USA heben Exportverbot für Rohöl auf
16.12.2015 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise stehen deutlich unter Druck und geben ihre gestrigen Gewinne wieder ab. Es belastet die Perspektive, dass Anfang 2016 zusätzliches Öl aus den USA und dem Iran an den Markt gelangen könnte. Der US-Kongress hat sich in der Nacht auf die vollständige Abschaffung des seit 40 Jahre geltenden Exportverbots für US-Rohöl verständigt. Die Abstimmung darüber soll morgen stattfinden. Danach muss US-Präsident Obama das Gesetz noch unterzeichnen.
Die Marktauswirkungen sollten allerdings begrenzt sein. Denn die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI muss zumindest die Kosten für den Pipelinetransport vom Mittleren Westen an die US-Golfküste decken, damit der Kauf von US-Leichtöl für internationale Abnehmer interessant wird. Das ist aktuell bei weitem nicht gegeben, da WTI ab Februar-Fälligkeit sogar etwas über Brent notiert. Erst die Fälligkeiten im Jahr 2018 würden aktuell einen hinreichenden Preisabschlag für WTI generieren, damit der Export von US-Rohöl interessant wird.
Außerdem wird sich durch die offizielle Aufhebung des Exportverbots nicht viel ändern. Denn die USA haben aufgrund der schrittweisen Lockerung des Verbots auch schon in den letzten Monaten verstärkt Rohöl exportiert. Seit März belaufen sich die Rohölausfuhren laut Daten des US-Energieministeriums größtenteils auf mehr als 500 Tsd. Barrel pro Tag.
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hat ihre 12 Jahre dauernden Untersuchungen zum iranischen Atomprogramm gestern abgeschlossen. Die IAEA will in einigen Wochen feststellen, ob der Iran die im Atomabkommen vereinbarten Maßnahmen allesamt umgesetzt hat. Dann könnten die Sanktionen zeitnah aufgehoben werden. Der Iran hat in diesem Falle bereits angekündigt, seine Ölexporte deutlich steigern zu wollen.
Edelmetalle
Im Vorfeld der Zinsentscheidung handelt Gold am Morgen bei rund 1.065 USD je Feinunze bzw. 975 EUR je Feinunze. Die Marktteilnehmer dürften sich heute wohl im Wesentlichen zwei Fragen stellen: Erhöht die US-Notenbank Fed erstmals seit 9½ Jahren wieder die Zinsen, und wie wird sie den weiteren Zinserhöhungszyklus gestalten? Antworten auf diese Fragen gibt es heute Abend. Um 20 Uhr MEZ wird die Zinsentscheidung verkündet, eine halbe Stunde später beginnt die Pressekonferenz mit der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen.
Der Goldmarkt hat unseres Erachtens eine Zinserhöhung mittlerweile eingepreist, so dass Gold von diesem Schritt nicht mehr stark beeindruckt sein sollte. Sollte die Fed die Märkte allerdings überraschen, indem sie die Zinsen zum Beispiel doch unverändert beibehält, hätte dies wohl auch deutliche Auswirkungen auf den Goldpreis. In den USA ist die Kerninflationsrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) im November auf +2,0% gestiegen, den höchsten Wert seit 1½ Jahren.
Die Teuerungsrate scheint damit wieder in einen Aufwärtstrend eingeschwenkt zu sein, was für weitere Zinserhöhungen spricht. Silber dürfte die Preisbewegungen von Gold im Laufe des Tages überproportional nachvollziehen. Auch Platin und Palladium werden sich der Reaktion von Gold auf die Fed-Zinsentscheidung nicht gänzlich entziehen können.
Industriemetalle
Nachdem die Metallpreise gestern starke Verluste erlitten, geben feste asiatische Aktienmärkte heute Morgen wieder etwas Unterstützung. Kupfer handelt bei rund 4.600 USD je Tonne. Industriekreisen zufolge haben sich Jiangxi Copper, der größte chinesische Kupferschmelzer, und Antofagasta, ein chilenischer Kupferminenproduzent, auf neue Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) für 2016 geeinigt.
Demnach zahlt Antofagasta Jiangxi Copper im nächsten Jahr 97,35 USD je Tonne und 9,735 US-Cents je Pfund zur Verarbeitung seines Kupferkonzentrats. Dies sind 9% weniger als in diesem Jahr und reflektiert ein geringeres Angebot von Kupferkonzentrat. Zahlreiche Minenunternehmen hatten in den letzten Wochen teilweise umfangreiche Produktionskürzungen angekündigt. Die zwischen Jiangxi Copper und Antofagasta ausgehandelten Jahresgebühren dürften von anderen Kupferschmelzen und Minenproduzenten übernommen werden und daher als Benchmark gelten.
