Goldpreis in Euro springt auf 10-Monatshoch
19.02.2016 | Eugen Weinberg
Energie
"Und täglich grüßt das Murmeltier" kann man wohl über die Gespräche zwischen den Ölproduzenten in den letzten Wochen sagen. Kaum gibt es Anzeichen dafür, dass sich die Länder auf einen gemeinsamen Nenner einigen würden, schon kommt ein Dementi. Die jüngste Verhandlungsrunde über ein "Einfrieren" der Produktionsniveaus war noch nicht beendet, als der iranische Ölminister das Ergebnis schon als nicht ausreichend bezeichnete. Aus Saudi-Arabien heißt es sogar, dass das Land nicht bereit sei, die Produktion zu kürzen und seinen Marktanteil weiterhin verteidigen würde.
Wir halten eine Einigung zwischen den führenden Ölproduzenten für nahezu ausgeschlossen. Ganz sinnfrei sind die Verhandlungen jedoch nicht. Zum einen ist eine künftige Kooperation nicht auszuschließen. Zum anderen zeigen die zahlreichen Meldungen auch die Verzweiflung einiger Länder, insbesondere Venezuelas, und deren desolate finanzielle Situation. Somit fehlt diesen Ländern das nötige Kleingeld, um die Produktion zu erhöhen.
Der Ölmarkt bleibt überversorgt. Ein Zeichen dafür ist der Anstieg der sog. "schwimmenden" Ölvorräte des Irans um 1,8 Mio. auf 50,6 Mio. Barrel laut dem Schiffstracker Windwar. Auch in den USA steigen die Ölbestände. So negativ wie der Markt - der Ölpreis fiel nach den Zahlen um über 1 USD - sehen wir den DOE-Bericht nicht. So war der Anstieg erwartet, weil der vorherige Rückgang auf das schlechte Wetter zurückzuführen war. Außerdem war er von einem starken Anstieg der Importe begleitet. Auch ist die implizierte US-Ölnachfrage Mitte Februar noch nie so hoch gewesen. Der Rückgang der US-Ölproduktion um 51 Tsd. Barrel pro Tag auf den tiefsten Stand seit Oktober spricht ebenso für langfristig höhere Ölpreise.
Edelmetalle
Gold handelt zum Wochenausklang bei gut 1.220 USD je Feinunze. Gestern Mittag hatte Gold zunächst die Marke von 1.200 USD getestet, welche standhielt. Anschließend gab es einen starken Anstieg bis auf 1.240 USD im späten Handel. In Euro gerechnet stieg Gold zeitweise auf fast 1.120 EUR und markierte damit ein 10-Monatshoch. Zum Preisanstieg dürfte der Rückgang der Ölpreise beigetragen haben, der auf eine höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer hindeutet. Ebenso spielen wohl die Verhandlungen der EU mit Großbritannien über Zugeständnisse an das Vereinigte Königreich eine Rolle, die sich zäh gestalten.
Sollten die Forderungen des britischen Premierministers Cameron nicht erfüllt werden, könnte dies im schlimmsten Fall zu einem Austritt Großbritanniens aus der EU ("Brexit") führen. Unterstützt wurde der Goldpreis einmal mehr von merklichen Zuflüssen in die ETFs: Gestern waren es wieder 5,3 Tonnen. Seit Jahresbeginn wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs um 154 Tonnen aufgebaut. Damit sind die Zuflüsse in die ETFs jetzt schon größer als die gesamten Abflüsse des letzten Jahres (138 Tonnen).
Gold bleibt somit im aktuellen von weiterhin hoher Unsicherheit gekennzeichneten Marktumfeld gefragt. Zudem bauen die Zentralbanken ihre Goldbestände weiter auf. So haben zum Beispiel die russische und die chinesische Zentralbank im Januar 13,6 bzw. 16 Tonnen Gold gekauft. Beide setzen damit ihre Goldkäufe des letzten Jahres fort.
Industriemetalle
Angeführt von Zink und Blei legen die Metallpreise zum Ende der Handelswoche deutlich zu. Zink verteuert sich auf rund 1.720 USD je Tonne, nachdem es gestern schon um über 3% stieg. Blei kostet etwa 1.760 USD je Tonne. Gestern hatte sich der Preisabschlag von Zink zu Blei zeitweise auf weniger als 30 USD je Tonne reduziert, die geringste Preisdifferenz seit Mitte November. Neue Nachrichten oder Daten, die den Preisanstieg bei Zink erklären könnten, gab es allerdings nicht.
Wir hatten jedoch schon mehrfach darauf hingewiesen, dass umfangreiche Produktionskürzungen das Zinkangebot in diesem Jahr deutlich verknappen werden. Dies rechtfertigt u.E. höhere Zinkpreise. Zudem sind offenbar auch die spekulativen Finanzinvestoren auf den Zug aufgesprungen. Sie hatten an der LME schon in der letzten Woche ihre Netto-Long-Positionen auf den höchsten Stand seit Mitte Juni ausgeweitet und dürften diese auch in der laufenden Woche weiter ausgebaut haben.
