Gold wieder einmal als sicherer Hafen gefragt
05.01.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise starteten äußerst volatil in das neue Handelsjahr. Zwischenzeitlich lag Brent mit 4% im Plus und handelte bei 39 USD je Barrel. Davon blieb am Handelsschluss nichts übrig. Brent schloss leicht im Minus bei gut 37 USD je Barrel. WTI beendete den Handel sogar mit einem Minus von knapp 1% unterhalb von 37 USD je Barrel. Die geopolitischen Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran konnten den Ölpreisen somit keinen dauerhaften Auftrieb geben. Offensichtlich erwarten die Marktteilnehmer nicht, dass es zu Angebotsunterbrechungen kommt.
Wir erachten diese Sichtweise als zu selbstgefällig und erachten eine gewisse Risikoprämie auf den Ölpreis als gerechtfertigt. Die Rhetorik zwischen Riad und Teheran hat sich inzwischen soweit verschärft, dass eine weitere Eskalation nicht ausgeschlossen werden kann. Zudem droht die Krise auch auf andere Länder der Region überzugreifen.
Allerdings machen die aktuellen Entwicklungen eine Übereinkunft innerhalb der OPEC noch unwahrscheinlicher. Es kann als vollkommen ausgeschlossen gelten, dass Saudi-Arabien sein Ölangebot reduziert, um Platz für iranisches Öl zu machen, wenn die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden. Dies könnte nach Angaben des deutschen Außenministeriums schon diesen Monat der Fall sein.
Somit könnte das bereits bestehende Überangebot kurzfristig noch weiter anwachsen. Für Gegenwind sorgten gestern auch schwache Industriedaten aus China und den USA (siehe Industriemetalle auf Seite 2), welche Sorgen vor einer Abschwächung der Nachfrage in den beiden wichtigsten Ölverbrauchsländern schürten.
Edelmetalle
Gold wird in den ersten Handelstagen des neuen Jahres seiner Eigenschaft als sicherer Hafen gerecht und profitiert weiter von den geopolitischen Spannungen im Mittleren Osten. Gestern verteuerte es sich zeitweise auf 1.084 USD je Feinunze, der höchste Stand seit fast vier Wochen, und handelt heute Morgen nur wenige Dollar tiefer. In Euro gerechnet stieg Gold gestern erstmals seit Anfang Dezember vorübergehend wieder über die Marke von 1.000 EUR je Feinunze.
Während die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs 2015 Abflüsse von 136 Tonnen verzeichneten - Bloomberg hat die Datenreihe leicht revidiert -, wurden in den USA gemäß Daten der US-Münzanstalt im letzten Jahr 801,5 Tsd. Unzen (rund 25 Tonnen) Goldmünzen abgesetzt, 53% mehr als im Vorjahr. Der Absatz von Silbermünzen stieg um fast 7%. Mit 47 Mio. Unzen (gut 1.460 Tonnen) wurde hier ein neuer Rekordwert erreicht.
Die spekulativen Finanzinvestoren haben das alte Jahr bei Gold mit nahezu rekordhohen Netto-Short-Positionen beendet. In der Woche zum 29. Dezember wurden sie wieder auf 27,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Bei Silber kam es zum Jahresende hin zu einem Abbau von Netto-Long-Positionen auf 7,1 Tsd. Kontrakte.
Bei Platin und Palladium wurden die Netto-Long-Positionen dagegen leicht ausgeweitet. In allen Fällen bedarf es unserer Meinung nach im neuen Jahr einer deutlichen Aufhellung der Stimmung der Finanzinvestoren, damit die Preise nachhaltig steigen.
Industriemetalle
Nach dem schwachen Jahresauftakt gestern machen die Metallpreise heute Morgen einen Teil ihrer Verluste wieder wett, da sich die chinesischen Aktienmärkte stabilisiert haben. Kupfer steigt um gut 1% auf 4.670 USD je Tonne und Aluminium verteuert sich auf rund 1.500 USD je Tonne. Gestern sorgte der Kurssturz an Chinas Aktienbörsen im Zuge schwacher Konjunkturdaten für einen Rückgang des LME-Industriemetallindex (LMEX) um 2,2% auf 2.154 Punkte, der tiefste Stand seit 2½ Wochen.
Auch enttäuschende Daten aus den USA spielten dabei eine Rolle. So ist der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Dezember entgegen den Erwartungen auf 48,2 gefallen, was den niedrigsten Wert seit 6½ Jahren darstellt. Erstmals seitdem liegt dieses Stimmungsbarometer auch den zweiten Monat in Folge unter der Marke von 50, die Expansion anzeigt. Sollte nach China auch die USA als weltweit zweitgrößter Metallkonsument schwächeln, wäre dies wohl negativ für die Metallnachfrage und -preise.
