Brentölpreis fällt auf 11½-Jahrestief
06.01.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise haben ihre Talfahrt wieder aufgenommen. Der Brentölpreis fällt am Morgen auf ein 11½-Jahrestief von weniger als 36 USD je Barrel. Ein festerer US-Dollar, Nachfragesorgen und das reichliche Angebot lasten stark auf den Preisen. Die Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran werden von der Mehrheit der Marktteilnehmer negativ für den Ölpreis gesehen, weil dadurch eine gemeinsame Linie der OPEC zum Abbau des Überangebots unwahrscheinlich wird.
Laut einer Reuters-Umfrage produzierte die OPEC im Dezember 31,62 Mio. Barrel Rohöl pro Tag. Das waren zwar 170 Tsd. Barrel pro Tag weniger als im November, aber noch immer gut 1 Mio. Barrel pro Tag mehr als gegenwärtig am Markt benötigt wird. Erst in der zweiten Jahreshälfte wird der Bedarf an OPEC-Öl auf ein Niveau steigen, welches der derzeitigen OPEC-Produktion entspricht.
Der Iran scheint vor diesem Hintergrund bereit, sein Angebot nach der Aufhebung der Sanktionen nur langsam zu erhöhen, um die Preise nicht noch weiter zu belasten. Dies ließ ein führender Offizieller der staatlichen iranischen Ölgesellschaft NIOC verlauten und stellt eine Kehrtwende im Vergleich zu bisherigen Äußerungen aus dem Iran dar. Dass auch diese Nachrichten vollkommen wirkungslos verpuffen, deutet auf eine extrem negative Marktstimmung und eine spekulative Übertreibung hin.
Wo und wann diese enden wird, lässt sich momentan nicht absehen. Laut API fielen die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 5,6 Mio. Barrel. Dafür kam es in Cushing und bei den Ölprodukten zu einem starken Lageraufbau. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Daten heute Nachmittag.
Edelmetalle
Gold hält sich weiter bei rund 1.085 USD je Feinunze und wird neben den geopolitischen Spannungen im Mittleren Osten auch vom heutigen Wasserstoffbombentest in Nordkorea unterstützt. In Euro gerechnet steigt Gold auf 1.010 EUR je Feinunze, da gleichzeitig auch der US-Dollar merklich aufwertet.
Platin und Palladium geben heute Morgen im Einklang mit den Industriemetallen nach und profitieren damit nicht von guten US-Fahrzeugabsätzen. Dort wurden im Dezember gemäß Daten der Ward’s Automotive Group 1,63 Mio. Fahrzeuge verkauft, 9% mehr als im Vorjahr. Der Dezember war zugleich der verkaufsstärkste Monat im letzten Jahr. Im Gesamtjahr 2015 summierten sich die Fahrzeugabsätze auf 17,38 Mio. Einheiten, wodurch das bisherige Rekordhoch aus dem Jahr 2000 übertroffen wurde.
Zu den starken Verkäufen haben verschiedene Aspekte beigetragen: So sind die Benzinpreise in den USA deutlich gefallen. Zudem hat sich der US-Arbeitsmarkt sehr robust gezeigt, so dass das Realeinkommen der Bevölkerung gestiegen ist. Die niedrigen Zinsen haben Fahrzeugkäufe darüber hinaus erschwinglicher gemacht. Zudem ist die Autoflotte in den USA mit einem Durchschnittsalter von über 11 Jahren relativ alt. Dies, gepaart mit einer soliden US-Wirtschaft, könnte auch 2016 zu einem Jahr mit robusten Fahrzeugverkäufen führen.
Hiervon sollten Platin und vor allem Palladium profitieren, die in den Katalysatoren zum Einsatz kommen, da der US-Markt benzinlastig ist.
Industriemetalle
Auch im neuen Jahr herrscht bislang eine pessimistische Stimmung unter den Akteuren an den Metallmärkten vor, was sich in einer hohen Risikoaversion widerspiegelt. Angeführt von Zink, das fast 2% verliert, stehen daher fast alle Metallpreise heute Morgen unter Druck. Belastend wirken auch der feste US-Dollar und die schwachen asiatischen Aktienmärkte, wobei die chinesischen Kurse heute zulegen, was jedoch ignoriert wird.
Offenbar spielen vielmehr schwache chinesische Konjunkturdaten für den Dienstleistungssektor und die Abwertung des Chinesischen Yuan auf den tiefsten Stand seit fast fünf Jahren eine Rolle, welche weiter zur allgemeinen Verunsicherung beitragen.
