor allem attraktivere Arbitragemöglichkeiten und eine höhere Nachfrage zu Finanzierungszwecken beigetragen. Kumuliert seit Jahresbeginn liegen die Kupferimporte nur noch wenige Prozent unter dem rekordhohen Vorjahresniveau.
Chinas Kupfernachfrage zeigt sich damit unseres Erachtens stärker als von vielen Marktbeobachtern angenommen wird. Auch die Importe von Eisenerz fielen im November robust aus. Sie lagen mit 82,1 Mio. Tonnen sogar 22% über Vorjahr. Die importierten Erze werden aber offenbar nicht alle sofort verbraucht, wie die Entwicklung der Lagerbestände zeigt: In den chinesischen Häfen sind die Eisenerzvorräte auf fast 90 Mio. Tonnen gestiegen, den höchsten Stand seit Mitte Mai.
Agrarrohstoffe
Brasiliens Nationaler Kaffeerat CNC erwartet für die kommende Kaffeeernte ab April 2016 ein Ergebnis von 47-49 Mio. Sack. Damit ist er nicht ganz so optimistisch wie die größte Kooperative des Landes, Cooxupe, die im November 50-55 Mio. Sack schätzte. Allerdings würde auch bei der vorsichtigeren Prognose des CNC die Produktion nach drei rückläufigen Jahren wieder um 15% zulegen können.
Beide Organisationen erwarten einen kräftigen Anstieg der Arabica-Produktion. Diese soll davon profitieren, dass in den Arabica-Gebieten auf die frühe Blüte ausreichend Regen folgte. Dagegen dürfte die anhaltende Dürre in den Robusta-Gebieten den Anstieg der Robusta-Produktion stark begrenzen. Die zuweilen am Markt geäußerten Hoffnungen auf 60 Mio. Sack oder mehr dürften wohl enttäuscht werden.
Der Kakaopreis setzt seinen Aufwärtstrend der letzten Tage fort und notiert aktuell bei 2.326 GBP je Tonne so hoch wie zuletzt Anfang März 2011. In den letzten Wochen sind die Anlieferungen in die Häfen der Elfenbeinküste, die zu Beginn der Saison 2015/16 im Oktober sehr stark waren, hinter die Vorjahresmengen zurückgefallen.
Nach inoffiziellen Angaben eines Regierungsmitarbeiters wurden bisher 556 Tsd. Tonnen geliefert, im Vorjahreszeitraum waren es 561 Tsd. Tonnen gewesen. Zudem bläst in einigen Gebieten bereits der Harmattan-Wind stark. Hält dies länger an, steht zu befürchten, dass die Blüten für die Früchte der Zwischenernte ab April austrocknen und von den Bäumen fallen.
Die Nichteinigung der OPEC am Freitag gepaart mit einem stärkerem US-Dollar, fallenden US-Aktienmärkten und dem Unterschreiten wichtiger Unterstützungsmarken haben die Ölpreise gestern auf Talfahrt geschickt. Sowohl der Brent- als auch WTI-Ölpreis fielen um jeweils über 5% und notieren unweit der Tiefststände der Wirtschaftskrise 2008/09. Der Ölpreisrückgang dürfte die "neue Aufgabe" der OPEC, nämlich eine Bremsung der Nicht-OPEC-Ölproduktion, erleichtern und mehr Produzenten z.B. in den USA bereits kurzfristig in die Knie zwingen.
So rechnet die US-Energiebehörde EIA in ihrem kurzfristigen Ölproduktivitätsbericht damit, dass die US-Schieferölproduktion schon im Januar 2016 auf täglich unter 4,9 Mio. Barrel fallen wird. Noch im Mai lag diese laut EIA bei knapp 5,3 Mio. Barrel pro Tag. Die Anzahl der Ölbohrungen in den USA ist derweil laut Baker Hughes in der Vorwoche zum 13. Mal in den letzten 14 Wochen gefallen und liegt derzeit bei lediglich 545, dem niedrigsten Stand seit Mai 2010.
Für unsere mittel- bis langfristig positive Einschätzung zu den Ölpreisen ist der Rückgang der US-Produktion genauso ausschlaggebend wie die nach wie vor starke Ölnachfrage weltweit. So hat China mit 27,3 Mio. Tonnen die höchsten November-Importe überhaupt verzeichnet. In den ersten elf Monaten des Jahres hat China mit insgesamt über 302 Mio. Tonnen knapp 9% mehr Rohöl als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum eingeführt.
Zwar sind die hohen Rohölimporte nicht nur auf eine höhere Benzinnachfrage, sondern auch auf hohe Dieselexporte und den Ausbau strategischer Lagerbestände zurückzuführen. Allerdings bleiben diese Faktoren auch im nächsten Jahr bestehen und dürften den Preisanstieg unterstützen.
