Edelmetalle Aktuell
24.06.2006 | Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.
Das gelbe Metall hatte seinen Sinkflug nach der Abfassung unseres letzten Berichts weiter fortgesetzt und erreichte am vorletzten Mittwoch einen Tiefstkurs von 541,75 $ je Unze, bevor es sich wieder stabilisieren konnte. Diese letzte Verkaufsrunde ging im wesentlichen auf das Konto von Spekulanten, die kalte Füße bekamen, nachdem die wichtige technische Unterstützung bei 580 $ je Unze durchbrochen worden war. Als das Metall seinen Tiefstkurs erreichte, hatte es dann rund 25 Prozent seines Wertes in gerade einmal drei Wochen verloren. Dies war zusammen mit den sich stabilisierenden Aktienmärkten und einem wieder fallenden Dollar sicher einer der Hauptgründe, warum sich die Schnäppchenjäger dem Gold wieder zuwandten.
Während zahlreiche kontinentaleuropäische Marktteilnehmer durch das lange Feiertagswochenende nicht anwesend waren, sorgte in die Amerikaner und am Freitag dann auch die asiatischen Händler für Kursgewinne, die das gelbe Metall rasch wieder in eine höhere Umlaufbahn bei 580 $ je Unze beförderten.
Mit Beginn der neuen Woche sah sich das Gold aber nicht in der Lage, diese Gewinne zu verteidigen. Eine Erholung des Dollars und ein fallender Ölpreis ließen es bis zum Dienstagnachmittag wieder auf 560,- $ je Unze absinken. Der Wind für den Dollar drehte allerdings wieder relativ rasch und die hinzukommende Unsicherheit bezüglich des möglichen nordkoreanischen Raketentests sorgte später für erneute Kursgewinne. Die positive Entwicklung beschleunigte sich noch, nachdem das Metall aus dem bisherigen Abwärtstrend nach oben ausbrechen konnte. Das Gold erreichte schließlich gestern sein Wochenhoch bei 595 $ je Unze. Allerdings vermochte es die Gewinne nicht zu halten und mit 583 $ je Unze liegt es momentan in der Mitte der Handelsspanne dieser Woche.
Für die kommenden Tage erwarten wir, dass das Gold anfänglich in einer Handelsspanne zwischen 575 $ und 597 $ je Unze verbleiben wird. Nur ein Durchbrechen eines dieser beiden Punkte würde für die mittelfristige Entwicklung neue Impulse geben. Für den Rest des Sommers könnte das gelbe Metall dann durchaus in einer Handelsspanne zwischen 540 $ je Unze und 640 $ je Unze verbleiben. Die positiven Faktoren wie geopolitische Unsicherheiten, der Trend hin zu einer verstärkten Diversifizierung von Portfolios und der Wiederanstieg der physischen Nachfrage durch die Schmuckindustrie, könnten zunächst noch überschattet werden durch steigende Zinsen, sowie, damit zusammenhängend, durch die ansteigende Risikoscheu der Anleger.
Von Seiten der Goldminen gab es in dieser Woche nicht allzu viele Nachrichten. Die interessanteste könnte noch gewesen sein, dass die russische Regierung ein Gesetz vorbereitet, in dem über 70 Öl- und Gasfelder, sowie eine Reihe von Metalllagerstätten als "strategisch" definiert werden und das ausländische Eigentümer für diese Ressourcen verbietet. Was die Goldminen des Landes betrifft, fällt bisher allerdings nur das Erzlager von Sukhoi Log in diese Kategorie.
Nach einer langen Periode ohne große Nachrichten von Seiten der Zentralbanken, haben die europäischen Notenbanken in der letzten Woche wieder einmal ein Lebenszeichen von sich gegeben. Die spanische Zentralbank gab bekannt, dass sie im vergangenen Jahr nahezu 66 Tonnen Gold verkauft habe. Die Erlöse seien in festverzinsliche Wertpapiere investiert worden. Die Spanier haben nun noch etwa 460 t Gold übrig.