Industriekreisen zufolge kauft das staatliche chinesische Reservebüro (SRB) bis zu 150 Tsd. Tonnen Kupfer von lokalen Produzenten. Eine entsprechende Ausschreibung des SRB läuft demnach bis zum 10. Januar. Dadurch wird das Angebot am Kupfermarkt - in China und auch außerhalb des Landes - eingeschränkt, zumal sich die chinesischen Kupferschmelzer im Dezember zu Produktionskürzungen entschlossen haben.
Ob die SRB-Käufe dem Kupferpreis im aktuellen Marktumfeld Unterstützung geben können, bleibt unseres Erachtens fraglich. Für höhere Kupfer- und Metallpreise ist wohl eine Stimmungsaufhellung unter den Finanzinvestoren vonnöten.
Agrarrohstoffe
Der US-Weizenpreis handelt weiterhin nur knapp über dem Anfang der Woche verzeichneten 5½-Jahrestief. Laut USDA hat sich der Zustand der Winterweizenpflanzen seit Winterbeginn verbessert. 54% der Pflanzen im wichtigsten Anbaustaat Kansas befinden sich aktuell in gutem oder sehr gutem Zustand. Bei der letzten Begutachtung Ende November waren es nur 48%. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 49%. Im zweitwichtigsten Anbaustaat Oklahoma sind es sogar 77%, verglichen mit 51% Ende November und 54% vor einem Jahr.
Laut der australischen Wetterbehörde BOM hat das Wetterphänomen El Nino seinen Höhepunkt mittlerweile überschritten und dürfte sich in den kommenden Monaten abschwächen. Im zweiten Quartal soll der entsprechende Indikator ENSO in den neutralen Bereich zurückkehren. BOM spricht dabei von einem der drei stärksten El Ninos der letzten 50 Jahre. Das Wetterphänomen geht mit heftigen Regenfällen in Südamerika und Dürren in Südasien und Australien einher.
Viele Agrarpreise notieren dennoch auf oder in der Nähe mehrjähriger Tiefstände. Denn zu nennenswerten Ernteausfällen ist es im Gegensatz zu früheren El Ninos bislang nicht gekommen. Dies könnte sich allerdings ändern, sollte sich das entgegengesetzte Wetterphänomen La Nina anschließen. Laut BOM ist dies bei immerhin 40% aller El-Nino-Jahre seit dem Jahr 1900 der Fall gewesen.
Die Ölpreise haben ihre Talfahrt wieder aufgenommen. Der Brentölpreis fällt am Morgen auf ein 11½-Jahrestief von weniger als 36 USD je Barrel. Ein festerer US-Dollar, Nachfragesorgen und das reichliche Angebot lasten stark auf den Preisen. Die Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran werden von der Mehrheit der Marktteilnehmer negativ für den Ölpreis gesehen, weil dadurch eine gemeinsame Linie der OPEC zum Abbau des Überangebots unwahrscheinlich wird.
Laut einer Reuters-Umfrage produzierte die OPEC im Dezember 31,62 Mio. Barrel Rohöl pro Tag. Das waren zwar 170 Tsd. Barrel pro Tag weniger als im November, aber noch immer gut 1 Mio. Barrel pro Tag mehr als gegenwärtig am Markt benötigt wird. Erst in der zweiten Jahreshälfte wird der Bedarf an OPEC-Öl auf ein Niveau steigen, welches der derzeitigen OPEC-Produktion entspricht.
Der Iran scheint vor diesem Hintergrund bereit, sein Angebot nach der Aufhebung der Sanktionen nur langsam zu erhöhen, um die Preise nicht noch weiter zu belasten. Dies ließ ein führender Offizieller der staatlichen iranischen Ölgesellschaft NIOC verlauten und stellt eine Kehrtwende im Vergleich zu bisherigen Äußerungen aus dem Iran dar. Dass auch diese Nachrichten vollkommen wirkungslos verpuffen, deutet auf eine extrem negative Marktstimmung und eine spekulative Übertreibung hin.
Wo und wann diese enden wird, lässt sich momentan nicht absehen. Laut API fielen die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um 5,6 Mio. Barrel. Dafür kam es in Cushing und bei den Ölprodukten zu einem starken Lageraufbau. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Daten heute Nachmittag.
Edelmetalle
Gold hält sich weiter bei rund 1.085 USD je Feinunze und wird neben den geopolitischen Spannungen im Mittleren Osten auch vom heutigen Wasserstoffbombentest in Nordkorea unterstützt. In Euro gerechnet steigt Gold auf 1.010 EUR je Feinunze, da gleichzeitig auch der US-Dollar merklich aufwertet.
