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Großer Preissprung bei Rohöl

22.01.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sprangen seit gestern Nachmittag um mehr als 3 USD auf 31 USD je Barrel nach oben, obwohl die US-Lagerdaten fast zeitgleich abermals das massive Überangebot bestätigten. Sind die Preise bereits zu stark gefallen, so dass der Markt bereit ist für eine Trendwende? Auch vor einem Jahr stürzten die Preise bis Mitte Januar ab und konnten sich im Februar um mehr als zehn Dollar erholen. Damals gab es mit dem Einbruch der US-Ölbohrungen einen Faktor, der die Preiserholung angeschoben hat. Derzeit hagelt es dagegen weiter an preisbelastenden Nachrichten.

Die US-Rohöllagerbestände sind in der letzten Woche um knapp 4 Mio. Barrel gestiegen und liegen derzeit 130 Mio. Barrel über dem jahreszeitüblichen Niveau. Die US-Benzinvorräte befinden sich nach einem erneut kräftigen Anstieg um 4,6 Mio. Barrel auf dem höchsten Stand seit dem Jahr 1990. Die US-Destillatebestände fielen dagegen um 1 Mio. Barrel, was auf die zuletzt niedrigeren Temperaturen und den damit einhergehenden höheren Heizbedarf zurückzuführen sein dürfte. Dennoch befinden sich die Destillatebestände noch immer 17% über dem langjährigen Durchschnitt.

Die US-Rohölproduktion stieg die sechste Woche in Folge und erreichte mit 9,24 Mio. Barrel pro Tag das höchste Niveau seit August 2015. Sie zeigt somit trotz der niedrigen Preise und des Einbruchs der Bohraktivität weiterhin keine Anzeichen einer Abschwächung. Doch nicht nur die aktuelle Marktbilanz ist in Schieflage, vielmehr mehren sich die Nachrichten, dass dies noch einige Zeit so bleibt: So stellte gestern der irakische Ölminister bis Ende des Jahres eine weitere Produktionserhöhung um bis zu 400 Tsd. Barrel pro Tag in Aussicht. Im Januar seien die Exporte aus dem Süden des Landes auf ein neues Rekordhoch von 3,3 Mio. Barrel pro Tag gestiegen.

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Edelmetalle

Gold fällt zum Ende der Handelswoche wieder unter die Marke von 1.100 USD je Feinunze, da der US-Dollar aufwertet und die Aktienmärkte und Ölpreise deutlich steigen, was auf einen zumindest vorübergehend höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer hindeutet. Der festere US-Dollar führt aber dazu, dass Gold in Euro gerechnet gestern bei 1.017 EUR je Feinunze ein 2-Wochenhoch markierte.

EZB-Präsident Draghi hatte gestern bei der Pressekonferenz überraschend deutlich für März eine weitere Lockerung der Geldpolitik signalisiert. Er wies darauf hin, dass sich die Lage zuletzt merklich verschlechtert hätte und betonte mehrmals die Bereitschaft und Fähigkeit der EZB, alles zu tun, um ihr Inflationsziel zu erreichen. Unsere Volkswirte halten eine neuerliche Zinssenkung für wahrscheinlicher als eine Aufstockung des Volumens der monatlichen Anleihekäufe.

Von der weiteren Lockerung der EZB-Geldpolitik sollte vor allem Gold in Euro gerechnet profitieren. Den von uns vor zwei Tagen berichteten Zufluss in die Gold-ETFs von 22,7 Tonnen hat es so nicht gegeben. Wie heute bekannt wurde, handelte es sich hierbei um eine Zusammenlegung von zwei Gold-ETFs. Bloomberg hatte die Bestände eines dieser beiden ETFs zunächst irrtümlicherweise als Zufluss ausgewiesen. Da Bloomberg zudem weitere Revisionen in der Datenreihe für die Gold-ETF-Bestände vorgenommen hat, stehen seit Jahresbeginn nun Zuflüsse von insgesamt 38,4 Tonnen zu Buche.


Industriemetalle

Trotz teilweise deutlich steigender asiatischer Aktienmärkte und einem sprunghaften Anstieg der Ölpreise legen die Industriemetalle zum Wochenausklang nicht merklich weiter zu. Kupfer verteuert sich moderat auf rund 4.450 USD je Tonne. State Grid Corp. of China, das nationale chinesische Versorgungsunternehmen und gleichzeitig das größte der Welt, plant, in den nächsten fünf Jahren 28% mehr in das Stromnetz zu investieren als in den letzten fünf Jahren. Unternehmensangaben zufolge sollen die Investitionen zwischen 2016 und 2020 auf umgerechnet 350 Mrd. USD steigen. Dies sollte zu einer soliden Nachfrage nach Kupfer beitragen.

Der Stromsektor steht für rund 40% der gesamten chinesischen Kupfernachfrage. Unterdessen hat die International Copper Study Group (ICSG) für den globalen Kupfermarkt von Januar bis Oktober 2015 einen saisonbereinigten Angebotsüberschuss von 122 Tsd. Tonnen berichtet. Zur gleichen Zeit im Vorjahr wurde noch ein hohes Defizit registriert. Der jetzige Überschuss ist laut ICSG auf ein gestiegenes Angebot (+1,8%) und eine leicht rückläufige Nachfrage (-1%) zurückzuführen.

Die Lage wird sich aller Voraussicht nach in den kommenden Monaten deutlich ändern, da umfangreiche Produktionskürzungen angekündigt wurden. In China und außerhalb des Landes sollen mindestens 900 Tsd. Tonnen Kupfer vom Markt genommen werden, was rund 4% des weltweiten Angebots entspricht. Dies sollte zu deutlich höheren Kupferpreisen im Jahresverlauf beitragen.


Agrarrohstoffe

Der Internationale Getreiderat IGC hat die Schätzung für die weltweite Weizenproduktion 2015/16 um 5 Mio. auf 731 Mio. Tonnen nach oben revidiert. In der Folge steigen die zum Ende des Erntejahres erwarteten globalen Weizenbestände auf 213 Mio. Tonnen. Bei Mais revidierte der IGC seine Ernteschätzung hingegen um 8 Mio. auf 959 Mio. Tonnen nach unten, was zu einem erwarteten Rückgang der weltweiten Endbestände auf 196 Mio. Tonnen führt.

Bei Sojabohnen nahm der IGC nur marginale Revisionen der Schätzungen vor. Die gesamten weltweiten Getreidebestände sollen am Ende des Erntejahres 2015/16 ein 29-Jahreshoch von 455 Mio. Tonnen erreichen. Die reichliche Versorgung mit Getreide lässt keine Angebotsengpässe erwarten und dürfte steigenden Preisen entgegenstehen. Zu dem reichlichen Angebot tragen auch rekordhohe Getreideexporte aus Russland bei.

Laut dem russischen Agrarberatungsunternehmen SovEcon hat Russland im Dezember 3,8 Mio. Tonnen Getreide exportiert, darunter 2,7 Mio. Tonnen Weizen. Die russischen Getreideexporteure profitieren dabei von dem schwachen Rubel, welcher die preisliche Wettbewerbsfähigkeit für russischen Weizen verbessert. Leidtragende sind insbesondere die Weizenexporteure in der EU, welche an Marktanteilen verlieren. In diesem Erntejahr hat die EU bislang 13% weniger Weizen exportiert als im Vorjahr. Daher verwundert es nicht, dass der Weizenpreis in Paris auf einem 16-Monatstief von 164 EUR je Tonne notiert.



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