Während die Europäer mit ihren geplanten Verkäufen fortfahren, werden andere Zentralbanken regelmäßig als potenzielle Käufer genannt. Die eine Adresse, die in diesem Zusammenhang regelmäßig im Rampenlicht steht, ist die chinesische Notenbank. Während diese meistens von außerhalb und nicht selten von Gold-Lobbygruppen aufgefordert wird, doch ihre Goldreserven zu erhöhen, gab es in dieser Woche immerhin einen ähnlichen Aufruf von innen durch einen Funktionär und einen der Ökonomen der Bank. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters halten die Chinesen derzeit nur 1,3 Prozent ihrer Währungsreserven in Form von Gold, der weltweite Durchschnitt liegt dagegen bei 10,5 Prozent.
Verglichen mit den Zentralbanken im Fernen Osten, sind die deutschen Investoren bereits einen Schritt voraus. Banken berichteten gestern, dass nach Wochen ununterbrochener Verkäufe, die Nachfrage nach Münzen und Barren endlich wieder einmal die Oberhand gewonnen habe. Ähnliches Interesse wird auch für börsengehandelte Produkte wie Zertifikate und Optionsscheine mitgeteilt. Der Goldpreis, der in der letzten Woche noch ein 8- Wochen Tief bei 431,70 € je Unze erreicht hatte, stieg im Laufe dieser Woche wieder auf 470 € je Unze an. Für den Moment sieht es nicht danach aus, als ob diese Volatilität in nächster Zeit nachlassen könnte, denn während die Euro/Dollar Rate in einem relativ engen Band festsitzt, bewegt sich der Goldpreis nach wie vor deutlich.
Nach langer Zeit normalisiert sich die Situation auf dem Silbermarkt endlich wieder einmal. Als wir unseren letzten Bericht veröffentlichten, lag das weiße Metall noch bei 10,30 $ je Unze und es hatte mehr als zwei Dollars in weniger als einer Woche verloren. Und anfänglich setzte sich dieser Trend sogar noch fort: Das Metall fiel weiter und gab noch einmal einen Dollar ab, bevor es schließlich am vorletzten Mittwoch bei 9,40 $ je Unze einen Boden finden konnte. Dies war das niedrigste Niveau seit Mitte Februar und das Metall hat damit im wesentlichen sämtliche Gewinne, die es im Zusammenhang mit der Börseneinführung des Silber-Fonds an der New-Yorker Börse erzielt hatte, wieder abgegeben. In der Nähe der Tiefstkurse begannen Spekulanten, aber auch längerfristig orientierte Investoren, sich wieder mit dem Metall einzudecken und noch vor dem Wochenende lag der Wert dann schon wieder bei 10,30 $ je Unze. In den letzten Tagen handelte das Metall dann in einer Handelsspanne zwischen 9,78 $ je Unze und 10,69 $ je Unze.
Mit einem aktuellen Preis bei knapp über 10 $ je Unze liegt es technisch gesehen weiter in einem Abwärtstrend. Trotzdem empfehlen wir industriellen Endverbrauchern, das Metall nach unten stufenweise zu kaufen. Sollte zu irgendeinem Zeitpunkt aber das Niveau von 10,60 $ je Unze durchbrochen werden, würde sich die Lage deutlich verbessern, allerdings wird dieser Fall nicht ohne entsprechende Vorgaben vom Gold eintreten.
Die Zinsen für Silber sind in dieser Woche besonders in der Zwölfmonatsperiode gestiegen. Sie liegen nun leicht über fünf Prozent und damit in der Nähe des Dollar-Zinssatzes.
Die privaten Investoren in Deutschland zeigen nach wie vor ein überraschend starkes Interesse an Silberbarren. Momentan gibt es eine zweiwöchige Vorlaufzeit, bevor neue Bestellungen zur Auslieferung kommen.
