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Ex-Sachverständigenrats-Chef Feld mit "spätem" Klartext

06.01.2025  |  Folker Hellmeyer
Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0315 (05:28 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0270 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 157,72. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,69. EUR-CHF oszilliert bei 0,9378.


Märkte: US-Aktienmärkte freundlich

An den Finanzmärkten sind die Entwicklungen wenig homogen. So lieferten die US-Aktienmärkte eine positive Performance, während die Aktienmärkte in Europa und Japan nachgaben. Belastend wirkt sich die Entwicklung der Kapitalmarktrenditen aus. Sowohl in Europa als auch den USA nahmen die Renditen zu.

In Kürze werden wir hier das Risikoszenario bezüglich mangelnder ökonomischer Konkurrenzfähigkeit, daraus folgender "Wirtschaftsverzwergung", daraus resultierendem Haushaltsstress (geringere Einnahmen, größere Ausgaben), daraus folgender höherer Staatsverschuldung und in der Konsequenz Bonitätsabstufungen für große europäische Länder und auch Deutschland thematisieren. Das Risikobewusstsein erscheint in den europäischen Ländern bisher erstaunlich unausgeprägt auszufallen.

Das Datenpotpourri (siehe unten) lieferte positive Entwicklungen bei dem vom ISM veröffentlichten Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes der USA. Auch der Caixin PMI des Dienstleistungssektors Chinas (nichtstaatlich) setzte positive Akzente. Aktienmärkte: Late Dax -0,26%. EuroStoxx 50 -0,29%, S&P 500 +1,25%, Dow Jones +0,78%, US Tech 100 +1,68%.

Aktienmärkte in Fernost Stand 05:50 Uhr: Nikkei (Japan) -1,55%, CSI 300 (China) -0,04%, Hangseng (Hongkong) -0,27%, Sensex (Indien) +0,15% und Kospi (Südkorea) +1,63%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,42% (Vortag 2,37%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,61% (Vortag 4,56%) abwirft. Devisenmärkte: Der EUR (+0,0046) stabilisierte sich gegenüber dem USD nach der vorherigen Schwäche.

Gold (-26,40 USD) verlor deutlich gegenüber dem USD, während Silber (-0,02 USD) insignifikant nachgab. Bitcoin notiert aktuell gegenüber dem USD bei 99.350 USD (05:52 Uhr) und machte Boden gut (+2.730 USD).


Deutschland: Arbeitslosigkeit auf höchstem Stand seit 2015

Die Konjunkturkrise hat die Arbeitslosigkeit auf den höchsten Stand seit 2015 getrieben. Im Jahresdurchschnitt 2024 stieg die Zahl der Arbeitslosen laut Bundesagentur für Arbeit um 178.000 auf 2,787 Millionen. Rückblickend hätte die anhaltende Wirtschaftsflaute im Jahr 2024 zwar zunehmend tiefere Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen, im Kern behauptete er sich alles in allem aber weiterhin.

Kommentar: Arbeitsmarktdaten sind nachlaufende Wirtschaftsindikatoren. Dass die Arbeitslosigkeit jetzt auf dem höchsten Stand seit 2015 stieg, darf als Warnsignal bei allen politisch Verantwortlichen wahrgenommen werden. Das gilt um so mehr, als dass die angekündigten Entlassungen seitens der deutschen Industrie in den aktuellen Daten nicht inkludiert sind. Die kommen erst mit Zweit- und Drittwirkungen (Zulieferer, Dienstleister, Konsum, geringere Einkommen für Staat und Haushalte) durch Verkleinerungen, Aufgaben oder Verlagerungen der Produktionsstätten auf uns zu.

Für das laufende Jahr erwartet die BA einen zweigeteilten Arbeitsmarkt. Man rechne 2025 mit leicht steigenden Arbeitslosenzahlen, aber auch mit mehr Beschäftigung, wenn auch abgeschwächt zum Jobwachstum 2024 und den vergangenen Jahren.

Der Stellenzuwachs bei Dienstleistern sorgte 2024 für den Beschäftigungsrekord von rund 46,1 Millionen Personen mit Arbeitsort in Deutschland.