In Indonesien gibt es offenbar neue Erwägungen, das Exportverbot von unbehandelten Erzen aufzuweichen. Laut Angaben des Energie- und Bergbauministers bedarf es hierzu einer Änderung des 2009 eingeführten Gesetzes. Diese könnte bis Mitte des Jahres erfolgen. Seit Januar 2014 dürfen keine unbehandelten Erze mehr ausgeführt werden, was zu einer Verknappung insbesondere von Nickelerzen und Bauxit geführt hat. Der Bau von Schmelzen zur Verarbeitung der Erze im Land bleibt aber bislang deutlich hinter den Erwartungen zurück. Zudem scheinen einige Unternehmen nun auch in finanziellen Schwierigkeiten zu sein.
Agrarrohstoffe
Dass sich der Iran nach der Aufhebung der Sanktionen einen Boom im Ölsektor erhofft, ist hinlänglich bekannt. Weit weniger bekannt dürfte dagegen sein, dass der Iran Ähnliches auch für seinen Agrarsektor wünscht. Ein hochrangiger Offizieller der für die Getreidekäufe zuständigen staatlichen iranischen Behörde GTC sieht ein großes ausländisches Interesse an Investitionen im iranischen Agrarsektor. Er äußerte die Erwartung einer steigenden Produktion und sogar steigender Exporte. Dies scheint zumindest im Falle von Weizen reichlich ambitioniert zu sein.
Der einheimische Weizenbedarf ist in den letzten 10 Jahren um knapp 2% pro Jahr gestiegen und liegt laut USDA aktuell bei 18 Mio. Tonnen. Die Produktion schwankt dagegen seit Jahren zwischen 12,5 Mio. und 14,5 Mio. Tonnen. Entsprechend hoch ist der Importbedarf. Zwar hat der Iran 6,1 Mio. Hektar an nutzbaren Anbauflächen. Zwei Drittel davon verfügen allerdings über keine Bewässerung und sind damit anfällig für Dürreperioden.
Die Wasserknappheit dürfte einer deutlichen Steigerung der Weizenproduktion entgegenstehen. Ein Vertreter der Welternährungsorganisation FAO äußert sich daher skeptisch, ob der Iran tatsächlich zum Weizenexporteur werden kann. Das Risiko, dass der ohnehin schon reichlich versorgte globale Weizenmarkt mit zusätzlichem Angebot aus dem Iran rechnen muss, ist daher gering.
"Und täglich grüßt das Murmeltier" kann man wohl über die Gespräche zwischen den Ölproduzenten in den letzten Wochen sagen. Kaum gibt es Anzeichen dafür, dass sich die Länder auf einen gemeinsamen Nenner einigen würden, schon kommt ein Dementi. Die jüngste Verhandlungsrunde über ein "Einfrieren" der Produktionsniveaus war noch nicht beendet, als der iranische Ölminister das Ergebnis schon als nicht ausreichend bezeichnete. Aus Saudi-Arabien heißt es sogar, dass das Land nicht bereit sei, die Produktion zu kürzen und seinen Marktanteil weiterhin verteidigen würde.
Wir halten eine Einigung zwischen den führenden Ölproduzenten für nahezu ausgeschlossen. Ganz sinnfrei sind die Verhandlungen jedoch nicht. Zum einen ist eine künftige Kooperation nicht auszuschließen. Zum anderen zeigen die zahlreichen Meldungen auch die Verzweiflung einiger Länder, insbesondere Venezuelas, und deren desolate finanzielle Situation. Somit fehlt diesen Ländern das nötige Kleingeld, um die Produktion zu erhöhen.
Der Ölmarkt bleibt überversorgt. Ein Zeichen dafür ist der Anstieg der sog. "schwimmenden" Ölvorräte des Irans um 1,8 Mio. auf 50,6 Mio. Barrel laut dem Schiffstracker Windwar. Auch in den USA steigen die Ölbestände. So negativ wie der Markt - der Ölpreis fiel nach den Zahlen um über 1 USD - sehen wir den DOE-Bericht nicht. So war der Anstieg erwartet, weil der vorherige Rückgang auf das schlechte Wetter zurückzuführen war. Außerdem war er von einem starken Anstieg der Importe begleitet. Auch ist die implizierte US-Ölnachfrage Mitte Februar noch nie so hoch gewesen. Der Rückgang der US-Ölproduktion um 51 Tsd. Barrel pro Tag auf den tiefsten Stand seit Oktober spricht ebenso für langfristig höhere Ölpreise.
