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Gold profitiert von Panikstimmung an Weltfinanzmärkten

15.02.2016  |  Thorsten Proettel
Goldpreis deutlich gestiegen

Der Goldpreis haussierte in den vergangenen Tagen kräftig. Am Rosenmontag wurde erstmals seit Juni 2015 wieder die Marke von 1.200 USD überschritten. Nach einer mehrtägigen Konsolidierungsphase zündete das Edelmetall am Freitag die nächste Raketenstufe und kletterte innerhalb weniger Stunden von etwa 1.197 USD zu Handelsbeginn auf 1.259 USD in der Spitze - ein sattes Plus von rund 5% und selbst nach einem leichten Rückgang am Abend der größte Tagesgewinn seit September 2013.


Anleger suchen Sicherheit

Der Grund für die Goldhausse ist sicherlich in den schwachen Aktien und der allgemeinen Verunsicherung der Finanzmärkte zu suchen. Anleger wenden sich deshalb wieder verstärkt sicheren Alternativen wie Bundesanleihen und natürlich Gold zu.

Beispielsweise erhöhte sich der Gesamtbestand der vor allem bei institutionellen Investoren beliebten Gold-ETCs seit dem 7. Januar um 129 Tonnen. Diese Käufe entsprechen Mittelzuflüssen in Höhe von mehr als 4,7 Mrd. USD und stellen damit die umfangreichsten Erwerbungen seit 2012 dar Doch was ist der dahinterliegende Grund für die Panik?

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Abschwung in den USA? Bankenkrise in Europa?

Nicht ganz neu ist die Diskussion über das nachlassende Wachstum in der Volksrepublik China. Erfasst wurde hiervon nun auch die USA. Viele Marktteilnehmer glauben, dass es in den Vereinigten Staaten in diesem Jahr zu keiner Leitzinserhöhung kommen wird. Dafür sprächen nicht nur die eingetrübten Konjunkturdaten, sondern auch die Finanzmarktturbulenzen selbst, die Fed-Chefin Janett Yellen vermutlich sehr ungelegen kommen.

Ein neues Fass wurde in den letzten Tagen in Europa aufgemacht, wo der Bankensektor unter Stress steht. Die Kursentwicklung mancher Bankaktien spricht hierfür Bände. Außerdem schnellten die Preise für Kreditausfallversicherungen in die Höhe. Für Credit Default Schwaps (CDS) auf die Deutsche Bank (5 Jahre, subordinated) müssen derzeit 500 Basispunkte bezahlt werden, was ein Anstieg um 150% gegenüber Ende 2015 darstellt.

Die CDS-Prämie steht aktuell sogar 200 Basispunkte über ihren Stand während der Lehman-Pleite 2008. Konkrete Gründe hierfür sind wiederum nicht bekannt, wobei gerade bei Banken immer die Gefahr einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung besteht, wenn über finanzielle Schieflagen spekuliert wird.


Weltrezession durch gefallenen Ölpreis?

Als Auslöser einer umfassenden Rezession steht auch der stark gesunkene Ölpreis in der Diskussion. Er führt zu deutlich niedrigeren Investitionen in neue Ölförderanlagen und damit zu einem Auftragseinbruch in den entsprechenden Branchen. Beispielsweise halbierten sich die Bauinvestitionen der US-Erdölindustrie im 4. Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahresquartal auf nur noch 62 Mrd. USD.

Daneben fehlen den ölexportierenden Staaten die Einnahmen für den Kauf von Gütern aus dem Westen. Drittens werden Pleiten stark verschuldeter Ölförderunternehmer wahrscheinlicher, was wiederum Stress für das Finanzsystem bedeuten könnte.

Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich stiegen die Kredite an die Öl- und Erdgaswirtschaft von 2006 bis Ende 2014 von 600 Mrd. USD auf 1,6 Bio. USD und das Volumen der ausstehenden Anleihen der Unternehmen kletterte von 455 Mrd. USD auf 1,4 Bio. USD. Gewisse Parallelen zur USSubprimekrise mögen die Panik der Börsianer erklären, wenngleich wir manche Marktreaktionen derzeit für übertrieben halten.

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Konsolidierung wahrscheinlich

Einige Argumente sprechen dafür, dass nach dem starken Goldpreisanstieg der letzten Tage eine Konsolidierungsphase eintreten dürfte. Aus charttechnischer Sicht gilt Gold als überkauft, da sich der Relative-Stärke-Index schon seit mehreren Tagen oberhalb der kritischen Schwelle von 70 Punkten bewegt.

Aktuell wird ein Wert von 83 erreicht. Auf der anderen Seite bringt die aktuell laufende Gegenbewegung an den stark gesunkenen Aktienmärkten Gegenwind, was den Goldpreis ebenfalls belasten dürfte.

Grundsätzlich gehen wir zwar nicht von dem Eintreffen der aktuell an den Finanzmärkten diskutierten Negativszenarien aus. Das Interesse vieler Anleger an Gold dürfte aufgrund der allgemein bestehenden Verunsicherung jedoch hoch bleiben, weshalb wir unsere Goldprognose von 1.300 USD zum Jahresende 2016 bestätigen.


© Thorsten Proettel
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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