Platin und Palladium geben heute Morgen im Einklang mit den Industriemetallen nach und profitieren damit nicht von guten US-Fahrzeugabsätzen. Dort wurden im Dezember gemäß Daten der Ward’s Automotive Group 1,63 Mio. Fahrzeuge verkauft, 9% mehr als im Vorjahr. Der Dezember war zugleich der verkaufsstärkste Monat im letzten Jahr. Im Gesamtjahr 2015 summierten sich die Fahrzeugabsätze auf 17,38 Mio. Einheiten, wodurch das bisherige Rekordhoch aus dem Jahr 2000 übertroffen wurde.
Zu den starken Verkäufen haben verschiedene Aspekte beigetragen: So sind die Benzinpreise in den USA deutlich gefallen. Zudem hat sich der US-Arbeitsmarkt sehr robust gezeigt, so dass das Realeinkommen der Bevölkerung gestiegen ist. Die niedrigen Zinsen haben Fahrzeugkäufe darüber hinaus erschwinglicher gemacht. Zudem ist die Autoflotte in den USA mit einem Durchschnittsalter von über 11 Jahren relativ alt. Dies, gepaart mit einer soliden US-Wirtschaft, könnte auch 2016 zu einem Jahr mit robusten Fahrzeugverkäufen führen.
Hiervon sollten Platin und vor allem Palladium profitieren, die in den Katalysatoren zum Einsatz kommen, da der US-Markt benzinlastig ist.
Industriemetalle
Auch im neuen Jahr herrscht bislang eine pessimistische Stimmung unter den Akteuren an den Metallmärkten vor, was sich in einer hohen Risikoaversion widerspiegelt. Angeführt von Zink, das fast 2% verliert, stehen daher fast alle Metallpreise heute Morgen unter Druck. Belastend wirken auch der feste US-Dollar und die schwachen asiatischen Aktienmärkte, wobei die chinesischen Kurse heute zulegen, was jedoch ignoriert wird.
Offenbar spielen vielmehr schwache chinesische Konjunkturdaten für den Dienstleistungssektor und die Abwertung des Chinesischen Yuan auf den tiefsten Stand seit fast fünf Jahren eine Rolle, welche weiter zur allgemeinen Verunsicherung beitragen.
Industriekreisen zufolge kauft das staatliche chinesische Reservebüro (SRB) bis zu 150 Tsd. Tonnen Kupfer von lokalen Produzenten. Eine entsprechende Ausschreibung des SRB läuft demnach bis zum 10. Januar. Dadurch wird das Angebot am Kupfermarkt - in China und auch außerhalb des Landes - eingeschränkt, zumal sich die chinesischen Kupferschmelzer im Dezember zu Produktionskürzungen entschlossen haben.
Ob die SRB-Käufe dem Kupferpreis im aktuellen Marktumfeld Unterstützung geben können, bleibt unseres Erachtens fraglich. Für höhere Kupfer- und Metallpreise ist wohl eine Stimmungsaufhellung unter den Finanzinvestoren vonnöten.
Agrarrohstoffe
Der US-Weizenpreis handelt weiterhin nur knapp über dem Anfang der Woche verzeichneten 5½-Jahrestief. Laut USDA hat sich der Zustand der Winterweizenpflanzen seit Winterbeginn verbessert. 54% der Pflanzen im wichtigsten Anbaustaat Kansas befinden sich aktuell in gutem oder sehr gutem Zustand. Bei der letzten Begutachtung Ende November waren es nur 48%. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 49%. Im zweitwichtigsten Anbaustaat Oklahoma sind es sogar 77%, verglichen mit 51% Ende November und 54% vor einem Jahr.
Laut der australischen Wetterbehörde BOM hat das Wetterphänomen El Nino seinen Höhepunkt mittlerweile überschritten und dürfte sich in den kommenden Monaten abschwächen. Im zweiten Quartal soll der entsprechende Indikator ENSO in den neutralen Bereich zurückkehren. BOM spricht dabei von einem der drei stärksten El Ninos der letzten 50 Jahre. Das Wetterphänomen geht mit heftigen Regenfällen in Südamerika und Dürren in Südasien und Australien einher.
Viele Agrarpreise notieren dennoch auf oder in der Nähe mehrjähriger Tiefstände. Denn zu nennenswerten Ernteausfällen ist es im Gegensatz zu früheren El Ninos bislang nicht gekommen. Dies könnte sich allerdings ändern, sollte sich das entgegengesetzte Wetterphänomen La Nina anschließen. Laut BOM ist dies bei immerhin 40% aller El-Nino-Jahre seit dem Jahr 1900 der Fall gewesen.