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Gold als sicherer Hafen gefragt

21.01.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Am Ölmarkt zeichnet sich weiterhin kein Ende der Talfahrt ab: Brent und WTI verbilligten sich gestern auf neue 12-Jahrestiefs. Dass der nächstfällige WTI-Kontrakt am heutigen Morgen mit 28 USD je Barrel ebenso viel kostet wie tags zuvor, ist allein dem Kontraktwechsel zu verdanken. Denn aufgrund der steigenden Terminkurve schob sich der WTI-Preis infolgedessen um 2 USD je Barrel nach oben. Das klingt zunächst viel, aber die Contango-Struktur ist vor dem Hintergrund des massiven Überangebots bzw. der extrem hohen Lagerbestände eher moderat (siehe Grafik des Tages).

Laut Internationaler Energieagentur IEA waren die Rohölvorräte allein in den OECD-Ländern im November 185 Mio. Barrel höher als zu dieser Jahreszeit üblich. Weltweit seien 1 Mrd. Barrel Öl 2014/15 in die Läger geflossen. Dennoch notiert der nächstfällige WTI-Kontrakt momentan "nur" rund 7 USD je Barrel niedriger als der in 12 Monaten. Im Super-Contango 2009/10 war der Preisabstand zwischenzeitlich mehr als doppelt so hoch. Ausschlaggebend sind laut IEA die in den letzten Jahren deutlich gestiegenen Lagerkapazitäten an Land.

Abgesehen von den massiven neuen Speicherkapazitäten in China ist auch in den USA von 2010 bis 2015 ein zusätzliches Tankvolumen von 160 Mio. Barrel bzw. 6% geschaffen worden. Dieses Jahr kommen in Nordamerika weitere 32 Mio. Barrel hinzu. Dass diese aber auch benötigt werden, zeigen die jüngsten Zahlen des American Petroleum Institutes. Denen zufolge sind die Rohölvorräte um weitere 4,6 Mio. Barrel gestiegen. Heute folgen die offiziellen Zahlen des US-Energieministeriums.

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Edelmetalle

Gold wird im aktuellen Marktumfeld weiter seinem Charakter als sicherer Hafen gerecht. Es profitiert von der nach wie vor hohen Risikoaversion der Marktteilnehmer und steigt über 1.100 USD je Feinunze. In Euro gerechnet verteuerte sich Gold gestern bis auf 1.015 EUR je Feinunze, wo es in etwa auch heute Morgen noch handelt.

Die anhaltenden Turbulenzen an den Finanzmärkten und eine nach wie vor nur verhaltene Inflation in den USA lassen eine weitere Zinserhöhung der US-Notenbank Fed immer unwahrscheinlicher werden. Wie von den Fed Fund Futures ablesbar ist, rechnet der Markt nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 22% damit, dass die Fed im März die Zinsen weiter anhebt. Die Marktteilnehmer werden heute mit Interesse die Sitzung der EZB verfolgen.

Wir erwarten zwar nicht, dass die EZB nach der moderaten Lockerung der Geldpolitik im Dezember jetzt schon weitere umfangreiche expansive Maßnahmen ergreift. EZB-Präsident Draghi könnte allerdings weitere Schritte für die nächsten Sitzungen in Aussicht stellen. Hiervon dürfte vor allem Gold in Euro gerechnet profitieren. Bei den anderen Edelmetallen setzt sich das Handelsmuster der letzten Tage fort: Während Silber im Fahrwasser von Gold mit nach oben gezogen wird, geben Platin und Palladium im Einklang mit den Industriemetallen nach.


Industriemetalle

Daten des International Aluminium Institute zufolge ist die globale Aluminiumproduktion im Dezember den zweiten Monat in Folge gefallen. Mit 4,78 Mio. Tonnen lag sie aber noch 1,4% über dem Vorjahr. Für den jüngsten Rückgang war demnach China verantwortlich, wo im Dezember so wenig Aluminium wie zuletzt im Februar hergestellt wurde. Die chinesischen Produzenten haben somit offenbar auf die stark gefallenen Preise reagiert. Im Gesamtjahr wurden allerdings auf globaler Ebene rekordhohe 57,89 Mio. Tonnen Aluminium produziert. Der Anstieg um 9% war dabei ausschließlich auf China zurückzuführen.

Nach den Zink-, Nickel- und Kupferschmelzen haben nun auch chinesische Zinnschmelzen beschlossen, ihre Produktion in diesem Jahr zu kürzen, um den Preisverfall zu stoppen. Laut Einschätzung der Schmelzen hat sich der Markt von den Fundamentaldaten abgekoppelt. Wie gestern veröffentlicht wurde, drosseln neun Zinnschmelzen, die für über 80% des chinesischen Zinnangebots stehen, die Produktion um 17 Tsd. Tonnen. Dies entspricht in etwa 9% der chinesischen und rund 4,5% der weltweiten Zinnproduktion.

Darüber hinaus haben sie die Regierung dazu aufgerufen, proaktiv Zinn zum Aufbau von Reserven zu kaufen. Zinn war gestern das einzige Industriemetall, das gegen den Trend zulegen konnte. Mit rund 13.500 USD je Tonne handelt es aber weiter in der Nähe des letzte Woche verzeichneten 6½-Jahrestiefs.


Agrarrohstoffe

Die Aussichten für Brasiliens Kaffeeernte ab April sind deutlich besser als in den Vorjahren, als dürrebedingt laut der staatlichen Conab 45,6 und 43,2 Mio. Sack geerntet wurden. Für 2016/17 liegen viele Prognosen zwischen 47 und 50 Mio. Sack, darunter die des Nationalen Rats der Kaffeeproduzenten. Jüngst schätzte Cepea, eine Forschungseinheit der Universität São Paulo, 50 Mio. Sack. Gestern meldete sich dann Conab mit einer ersten Prognose von sogar 51,9 Mio. Sack.

Das Handelshaus Marex Spectron bildet mit bis zu 58 Mio. Sack die Spitze. Ein Plus wird insbesondere bei Arabica-Kaffee erwartet, während in den Robusta-Anbaugebieten die El-Niño bedingt noch immer zu trockene Witterung eine Erholung erschwert. Trotz der niedrigen letzten Ernten reizte die Abwertung der Landeswährung Real 2014 und 2015 zu hohen Exporten. Entsprechend schmolzen die Lagerbestände ab. Daher erwartet Cepea keinen Preiseinbruch auf dem Inlandsmarkt.

Auch dann aber könnte der Preis in US-Dollar - Arabica notiert derzeit bei 112 US-Cents je Pfund - bei einer weiteren Abwertung des Real sinken. Allerdings sind die Export- und Lagerdaten umstritten. Die Ausfuhren lagen laut der Exportvereinigung Cecafe 2014 und 2015 bei jeweils rund 33 Mio. Sack, darunter jeweils mehr als 29 Mio. Sack Arabica, und damit weit über den 28 Mio. Sack des guten Produktionsjahres 2013. Bei einem auf 20-21 Mio. Sack geschätzten heimischen Konsum halten manche Beobachter entweder die Ernten für zu niedrig ausgewiesen oder die Lagerbestände für höher als angenommen.



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