Die Erstnotiz eines zweiten Silber-Fonds, dessen Einführung an der Londoner Aktienbörse geplant ist, lässt unterdessen weiter auf sich warten. Allerdings gab die dahinter stehende Firma bekannt, dass man noch innerhalb eines Monats mit dem Produkt starten wolle. Im Gegensatz zu dem entsprechenden Fonds in den USA wird das Londoner Gegenstück allerdings nicht mit physischem Metall hinterlegt sein. In New York sind derweil mehr als 2.100 Tonnen Silber in den Tresoren der Banken eingelagert worden.
In der letzten Woche haben wir an dieser Stelle über das Platin geschrieben, dass es die beste fundamentale Ausgangslage habe, gleichwohl aber dem allgemeinen Trend auf den Edelmetallmärkten nicht werde entkommen können. Nun, wir haben auch im Laufe dieser Woche keine bessere Möglichkeit gefunden, um die Situation zu beschreiben und müssen uns deshalb noch einmal wiederholen.
Das erwähnte, positive fundamentale Umfeld hat in dieser Woche das Metall allerdings nicht davon abgehalten, zusammen mit Gold und Silber zu fallen. Noch zu Beginn der Berichtsperiode stand es bei 1.135 $ je Unze, schon 24 Stunden später lag es aber nur noch bei 1.090 USD.
Unterstützt durch einen Wechsel in der allgemeinen Stimmung, aber auch durch massive Käufe aus der Industrie, konnte das Metall im weiteren Verlauf dann rasch wieder zulegen und nur eine Woche später notierte es bereits wieder bei nahezu 1.200 $ je Unze. In den letzten 24 Stunden ist in die Notierung wieder leicht gefallen, aber mit momentan 1.170 $ liegt es noch immer drei Prozent über dem Stand der Vorwoche. Was die nähere Zukunft angeht, empfehlen wir weiterhin, Rückschläge für Käufe zu nutzen. Eine erste technische Unterstützung gibt es bereits bei 1.160 $ je Unze, sollte diese nicht halten, kann das Metall unter Umständen aber auch weiter auf 1.120 $ je Unze fallen.
Auf der fundamentale in Seite gab es in der vergangenen Woche nicht viele Nachrichten. Der weltweit zweitgrößte Platinproduzent, Impala Platinum Mining, teilte mit, dass die Produktion in diesem Jahr im Vergleich zu 2005 möglicherweise nicht wie geplant ansteigen werde. Ursprünglich war vorgesehen, die Ausbringung um 70.000 auf 1,92 Millionen Unzen anzuheben. Die Gesellschaft teilte mit, dass ein geringerer Erzgehalt, langsamere Fortschritte bei der Produktivitätssteigerung und Verluste durch einen Streik für die Änderung der Vorhersage verantwortlich seien.
Impala wurde von Aktienanalysten außerdem als ein möglicher Käufer des weltweit drittgrößten Platinproduzenten, Lonmin, genannt. Dies war der Hauptgrund, warum die Aktien von Lonmin im Laufe dieser Woche deutlich gestiegen sind. Die in London beheimatete Gesellschaft mit Minen in Südafrika wird seit Monaten als Übernahmekandidat gehandelt und das, obwohl sie im Februar bekannt gegeben hatte, dass sämtliche, diesbezügliche Gespräche abgebrochen worden seien.
Das Palladium hat in den vergangenen 10 Tagen seinen Ruf als das Silber des Platinmetallcamps wieder einmal verteidigt. Beide Metalle zeichnet eine extreme Volatilität, eine geringe Liquidität und, beim Palladium vielleicht nur vorerst noch, eine schlechte fundamentale Ausgangssituation aus. Insofern war es keine Überraschung, dass beide Metalle fast in denselben Prozentsatz ihres Wertes in den letzten Wochen verloren haben, 38 Prozent waren es beim Silber, 37 Prozent beim Palladium. Im Vergleich dazu hat das Gold nur 25 Prozent abgegeben und Platin gerade einmal 18 Prozent.
