Hoffnung auf Produktionskürzungen treibt Ölpreis nach oben
28.01.2016 | Eugen Weinberg
Energie
War der Preisrutsch überzogen und das Preisniveau um 30 USD je Barrel nicht nachhaltig? Am Markt scheint man stark verunsichert und reagiert entsprechend auf den Hoffnungsschimmer eines Abbaus des Überangebots mit ordentlichen Preissprüngen. So zogen gestern die Ölpreise um 2,5 USD je Barrel bzw. gut 8% vom Tagestief an, als Vertreter der russischen Ölindustrie ihre Bereitschaft bekanntgaben, mit der OPEC über Produktionskürzungen zu reden. Dabei ist der Weg zu faktischen Produktionskürzungen aber noch sehr lang.
Selbst wenn man sich anders als in den vorangegangenen Krisen einigen könnte, gäbe es zum einen die technischen Probleme der Umsetzung, denn Russland besitzt kaum Lagerkapazitäten. Zum anderen bestehen hohe Anreize zur Abweichung von einer Vereinbarung. Eine schnelle Reduzierung des Angebots ist deshalb unseres Erachtens wenig glaubwürdig. Vielmehr ist auf die durch die niedrigen Preise "erzwungene" Angebotsreaktion zu warten.
Die jüngsten Zahlen des US-Energieministeriums geben auch hier Anlass zur Hoffnung, denn die US-Rohölproduktion ist letzte Woche erstmals seit sieben Wochen wieder gefallen. In diesem Marktumfeld führen selbst die auf ein 85-Jahreshoch gestiegenen Rohölvorräte nur zu geringfügigen Preisabschlägen. Auch wenn wir ebenfalls von langfristig höheren Preisen überzeugt sind, warnen wir doch vor kurzfristigen Rücksetzern. Schließlich öffnen sich im Iran und dem Irak kurzfristig neue Schleusen des Angebots, aus denen weiteres Öl an den Markt fließt.
Edelmetalle
Gold stieg gestern im späten Handel auf knapp 1.130 USD je Feinunze, handelt heute Morgen aber wieder etwa 10 USD tiefer. Die US-Notenbank Fed gab gestern keine eindeutigen Signale, wie sie in ihrem Zinserhöhungszyklus weiter vorgeht. Ob sie die Zinsen auf ihrer nächsten Sitzung im März weiter anhebt, hängt wohl in erster Linie davon ab, dass sich die Schwäche der US-Wirtschaft im vierten Quartal als vorübergehend erweist und sich die Finanzmärkte stabilisieren.
Sollte sich die Fed im März gegen einen weiteren Zinsschritt entscheiden, wäre dies wohl positiv für den Goldpreis. Denn dann blieben die Opportunitätskosten der Goldhaltung weiter gering. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern den achten Tageszufluss in Folge. Seit Jahresbeginn wurden die Bestände um 51,4 Tonnen aufgestockt. Eine ähnliche Entwicklung gab es auch im letzten Jahr, wo im Januar den Gold-ETFs über 65 Tonnen zugeflossen sind. Von März bis Mitte August kam es dann allerdings zu deutlichen Abflüssen.
Gemäß Daten des Internationalen Währungsfonds haben die Zentralbanken im Dezember weiter Gold gekauft. Die Türkei hat ihre Reserven um 5,8 Tonnen aufgestockt, Kasachstan hat 3,1 Tonnen erworben und die Vereinigten Arabischen Emirate 2,5 Tonnen (im November). Bereits zuvor hatten die Zentralbanken Chinas und Russlands Goldkäufe von 19 bzw. rund 22 Tonnen gemeldet. Die Zentralbanken der Schwellenländer dürften auch im laufenden Jahr ihre Goldreserven weiter aufstocken und damit eine stützende Säule für die Goldnachfrage sein.
Industriemetalle
Die Erholungsbewegung bei den Industriemetallen setzte sich gestern den gesamten Tag über fort, so dass der LME-Industriemetallindex fast seine kompletten Verluste seit Jahresbeginn wieder wettgemacht hat. Heute Morgen geben die Metallpreise jedoch allesamt nach, was wir zum einen auf Gewinnmitnahmen zurückführen. Zum anderen belasten wohl die chinesischen Aktienmärkte, die zum dortigen Handelsende kräftig ins Minus drehten. Sollten die Zahlen zu den Auftragseingängen langfristiger Wirtschaftsgüter in den USA, die heute Nachmittag veröffentlicht werden, schlechter ausfallen als erwartet, könnte dies zusätzlich auf die Preise drücken.
Der Verband der europäischen Stahlproduzenten, Eurofer, erwartet für 2016 ein ähnlich geringes Wachstum der Stahlnachfrage in der EU wie im letzten Jahr. Demnach soll die reale Nachfrage im Jahresvergleich nur um 1,4% steigen, nach +1,3% im Vorjahr.
