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Edelmetalle Aktuell

14.06.2006  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold

Das Gold gab auch in der vergangenen Woche weiter die allgemeine Richtung vor. Allerdings hinderte diese Rolle es nicht daran, einen Verlust in Höhe von 10 Prozent seines Wertes in ebenso vielen Tagen zu verbuchen. Im Prinzip fiel das Metall die ganze vergangene Woche über, einzige Ausnahme bildete eine kurze Erholung durch Rückkäufe von Händlern am vergangenen Mittwoch. In deren Rahmen stieg das Metall vom Tagestief bei 616 $ je Unze zurück auf 630 USD.

Eine ähnliche Situation, allerdings schon in abgeschwächter Version, gab es dann am vergangenen Freitag, erneut hatte das Metall aber keine Chance, die Gewinne zu verteidigen. Es schloss in der vergangenen Woche schließlich bei 607 $ je Unze. In den letzten 24 Stunden fiel es dann auch noch durch die psychologisch wichtige Marke von 600 USD, die Verluste setzten sich anschließend fort, bis bei 583 $ je Unze ein vorläufiger Boden eingezogen wurde. Das momentane Niveau muss unbedingt halten, ansonsten gibt es für die nächsten 50 Dollars nicht mehr viel, was die Fonds davon abhalten könnte, noch weitere ihrer Positionen aufzulösen.

Die letzten beiden Monate haben dem gelben Metall trotz einer prinzipiell gar nicht so schlechten Ausgangslage massiv geschadet. Erst legte das Metall von 530 auf 730 $ je Unze zu und nun scheint es die Bewegung genauso schnell wieder zu revidieren. Es bleibt das Geheimnis von Hedge-Fonds und Händlern, die das Metall mal in diese, dann wieder in jene Richtung prügeln, wie längerfristig orientierte Investoren und Privatkunden in einem solchen Umfeld nachhaltig Vertrauen aufbauen sollen. Allerdings müssen sich auch die Käufer aus den letztgenannten Gruppen, die im April und Mai noch aktiv waren, fragen lassen, was sie geritten hat, jeden Tag aufs neue noch auf einem 25-Jahreshoch einzusteigen. Ohne jeden Zweifel haben Anleger in den letzten beiden Wochen nun massive Verluste bei ihrem Versuch hinnehmen müssen, den Markt so schnell wie möglich wieder zu verlassen.

Wir sehen nun erst einmal kein Umfeld, das es dem Gold erlauben würde, rasch wieder auf die Höchstkurse des letzten Monats zurückzukehren. Immerhin gelten die eingangs genannten, negativen Gründe kurz- und mittelfristig erst einmal weiter. Auf lange Sicht werden sich unserer Meinung nach aber eher wieder die positiven Argumente durchsetzen. Geopolitische Unsicherheiten, abnehmende Zentralbankverkäufe oder sogar zukünftige Käufe, sowie die anhaltende Notwendigkeit einer ausgewogenen Zusammensetzung von Investmentportfolios bleiben dafür die Hauptgründe.

Nicht alle Investoren haben sich aber durch die Kursgewinne der letzten Zeit blenden lassen. Banken berichteten auch in der letzten Woche wieder über erhebliche Rückflüsse an Gold, im Mai habe das Volumen teilweise beim Drei- bis Fünffachen eines "normalen" Jahres wie zum Beispiel noch 2005 gelegen. Und nicht nur ein Teil der deutschen Anleger reagiert so; auch unsere Scheideanstalt in Hongkong berichtet über massive Rückflüsse, die nun angesichts des Preiseinbruchs aber abebben dürften.

Der nunmehr erfolgte Rückgang des Preises sollte auch der Schmuckindustrie eine Atempause verschaffen. Die Nachricht, dass die Importe in das indische Goldhandelszentrum Ahmedabad im Mai um 72 Prozent zurückgegangen seien, zeigt (trotz der ebenfalls erfolgten Mehrwertsteueranhebung speziell in dieser indischen Region), dass die hohen Preise sich in diesem Bereich extrem negativ ausgewirkt haben.

