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10 oder 50 Prozent in Gold und Silber anlegen?

21.02.2016  |  Manfred Gburek
Der mehr las vierjährige Abwärtstrend des Goldpreises ist seit ein paar Wochen gebrochen, der des Silbers noch nicht ganz. Die Gold- und Silberkonzerne präsentieren jetzt einer nach dem anderen ihre Ergebnisse für das vierte Quartal und das ganze Jahr 2015. Anleger reagieren darauf mal mehr oder weniger neutral, wie beim Branchenführer Barrick, mal enttäuscht, wie bei Gold Fields. Alles in allem also ein gemischtes Bild - bis auf einen Punkt: Die Favoriten wechseln. Waren es zunächst die Südafrikaner, deren Kurse unter Führung von Harmony nach oben gingen, so sind nunt andere Aktien favorisiert, zum Beispiel abwechselnd mal McEwen, mal Novagold - um nur zwei aus mehreren Dutzend zu nennen.

Rechnen Sie vorsorglich damit, dass die kursbestimmenden Großanleger weiter zwischen verschiedenen Aktien differenzieren werden, jedoch nach unterschiedlichen Kriterien: Mal spielen die Gewinnaussichten für 2016 die entscheidende Rolle, mal die Cash- oder Gesamtkosten, mal die aus ihnen abgeleitete Hebelwirkung, mal die Marktbreite, mal die Übernahmephantasie. Was Letztere betrifft, können Sie schon jetzt sicher davon ausgehen, dass es in der Edelmetallbranche nach mehreren harten Jahren zu einem großen Konzentrationsprozess kommen wird, der die Phantasie zusätzlich anregen dürfte.

Alles in allem also besonders positive Aussichten. Aber wie an dieser Stelle schon mehrfach betont, sollten Sie immer wieder mit kurzfristigen Rückschlägen rechnen. Diese fallen bei Minenaktien bekanntlich viel stärker aus als bei Gold und Silber in Form von Münzen oder Barren. Ich selbst neige dazu, in beiden Fällen durchzuhalten, also auch Minenaktien durch das kommende Dick und Dünn im Depot zu belassen, obwohl die Nerven aus Anlass von heftigen Kursschwankungen arg strapaziert werden können. Folglich rate ich Ihnen ebenfalls zum Durchhalten, mag das Jonglieren mit kurzfristigen Kursspitzen noch so verführerisch sein.

Wie hält man angesichts schwankender Kurse die eigenen Nerven im Zaum? Zunächst mit der grundsätzlichen Überlegung, dass die Edelmetalle nach drei oder vier Jahren, gemessen in Euro oder in jeder anderen Währung, mehr wert sein werden als heute. Warum bin ich mir da so sicher? Weil die Geldpolitik der führenden Notenbanken generell weiter auf Expansion ausgerichtet sein wird und weil sie speziell zu negativen Zinsen führt bzw. bereits geführt hat. Natürlich werden EZB, Fed & Co. alle Versuche unternehmen, um uns ihre Entscheidungen plausibel zu machen, das Finanzsystem als gesund statt marode darzustellen und den Goldpreis drücken zu lassen, wann immer es geht. Aber solange sie wie Gelddruckmaschinen funktionieren, wird ihnen das nicht nachhaltig gelingen. Darin steckt Ihre Chance, wenn Sie stur wie ein Panzer an Ihren Gold- und Silberanlagen festhalten.

Wie intensiv sollte man die Edelmetallmärkte verfolgen? Hier kommen wieder die Nerven ins Spiel: Verfolgt man sie täglich oder sogar stündlich, lässt sich Nervosität nicht verhindern. Das geben sogar ausgebuffte Profis zu. Doch es bestehen Methoden zur Beruhigung. Zum Beispiel das Vorhalten eines bestimmten Bargeldanteils auf dem Konto, sodass man jeden Abend mit der Gewissheit ruhig einschläft, bei kurzfristigen Rücksetzern noch mal günstig nachkaufen zu können - wenn es dann so weit ist, scheuen die meisten Anleger allerdings den Nachkauf, weil ihnen bei solchen Gelegenheiten regelmäßig der Schreck in die Glieder fährt.