Die wesentlichen Treiber bleiben der Bausektor und die Automobilindustrie. Ein Teil der Nachfrage wird wohl durch Importe befriedigt werden. Diese sind schon im letzten Jahr gemäß Daten von Eurofer um 20% gestiegen. Russland, China und die Ukraine standen demnach für 60% der gesamten Stahleinfuhren in die EU. Der harte Wettbewerb auf den internationalen Märkten hat laut Eurofer auch dazu geführt, dass die Stahlexporte der EU 2015 um 9% gefallen sind. Wegen des hohen Überangebots in Drittländern dürfte sich dieser Trend im laufenden Jahr wohl auch nicht ändern.
Agrarrohstoffe
Der Zuckerpreis ist gestern ohne erkennbare Nachricht um gut 3% auf ein 3½-Monatstief von 13,55 US-Cents je Pfund gefallen. Dies deutet auf Verkäufe technisch orientierter Marktteilnehmer hin, nachdem die seit Oktober geltende Handelsspanne von 14,0-15,8 US-Cents je Pfund nach unten durchbrochen wurde.
Die spekulativen Finanzanleger hielten per 19. Januar laut aktueller CFTC-Statistik Netto-Long-Positionen von 114,6 Tsd. Kontrakten, was über alle Rohstoffe hinweg momentan nur von Brentöl übertroffen wird. Ein Teil davon dürfte geschlossen worden sein. Die Perspektive von beträchtlichen Angebotsdefiziten im laufenden und kommenden Erntejahr sprechen für eine baldige Preiserholung.
Russland scheint bei der Weizenexportpolitik eine spektakuläre 180-Grad-Kehrtwende vollzogen zu haben. Anfang der Woche hieß es noch, die Weizenexporte könnten beschränkt werden (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 26. Januar). Gestern ließ der stellvertretende russische Landwirtschaftsminister dagegen überraschend verlauten, die Exportsteuer könnte gesenkt oder sogar abgeschafft werden. Diese sieht derzeit eine Besteuerung von 50% auf den zollrelevanten Weizenpreis abzüglich eines Freibetrages von 6.500 Rubel je Tonne vor, wobei die Steuer mindestens 10 Rubel je Tonne beträgt. Die Weizenpreise gaben aufgrund der Aussicht auf zusätzliches Angebot aus Russland ihre Gewinne von Anfang der Woche wieder ab.
War der Preisrutsch überzogen und das Preisniveau um 30 USD je Barrel nicht nachhaltig? Am Markt scheint man stark verunsichert und reagiert entsprechend auf den Hoffnungsschimmer eines Abbaus des Überangebots mit ordentlichen Preissprüngen. So zogen gestern die Ölpreise um 2,5 USD je Barrel bzw. gut 8% vom Tagestief an, als Vertreter der russischen Ölindustrie ihre Bereitschaft bekanntgaben, mit der OPEC über Produktionskürzungen zu reden. Dabei ist der Weg zu faktischen Produktionskürzungen aber noch sehr lang.
Selbst wenn man sich anders als in den vorangegangenen Krisen einigen könnte, gäbe es zum einen die technischen Probleme der Umsetzung, denn Russland besitzt kaum Lagerkapazitäten. Zum anderen bestehen hohe Anreize zur Abweichung von einer Vereinbarung. Eine schnelle Reduzierung des Angebots ist deshalb unseres Erachtens wenig glaubwürdig. Vielmehr ist auf die durch die niedrigen Preise "erzwungene" Angebotsreaktion zu warten.
Die jüngsten Zahlen des US-Energieministeriums geben auch hier Anlass zur Hoffnung, denn die US-Rohölproduktion ist letzte Woche erstmals seit sieben Wochen wieder gefallen. In diesem Marktumfeld führen selbst die auf ein 85-Jahreshoch gestiegenen Rohölvorräte nur zu geringfügigen Preisabschlägen. Auch wenn wir ebenfalls von langfristig höheren Preisen überzeugt sind, warnen wir doch vor kurzfristigen Rücksetzern. Schließlich öffnen sich im Iran und dem Irak kurzfristig neue Schleusen des Angebots, aus denen weiteres Öl an den Markt fließt.
Edelmetalle
Gold stieg gestern im späten Handel auf knapp 1.130 USD je Feinunze, handelt heute Morgen aber wieder etwa 10 USD tiefer. Die US-Notenbank Fed gab gestern keine eindeutigen Signale, wie sie in ihrem Zinserhöhungszyklus weiter vorgeht. Ob sie die Zinsen auf ihrer nächsten Sitzung im März weiter anhebt, hängt wohl in erster Linie davon ab, dass sich die Schwäche der US-Wirtschaft im vierten Quartal als vorübergehend erweist und sich die Finanzmärkte stabilisieren.