Von Seiten der Zentralbanken gab es in der letzten Woche keine besonderen Nachrichten, Vertreter der Minengesellschaften versammelten sich unterdessen in New York zum "Reuters Global Mining and Steel Summit". Newmont-Chef Wayne Murdy sagte dort im Rahmen einer Veranstaltung, dass für ihn Preisvorhersagen von 850 $ je Unze nicht nach Utopie klingen würden. Auch meinte er, dass die Neuproduktion in den nächsten fünf bis zehn Jahren bestenfalls stabil bleiben oder sogar leicht fallen werde.


  • Silber

Das Silber fiel deutlicher, als wir in der letzten Woche noch erwartet hatten, aber letztendlich folgte es dabei nur dem gelben Schwestermetall. Und am Ende waren diese Verluste vielleicht jene, die von allen Metallen noch am ehesten gerechtfertigt waren. Das Silber handelt nun fast fünf Dollar unter dem Höchstkurs vom Mai und die Euphorie rund um die Börseneinführung des Silber-Fonds (silver-ETF) in New York ist deutlich abgeklungen. Und während es die verschiedenen Gold-ETFs geschafft haben, immerhin eine Nachfrage in Höhe eines Fünftels der Weltjahresproduktion auf sich zu vereinigen, ist das Silber gerade einmal bei einem Zehntel steckengeblieben.

Aber nicht nur deshalb fiel die Notierung in den letzten Tagen von 12,30 $ je Unze am 6. Juni auf nur noch 10,30 USD heute Morgen zurück. Dies ist das niedrigste Niveau seit Mitte März und es gibt im Moment nicht mehr viel charttechnische Unterstützung bis hinunter auf 10,10 $ je Unze. Was die darüber hinausgehende Entwicklung angeht, wird viel von der weiteren Entwicklung beim Gold abhängen.


  • Platin

Die beste fundamentale Ausgangslage nützt dem Platin derzeit vergleichsweise wenig, am Ende gelten auch für dieses Metall die Vorgaben der allgemeinen Rohstoffmärkte. Am letzten Montag notierte es noch bei etwa 1.250 $ je Unze und damit noch halbwegs in Reichweite des im Mai erreichten Allzeithochs. Wie bei den anderen Metallen auch, stellte sich der Kurs zu Wochenbeginn dann aber auch gleich als Höchstkurs heraus.

In den nächsten beiden Tagen driftete das Platin dann langsam nach unten, die Situation verschlimmerte sich schließlich am Donnerstag, als es zu erdrutschartigen Verlusten nicht nur bei den Edelmetallen, sondern auf vielen anderen Märkten kam. Das weiße Metall fiel in der Folge auf 1.185 $ je Unze zurück, damit durchbrach es die im letzten Bericht erwähnte, wichtige Chartmarke.

Dies war vermutlich auch die Hauptursache dafür, dass sich das Metall sich zu keinem Zeitpunkt mehr richtig erholen konnte. Die Verluste setzten sich dann auch in dieser Woche fort und bis zum heutigen Morgen war die Notierung schließlich auf 1.135 $ je Unze gefallen, dies war das niedrigste Niveau seit Ende April. Auf dem aktuellen Niveau nimmt das Kaufinteresse der Industrie klar zu, dies ist auch der Hauptgrund, warum wir nicht glauben, dass sich der Abwärtstrend in gleicher Weise fortsetzen wird. Mit Kursen, die nun fast 200 Dollars unter dem Höchstkurs liegen, sollte das weitere Potential nach unten auf 50 USD beschränkt sein, umgekehrt könnte das Metall deutlich mehr steigen, wenn der Markt plötzlich drehen sollte.

Während industrielle Abnehmer unter den ursprünglich hohen Preisen gelitten haben, profitierten natürlich die Produzenten von der Bewegung der Edelmetallmärkte. Auch wenn Norilsk Nickel alles andere als ein reiner Platinproduzent ist, dürfte der starke Preisanstieg in der Bilanz, die für 2005 eine 26%ige Steigerung des Jahresgewinns aufweist, ihre Spuren hinterlassen haben. Das russische Unternehmen hat im vergangenen Jahr neben 243.000 Tonnen Nickel, 452.000 Tonnen Kupfer immerhin 3.1 Millionen Unzen Palladium und 751.000 Unzen Platin gefördert. Russland hat übrigens in der letzten Woche erstmals Exportzahlen für die Platinmetalle veröffentlicht. Danach wurden 2005 127 Tonnen Palladium, 17 Tonnen Platin und 2,7 Tonnen Rhodium außer Landes verbracht.