Edelmetalle
Wie gewonnen, so zerronnen - so könnte man die Lage an den Edelmetallmärkten beschreiben. Nach den starken Preisanstiegen Ende letzter Woche haben die Edelmetalle einen Großteil ihrer Gewinne bereits wieder abgegeben. Gold handelt nach einem Rückgang um gut 1% bei 1.070 USD je Feinunze bzw. rund 990 EUR je Feinunze.
Silber, Platin und Palladium fielen gestern um bis zu drei Prozent. Der Preisanstieg letzten Freitag wird wohl als übertrieben erachtet. Dies zeigt sich unter anderem in anhaltenden Abflüssen aus den Gold-ETFs - gestern waren es wieder vier Tonnen. Bei Silber hat wohl hingegen ein Zufluss in die ETFs von 76 Tonnen - der höchste Tageszufluss seit Juni - einen noch stärkeren Preisrückgang verhindert.
Gemäß Daten ihrer Internetseite hat die chinesische Zentralbank (PBoC) im November rund 670 Tsd. Unzen bzw. 21 Tonnen Gold zur Diversifizierung ihrer Währungsreserven gekauft. Dies waren die bislang höchsten Goldkäufe in einem Monat der Zentralbank, die seit Juli monatlich über ihre Goldreserven informiert. Offenbar hat die PBoC den deutlichen Preisrückgang im November - Gold verlor fast 7% - genutzt und mehr Gold als in den Vormonaten gekauft. Sie wird wohl auch in den kommenden Monaten weiter Gold kaufen, da der Goldanteil an den Währungsreserven mit rund 1,6% noch immer äußerst gering ist.
Industriemetalle
Die Aufwärtsbewegung der Metalle scheint vorerst gestoppt und die Preise haben wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Mit Ausnahme von Zinn stehen dabei alle Metalle unter Druck. Eisenerz fiel gestern sogar erstmals seit Beginn der Datenreihe unter die Marke von 40 USD je Tonne. Die Metalle haben sich damit offenbar von den stark fallenden Ölpreisen anstecken lassen, die Mehrjahrestiefs markiert haben. Belasten dürften wohl auch die schwachen asiatischen Aktienmärkte und der festere US-Dollar.
Robuste chinesische Importe werden dagegen weitgehend ignoriert. Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im November rund 460 Tsd. Tonnen Kupfer importiert, gut 10% mehr als im Vorjahr. Dies waren zugleich die höchsten Einfuhren seit Januar 2014. Hierzu haben vor allem attraktivere Arbitragemöglichkeiten und eine höhere Nachfrage zu Finanzierungszwecken beigetragen. Kumuliert seit Jahresbeginn liegen die Kupferimporte nur noch wenige Prozent unter dem rekordhohen Vorjahresniveau.
Chinas Kupfernachfrage zeigt sich damit unseres Erachtens stärker als von vielen Marktbeobachtern angenommen wird. Auch die Importe von Eisenerz fielen im November robust aus. Sie lagen mit 82,1 Mio. Tonnen sogar 22% über Vorjahr. Die importierten Erze werden aber offenbar nicht alle sofort verbraucht, wie die Entwicklung der Lagerbestände zeigt: In den chinesischen Häfen sind die Eisenerzvorräte auf fast 90 Mio. Tonnen gestiegen, den höchsten Stand seit Mitte Mai.
Agrarrohstoffe
Brasiliens Nationaler Kaffeerat CNC erwartet für die kommende Kaffeeernte ab April 2016 ein Ergebnis von 47-49 Mio. Sack. Damit ist er nicht ganz so optimistisch wie die größte Kooperative des Landes, Cooxupe, die im November 50-55 Mio. Sack schätzte. Allerdings würde auch bei der vorsichtigeren Prognose des CNC die Produktion nach drei rückläufigen Jahren wieder um 15% zulegen können.
Beide Organisationen erwarten einen kräftigen Anstieg der Arabica-Produktion. Diese soll davon profitieren, dass in den Arabica-Gebieten auf die frühe Blüte ausreichend Regen folgte. Dagegen dürfte die anhaltende Dürre in den Robusta-Gebieten den Anstieg der Robusta-Produktion stark begrenzen. Die zuweilen am Markt geäußerten Hoffnungen auf 60 Mio. Sack oder mehr dürften wohl enttäuscht werden.
Der Kakaopreis setzt seinen Aufwärtstrend der letzten Tage fort und notiert aktuell bei 2.326 GBP je Tonne so hoch wie zuletzt Anfang März 2011. In den letzten Wochen sind die Anlieferungen in die Häfen der Elfenbeinküste, die zu Beginn der Saison 2015/16 im Oktober sehr stark waren, hinter die Vorjahresmengen zurückgefallen.
Nach inoffiziellen Angaben eines Regierungsmitarbeiters wurden bisher 556 Tsd. Tonnen geliefert, im Vorjahreszeitraum waren es 561 Tsd. Tonnen gewesen. Zudem bläst in einigen Gebieten bereits der Harmattan-Wind stark. Hält dies länger an, steht zu befürchten, dass die Blüten für die Früchte der Zwischenernte ab April austrocknen und von den Bäumen fallen.