Zum Jahresende hin haben die spekulativen Finanzinvestoren bei Kupfer an der Comex in New York ihre Netto-Short-Positionen nochmals leicht reduziert. Mit 26 Tsd. Kontrakten bleiben sie aber weiterhin sehr pessimistisch eingestellt. Seit Anfang November bestehen ununterbrochen Netto-Short-Positionen, was eine Preiserholung von Kupfer bisher verhindert hat.
Agrarrohstoffe
Die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen standen gestern an der CBOT unter starkem Abgabedruck. Weizen verbilligte sich gemessen am meistgehandelten Terminkontrakt zeitweise auf 456 US-Cents je Scheffel, was dem niedrigsten Niveau seit Juni 2010 entsprach. Der Maispreis fiel bis auf 350 US-Cents je Scheffel und hielt sich damit knapp über dem Tief vom Juni 2015. Bei Sojabohnen bedeutete das gestrige Tief von 853 US-Cents je Scheffel dagegen "lediglich" das niedrigste Niveau seit Ende November, welches allerdings ein 6½-Jahrestief darstellte.
Eine Kombination aus mehreren Faktoren war für die gestrige Verkaufswelle verantwortlich. Schwächere China-Daten und die Spannungen im Mittleren Osten schürten Sorgen vor einer schwächeren Nachfrage aus diesen beiden wichtigen Regionen. Besseres Wetter in Brasilien und ein schwächerer Argentinischer Peso waren weitere Belastungsfaktoren. Der Bruch wichtiger charttechnischer Marken dürfte zudem Anschlussverkäufe ausgelöst haben.
Die Marktstimmung ist extrem negativ, was auch die aktuellen Positionierungsdaten zeigen. Bei allen drei genannten Agrarrohstoffen bestehen unter den kurzfristig orientierten Marktteilnehmern Netto-Short-Positionen.
Bei Weizen erreichten diese Ende Dezember das höchste Niveau seit Mai 2015, bei Mais und Sojabohnen jeweils seit Juni 2015. Nach dem gestrigen Ausverkauf dürften diese noch weiter angestiegen sein. Short-Eindeckungen könnten jederzeit eine Gegenbewegung auslösen.
Die Ölpreise starteten äußerst volatil in das neue Handelsjahr. Zwischenzeitlich lag Brent mit 4% im Plus und handelte bei 39 USD je Barrel. Davon blieb am Handelsschluss nichts übrig. Brent schloss leicht im Minus bei gut 37 USD je Barrel. WTI beendete den Handel sogar mit einem Minus von knapp 1% unterhalb von 37 USD je Barrel. Die geopolitischen Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran konnten den Ölpreisen somit keinen dauerhaften Auftrieb geben. Offensichtlich erwarten die Marktteilnehmer nicht, dass es zu Angebotsunterbrechungen kommt.
Wir erachten diese Sichtweise als zu selbstgefällig und erachten eine gewisse Risikoprämie auf den Ölpreis als gerechtfertigt. Die Rhetorik zwischen Riad und Teheran hat sich inzwischen soweit verschärft, dass eine weitere Eskalation nicht ausgeschlossen werden kann. Zudem droht die Krise auch auf andere Länder der Region überzugreifen.
Allerdings machen die aktuellen Entwicklungen eine Übereinkunft innerhalb der OPEC noch unwahrscheinlicher. Es kann als vollkommen ausgeschlossen gelten, dass Saudi-Arabien sein Ölangebot reduziert, um Platz für iranisches Öl zu machen, wenn die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden. Dies könnte nach Angaben des deutschen Außenministeriums schon diesen Monat der Fall sein.
Somit könnte das bereits bestehende Überangebot kurzfristig noch weiter anwachsen. Für Gegenwind sorgten gestern auch schwache Industriedaten aus China und den USA (siehe Industriemetalle auf Seite 2), welche Sorgen vor einer Abschwächung der Nachfrage in den beiden wichtigsten Ölverbrauchsländern schürten.
Edelmetalle
Gold wird in den ersten Handelstagen des neuen Jahres seiner Eigenschaft als sicherer Hafen gerecht und profitiert weiter von den geopolitischen Spannungen im Mittleren Osten. Gestern verteuerte es sich zeitweise auf 1.084 USD je Feinunze, der höchste Stand seit fast vier Wochen, und handelt heute Morgen nur wenige Dollar tiefer. In Euro gerechnet stieg Gold gestern erstmals seit Anfang Dezember vorübergehend wieder über die Marke von 1.000 EUR je Feinunze.