Auf der anderen Seite des Globus hat Implats einen Anteil in Höhe von 15% an seiner Marula-Mine für 316 Millionen Rand an eine schwarze Investorengruppe verkauft. Implats kam damit Forderungen der Regierung nach einer stärkeren wirtschaftlichen Beteiligung der Bevölkerungsmehrheit nach. Die seit dem Jahr 2003 erschlossene Mine hat im vergangenen Jahr 29.800 Unzen Platinmetalle gefördert, die maximale Produktion wird im Jahr 2009 mit 140.000 Unzen erreicht werden.

Die Nachfrage nach Platinschmuck steigt nun auch in Indien an. Lokale Schmuckhersteller berichteten in der letzten Wochen von einer Vervierfachung des Absatzes. Allerdings liegen die Verkäufe absolut gesehen noch immer auf einem extrem niedrigen Niveau.


  • Palladium

Das Palladium kam in der vergangenen Woche gleichsam unter die Räder und der Preis fiel zunächst auf 300 $ je Unze und später noch deutlich darunter. Damit hat das Metall die Hälfte der Gewinne der letzten zwölf Monate wieder abgegeben, das aktuelle Niveau ist zudem das niedrigste seit März.

Dabei gab es allerdings keine nur das weiße Metall selbst betreffenden Nachrichten, vielmehr wurde es, wie auch schon das Platin ein Opfer der allgemeinen Umstände, in denen die Spekulanten und Händler in großem Stil das sinkende (Rohstoff-)Schiff verlassen. Charttechnisch betrachtet, sieht die Lage im Moment ziemlich düster aus, bis hinunter auf ein Niveau von 260 $ je Unze gibt es nur sehr wenig Unterstützung.
Es ist zu früh, um eine Aussage darüber treffen zu können, ob das Metall tatsächlich so weit fallen kann. Immerhin nimmt auch schon auf dem aktuellen Niveau die industrielle Nachfrage leicht zu. Angesichts dessen, dass die Automobilindustrie ihren Bedarf auf mittlere Sicht eher steigern wird und dass das Metall inzwischen auch seinen Platz in der Schmuckindustrie erobert, sehen wir Preise zwischen 260 und 300 $ je Unze als vergleichsweise günstig an.


  • Rhodium

Was in den letzten beiden Wochen wie ein Warnstreik der industriellen Abnehmer ausgesehen hatte, entwickelte sich in der Zwischenzeit zu einem ausgewachsenen Generalstreik. In der Konsequenz waren Verkäufer des weißen Metalls zeitweise nicht in der Lage, auch nur kleinste Mengen des Metalls im Markt unterzubringen und als eine Folge dieser Entwicklung redeten Händler den Preis immer weiter nach unten, ohne dass große Umsätze stattgefunden hätte.

Im Vergleich zur Vorwoche fiel das Metall zunächst um 1.000 auf 4.600 $ je Unze, inzwischen liegt es noch einmal 200 USD tiefer. Angesichts dessen, dass das Interesse der Konsumenten auf dem aktuellen Niveau wieder zunimmt, erwarten wir nun eine Stabilisierung. Die fundamentale Lage sieht ohnehin nicht so schlecht aus; wie sich aber jetzt deutlich herausgestellt hat, hat dies für ein Festsetzen oberhalb der Marke von 5.000 $ je Unze nicht ausgereicht. Kurzfristig wird das Metall erst noch die anderen Metalle verfolgen, eine rasche Rückkehr auf das jüngsten Rekordniveau erscheint momentan so gut wie ausgeschlossen. Die wahrscheinlichste Variante dürfte ein Verbleib zwischen 4.000 und 5.500 $ je Unze sein.

Iridium und Ruthenium haben sich von der Grippewelle bei den anderen Edelmetallen erst einmal nicht anstecken lassen, beide handeln weiter auf den Preisen der letzten Woche, bei 400 bzw. 180 $ je Unze. Besonders beim Iridium ist aber nicht sicher, ob es sich den Vorgaben der anderen Edelmetalle wird auf Dauer entziehen können


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH











Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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