Brentöl kostet zeitweise weniger als 40 USD
09.12.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die mangelnde Konsensfähigkeit der OPEC-Mitgliedsstaaten wirkte gestern zunächst noch nach: Schließlich lässt die Tatsache, dass die Mitglieder kein Produktionslimit festgezurrt haben, eine weiterhin hohe Produktion und damit eine Überversorgung des Marktes erwarten. Brentöl kostete gestern erstmals seit Februar 2009 wieder weniger als 40 USD je Barrel. Dass sich der Preis im späten Handel dennoch etwas erholen konnte, dürfte vor allem den längerfristigen Perspektiven am Ölmarkt geschuldet sein.
So hat die US-Energiebehörde EIA zwar gestern in ihrem Monatsausblick bestätigt, dass sich die US-Ölproduktion am aktuellen Rand auch dank einer steigenden Förderung im Golf von Mexiko als robust erweist und deshalb ihre Produktionsschätzung für das laufende Jahr nochmals leicht angehoben.
Für das nächste Jahr rechnet sie aber im Jahresdurchschnitt mit einem deutlichen Rückgang der US-Produktion um gut 500 Tsd. Barrel pro Tag; vom Hoch im April diesen Jahres bis zum erwarteten Tief im September nächsten Jahres soll die Produktion sogar mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag schrumpfen. Damit wird das Überangebot im Laufe des nächsten Jahres abgebaut, was unseres Erachtens eine Preiserholung anschieben wird (Mehr dazu im gestern veröffentlichten Rohstoffe kompakt Energie: Ausblick 2016 - Die Angebotsflut geht zurück).
Die kurzfristigen Tendenzen werden zweifellos auch von den aktuellen "Wasserstandsmeldungen" zu den US-Rohölvorräten bestimmt. Das American Petroleum Institute hat für die letzte Woche einen Abbau berichtet. Eine Bestätigung durch die offiziellen Zahlen heute dürfte den Preis stützen.
Edelmetalle
Als einziges Edelmetall legte Gold gestern leicht um 0,3% zu und handelt heute Morgen bei knapp 1.080 USD je Feinunze. Unterstützt wird Gold dabei durch den schwächeren US-Dollar. Auch gab es gestern erstmals seit vierzehn Handelstagen wieder leichte Zuflüsse in die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs.
Dagegen zeigt sich die physische Goldnachfrage in Indien derzeit offenbar verhalten. Denn erstmals seit Anfang November notieren die Goldpreise in Indien Handelskreisen zufolge wieder mit einem Abschlag zu den Weltmarktpreisen. Und in den USA scheinen sich die hohen Münzabsätze aus dem Vormonat nicht fortzusetzen. Denn die US-Münzanstalt hat bislang im Dezember überhaupt keine Goldmünzen und nur wenige Silbermünzen verkauft.
Platin und Palladium fielen gestern um jeweils knapp 1% auf rund 850 USD bzw. 550 USD je Feinunze. Die hauptsächlich in der Automobilindustrie verwendeten Edelmetalle ignorierten dabei Nachrichten aus China, wonach die Regierung ein landesweites Anreizprogramm für Autokäufe auflegen will.
Industriekreisen zufolge soll demnach in den ländlichen Gegenden der Kauf von Autos mit geringem Benzinverbrauch gefördert werden. Ein ähnliches Programm gab es in China zuletzt während der globalen Finanzkrise im Jahr 2009. Daten eines privaten Automobilverbandes zufolge sind die Autoabsätze in China im November um fast 18% gegenüber Vorjahr gestiegen. Die offiziellen Zahlen werden in Kürze veröffentlicht.
Industriemetalle
In China sind die Produzentenpreise Daten des Nationalen Statistikinstituts zufolge auch im November deutlich gefallen (-5,9%), was zum Großteil auf die gesunkenen Rohstoffpreise zurückzuführen ist, die an die Abnehmer weitergegeben wurden. Um die heimische Wirtschaft anzukurbeln, wird die chinesische Regierung laut Angaben des Finanzministeriums u.a. die Exportsteuern auf zwei Stahlsorten reduzieren. Dies dürfte aber den notwendigen Abbau des hohen Überangebots in Chinas Stahlindustrie zumindest verzögern.
China hat im November wieder deutlich mehr Aluminium exportiert als in den Monaten zuvor. Gemäß Daten der Zollbehörde wurden 450 Tsd. Tonnen Aluminium und Aluminiumprodukte ausgeführt, fast 15% mehr als im Vorjahr. Die November-Exporte waren zugleich die höchsten in diesem Jahr und die zweithöchsten überhaupt. Zurückzuführen ist dies auf die hohe inländische Produktion, die die heimische Nachfrage deutlich übersteigt, und die stark gefallenen Aluminiumpreise in China selbst.
