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Euro-Banken unter Druck

08.02.2016  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Die verfügbaren Daten über "notleidende Kredite" in den Bilanzen der Euro-Banken signalisieren zudem keine wirkliche Entspannung (siehe hierzu nachfolgende Grafik ).

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Quelle: Bloomberg, World Bank Group
International ist es üblich von notleidenden Krediten (“nonperforming loans”, kurz: NPL) zu sprechen, wenn bei einem Kredit ein Verzug von Zins- oder Tilgungszahlungen seit mindestens 90 Tagen vorliegt, oder wenn bei einem Verzug von weniger als 90 Tagen die Bank Gründe hat zu erwarten, dass der Kredit nicht mehr bedient wird. Im Euroraum sind die notleidenden Kredite der Banken im Zuge der Krise 2008/2009 stark angestiegen - und bislang nicht wieder merklich gefallen.


Bislang ist es den Euro-Banken offensichtlich nicht gelungen, trotz der leichten wirtschaftlichen Erholung den Anteil der Problemkredite in ihrem Kreditportfolio nennenswert abzusenken. Das könnte daran liegen, dass sich die finanzielle Lage der (Alt-)Schuldner nicht wirklich verbessert hat. Eine neuerliche Eintrübung der Wirtschaftslage könnte daher die schwelenden Probleme der Euro-Banken wieder aufflammen lassen.

Auf den Finanzmärkten sind die Kreditausfallsorgen für nachrangige Anleihen jüngst deutlich angestiegen. So beispielsweise für die größten deutschen Banken, die Deutsche Bank und die Commerzbank.

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Quelle: Bloomberg. *100 Basispunkte = 1 Prozentpunkt. Ein CDS Spread in Höhe von 300 Basispunkten besagt, dass man 300.000 Euro bezahlen muss, um sich für einen Zahlungsausfall in Höhe von 10 Mio. Euro abzusichern.


Gold gegen Zahlungsausfälle

Im Euroraum ist es bereits zu Ausfällen bei Bankanleihen gekommen. Ende 2015 wurden in Italien vier Volksbanken gerettet. Mehr als 1 Millionen Kunden erlitten dabei Verluste von insgesamt geschätzten 750 Mio. Euro. In Portugal wurden über den Jahreswechsel urplötzlich Schuldpapiere der Novo Banco (die aus den "guten Teilen" der gescheiterten Banco Espirito Santo geschaffen wurde) in Höhe von etwa 2 Mrd. Euro für quasi wertlos erklärt.

In der Öffentlichkeit bekannter sind vermutlich die Verluste, die die Halter von Bankschuldpapieren und -depositen in Griechenland und Zypern erlitten haben, um die Banken über Wasser zu halten.

Anleger sollten spätestens jetzt aufwachen: Die Probleme der Euro-Banken haben längst das Ende der Sorglosigkeit für Bankkunden eingeläutet. Das, was bisher als sicher galt, ist nun nicht (mehr) sicher.

Was tun? Euro-Anleger haben gute Gründe, in ihrem liquiden Vermögen Gold zu halten. Als das ultimative Zahlungsmittel ist Gold nicht nur ein Schutz gegen die Entwertung des Euro. Gold ist auch ein Schutz gegen Zahlungsausfälle: Denn es trägt kein Kontrahentenrisiko wie beispielsweise Schuldpapiere und Bankeinlagen. Und es versagt vor allem langfristig seinen Dienst nicht.

Regierungen kommen und gehen, Papiergeldwährungen kommen und gehen. Das Gold bleibt jedoch. Es wird - wie die Dinge stehen - seinen Tauschwert nicht einbüßen.


Euro-Banken haben nach wie vor eine sehr dünne Eigenkapitaldecke

Banken sind verpflichtet, ihre risikotragende Aktiva mit Eigenkapital zu unterfüttern. Bisher war eine Quote von 8 Prozent gefordert, künftig wird (durch Basel III) eine Quote von etwa 13 Prozent gefordert. Mit der bisherigen Eigenkapitalquote von 8 Prozent konnten Banken mit einem Euro Eigenkapital Kredite in Höhe von 12,5 Euro produzieren (1 dividiert durch 0,08). Dieser "Hebeleffekt" wird dadurch verstärkt, dass nicht alle Risikoaktiva zu 100 Prozent auf das Eigenkapital angerechnet werden.

Beträgt die Anrechnung zum Beispiel nur 25 Prozent, so kann eine Bank mit einem Euro Eigenkapital Kredite in Höhe von 50 Euro produzieren. Bei einer Eigenkapitalquote von 13 Prozent wäre das maximal erzielbare Kreditvolumen nur noch knapp 31 Euro.

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Quelle: Thomson Financial


Wenn eine Bank durch Verluste nun einen Euro verliert (und ihn nicht durch neues Eigenkapital ersetzen kann), schlägt der Hebel in das andere Extrem um: Die Bank muss ihr Kreditangebot um 50 Euro verringern - beziehungsweise künftig um 31 Euro. Solch eine Kreditschrumpfung ist nicht folgenlos. Sie macht dem Konjunkturaufschwung, der mit der Kreditausweitung zuvor in Gang gesetzt wurde, den Garaus. Es kommt zu Kreditausfällen auf breiter Front, die Wirtschaftsleistung fällt, die Arbeitslosigkeit steigt.

Das ist auch der Grund, warum die Geldpolitiken bestrebt sind, die Kreditvergabe der Banken in Gang zu halten beziehungsweise eine Kreditschrumpfung zu verhindern.

Dass man nun im Euroraum versucht, überschuldete Banken per Schuldenschnitt zu sanieren, kommt gewissermaßen einer "Operation am offenen Herzen" gleich. Anders als bei anderen Schuldnern kann es bei Banken, wenn es zum Streichen der Schulden kommt, das gesamte Wirtschaftssystem in die Krise stoßen. Und zwar dann, wenn das Vertrauen in den Kredit schwindet.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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