Vor allem im Verarbeitenden Gewerbe aber werde der Druck auf dem Arbeitsmarkt steigen, nicht nur wegen der Konjunkturflaute (nein wegen der strukturellen Krise!), sondern auch wegen des nötigen Umbaus in vielen Branchen. Deshalb blicke man mit Sorge darauf, dass sich dies negativ auf den Lehrstellenmarkt niederschlagen könnte. Konjunkturflaute und Transformationskrise würden es jungen Menschen möglicherweise erschweren, eine passende Ausbildungsstelle zu finden.

Kommentar: Die BA ist bemüht, das Risikocluster verbal einzupflegen. Als staatliche Instanz mag das verständlich sein. Das Problem ist größer als dargestellt!


Ex-Sachverständigenrats-Chef Feld mit "spätem" Klartext


Die Welt hat heute hinter der Bezahlschranke einen Sinn stiftenden Artikel der Chefökonomin Dorothea Siems unter dem treffenden Titel "Die Situation ist besorgniserregender, als die Konjunkturentwicklung anzeigt" veröffentlicht. Die Analyse deckt sich mit den Inhalten, die von unserer Seite sehr frühzeitig erörtert wurden.

Frau Siems konstatiert darin, dass kein Zeitraum in der Geschichte der Bundesrepublik wachstumsärmer war wie die erste Hälfte der 2020er Jahre. Die Rezession habe die deutsche Wirtschaft fest im Griff, messbar an angekündigten Massenentlassungen (u.a. BASF, VW, Thyssen, Bosch). Laut IW Köln planen 40% der Unternehmen Arbeitsplatzabbau. Frau Siems konstatiert, dass die Situation ohne den massiven Aufbau der Beschäftigung durch den Staat (Ausbau der Staatsquote auf knapp 50%! Unproduktiv!) noch prekärer wäre.

Der ehemalige Chef des Sachverständigenrats und Leiter des Walter Eucken Instituts an der Universität Freiburg brachte es auf den Punkt: "Die hiesigen Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass die Industrie Produktionsanlagen im Inland abbaut, um im Ausland weiter zu produzieren. Die Unternehmen sehen sich einem toxischen Gemisch aus überhöhten Kosten für Arbeit und Energie sowie einer völlig überzogenen Regulierung gegenüber. Dazu käme die im internationalen Vergleich spitzenmäßige Steuerbelastung."

Kommentar: Ich freue mich über den "späten Klartext"! Herr Feld war Berater des deutschen Finanzministers Lindner bis in jüngste Zeit. Musste das Kind erst in den Brunnen fallen? Wurden die zeitig warnenden Stimmen nicht ignoriert oder gar diskriminiert?


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Spanien mit Tourismusrekord per November 2024

Deutschland: Die Zahl der Arbeitslosen in der saisonal bereinigten Fassung nahm per Berichtsmonat Dezember um 10.000 (Prognose 15.000, Vormonat 6.000) auf 2.869.000 zu. Die Arbeitslosenquote (saisonal bereinigt) stellte sich unverändert auf 6,1% (Prognose 6,2%).

Spanien: Die Zahl der Touristen lag per November bei 8,984 Millionen. In der seit 2015 verfügbaren Statistik gab es nie zuvor einen höheren Novemberwert. Im Vorjahr stellte sich der Wert auf 8,079 Millionen.

Griechenland: Die Arbeitslosenquote sank per Berichtsmonat November von zuvor 9,8% auf 9,6%.


Schweiz: PMI des Verarbeitenden Gewerbes geringfügig schwächer

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für das Verarbeitende Gewerbe stellte sich per Dezember auf 48,4 (Prognose 48,3) nach zuvor 48,5 Punkten.


USA: ISM PMI und S&P PMI nahezu gleichauf


Der vom ISM (Institute of Supply Management) ermittelte Einkaufsmanagerindex des Verarbeitenden Gewerbes legte per Berichtsmonat Dezember von zuvor 48,4 auf 49,3 Zähler zu (Prognose 48,4, S&P Pendant 49,4).


PMIs Dienstleistungssektor/Composite Indices diverser Länder per Dezember


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Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine negative Tendenz. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.0600 – 1.0630 negiert dieses Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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