So war der Preis im nächstfälligen Futures-Kontrakt Ende November auf ein Rekordtief von gut 9.600 CNY je Tonne (rund 1.500 USD je Tonne) gefallen und hat sich seitdem nur leicht erholt. Dies macht Exporte für die Aluminiumproduzenten attraktiv. Nach elf Monaten hat China nahezu das Exportvolumen des gesamten Vorjahres erreicht. Mit den hohen Ausfuhren trägt China aber dazu bei, dass der globale Aluminiummarkt klar überversorgt bleibt, was einer nachhaltigen Preiserholung entgegensteht.
Agrarrohstoffe
China hat laut Angaben der Zollbehörde im November 7,39 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Das waren 34% mehr als im schwachen Vormonat, welcher durch eine Feiertagswoche verzerrt war. Seit Jahresbeginn summieren sich die Importe auf 72,6 Mio. Tonnen. Sie liegen damit gut 15% über dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums.
Die Nachfrage Chinas nach Sojabohnen ist somit ungebrochen robust. Aufgrund des festen US-Dollar profitieren die Sojabohnenexporteure in den USA hiervon aber nur unterdurchschnittlich. Hauptnutznießer sind die Anbieter in Brasilien. Deren Ware ist dank des schwachen Brasilianischen Real für die chinesischen Importeure deutlich preiswerter.
Der in Paris gehandelte europäische Weizenpreis ist gestern auf das niedrigste Niveau seit Ende September gefallen. Der meistgehandelte Terminkontrakt mit Fälligkeit März ging bei 176,5 EUR je Tonne aus dem Handel. Der morgen auslaufende Dezember-Kontrakt kostet sogar nur noch 169 EUR je Tonne. Der stärkere Euro belastet ebenso wie Nachrichten einer schwächeren Exportnachfrage.
Wie der französische Zoll berichtet, liegen die französischen Weichweizenexporte in Länder außerhalb der EU nach einem Rückgang im Oktober seit Beginn des Erntejahres 1% unter dem Vorjahresniveau. Unter Einbeziehung der Ausfuhren in andere EU-Länder sind die Weichweizenexporte Frankreichs sogar 13% niedriger als im Vorjahr.
Die mangelnde Konsensfähigkeit der OPEC-Mitgliedsstaaten wirkte gestern zunächst noch nach: Schließlich lässt die Tatsache, dass die Mitglieder kein Produktionslimit festgezurrt haben, eine weiterhin hohe Produktion und damit eine Überversorgung des Marktes erwarten. Brentöl kostete gestern erstmals seit Februar 2009 wieder weniger als 40 USD je Barrel. Dass sich der Preis im späten Handel dennoch etwas erholen konnte, dürfte vor allem den längerfristigen Perspektiven am Ölmarkt geschuldet sein.
So hat die US-Energiebehörde EIA zwar gestern in ihrem Monatsausblick bestätigt, dass sich die US-Ölproduktion am aktuellen Rand auch dank einer steigenden Förderung im Golf von Mexiko als robust erweist und deshalb ihre Produktionsschätzung für das laufende Jahr nochmals leicht angehoben.
Für das nächste Jahr rechnet sie aber im Jahresdurchschnitt mit einem deutlichen Rückgang der US-Produktion um gut 500 Tsd. Barrel pro Tag; vom Hoch im April diesen Jahres bis zum erwarteten Tief im September nächsten Jahres soll die Produktion sogar mehr als 1 Mio. Barrel pro Tag schrumpfen. Damit wird das Überangebot im Laufe des nächsten Jahres abgebaut, was unseres Erachtens eine Preiserholung anschieben wird (Mehr dazu im gestern veröffentlichten Rohstoffe kompakt Energie: Ausblick 2016 - Die Angebotsflut geht zurück).
Die kurzfristigen Tendenzen werden zweifellos auch von den aktuellen "Wasserstandsmeldungen" zu den US-Rohölvorräten bestimmt. Das American Petroleum Institute hat für die letzte Woche einen Abbau berichtet. Eine Bestätigung durch die offiziellen Zahlen heute dürfte den Preis stützen.
Edelmetalle
Als einziges Edelmetall legte Gold gestern leicht um 0,3% zu und handelt heute Morgen bei knapp 1.080 USD je Feinunze. Unterstützt wird Gold dabei durch den schwächeren US-Dollar. Auch gab es gestern erstmals seit vierzehn Handelstagen wieder leichte Zuflüsse in die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs.
