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Konträre Haltung Saudi-Arabiens und Irans belastet Ölpreis

24.02.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Das Auf und Ab bei den Ölpreisen geht weiter. Gestern gaben Brent und WTI um mehr als 4% nach und die Gewinne des Vortages damit größtenteils wieder ab. Die Preisschwäche setzt sich heute Morgen mit Verlusten von bis zu 2,5% fort. Brent handelt bei weniger als 33 USD je Barrel, WTI bei gut 31 USD je Barrel. Gestern sorgten Kommentare der Ölminister Saudi-Arabiens und des Iran für Abgabedruck. Der saudi-arabische Ölminister al-Naimi erteilte Produktionskürzungen eine Absage. Stattdessen setzt al-Naimi darauf, dass sich weitere Länder der Einigung auf das Einfrieren der Ölproduktion auf dem Januar-Niveau anschließen werden und der Ölmarkt auch dank einer steigenden Nachfrage wieder ins Gleichgewicht kommt.

Saudi-Arabien würde seine Politik weiterhin daran ausrichten, die Nachfrage seiner Kunden zu bedienen, sprich Marktanteile zu verteidigen. Der iranische Ölminister Zanganeh hat eine Teilnahme seines Landes an dem Einfrieren der Ölproduktion faktisch ausgeschlossen. Er bezeichnete diesen Vorschlag als "lächerlich", da er dem Iran verbieten würde, durch die Sanktionen verlorene Marktanteile zurückzuerlangen. Seine Kritik zielte dabei vor allem auf Saudi-Arabien, welches seine Produktion in den letzten Jahren auf 10 Mio. Barrel pro Tag erhöht hätte.

Wie diese beiden konträren Positionen zusammengebracht werden sollen, ist schwer vorstellbar. Am Abend berichtete das API dann noch einen überraschend deutlichen Anstieg der US-Rohölvorräte in der letzten Woche um 7,1 Mio. Barrel, was auch für die am Nachmittag anstehenden offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums auf einen kräftigen Lageraufbau hindeutet.


Edelmetalle

Eine wieder höhere Risikoaversion der Marktteilnehmer verhilft Gold heute Morgen zu einem vorübergehenden Preisanstieg auf rund 1.230 USD je Feinunze. Silber handelt zeitweise über 15,3 USD je Feinunze. Da sich Silber in den letzten Tagen schlechter als Gold entwickelt hat, ist das Gold/Silber-Verhältnis auf über 80 gestiegen, der höchste Stand seit Dezember 2008. Auch gegenüber Platin baut Gold weiter relative Stärke auf. So kostet Gold derzeit fast 290 USD je Feinunze mehr als Platin. Dies ist der größte Preisabstand seit Einführung des Börsenhandels von Platin im Jahr 1987.

Während die Investmentnachfrage in Form von ETF-Zuflüssen global weiter stark bleibt und zum Beispiel in den USA nach wie vor viele Münzen verkauft werden, zeigt sich die Goldnachfrage im weltweit zweitgrößten Konsumentenland Indien aktuell verhalten. Industriekreisen zufolge beträgt der Abschlag der indischen Goldpreise zu den Weltmarktpreisen sogar bis zu 50 USD je Feinunze.

Nach dem starken Anstieg der Goldpreise in Indien auf ein 2½-Jahreshoch halten sich die Schmuckhersteller und Privatkunden mit Käufen zurück. Auch hoffen sie auf eine Reduzierung der Goldimportsteuern, wenn nächsten Montag die indische Regierung den Haushalt für das Fiskaljahr 2016/17 vorstellt. Die Kaufzurückhaltung macht sich auch in den Importen bemerkbar. Industriekreisen zufolge könnten diese im Februar auf nur 25 Tonnen fallen, das niedrigste Niveau seit fast 2½ Jahren.

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Industriemetalle

Bei den Metallpreisen kommt es heute Morgen nach den zuvor teilweise starken Anstiegen zu weiteren Gewinnmitnahmen. Aluminium handelt wieder bei rund 1.540 USD je Tonne, nachdem das Leichtmetall gestern vorübergehend auf ein 4-Monatshoch von gut 1.580 USD gestiegen war. Es prallte aber an der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie ab.

Auftrieb erhielt Aluminium von der in den letzten Wochen allgemein besseren Stimmung der Marktteilnehmer und von der Veröffentlichung der Produktionsdaten des International Aluminium Institute (IAI). Demnach ist die globale Aluminiumproduktion im Januar im Vergleich zum Vorjahr um 1,6% auf 4,73 Mio. Tonnen gefallen. Dies war bereits der dritte Monatsrückgang in Folge. Zurückzuführen ist dies auf China, wo im Januar 4,5% weniger Aluminium als im Vorjahr hergestellt wurde. Mit 2,48 Mio. Tonnen lag die Aluminiumproduktion dort auf dem tiefsten Stand seit elf Monaten.

Inwiefern die geringere Produktion im Januar nachhaltig ist oder doch maßgeblich mit dem chinesischen Neujahrsfest zusammenhängt, muss sich herausstellen. Ein klareres Bild wird sich wohl erst mit den Produktionsdaten für März ergeben.

Eine dauerhafte Drosselung gerade der chinesischen Produktion ist unseres Erachtens aber unabdingbar, damit der globale Aluminiummarkt wieder mehr ins Gleichgewicht kommt. Vor allem die starke Produktionsausweitung in China hat laut dem Research-Unternehmen CRU dazu geführt, dass es auf globaler Ebene rund 15 Mio. Tonnen Aluminiumvorräte gibt, wovon allerdings nur gut 3 Mio. Tonnen in börsenregistrierten Lagerhäusern liegen.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT fällt heute den fünften Handelstag in Folge und markiert bei 454 US-Cents je Scheffel ein neues 5½-Jahrestief. Es belastet das weiterhin reichliche Angebot. Zudem haben sich die Anbaubedingungen für Winterweizen durch Regenfälle im Mittleren Westen der USA verbessert. Auch die Preise für Mais und Sojabohnen geben nach. Für beide Feldfrüchte wird mit einer Ausdehnung der US-Anbaufläche gerechnet. Erste Schätzungen hierzu werden Ende der Woche im Rahmen der jährlichen Outlook-Konferenz des US-Landwirtschaftsministeriums veröffentlicht.

Im Gegensatz dazu verzeichnete der Rohzuckerpreis gestern mit knapp 9% den stärksten Tagesanstieg seit Juli 2015. Nach dem Überschreiten der 200-Tage-Linie erfolgten Anschlusskäufe, welche den Preis in der Spitze bis auf knapp 14 US-Cents je Pfund katapultierten. Einen fundamentalen Auslöser gab es auch.

So revidierte die Internationale Zuckerorganisation ISO ihre Schätzung für das im laufenden Erntejahr 2015/16 zu erwartende globale Angebotsdefizit auf 5 Mio. Tonnen nach oben. Bislang ging die ISO von 3,5 Mio. Tonnen aus. Die ISO folgte damit anderen Marktbeobachtern wie F.O. Licht und INTL FCStone, welche ihre Defizitschätzungen in der letzten Woche ebenfalls nach oben revidiert hatten.



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