Wie die anderen Metalle auch hat das Palladium seinen tiefsten Kurs am 14. Juni erreicht, er lag bei 256 $ je Unze und damit auf dem niedrigsten Niveau seit Ende letzten Jahres.
Unsere, in der letzten Woche an dieser Stelle enthaltene Empfehlung an industrielle Endverbraucher, das Metall zwischen 300 und 260 $ in je Unze zu kaufen, hat sich bisher als richtig herausgestellt. Vom Tiefstkurs aus legte das Metall nämlich rasch wieder über 300 je Unze zu und gestern erreichte es schließlich das Wochenhoch bei 316 $ je Unze, bevor es wieder leicht auf nun 300 $ je Unze fiel.
Die weitere Entwicklung wird maßgeblich von den Vorgaben des Goldpreises abhängen, ein Durchbruch des gelben Metalls auf der unteren Seite könnte dazu führen, dass auch das Palladium wieder in Richtung der Marke von 275 $ je Unze marschiert. Aber wie schon in der letzten Woche auch, empfehlen wir weiterhin, Preise in dieser Region für Absicherungsgeschäfte zu nutzen.
Während der Einbruch des Palladiumpreises mit großer Sicherheit von den industriellen Käufern und der Schmuckindustrie begrüßt wurde, waren die Spekulanten darüber sicher weniger glücklich. Von daher ist es keine Überraschung, dass sie in der vergangenen Woche fast 15 Prozent ihrer Pluspositionen an der New Yorker COMEX geschlossen haben und dort nun nur noch etwas über 24 Tonnen halten.
Rhodium, das Platinmetall mit einer Jahresproduktion von gerade einmal 21 Tonnen, hatte in der letzten Woche keine Chance, dem allgemeinen Trend auf den Edelmetallmärkten zu entkommen. Angesichts der weitgehenden Abwesenheit industriellen Kaufinteresses fiel der Preis von 4.600 $ je Unze am vorletzten Mittwoch auf einen Tiefstkurs bei 3.800 $ je Unze 48 Stunden später. Während der ursprüngliche Anstieg und später der erste Teil der Verkäufe noch relativ zivilisiert abgelaufen waren, sorgte diese letzte Bewegung am Ende doch für so etwas wie eine Paniksituation, dieses Mal naturgemäß bei den momentanen Inhabern des weißen Metalls. Aber wie oft in einer solchen Situation, ist der Moment der größten Nervosität der richtige Zeitpunkt für eine Trendwende. Und wie sich die Situation umkehrte! Nachdem das Rhodium am vergangenen Montag noch bei 4.000 $ je Unze notierte, kam einiges industrielles Kaufinteresse auf. Sehr schnell verschwanden auf dem Markt aber fast alle Offerten und das Metall stieg, auch unterstützt von einiger spekulativer Nachfrage, ebenso schnell an, wie es vorher gefallen war. Bereits am Donnerstagnachmittag notierte es wieder über 5.300 $ je Unze.
Nach diesem 25-prozentigem Kursgewinn fühlt sich das Metall nun ein wenig schwer an. Wir schließen deshalb nicht aus, dass es sich jetzt eher wieder nach unten orientieren könnte. Im Ergebnis würde dies bedeuten, dass es vorerst mit großer Wahrscheinlichkeit in einer Handelsspanne zwischen 4.000 $ und 5.500 $ je Unze verbleiben wird.
