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Die Baisse nährt die Baisse

14.12.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Man könnte die alte Börsenweisheit, dass die Hausse die Hausse nährt, für den Ölmarkt umwandeln und behaupten, dass auch die Baisse die Baisse nährt. Der Abverkauf am Ölmarkt hat dabei mittlerweile aberwitzige Züge angenommen. Seit Wochen fallen die Ölpreise fast ununterbrochen und liegen mittlerweile nur unwesentlich über den Tiefs, die zuletzt während der Wirtschaftskrise erreicht wurden.

Wir führen den massiven Preisrückgang auch auf spekulative Finanzanleger zurück, die (unter Berücksichtigung der NYMEX- und ICE-Daten) mit Netto-Long-Positionen von lediglich 34 Tsd. Kontrakten per 8.12. extrem wenig Optimismus zeigten. Noch vor zwei Monaten lagen diese fast fünf Mal so hoch. Wir halten die einseitige Positionierung des Marktes und die Selbstverständlichkeit, mit der die fallenden Preise aktuell angenommen werden, für gefährlich. Denn es gibt nicht wenige Indikatoren, die auf eine baldige Stabilisierung des Marktes und eine Wiederherstellung des Gleichgewichts hinweisen.

So dürfte die Nachfrage in diesem Jahr mit über 1,8 Mio. Barrel täglich einen der stärksten Anstiege überhaupt zeigen. Auf der anderen Seite teilte Baker Hughes am Freitag mit, dass die Anzahl der Ölbohrungen in den USA in der Vorwoche um 21 gefallen ist, der stärkste Wochenrückgang seit Ende April, nachdem die US-Ölproduktion ihr Maximum erreicht hatte. Mit nur 524 aktiven US-Ölbohrungen liegt deren Anzahl auf dem niedrigsten Stand seit April 2010.

Im Sommer hatten wir gewarnt, dass der Markt die Überversorgung völlig ignoriert und die Ölpreise von über 60 USD nicht nachhaltig sind. Aktuell scheint der Markt genauso auf einem Ohr taub zu sein und dabei nur auf die preisbelastenden Argumente zu "hören".

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Edelmetalle

Nach den Verlusten Ende letzter Woche zeigen sich die Edelmetalle zum Auftakt in die neue Handelswoche weitgehend unverändert. Gold handelt bei rund 1.070 USD je Feinunze, Silber notiert weiter unter der Marke von 14 USD je Feinunze, unter die es am Freitag gefallen war. Dabei verzeichnete Silber sogar zeitweise den tiefsten Stand seit August 2009.

Bei den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs kam es am Freitag nach drei Tagen mit marginalen Zuflüssen wieder zu einem Abfluss von 0,9 Tonnen. Die Bestände liegen mit 1.464 Tonnen auf dem niedrigsten Niveau seit Februar 2009. Daneben zeigen sich auch die spekulativen Finanzinvestoren Gold gegenüber weiter sehr pessimistisch. Daten der CFTC zufolge haben sie in der Woche zum 8. Dezember ihre Netto-Short-Positionen nur leicht auf 17,4 Tsd. Kontrakte reduziert.

Bei Silber wurden die Netto-Long-Positionen auf ein 12-Wochentief von 9,3 Tsd. Kontrakten abgebaut. Die Marktteilnehmer warten mit Spannung auf die Sitzung der US-Notenbank Fed am Mittwoch. Wie die Fed Fund Futures zeigen, ist eine Zinserhöhung mittlerweile vollständig eingepreist. Vielmehr dürfte die Marktteilnehmer interessieren, wie die Fed ihre zukünftige Geldpolitik gestalten will. Mit der ersten Zinserhöhung am Mittwoch sollte ein großer Unsicherheitsfaktor wegfallen, der in den letzten Wochen auf dem Goldpreis lastete.


Industriemetalle

Der LME-Industriemetallindex ist am Freitag auf ein 2-Wochenhoch von gut 2.180 Punkten gestiegen. Feste chinesische Aktienmärkte tragen zum Wochenauftakt dazu bei, dass die Metalle ihre Gewinne halten bzw. noch leicht ausbauen können. Am Freitag gab es Meldungen, wonach das Staatliche Reservebüro Chinas Metalle kaufen könnte. Diese wurden zwar nicht bestätigt, verhalfen den Metallpreisen aber zu ihrem Anstieg.

Über das Wochenende wurden zudem bessere Konjunkturdaten aus China veröffentlicht, die zunächst ebenfalls die gröbsten Sorgen der Marktteilnehmer zerstreuten. Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros ist die Industrieproduktion im November mit +6,2% gegenüber Vorjahr wieder stärker als im Monat zuvor und auch etwas stärker als erwartet gestiegen. Die Investitionen in Sachanlagen stabilisierten sich auf dem Vormonatsniveau.

Zu den besseren Daten haben wohl die fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen der chinesischen Regierung und der Zentralbank beigetragen. Sollte sich die chinesische Wirtschaft insgesamt stabilisieren oder sogar wieder leicht zulegen, wäre dies positiv für die Metallnachfrage und dürfte wohl zu höheren Metallpreisen führen.

Zum Preisanstieg der letzten Tage hat wahrscheinlich auch die Eindeckung von Leerverkäufen seitens der spekulativen Finanzanleger beigetragen. Denn die hatten sich gemäß CFTC-Statistik in der Woche zum 8. Dezember weiter höchst pessimistisch gezeigt.


Agrarrohstoffe

Kaffee Arabica im Kontrakt mit Fälligkeit März 2016 verbilligte sich am Freitag um 4,1% auf 121,2 US-Cents je Pfund und setzte damit den Zick-Zack-Kurs der letzten Monate fort. Die letzten Nachrichten wiesen alle in Richtung einer hohen Verfügbarkeit von Kaffee.

Zwar hatte die Internationale Kaffeeorganisation bereits vor Wochen für die abgeschlossene Saison 2014/15 niedrigere Kaffeeexporte als im Vorjahr gemeldet. Doch nun schätzt das vielbeachtete Handelshaus Volcafe anhand der Zeit bis November, dass im Kalenderjahr 2015 die Exporte Brasiliens den Rekord des Vorjahres sogar noch übertreffen könnten.

Gleichzeitig meldete Kolumbien für November einen Anstieg der Produktion um 19% gegenüber Vorjahr. Auch ist der Ausblick auf die nächste Ernte in Brasilien weiterhin gut. Regenfälle in den Hauptanbaugebieten im Südosten des Landes sorgen für ausreichend Bodenfeuchtigkeit, um die Entwicklung der Kaffeekirschen zu unterstützen.

Traditionell trifft das US-Landwirtschaftsministerium erste Aussagen zur kommenden Saison auf der Prognosekonferenz im Februar. Bereits jetzt hat es aber seinen Langfristausblick veröffentlicht, und mit Interesse wird wahrgenommen, welche Annahmen darin für die Saison 2016/17 getroffen werden. Demnach soll die Maisfläche in den USA von 88,4 Mio. auf 90,5 Mio. Morgen steigen. Selbst bei etwas niedrigeren Erträgen wäre dann mit einer weiteren hohen US-Ernte zu rechnen. Die Sojabohnenfläche soll dagegen leicht eingeschränkt werden.



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