Dagegen zeigt sich die physische Goldnachfrage in Indien derzeit offenbar verhalten. Denn erstmals seit Anfang November notieren die Goldpreise in Indien Handelskreisen zufolge wieder mit einem Abschlag zu den Weltmarktpreisen. Und in den USA scheinen sich die hohen Münzabsätze aus dem Vormonat nicht fortzusetzen. Denn die US-Münzanstalt hat bislang im Dezember überhaupt keine Goldmünzen und nur wenige Silbermünzen verkauft.
Platin und Palladium fielen gestern um jeweils knapp 1% auf rund 850 USD bzw. 550 USD je Feinunze. Die hauptsächlich in der Automobilindustrie verwendeten Edelmetalle ignorierten dabei Nachrichten aus China, wonach die Regierung ein landesweites Anreizprogramm für Autokäufe auflegen will.
Industriekreisen zufolge soll demnach in den ländlichen Gegenden der Kauf von Autos mit geringem Benzinverbrauch gefördert werden. Ein ähnliches Programm gab es in China zuletzt während der globalen Finanzkrise im Jahr 2009. Daten eines privaten Automobilverbandes zufolge sind die Autoabsätze in China im November um fast 18% gegenüber Vorjahr gestiegen. Die offiziellen Zahlen werden in Kürze veröffentlicht.
Industriemetalle
In China sind die Produzentenpreise Daten des Nationalen Statistikinstituts zufolge auch im November deutlich gefallen (-5,9%), was zum Großteil auf die gesunkenen Rohstoffpreise zurückzuführen ist, die an die Abnehmer weitergegeben wurden. Um die heimische Wirtschaft anzukurbeln, wird die chinesische Regierung laut Angaben des Finanzministeriums u.a. die Exportsteuern auf zwei Stahlsorten reduzieren. Dies dürfte aber den notwendigen Abbau des hohen Überangebots in Chinas Stahlindustrie zumindest verzögern.
China hat im November wieder deutlich mehr Aluminium exportiert als in den Monaten zuvor. Gemäß Daten der Zollbehörde wurden 450 Tsd. Tonnen Aluminium und Aluminiumprodukte ausgeführt, fast 15% mehr als im Vorjahr. Die November-Exporte waren zugleich die höchsten in diesem Jahr und die zweithöchsten überhaupt. Zurückzuführen ist dies auf die hohe inländische Produktion, die die heimische Nachfrage deutlich übersteigt, und die stark gefallenen Aluminiumpreise in China selbst.
So war der Preis im nächstfälligen Futures-Kontrakt Ende November auf ein Rekordtief von gut 9.600 CNY je Tonne (rund 1.500 USD je Tonne) gefallen und hat sich seitdem nur leicht erholt. Dies macht Exporte für die Aluminiumproduzenten attraktiv. Nach elf Monaten hat China nahezu das Exportvolumen des gesamten Vorjahres erreicht. Mit den hohen Ausfuhren trägt China aber dazu bei, dass der globale Aluminiummarkt klar überversorgt bleibt, was einer nachhaltigen Preiserholung entgegensteht.
Agrarrohstoffe
China hat laut Angaben der Zollbehörde im November 7,39 Mio. Tonnen Sojabohnen importiert. Das waren 34% mehr als im schwachen Vormonat, welcher durch eine Feiertagswoche verzerrt war. Seit Jahresbeginn summieren sich die Importe auf 72,6 Mio. Tonnen. Sie liegen damit gut 15% über dem Niveau des entsprechenden Vorjahreszeitraums.
Die Nachfrage Chinas nach Sojabohnen ist somit ungebrochen robust. Aufgrund des festen US-Dollar profitieren die Sojabohnenexporteure in den USA hiervon aber nur unterdurchschnittlich. Hauptnutznießer sind die Anbieter in Brasilien. Deren Ware ist dank des schwachen Brasilianischen Real für die chinesischen Importeure deutlich preiswerter.
Der in Paris gehandelte europäische Weizenpreis ist gestern auf das niedrigste Niveau seit Ende September gefallen. Der meistgehandelte Terminkontrakt mit Fälligkeit März ging bei 176,5 EUR je Tonne aus dem Handel. Der morgen auslaufende Dezember-Kontrakt kostet sogar nur noch 169 EUR je Tonne. Der stärkere Euro belastet ebenso wie Nachrichten einer schwächeren Exportnachfrage.
Wie der französische Zoll berichtet, liegen die französischen Weichweizenexporte in Länder außerhalb der EU nach einem Rückgang im Oktober seit Beginn des Erntejahres 1% unter dem Vorjahresniveau. Unter Einbeziehung der Ausfuhren in andere EU-Länder sind die Weichweizenexporte Frankreichs sogar 13% niedriger als im Vorjahr.