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Ein Jahr zum Vergessen

18.12.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Für die Energieträger geht ein überaus enttäuschendes Jahr zu Ende. Gemessen am S&P GSCI Spotindex liegt der Energiesektor seit Jahresbeginn mehr als 30% im Minus und hält damit die rote Laterne im Rohstoffbereich. Die Preisschwäche zog sich dabei über alle Energierohstoffe. Nach einem Anstieg um bis zu 50% im Frühjahr gerieten die Ölpreise im zweiten Halbjahr kräftig ins Rutschen und liegen aktuell 35% unter ihrem Jahreseinstandsniveau.

WTI ging gestern auf dem niedrigsten Schlussstand seit Februar 2009 bei 35 USD je Barrel aus dem Handel. Brent kostet nur etwas mehr als das im Dezember 2008 verzeichnete Tief.

Der Dieselpreis fiel sogar um knapp 40% auf das niedrigste Niveau seit mehr als 11 Jahren. Noch ärger traf es US-Erdgas, welches sich seit Jahresbeginn um 40% verbilligt hat und aktuell bei weniger als 1,7 USD je mmBtu auf einem 16-Jahrestief notiert.

Auch der Kohlepreis ist seit Jahresbeginn um mehr als 30% gefallen und handelt damit unter dem Niveau der Wirtschaftskrise vom Frühjahr 2009. Bei allen Energieträgern belastet ein hohes Überangebot, welches zu einem kräftigen Anstieg der Lagerbestände geführt hat. Da das niedrige Preisniveau die Produktion vielerorts nicht mehr rentabel macht, ist 2016 mit einer Einschränkung des Angebots zu rechnen.

So geht die Internationale Energieagentur davon aus, dass das Ölangebot außerhalb der OPEC im nächsten Jahr so stark zurückgeht wie zuletzt vor 24 Jahren. Dies sollte zu einer Einengung der Marktbilanz führen und eine Erholung der Ölpreise ermöglichen. Eine schnelle und kräftige Ausweitung des Ölangebots aus dem Iran nach der Aufhebung der Sanktionen würde dies allerdings weiter verzögern.


Edelmetalle

Mit einem Minus von gut 11% war der Edelmetallsektor in diesem Jahr bislang nur der zweitbeste Sektor im Rohstoffuniversum. Während Gold und Silber um 11% bzw. 13% gefallen sind, gaben Platin und Palladium jeweils 30% ab. Gestern kam es im gesamten Edelmetallsektor nochmals zu einem Preisrutsch. Gold fiel dabei unter 1.050 USD je Feinunze und hielt sich nur noch knapp über dem Mehrjahrestief von Anfang Dezember. Silber gab zeitweise deutlich stärker nach als Gold und handelte bei 13,7 USD je Feinunze.

Platin und Palladium gaben ebenfalls ihre Gewinne des Vortages wieder ab und verbilligten sich um 3,4% bzw. 2,6%. Bei den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs kam es gestern mit 4,9 Tonnen zum höchsten Tagesabfluss seit gut zwei Wochen. Seit Jahresbeginn summieren sich die Abflüsse damit auf 142 Tonnen (8,9%) und nähern sich den Abflüssen aus dem gesamten letzten Jahr (163 Tonnen).

Ein deutlich stärkerer Abbau der Bestände war in diesem Jahr aber bei den Platin- und Palladium-ETFs zu beobachten. Die von Bloomberg erfassten Platin-ETFs verzeichneten Abflüsse von 311 Tsd. Unzen (11,4%) und die Palladium-ETFs sogar von 686 Tsd. Unzen (22,4%). Die Silber-ETFs verloren dagegen "nur" 341 Tonnen (1,8%), was dem Preis aber nur unwesentlich Unterstützung gab. Unseres Erachtens wird es bei allen Edelmetallen zu einer Rückkehr der Investmentnachfrage im nächsten Jahr kommen, welche eine Preiserholung begünstigen sollte.


Industriemetalle

Gemessen an den S&P GSCI Subindizes auf Kassa-Basis waren die Industriemetalle in diesem Jahr bis einschließlich gestern hinter den Energieträgern der zweitschwächste Sektor unter den Rohstoffen. Das Minus insgesamt belief sich auf 26%. Die Preisentwicklung innerhalb des Industriemetallsektors variierte dabei stark. Am "besten" hielt sich noch Blei mit einem Minus von 13% seit Jahresbeginn.

Die schwächste Performance verzeichnete Nickel mit -43%. U.E. haben sich die Metallpreise von den Fundamen¬tal¬daten abgekoppelt und eine "harte Landung" Chinas eingepreist. Hierzu wird es unserer Ansicht nach aber nicht kommen. Die Angebots-Nachfrage-Lage an vielen Metallmärkten wird sich im nächsten Jahr spürbar anspannen, da viele Produzenten bei den derzeitigen Preisen nicht mehr kostendeckend arbeiten können. Daher wird es zu umfangreichen Produktionskürzungen kommen, wovon einige schon angekündigt wurden.

Die größten bislang bekannten Kürzungen gibt es bei Zink, wo mehr als 10% des globalen Angebots vom Markt genommen werden sollen. Wir erwarten, dass die Metallpreise im nächsten Jahr zu einer Erholungsbewegung ansetzen.

Nachdem sich die chinesischen Kupferschmelzer Anfang Dezember auf Produktionskürzungen von 350 Tsd. Tonnen geeinigt haben, treffen sie sich laut Angaben des chinesischen Analysehauses SMM am Wochenende, um über Reservekäufe von Kupfer zu beraten. Die Käufe könnten sich auf bis zu 400 Tsd. Tonnen belaufen, was 1,8% der letztjährigen weltweiten Kupfernachfrage entspricht.


Agrarrohstoffe

Der Agrarsektor hat sich 2015 unter allen Rohstoffsektoren am besten gehalten. Laut S&P GSCI Spotindex beläuft sich das Minus seit Jahresbeginn auf gut 10%. Die Entwicklung innerhalb des Agrarbereichs war dabei höchst unterschiedlich. Kakao und Baumwolle liegen seit Jahresbeginn mit 14% bzw. 4% im Plus. Der Kakaopreis erreichte sogar ein 4½-Jahreshoch.

Zucker notiert nur leicht unter dem Jahreseinstandsniveau, hat aber ein äußerst bewegtes Jahr hinter sich. Denn im August verzeichnete Zucker ein 7-Jahrestief, bevor eine fulminante Preiserholung einsetzte. Dagegen verbilligte sich Kaffee Arabica in diesem Jahr um mehr als 30%. Mais, Weizen und Sojabohnen verloren zwischen 9% und 16%. Kaffee, Weizen und Sojabohnen fielen zwischenzeitlich auf mehrjährige Tiefstände.

Der Sojabohnenpreis hat die kräftige Abwertung des Argentinischen Peso gestern erstaunlich gut wegstecken können. Zwar gab der Preis zunächst weiter nach. Im späten Handel kam es allerdings zu einer kräftigen Gegenbewegung, welche den Preis bis auf knapp 880 US-Cents je Scheffel steigen ließ. Offensichtlich hatten die Marktteilnehmer mit einer noch stärkeren Peso-Abwertung gerechnet. Zudem gibt es Sorgen, dass das trockene Wetter in Südamerika die heranwachsenden Sojabohnenpflanzen beeinträchtigen könnte.

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