Nickel notiert am Morgen bei rund 8.700 USD je Tonne. Daten der International Nickel Study Group zufolge war der globale Nickelmarkt im Oktober nahezu ausgeglichen. In den ersten zehn Monaten des Jahres übertraf das Angebot die Nachfrage allerdings um 51,8 Tsd. Tonnen. Im nächsten Jahr soll es am globalen Nickelmarkt erstmals seit fünf Jahren wieder ein Angebotsdefizit geben, da die Produktion wegen der niedrigen Preise gedrosselt wird.
Agrarrohstoffe
Das hohe internationale Angebot lastet seit Monaten diesseits und jenseits des Atlantiks auf den Weizenpreisen. Ende November war der Preis in Chicago auf ein neues 5-Jahrestief gesunken, in Paris markierte er vor knapp einer Woche ein 3-Monatstief. Inzwischen konnten sich die Preise ein wenig erholen. Dazu dürfte zum einen beigetragen haben, dass zahlreiche Marktteilnehmer nach dem kräftigen Preisrückgang ihre Short-Positionen eindeckten.
Aber auch von fundamentaler Seite mischte sich etwas Sorge über den weiteren Entwicklungsverlauf im Winter in die Preisfindung: Denn nach den hohen Temperaturen und dem damit verbundenen Fehlen einer Schneedecke könnte ein plötzlicher Kälteeinbruch die Winterweizenpflanzen unvorbereitet treffen und zu größeren Schäden führen – diese Gefahr besteht derzeit nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika.
Die Analysten von Kingsman haben ihre Schätzung für das Defizit am globalen Zuckermarkt 2015/16 von 3,3 Mio. Tonnen auf 5,3 Mio. Tonnen angehoben. Dazu trägt bei, dass für Brasiliens Hauptanbaugebiet Center-South (CS) die Zuckerproduktion auf 30,4 Mio. Tonnen gekürzt wurde. Auch für 2016/17 erwarten die Analysten ein höheres Defizit als bisher, nämlich nun 7,8 Mio. Tonnen statt 6,4 Mio. Tonnen. Optimistischer ist das Handelshaus Sucden, das das Defizit 2015/16 bei 2 Mio. Tonnen erwartet und davon ausgeht, dass die Produktion in CS von jetzt 30,5 Mio. Tonnen in der nächsten Saison auf 34,8 Mio. Tonnen gesteigert werden kann.
Die Ölpreise stehen deutlich unter Druck und geben ihre gestrigen Gewinne wieder ab. Es belastet die Perspektive, dass Anfang 2016 zusätzliches Öl aus den USA und dem Iran an den Markt gelangen könnte. Der US-Kongress hat sich in der Nacht auf die vollständige Abschaffung des seit 40 Jahre geltenden Exportverbots für US-Rohöl verständigt. Die Abstimmung darüber soll morgen stattfinden. Danach muss US-Präsident Obama das Gesetz noch unterzeichnen.
Die Marktauswirkungen sollten allerdings begrenzt sein. Denn die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI muss zumindest die Kosten für den Pipelinetransport vom Mittleren Westen an die US-Golfküste decken, damit der Kauf von US-Leichtöl für internationale Abnehmer interessant wird. Das ist aktuell bei weitem nicht gegeben, da WTI ab Februar-Fälligkeit sogar etwas über Brent notiert. Erst die Fälligkeiten im Jahr 2018 würden aktuell einen hinreichenden Preisabschlag für WTI generieren, damit der Export von US-Rohöl interessant wird.
Außerdem wird sich durch die offizielle Aufhebung des Exportverbots nicht viel ändern. Denn die USA haben aufgrund der schrittweisen Lockerung des Verbots auch schon in den letzten Monaten verstärkt Rohöl exportiert. Seit März belaufen sich die Rohölausfuhren laut Daten des US-Energieministeriums größtenteils auf mehr als 500 Tsd. Barrel pro Tag.
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hat ihre 12 Jahre dauernden Untersuchungen zum iranischen Atomprogramm gestern abgeschlossen. Die IAEA will in einigen Wochen feststellen, ob der Iran die im Atomabkommen vereinbarten Maßnahmen allesamt umgesetzt hat. Dann könnten die Sanktionen zeitnah aufgehoben werden. Der Iran hat in diesem Falle bereits angekündigt, seine Ölexporte deutlich steigern zu wollen.
Edelmetalle
Im Vorfeld der Zinsentscheidung handelt Gold am Morgen bei rund 1.065 USD je Feinunze bzw. 975 EUR je Feinunze. Die Marktteilnehmer dürften sich heute wohl im Wesentlichen zwei Fragen stellen: Erhöht die US-Notenbank Fed erstmals seit 9½ Jahren wieder die Zinsen, und wie wird sie den weiteren Zinserhöhungszyklus gestalten? Antworten auf diese Fragen gibt es heute Abend. Um 20 Uhr MEZ wird die Zinsentscheidung verkündet, eine halbe Stunde später beginnt die Pressekonferenz mit der Fed-Vorsitzenden Janet Yellen.