Während die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs 2015 Abflüsse von 136 Tonnen verzeichneten - Bloomberg hat die Datenreihe leicht revidiert -, wurden in den USA gemäß Daten der US-Münzanstalt im letzten Jahr 801,5 Tsd. Unzen (rund 25 Tonnen) Goldmünzen abgesetzt, 53% mehr als im Vorjahr. Der Absatz von Silbermünzen stieg um fast 7%. Mit 47 Mio. Unzen (gut 1.460 Tonnen) wurde hier ein neuer Rekordwert erreicht.
Die spekulativen Finanzinvestoren haben das alte Jahr bei Gold mit nahezu rekordhohen Netto-Short-Positionen beendet. In der Woche zum 29. Dezember wurden sie wieder auf 27,2 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Bei Silber kam es zum Jahresende hin zu einem Abbau von Netto-Long-Positionen auf 7,1 Tsd. Kontrakte.
Bei Platin und Palladium wurden die Netto-Long-Positionen dagegen leicht ausgeweitet. In allen Fällen bedarf es unserer Meinung nach im neuen Jahr einer deutlichen Aufhellung der Stimmung der Finanzinvestoren, damit die Preise nachhaltig steigen.
Industriemetalle
Nach dem schwachen Jahresauftakt gestern machen die Metallpreise heute Morgen einen Teil ihrer Verluste wieder wett, da sich die chinesischen Aktienmärkte stabilisiert haben. Kupfer steigt um gut 1% auf 4.670 USD je Tonne und Aluminium verteuert sich auf rund 1.500 USD je Tonne. Gestern sorgte der Kurssturz an Chinas Aktienbörsen im Zuge schwacher Konjunkturdaten für einen Rückgang des LME-Industriemetallindex (LMEX) um 2,2% auf 2.154 Punkte, der tiefste Stand seit 2½ Wochen.
Auch enttäuschende Daten aus den USA spielten dabei eine Rolle. So ist der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Dezember entgegen den Erwartungen auf 48,2 gefallen, was den niedrigsten Wert seit 6½ Jahren darstellt. Erstmals seitdem liegt dieses Stimmungsbarometer auch den zweiten Monat in Folge unter der Marke von 50, die Expansion anzeigt. Sollte nach China auch die USA als weltweit zweitgrößter Metallkonsument schwächeln, wäre dies wohl negativ für die Metallnachfrage und -preise.
Zum Jahresende hin haben die spekulativen Finanzinvestoren bei Kupfer an der Comex in New York ihre Netto-Short-Positionen nochmals leicht reduziert. Mit 26 Tsd. Kontrakten bleiben sie aber weiterhin sehr pessimistisch eingestellt. Seit Anfang November bestehen ununterbrochen Netto-Short-Positionen, was eine Preiserholung von Kupfer bisher verhindert hat.
Agrarrohstoffe
Die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen standen gestern an der CBOT unter starkem Abgabedruck. Weizen verbilligte sich gemessen am meistgehandelten Terminkontrakt zeitweise auf 456 US-Cents je Scheffel, was dem niedrigsten Niveau seit Juni 2010 entsprach. Der Maispreis fiel bis auf 350 US-Cents je Scheffel und hielt sich damit knapp über dem Tief vom Juni 2015. Bei Sojabohnen bedeutete das gestrige Tief von 853 US-Cents je Scheffel dagegen "lediglich" das niedrigste Niveau seit Ende November, welches allerdings ein 6½-Jahrestief darstellte.
Eine Kombination aus mehreren Faktoren war für die gestrige Verkaufswelle verantwortlich. Schwächere China-Daten und die Spannungen im Mittleren Osten schürten Sorgen vor einer schwächeren Nachfrage aus diesen beiden wichtigen Regionen. Besseres Wetter in Brasilien und ein schwächerer Argentinischer Peso waren weitere Belastungsfaktoren. Der Bruch wichtiger charttechnischer Marken dürfte zudem Anschlussverkäufe ausgelöst haben.
Die Marktstimmung ist extrem negativ, was auch die aktuellen Positionierungsdaten zeigen. Bei allen drei genannten Agrarrohstoffen bestehen unter den kurzfristig orientierten Marktteilnehmern Netto-Short-Positionen.
Bei Weizen erreichten diese Ende Dezember das höchste Niveau seit Mai 2015, bei Mais und Sojabohnen jeweils seit Juni 2015. Nach dem gestrigen Ausverkauf dürften diese noch weiter angestiegen sein. Short-Eindeckungen könnten jederzeit eine Gegenbewegung auslösen.