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Ölpreise trotzen massivem Lageraufbau

03.03.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit leichten Verlusten in den neuen Handelstag, nachdem sie gestern auf neue 8-Wochenhochs gestiegen waren. Brent erreichte zwischenzeitlich 37,4 USD je Barrel, WTI gut 35 USD je Barrel. Dies ist bemerkenswert, da das US-Energieministerium einen kräftigen Anstieg der US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche um mehr als 10 Mio. Barrel auf ein neues Rekordniveau von 518 Mio. Barrel berichtet hatte. Auch die Rohölvorräte in Cushing stiegen deutlich.

Da das API am Vortag einen Lageraufbau in ähnlicher Größenordnung gemeldet hatte, war die Überraschung darüber allerdings nicht mehr allzu groß. Dazu fiel die US-Rohölproduktion um weitere 25 Tsd. Barrel pro Tag. Das war der sechste Wochenrückgang in Folge. Die Produktion befindet sich mittlerweile 550 Tsd. Barrel pro Tag unter dem Hoch vom Frühjahr letzten Jahres und auf dem niedrigsten Niveau seit November 2014. Dass der Markt auf diesen längerfristig wirkenden Aspekt schaut und nicht mehr ausschließlich auf die kurzfristige Lagerentwicklung, deutet auf einen Stimmungsumschwung am Ölmarkt hin.

Noch vor wenigen Wochen hätten die gestrigen Zahlen die Ölpreise stark unter Druck gesetzt. Russland hat im Februar 10,88 Mio. Barrel Rohöl pro Tag produziert und damit in etwa soviel wie im Vormonat. Dies dürfte allerdings wenig mit der Deckelung der Ölproduktion zu tun haben, welcher Russland bei einem Treffen mit Saudi-Arabien, Venezuela und Katar Mitte Februar in Doha zugestimmt hatte. Dieser Beschluss wird zwar von den russischen Ölproduzenten und auch von Präsident Putin unterstützt. Die russische Ölproduktion wäre aber auch ohne diese Übereinkunft nicht nennenswert anders ausgefallen.

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Edelmetalle

Der Platinpreis notiert heute Morgen bei rund 935 USD je Feinunze und schafft es damit weiter nicht, die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie zu überschreiten. Trotz einer Ausweitung der Netto-Long-Positionen auf mittlerweile 18,3 Tsd. Kontrakte - der höchste Stand seit Mitte November - gelingt es den spekulativen Finanzinvestoren nicht, den Preis nach oben zu treiben. Offenbar ist der physische Platinmarkt gut versorgt. Dies spiegelt sich zum einen in ETF-Abflüssen wider, wodurch dem Markt Angebot zur Verfügung gestellt wird. Seit Jahresbeginn wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Platin-ETFs um knapp 79 Tsd. Unzen abgebaut.

Zum anderen erwartet der World Platinum Investment Council (WPIC) für 2016 am globalen Platinmarkt ein Angebotsdefizit von "nur" 135 Tsd. Unzen, nach 380 Tsd. Unzen im letzten Jahr. Das geringere Defizit soll vor allem durch eine Ausweitung des Angebots zustande kommen. Während die Minenproduktion nahezu konstant bleibt, soll das Angebot aus Recycling deutlich um fast 14% steigen.

Die gesamte Nachfrage soll nach Einschätzung des WPIC dagegen moderat fallen, was auf eine rückläufige Investmentnachfrage zurückzuführen ist. Durch das Angebotsdefizit werden die oberirdischen Lagerbestände von Platin weiter auf dann 2,18 Mio. Unzen abgebaut. Insgesamt betrachtet sieht der WPIC die Lage am globalen Platinmarkt somit wesentlich entspannter als Johnson Matthey, die für 2015 von einem Angebotsdefizit von 702 Tsd. Unzen ausgehen.


Industriemetalle

Die Metallpreise bauen heute Morgen ihre gestrigen Gewinne weiter aus und legen in der Breite moderat zu. Kupfer markiert bei über 4.800 USD je Tonne ein neues 3½-Monatshoch. Zink verteuert sich auf über 1.800 USD je Tonne und erreicht damit den höchsten Stand seit 4½ Monaten. Auch Aluminium, Nickel und Zinn steigen auf mehrmonatige Höchststände. In vielen Fällen hat sich mit dem Überschreiten der charttechnisch wichtigen 200-Tage-Linie das technische Bild deutlich verbessert, was zu Anschlusskäufen führen könnte. Aluminium nähert sich erstmals seit Mitte Oktober wieder der Marke von 1.600 USD je Tonne.

An der SHFE in Shanghai steigt der Aluminiumpreis ebenfalls weiter auf über 11.300 CNY je Tonne. Von seinem historischen Tief Ende November hat sich der Preis dort mittlerweile um 18% entfernt. Dies nutzen laut Industriekreisen offenbar einige chinesische Schmelzen aus und fahren zuvor stillgelegte Produktionsanlagen wieder hoch. Sollte sich der Preis der Marke von 12.000 CNY je Tonne nähern, dürften noch mehr Schmelzen wieder in Betrieb genommen werden.

Dieses Niveau gilt als kritisch, da über diesem in China mehr und mehr Aluminiumproduzenten Gewinne erwirtschaften. Die Kosten werden zudem durch niedrigere Strompreise entlastet. Sollte die Aluminiumproduktion in China tatsächlich wieder spürbar hochgefahren werden, dürfte dies unseres Erachtens nachhaltig steigenden Preisen entgegenstehen. Denn China wird wohl versuchen, das überschüssige Material weiter zu exportieren.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis ist auf ein 6-Wochenhoch von 14,7 US-Cents je Pfund gestiegen. Auftrieb gibt ein zuletzt etwas stärkerer Brasilianischer Real, welcher gegenüber dem US-Dollar auf das höchste Niveau seit Anfang Februar gestiegen ist. Dadurch wird es für die brasilianischen Zuckerexporteure weniger attraktiv, Zucker auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Zugleich könnte dadurch mehr Zuckerrohr zu Ethanol verarbeitet werden, welches vor allem im Inland verbraucht wird. Unter dem Strich steht ein geringeres Zuckerangebot aus dem weltgrößten Zuckerproduzenten- und -exportland Brasilien.

Auch aus Indien könnte weniger Zucker auf den Weltmarkt gelangen als bislang gedacht. Laut dem dortigen Zuckermühlenverband ISMA haben von den 513 Zuckermühlen, welche im laufenden Erntejahr 2015/16 Zuckerrohr verarbeitet haben, bereits mehr als 100 bis Ende Februar die Produktion eingestellt.

Im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt erst 13 Zuckermühlen gewesen. Grund für den früheren Produktionsstopp ist eine Knappheit von Zuckerrohr, nachdem es wegen El Nino im letzten Jahr zu wenig geregnet hatte. Dennoch liegt die Zuckerproduktion in Indien nach fünf Monaten des Erntejahres mit knapp 20 Mio. Tonnen leicht über dem entsprechenden Vorjahresniveau, was in erster Linie an dem früheren Beginn der Verarbeitung liegt. Dieser Vorsprung dürfte zügig abschmelzen und in einigen Wochen zu einem Rückstand werden.



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