Ein weiteres Beispiel: Machen Sie sich erst per Internet und danach per pedes auf die Suche nach anderen interessanten Anlagen, vor allem vielversprechenden Aktien, die anscheinend niemand haben will. Das lässt Sie auf neue Gedanken kommen und erweist sich später, wenn die Aktienkurse aus Dax, MDax usw. wieder nach oben drehen, als wertvolle Ergänzung zu Ihrer Anlagestrategie. Und noch ein Beispiel: Treten Sie eine lange Reise dorthin an, wo Sie kaum Gelegenheit zum Verfolgen der Edelmetallpreise und der Minenaktien haben; das kann sehr beruhigend wirken. Zugegeben, besonders junge Leser dürften jetzt schmunzeln, weil es im Zeitalter der Smartphones schwierig sein dürfte, eine passende Gegend zu finden. Versuchen Sie es probehalber trotzdem mal.

Kaum haben die Preise von Gold und Silber nach oben gedreht, melden sich als selbst ernannte Experten verkappte Scharlatane mit Prognosen zu Wort, die jeglicher Grundlage entbehren. Am schlimmsten unter ihnen sind diejenigen, die gleich ein Preisziel dazu nennen. Dass es sich dabei um Unfug handelt, braucht hier nicht näher erläutert zu werden. Was mich indes immer wieder stutzig macht: Der Prognoserummel kommt beim Publikum offenbar derart gut an, dass die Scharlatane viele Fans haben. Ich verzichte hier auf Namen. Am besten, Sie bilden sich selbst ein Urteil. Nur so viel: Die mit viel Show zelebrierten öffentlichen Auftritte haben selten etwas mit der Qualität der Vermögensverwaltung oder Beratung zu tun.

Zum Schluss noch ein stets wiederkehrendes, gerade jetzt besonders wichtiges Thema: Wie viel Prozent vom Vermögen sollen Gold und Silber ausmachen? Es geht also um die Struktur des Vermögens, auf Neudeutsch Asset Allocation - und schon stehen wir vor einer Aufgabe, die sich gar nicht so einfach bewältigen lässt. Der Grund: Neben der Struktur spielt das Timing eine wichtige Rolle, für viele Anleger - auch konservative - in bestimmten Fällen sogar die Hauptrolle. Folglich müsste man in Erwartung einer langjährigen Edelmetallhausse nicht, wie oft vorgeschlagen, nur 10 Prozent in Gold investieren, sondern viel mehr, vielleicht sogar 50 Prozent.

Dass dieser Gedanke gar nicht so abwegig ist, zeigt das folgende Beispiel aus einer ganz und gar anderen Anlageklasse: Besonders reiche Anleger haben vielfach 50 Prozent und mehr von ihrem Vermögen in Mietshäuser investiert. Damit sind sie nicht nur ein Klumpenrisiko eingegangen, sondern sie haben sich auch in eine Liquiditätsfalle begeben: Falls sie mal viel Geld benötigen, können sie ihre Häuser - anders als im Fall von Gold, aber auch Aktien oder Anleihen - nicht von heute auf morgen liquidieren, sondern müssen eine längere Zeit einkalkulieren, bis sich die passenden Käufer finden.

Dagegen lässt sich einwenden, dass vermietete Häuser anders als Gold in der Regel Renditen abwerfen, und seien diese noch so gering. Einer 2014 veröffentlichten Studie des Instituts DIW Berlin ist allerdings zu entnehmen, dass nach der Jahrtausendwende mit Wohnimmobilien zu 24,6 Prozent keine und zu 8,5 Prozent sogar negative „Renditen“ zu erzielen waren. Berücksichtigt man neben dem Liquiditätsrisiko noch die - zu einem großen Teil staatlich vorgeschriebenen - Restriktionen wie etwa die Mietpreisbremse oder die Dämmvorschriften, erscheint der Vergleich des zinslosen Goldes mit Mietshäusern gar nicht so abwegig.

Schließlich möchte ich jedoch betonen, dass Sie den Anteil von Gold (einschließlich Silber) an Ihrem Vermögen sinnvollerweise von Ihren ganz persönlichen Zielen abhängig machen. Ob er dann nur 10 Prozent oder vielleicht doch 50 Prozent beträgt, hängt nicht zuletzt von Ihrem Geschick beim Timing ab. Und weil das Timing derzeit - unter anderem wegen der negativen Zinsen - für die Anlage in Edelmetallen spricht, sind 50 Prozent in bestimmten Fällen, etwa wenn kein Immobilienvermögen da ist, durchaus erwägenswert.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: Außer diversen Börsenbüchern schrieb er: "Das Goldbuch", das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z", "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" und zuletzt das Ebook "Ach du liebes Geld!".



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