Iridium und Ruthenium haben sich dafür entschieden, in dieser Woche zunächst noch in der Deckung zu bleiben und sie notieren nach wie vor bei 400 $ bzw. 180 $ je Unze. Allerdings ist die Nachfrage im Moment sehr gering und wir schließen nicht aus, dass es in nächster Zeit zur limitierten Kursverlusten kommen könnte. Da es auf der anderen Seite jedoch nach wie vor starkes industrielles Kaufinteresse unterhalb des aktuellen Preises gibt, dürften sich eventuelle Abschläge aber in engen Grenzen halten.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
- Gold
Das gelbe Metall hatte seinen Sinkflug nach der Abfassung unseres letzten Berichts weiter fortgesetzt und erreichte am vorletzten Mittwoch einen Tiefstkurs von 541,75 $ je Unze, bevor es sich wieder stabilisieren konnte. Diese letzte Verkaufsrunde ging im wesentlichen auf das Konto von Spekulanten, die kalte Füße bekamen, nachdem die wichtige technische Unterstützung bei 580 $ je Unze durchbrochen worden war. Als das Metall seinen Tiefstkurs erreichte, hatte es dann rund 25 Prozent seines Wertes in gerade einmal drei Wochen verloren. Dies war zusammen mit den sich stabilisierenden Aktienmärkten und einem wieder fallenden Dollar sicher einer der Hauptgründe, warum sich die Schnäppchenjäger dem Gold wieder zuwandten.
Während zahlreiche kontinentaleuropäische Marktteilnehmer durch das lange Feiertagswochenende nicht anwesend waren, sorgte in die Amerikaner und am Freitag dann auch die asiatischen Händler für Kursgewinne, die das gelbe Metall rasch wieder in eine höhere Umlaufbahn bei 580 $ je Unze beförderten.
Mit Beginn der neuen Woche sah sich das Gold aber nicht in der Lage, diese Gewinne zu verteidigen. Eine Erholung des Dollars und ein fallender Ölpreis ließen es bis zum Dienstagnachmittag wieder auf 560,- $ je Unze absinken. Der Wind für den Dollar drehte allerdings wieder relativ rasch und die hinzukommende Unsicherheit bezüglich des möglichen nordkoreanischen Raketentests sorgte später für erneute Kursgewinne. Die positive Entwicklung beschleunigte sich noch, nachdem das Metall aus dem bisherigen Abwärtstrend nach oben ausbrechen konnte. Das Gold erreichte schließlich gestern sein Wochenhoch bei 595 $ je Unze. Allerdings vermochte es die Gewinne nicht zu halten und mit 583 $ je Unze liegt es momentan in der Mitte der Handelsspanne dieser Woche.
Für die kommenden Tage erwarten wir, dass das Gold anfänglich in einer Handelsspanne zwischen 575 $ und 597 $ je Unze verbleiben wird. Nur ein Durchbrechen eines dieser beiden Punkte würde für die mittelfristige Entwicklung neue Impulse geben. Für den Rest des Sommers könnte das gelbe Metall dann durchaus in einer Handelsspanne zwischen 540 $ je Unze und 640 $ je Unze verbleiben. Die positiven Faktoren wie geopolitische Unsicherheiten, der Trend hin zu einer verstärkten Diversifizierung von Portfolios und der Wiederanstieg der physischen Nachfrage durch die Schmuckindustrie, könnten zunächst noch überschattet werden durch steigende Zinsen, sowie, damit zusammenhängend, durch die ansteigende Risikoscheu der Anleger.
Von Seiten der Goldminen gab es in dieser Woche nicht allzu viele Nachrichten. Die interessanteste könnte noch gewesen sein, dass die russische Regierung ein Gesetz vorbereitet, in dem über 70 Öl- und Gasfelder, sowie eine Reihe von Metalllagerstätten als "strategisch" definiert werden und das ausländische Eigentümer für diese Ressourcen verbietet. Was die Goldminen des Landes betrifft, fällt bisher allerdings nur das Erzlager von Sukhoi Log in diese Kategorie.
Nach einer langen Periode ohne große Nachrichten von Seiten der Zentralbanken, haben die europäischen Notenbanken in der letzten Woche wieder einmal ein Lebenszeichen von sich gegeben. Die spanische Zentralbank gab bekannt, dass sie im vergangenen Jahr nahezu 66 Tonnen Gold verkauft habe. Die Erlöse seien in festverzinsliche Wertpapiere investiert worden. Die Spanier haben nun noch etwa 460 t Gold übrig.