Sollte sich die Fed im März gegen einen weiteren Zinsschritt entscheiden, wäre dies wohl positiv für den Goldpreis. Denn dann blieben die Opportunitätskosten der Goldhaltung weiter gering. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern den achten Tageszufluss in Folge. Seit Jahresbeginn wurden die Bestände um 51,4 Tonnen aufgestockt. Eine ähnliche Entwicklung gab es auch im letzten Jahr, wo im Januar den Gold-ETFs über 65 Tonnen zugeflossen sind. Von März bis Mitte August kam es dann allerdings zu deutlichen Abflüssen.
Gemäß Daten des Internationalen Währungsfonds haben die Zentralbanken im Dezember weiter Gold gekauft. Die Türkei hat ihre Reserven um 5,8 Tonnen aufgestockt, Kasachstan hat 3,1 Tonnen erworben und die Vereinigten Arabischen Emirate 2,5 Tonnen (im November). Bereits zuvor hatten die Zentralbanken Chinas und Russlands Goldkäufe von 19 bzw. rund 22 Tonnen gemeldet. Die Zentralbanken der Schwellenländer dürften auch im laufenden Jahr ihre Goldreserven weiter aufstocken und damit eine stützende Säule für die Goldnachfrage sein.
Industriemetalle
Die Erholungsbewegung bei den Industriemetallen setzte sich gestern den gesamten Tag über fort, so dass der LME-Industriemetallindex fast seine kompletten Verluste seit Jahresbeginn wieder wettgemacht hat. Heute Morgen geben die Metallpreise jedoch allesamt nach, was wir zum einen auf Gewinnmitnahmen zurückführen. Zum anderen belasten wohl die chinesischen Aktienmärkte, die zum dortigen Handelsende kräftig ins Minus drehten. Sollten die Zahlen zu den Auftragseingängen langfristiger Wirtschaftsgüter in den USA, die heute Nachmittag veröffentlicht werden, schlechter ausfallen als erwartet, könnte dies zusätzlich auf die Preise drücken.
Der Verband der europäischen Stahlproduzenten, Eurofer, erwartet für 2016 ein ähnlich geringes Wachstum der Stahlnachfrage in der EU wie im letzten Jahr. Demnach soll die reale Nachfrage im Jahresvergleich nur um 1,4% steigen, nach +1,3% im Vorjahr.
Die wesentlichen Treiber bleiben der Bausektor und die Automobilindustrie. Ein Teil der Nachfrage wird wohl durch Importe befriedigt werden. Diese sind schon im letzten Jahr gemäß Daten von Eurofer um 20% gestiegen. Russland, China und die Ukraine standen demnach für 60% der gesamten Stahleinfuhren in die EU. Der harte Wettbewerb auf den internationalen Märkten hat laut Eurofer auch dazu geführt, dass die Stahlexporte der EU 2015 um 9% gefallen sind. Wegen des hohen Überangebots in Drittländern dürfte sich dieser Trend im laufenden Jahr wohl auch nicht ändern.
Agrarrohstoffe
Der Zuckerpreis ist gestern ohne erkennbare Nachricht um gut 3% auf ein 3½-Monatstief von 13,55 US-Cents je Pfund gefallen. Dies deutet auf Verkäufe technisch orientierter Marktteilnehmer hin, nachdem die seit Oktober geltende Handelsspanne von 14,0-15,8 US-Cents je Pfund nach unten durchbrochen wurde.
Die spekulativen Finanzanleger hielten per 19. Januar laut aktueller CFTC-Statistik Netto-Long-Positionen von 114,6 Tsd. Kontrakten, was über alle Rohstoffe hinweg momentan nur von Brentöl übertroffen wird. Ein Teil davon dürfte geschlossen worden sein. Die Perspektive von beträchtlichen Angebotsdefiziten im laufenden und kommenden Erntejahr sprechen für eine baldige Preiserholung.
Russland scheint bei der Weizenexportpolitik eine spektakuläre 180-Grad-Kehrtwende vollzogen zu haben. Anfang der Woche hieß es noch, die Weizenexporte könnten beschränkt werden (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 26. Januar). Gestern ließ der stellvertretende russische Landwirtschaftsminister dagegen überraschend verlauten, die Exportsteuer könnte gesenkt oder sogar abgeschafft werden. Diese sieht derzeit eine Besteuerung von 50% auf den zollrelevanten Weizenpreis abzüglich eines Freibetrages von 6.500 Rubel je Tonne vor, wobei die Steuer mindestens 10 Rubel je Tonne beträgt. Die Weizenpreise gaben aufgrund der Aussicht auf zusätzliches Angebot aus Russland ihre Gewinne von Anfang der Woche wieder ab.