Edelmetalle
Gold handelt zum Wochenausklang bei gut 1.220 USD je Feinunze. Gestern Mittag hatte Gold zunächst die Marke von 1.200 USD getestet, welche standhielt. Anschließend gab es einen starken Anstieg bis auf 1.240 USD im späten Handel. In Euro gerechnet stieg Gold zeitweise auf fast 1.120 EUR und markierte damit ein 10-Monatshoch. Zum Preisanstieg dürfte der Rückgang der Ölpreise beigetragen haben, der auf eine höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer hindeutet. Ebenso spielen wohl die Verhandlungen der EU mit Großbritannien über Zugeständnisse an das Vereinigte Königreich eine Rolle, die sich zäh gestalten.
Sollten die Forderungen des britischen Premierministers Cameron nicht erfüllt werden, könnte dies im schlimmsten Fall zu einem Austritt Großbritanniens aus der EU ("Brexit") führen. Unterstützt wurde der Goldpreis einmal mehr von merklichen Zuflüssen in die ETFs: Gestern waren es wieder 5,3 Tonnen. Seit Jahresbeginn wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Gold-ETFs um 154 Tonnen aufgebaut. Damit sind die Zuflüsse in die ETFs jetzt schon größer als die gesamten Abflüsse des letzten Jahres (138 Tonnen).
Gold bleibt somit im aktuellen von weiterhin hoher Unsicherheit gekennzeichneten Marktumfeld gefragt. Zudem bauen die Zentralbanken ihre Goldbestände weiter auf. So haben zum Beispiel die russische und die chinesische Zentralbank im Januar 13,6 bzw. 16 Tonnen Gold gekauft. Beide setzen damit ihre Goldkäufe des letzten Jahres fort.
Industriemetalle
Angeführt von Zink und Blei legen die Metallpreise zum Ende der Handelswoche deutlich zu. Zink verteuert sich auf rund 1.720 USD je Tonne, nachdem es gestern schon um über 3% stieg. Blei kostet etwa 1.760 USD je Tonne. Gestern hatte sich der Preisabschlag von Zink zu Blei zeitweise auf weniger als 30 USD je Tonne reduziert, die geringste Preisdifferenz seit Mitte November. Neue Nachrichten oder Daten, die den Preisanstieg bei Zink erklären könnten, gab es allerdings nicht.
Wir hatten jedoch schon mehrfach darauf hingewiesen, dass umfangreiche Produktionskürzungen das Zinkangebot in diesem Jahr deutlich verknappen werden. Dies rechtfertigt u.E. höhere Zinkpreise. Zudem sind offenbar auch die spekulativen Finanzinvestoren auf den Zug aufgesprungen. Sie hatten an der LME schon in der letzten Woche ihre Netto-Long-Positionen auf den höchsten Stand seit Mitte Juni ausgeweitet und dürften diese auch in der laufenden Woche weiter ausgebaut haben.
In Indonesien gibt es offenbar neue Erwägungen, das Exportverbot von unbehandelten Erzen aufzuweichen. Laut Angaben des Energie- und Bergbauministers bedarf es hierzu einer Änderung des 2009 eingeführten Gesetzes. Diese könnte bis Mitte des Jahres erfolgen. Seit Januar 2014 dürfen keine unbehandelten Erze mehr ausgeführt werden, was zu einer Verknappung insbesondere von Nickelerzen und Bauxit geführt hat. Der Bau von Schmelzen zur Verarbeitung der Erze im Land bleibt aber bislang deutlich hinter den Erwartungen zurück. Zudem scheinen einige Unternehmen nun auch in finanziellen Schwierigkeiten zu sein.
Agrarrohstoffe
Dass sich der Iran nach der Aufhebung der Sanktionen einen Boom im Ölsektor erhofft, ist hinlänglich bekannt. Weit weniger bekannt dürfte dagegen sein, dass der Iran Ähnliches auch für seinen Agrarsektor wünscht. Ein hochrangiger Offizieller der für die Getreidekäufe zuständigen staatlichen iranischen Behörde GTC sieht ein großes ausländisches Interesse an Investitionen im iranischen Agrarsektor. Er äußerte die Erwartung einer steigenden Produktion und sogar steigender Exporte. Dies scheint zumindest im Falle von Weizen reichlich ambitioniert zu sein.
Der einheimische Weizenbedarf ist in den letzten 10 Jahren um knapp 2% pro Jahr gestiegen und liegt laut USDA aktuell bei 18 Mio. Tonnen. Die Produktion schwankt dagegen seit Jahren zwischen 12,5 Mio. und 14,5 Mio. Tonnen. Entsprechend hoch ist der Importbedarf. Zwar hat der Iran 6,1 Mio. Hektar an nutzbaren Anbauflächen. Zwei Drittel davon verfügen allerdings über keine Bewässerung und sind damit anfällig für Dürreperioden.
Die Wasserknappheit dürfte einer deutlichen Steigerung der Weizenproduktion entgegenstehen. Ein Vertreter der Welternährungsorganisation FAO äußert sich daher skeptisch, ob der Iran tatsächlich zum Weizenexporteur werden kann. Das Risiko, dass der ohnehin schon reichlich versorgte globale Weizenmarkt mit zusätzlichem Angebot aus dem Iran rechnen muss, ist daher gering.