Während die Europäer mit ihren geplanten Verkäufen fortfahren, werden andere Zentralbanken regelmäßig als potenzielle Käufer genannt. Die eine Adresse, die in diesem Zusammenhang regelmäßig im Rampenlicht steht, ist die chinesische Notenbank. Während diese meistens von außerhalb und nicht selten von Gold-Lobbygruppen aufgefordert wird, doch ihre Goldreserven zu erhöhen, gab es in dieser Woche immerhin einen ähnlichen Aufruf von innen durch einen Funktionär und einen der Ökonomen der Bank. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters halten die Chinesen derzeit nur 1,3 Prozent ihrer Währungsreserven in Form von Gold, der weltweite Durchschnitt liegt dagegen bei 10,5 Prozent.
Verglichen mit den Zentralbanken im Fernen Osten, sind die deutschen Investoren bereits einen Schritt voraus. Banken berichteten gestern, dass nach Wochen ununterbrochener Verkäufe, die Nachfrage nach Münzen und Barren endlich wieder einmal die Oberhand gewonnen habe. Ähnliches Interesse wird auch für börsengehandelte Produkte wie Zertifikate und Optionsscheine mitgeteilt. Der Goldpreis, der in der letzten Woche noch ein 8- Wochen Tief bei 431,70 € je Unze erreicht hatte, stieg im Laufe dieser Woche wieder auf 470 € je Unze an. Für den Moment sieht es nicht danach aus, als ob diese Volatilität in nächster Zeit nachlassen könnte, denn während die Euro/Dollar Rate in einem relativ engen Band festsitzt, bewegt sich der Goldpreis nach wie vor deutlich.
- Silber
Nach langer Zeit normalisiert sich die Situation auf dem Silbermarkt endlich wieder einmal. Als wir unseren letzten Bericht veröffentlichten, lag das weiße Metall noch bei 10,30 $ je Unze und es hatte mehr als zwei Dollars in weniger als einer Woche verloren. Und anfänglich setzte sich dieser Trend sogar noch fort: Das Metall fiel weiter und gab noch einmal einen Dollar ab, bevor es schließlich am vorletzten Mittwoch bei 9,40 $ je Unze einen Boden finden konnte. Dies war das niedrigste Niveau seit Mitte Februar und das Metall hat damit im wesentlichen sämtliche Gewinne, die es im Zusammenhang mit der Börseneinführung des Silber-Fonds an der New-Yorker Börse erzielt hatte, wieder abgegeben. In der Nähe der Tiefstkurse begannen Spekulanten, aber auch längerfristig orientierte Investoren, sich wieder mit dem Metall einzudecken und noch vor dem Wochenende lag der Wert dann schon wieder bei 10,30 $ je Unze. In den letzten Tagen handelte das Metall dann in einer Handelsspanne zwischen 9,78 $ je Unze und 10,69 $ je Unze.
Mit einem aktuellen Preis bei knapp über 10 $ je Unze liegt es technisch gesehen weiter in einem Abwärtstrend. Trotzdem empfehlen wir industriellen Endverbrauchern, das Metall nach unten stufenweise zu kaufen. Sollte zu irgendeinem Zeitpunkt aber das Niveau von 10,60 $ je Unze durchbrochen werden, würde sich die Lage deutlich verbessern, allerdings wird dieser Fall nicht ohne entsprechende Vorgaben vom Gold eintreten.
Die Zinsen für Silber sind in dieser Woche besonders in der Zwölfmonatsperiode gestiegen. Sie liegen nun leicht über fünf Prozent und damit in der Nähe des Dollar-Zinssatzes.
Die privaten Investoren in Deutschland zeigen nach wie vor ein überraschend starkes Interesse an Silberbarren. Momentan gibt es eine zweiwöchige Vorlaufzeit, bevor neue Bestellungen zur Auslieferung kommen.