Der Goldmarkt hat unseres Erachtens eine Zinserhöhung mittlerweile eingepreist, so dass Gold von diesem Schritt nicht mehr stark beeindruckt sein sollte. Sollte die Fed die Märkte allerdings überraschen, indem sie die Zinsen zum Beispiel doch unverändert beibehält, hätte dies wohl auch deutliche Auswirkungen auf den Goldpreis. In den USA ist die Kerninflationsrate (ohne Nahrungsmittel und Energie) im November auf +2,0% gestiegen, den höchsten Wert seit 1½ Jahren.
Die Teuerungsrate scheint damit wieder in einen Aufwärtstrend eingeschwenkt zu sein, was für weitere Zinserhöhungen spricht. Silber dürfte die Preisbewegungen von Gold im Laufe des Tages überproportional nachvollziehen. Auch Platin und Palladium werden sich der Reaktion von Gold auf die Fed-Zinsentscheidung nicht gänzlich entziehen können.
Industriemetalle
Nachdem die Metallpreise gestern starke Verluste erlitten, geben feste asiatische Aktienmärkte heute Morgen wieder etwas Unterstützung. Kupfer handelt bei rund 4.600 USD je Tonne. Industriekreisen zufolge haben sich Jiangxi Copper, der größte chinesische Kupferschmelzer, und Antofagasta, ein chilenischer Kupferminenproduzent, auf neue Schmelz- und Verarbeitungsgebühren (sog. TC/RCs) für 2016 geeinigt.
Demnach zahlt Antofagasta Jiangxi Copper im nächsten Jahr 97,35 USD je Tonne und 9,735 US-Cents je Pfund zur Verarbeitung seines Kupferkonzentrats. Dies sind 9% weniger als in diesem Jahr und reflektiert ein geringeres Angebot von Kupferkonzentrat. Zahlreiche Minenunternehmen hatten in den letzten Wochen teilweise umfangreiche Produktionskürzungen angekündigt. Die zwischen Jiangxi Copper und Antofagasta ausgehandelten Jahresgebühren dürften von anderen Kupferschmelzen und Minenproduzenten übernommen werden und daher als Benchmark gelten.
Nickel notiert am Morgen bei rund 8.700 USD je Tonne. Daten der International Nickel Study Group zufolge war der globale Nickelmarkt im Oktober nahezu ausgeglichen. In den ersten zehn Monaten des Jahres übertraf das Angebot die Nachfrage allerdings um 51,8 Tsd. Tonnen. Im nächsten Jahr soll es am globalen Nickelmarkt erstmals seit fünf Jahren wieder ein Angebotsdefizit geben, da die Produktion wegen der niedrigen Preise gedrosselt wird.
Agrarrohstoffe
Das hohe internationale Angebot lastet seit Monaten diesseits und jenseits des Atlantiks auf den Weizenpreisen. Ende November war der Preis in Chicago auf ein neues 5-Jahrestief gesunken, in Paris markierte er vor knapp einer Woche ein 3-Monatstief. Inzwischen konnten sich die Preise ein wenig erholen. Dazu dürfte zum einen beigetragen haben, dass zahlreiche Marktteilnehmer nach dem kräftigen Preisrückgang ihre Short-Positionen eindeckten.
Aber auch von fundamentaler Seite mischte sich etwas Sorge über den weiteren Entwicklungsverlauf im Winter in die Preisfindung: Denn nach den hohen Temperaturen und dem damit verbundenen Fehlen einer Schneedecke könnte ein plötzlicher Kälteeinbruch die Winterweizenpflanzen unvorbereitet treffen und zu größeren Schäden führen – diese Gefahr besteht derzeit nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika.
Die Analysten von Kingsman haben ihre Schätzung für das Defizit am globalen Zuckermarkt 2015/16 von 3,3 Mio. Tonnen auf 5,3 Mio. Tonnen angehoben. Dazu trägt bei, dass für Brasiliens Hauptanbaugebiet Center-South (CS) die Zuckerproduktion auf 30,4 Mio. Tonnen gekürzt wurde. Auch für 2016/17 erwarten die Analysten ein höheres Defizit als bisher, nämlich nun 7,8 Mio. Tonnen statt 6,4 Mio. Tonnen. Optimistischer ist das Handelshaus Sucden, das das Defizit 2015/16 bei 2 Mio. Tonnen erwartet und davon ausgeht, dass die Produktion in CS von jetzt 30,5 Mio. Tonnen in der nächsten Saison auf 34,8 Mio. Tonnen gesteigert werden kann.