Die Erstnotiz eines zweiten Silber-Fonds, dessen Einführung an der Londoner Aktienbörse geplant ist, lässt unterdessen weiter auf sich warten. Allerdings gab die dahinter stehende Firma bekannt, dass man noch innerhalb eines Monats mit dem Produkt starten wolle. Im Gegensatz zu dem entsprechenden Fonds in den USA wird das Londoner Gegenstück allerdings nicht mit physischem Metall hinterlegt sein. In New York sind derweil mehr als 2.100 Tonnen Silber in den Tresoren der Banken eingelagert worden.
- Platin
In der letzten Woche haben wir an dieser Stelle über das Platin geschrieben, dass es die beste fundamentale Ausgangslage habe, gleichwohl aber dem allgemeinen Trend auf den Edelmetallmärkten nicht werde entkommen können. Nun, wir haben auch im Laufe dieser Woche keine bessere Möglichkeit gefunden, um die Situation zu beschreiben und müssen uns deshalb noch einmal wiederholen.
Das erwähnte, positive fundamentale Umfeld hat in dieser Woche das Metall allerdings nicht davon abgehalten, zusammen mit Gold und Silber zu fallen. Noch zu Beginn der Berichtsperiode stand es bei 1.135 $ je Unze, schon 24 Stunden später lag es aber nur noch bei 1.090 USD.
Unterstützt durch einen Wechsel in der allgemeinen Stimmung, aber auch durch massive Käufe aus der Industrie, konnte das Metall im weiteren Verlauf dann rasch wieder zulegen und nur eine Woche später notierte es bereits wieder bei nahezu 1.200 $ je Unze. In den letzten 24 Stunden ist in die Notierung wieder leicht gefallen, aber mit momentan 1.170 $ liegt es noch immer drei Prozent über dem Stand der Vorwoche. Was die nähere Zukunft angeht, empfehlen wir weiterhin, Rückschläge für Käufe zu nutzen. Eine erste technische Unterstützung gibt es bereits bei 1.160 $ je Unze, sollte diese nicht halten, kann das Metall unter Umständen aber auch weiter auf 1.120 $ je Unze fallen.
Auf der fundamentale in Seite gab es in der vergangenen Woche nicht viele Nachrichten. Der weltweit zweitgrößte Platinproduzent, Impala Platinum Mining, teilte mit, dass die Produktion in diesem Jahr im Vergleich zu 2005 möglicherweise nicht wie geplant ansteigen werde. Ursprünglich war vorgesehen, die Ausbringung um 70.000 auf 1,92 Millionen Unzen anzuheben. Die Gesellschaft teilte mit, dass ein geringerer Erzgehalt, langsamere Fortschritte bei der Produktivitätssteigerung und Verluste durch einen Streik für die Änderung der Vorhersage verantwortlich seien.
Impala wurde von Aktienanalysten außerdem als ein möglicher Käufer des weltweit drittgrößten Platinproduzenten, Lonmin, genannt. Dies war der Hauptgrund, warum die Aktien von Lonmin im Laufe dieser Woche deutlich gestiegen sind. Die in London beheimatete Gesellschaft mit Minen in Südafrika wird seit Monaten als Übernahmekandidat gehandelt und das, obwohl sie im Februar bekannt gegeben hatte, dass sämtliche, diesbezügliche Gespräche abgebrochen worden seien.
- Palladium
Das Palladium hat in den vergangenen 10 Tagen seinen Ruf als das Silber des Platinmetallcamps wieder einmal verteidigt. Beide Metalle zeichnet eine extreme Volatilität, eine geringe Liquidität und, beim Palladium vielleicht nur vorerst noch, eine schlechte fundamentale Ausgangssituation aus. Insofern war es keine Überraschung, dass beide Metalle fast in denselben Prozentsatz ihres Wertes in den letzten Wochen verloren haben, 38 Prozent waren es beim Silber, 37 Prozent beim Palladium. Im Vergleich dazu hat das Gold nur 25 Prozent abgegeben und Platin gerade einmal 18 Prozent.
Wie die anderen Metalle auch hat das Palladium seinen tiefsten Kurs am 14. Juni erreicht, er lag bei 256 $ je Unze und damit auf dem niedrigsten Niveau seit Ende letzten Jahres.
Unsere, in der letzten Woche an dieser Stelle enthaltene Empfehlung an industrielle Endverbraucher, das Metall zwischen 300 und 260 $ in je Unze zu kaufen, hat sich bisher als richtig herausgestellt. Vom Tiefstkurs aus legte das Metall nämlich rasch wieder über 300 je Unze zu und gestern erreichte es schließlich das Wochenhoch bei 316 $ je Unze, bevor es wieder leicht auf nun 300 $ je Unze fiel.
Die weitere Entwicklung wird maßgeblich von den Vorgaben des Goldpreises abhängen, ein Durchbruch des gelben Metalls auf der unteren Seite könnte dazu führen, dass auch das Palladium wieder in Richtung der Marke von 275 $ je Unze marschiert. Aber wie schon in der letzten Woche auch, empfehlen wir weiterhin, Preise in dieser Region für Absicherungsgeschäfte zu nutzen.
Während der Einbruch des Palladiumpreises mit großer Sicherheit von den industriellen Käufern und der Schmuckindustrie begrüßt wurde, waren die Spekulanten darüber sicher weniger glücklich. Von daher ist es keine Überraschung, dass sie in der vergangenen Woche fast 15 Prozent ihrer Pluspositionen an der New Yorker COMEX geschlossen haben und dort nun nur noch etwas über 24 Tonnen halten.
- Rhodium
Rhodium, das Platinmetall mit einer Jahresproduktion von gerade einmal 21 Tonnen, hatte in der letzten Woche keine Chance, dem allgemeinen Trend auf den Edelmetallmärkten zu entkommen. Angesichts der weitgehenden Abwesenheit industriellen Kaufinteresses fiel der Preis von 4.600 $ je Unze am vorletzten Mittwoch auf einen Tiefstkurs bei 3.800 $ je Unze 48 Stunden später. Während der ursprüngliche Anstieg und später der erste Teil der Verkäufe noch relativ zivilisiert abgelaufen waren, sorgte diese letzte Bewegung am Ende doch für so etwas wie eine Paniksituation, dieses Mal naturgemäß bei den momentanen Inhabern des weißen Metalls. Aber wie oft in einer solchen Situation, ist der Moment der größten Nervosität der richtige Zeitpunkt für eine Trendwende. Und wie sich die Situation umkehrte! Nachdem das Rhodium am vergangenen Montag noch bei 4.000 $ je Unze notierte, kam einiges industrielles Kaufinteresse auf. Sehr schnell verschwanden auf dem Markt aber fast alle Offerten und das Metall stieg, auch unterstützt von einiger spekulativer Nachfrage, ebenso schnell an, wie es vorher gefallen war. Bereits am Donnerstagnachmittag notierte es wieder über 5.300 $ je Unze.
Nach diesem 25-prozentigem Kursgewinn fühlt sich das Metall nun ein wenig schwer an. Wir schließen deshalb nicht aus, dass es sich jetzt eher wieder nach unten orientieren könnte. Im Ergebnis würde dies bedeuten, dass es vorerst mit großer Wahrscheinlichkeit in einer Handelsspanne zwischen 4.000 $ und 5.500 $ je Unze verbleiben wird.
Iridium und Ruthenium haben sich dafür entschieden, in dieser Woche zunächst noch in der Deckung zu bleiben und sie notieren nach wie vor bei 400 $ bzw. 180 $ je Unze. Allerdings ist die Nachfrage im Moment sehr gering und wir schließen nicht aus, dass es in nächster Zeit zur limitierten Kursverlusten kommen könnte. Da es auf der anderen Seite jedoch nach wie vor starkes industrielles Kaufinteresse unterhalb des aktuellen Preises gibt, dürften sich eventuelle Abschläge aber in engen Grenzen halten.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.