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Gewinnmitnahmen lasten auf Preisen

15.03.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern um bis zu 3,5% gefallen und setzen den Rückgang heute zunächst fort. Brent rutscht deutlich unter 39 USD je Barrel, WTI fällt in Richtung 36 USD je Barrel. Nachdem der Fokus der Marktteilnehmer in den letzten Wochen stärker auf den Rückgang der US-Ölproduktion und den dadurch einhergehenden perspektivischen Abbau des Überangebots gerichtet war, scheint nun wieder das aktuelle Überangebot stärker Beachtung zu finden. Im Blickpunkt steht dabei der Iran, welcher sich aus nachvollziehbaren Gründen weigert, zum aktuellen Stand an einer Vereinbarung auf Produktionsobergrenzen teilzunehmen.

Wie der russische Ölminister nach einem Treffen mit seinem iranischen Kollegen gestern in Teheran sagte, soll im kommenden Monat ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet werden, von welchem der Iran allerdings ausgenommen werden soll. Derartige Ausnahmeregelungen hat es in der OPEC bereits gegeben. So war der Irak bis 2008 für zehn Jahre aufgrund der schwerwiegenden politischen Probleme im Land (Sanktionen, Bürgerkrieg) von den damals noch bestehenden individuellen Förderquoten ausgenommen.

Die Frage ist, ob andere Länder wie Saudi-Arabien und dessen Verbündete in der Golfregion dem zustimmen werden. Auch der Irak könnte dann möglicherweise versuchen, für sich eine Ausnahme zu reklamieren. Spekulative Finanzanleger trennen sich vor diesem Hintergrund von ihren (Netto-)Long-Positionen. Bei Brent gab es in der Woche zum 8. März einen Rückgang um 10 Tsd. Kontrakte, was dem ersten Abbau seit vier Wochen entsprach.


Edelmetalle

Gold fällt im frühen Handel zeitweise auf ein 2-Wochentief von 1.225 USD je Feinunze. In Euro gerechnet sind die Verluste wegen des etwas festeren US-Dollar zwar nicht ganz so groß, mit nur noch knapp über 1.100 EUR je Feinunze notiert Gold aber auf einem 3-Wochentief. Neben den freundlichen Aktienmärkten, die auf einen höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer hindeuten, führen wir die Preisschwäche auf Gewinnmitnahmen der spekulativen Finanzanleger zurück. Diese haben wohl einen Teil ihrer zuvor stark aufgebauten Long-Positionen wieder geschlossen. Aufschluss darüber wird aber erst die CFTC-Statistik am Freitag geben.

Daneben verzeichneten die Gold-ETFs gestern mit 5,3 Tonnen den größten Tagesabfluss seit Dezember. Dies dürfte unseres Erachtens aber keine Trendwende darstellen, da die Zentralbanken weiter eine ultra-lockere Geldpolitik verfolgen, wovon Gold als Alternativwährung und als wertstabile Anlage profitieren sollte.

Etwas unbeachtet von den Marktbeobachtern erfreuen sich die Silber-ETFs derzeit großer Beliebtheit. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Silber-ETFs wurden gestern den neunten Tag in Folge aufgebaut. Seit Jahresbeginn stehen Zuflüsse von 474 Tonnen zu Buche. Damit wurden fast die gesamten Abflüsse des letzten Jahres (524 Tonnen) wieder wettgemacht. Die ETF-Zuflüsse dürften einen stärkeren Rückgang des Silberpreises verhindert haben. Dieser handelt heute Morgen bei rund 15,3 USD je Feinunze.


Industriemetalle

Die Metallpreise kamen gestern Nachmittag merklich unter Druck und gaben ihre bis dahin aufgelaufenen Gewinne wieder ab. Gemessen am LME-Industriemetallindex verloren sie 0,8%. Die Abwärtsbewegung setzt sich heute Morgen fort. Kupfer fällt daher zum Beispiel wieder unter 4.900 USD je Tonne.

Offensichtlich haben die Marktteilnehmer einen zweiten Blick auf die verhaltenen Konjunkturdaten aus China geworfen, die am Wochenende veröffentlicht wurden. Denn die Industrieproduktion verzeichnete im Januar und Februar zusammengenommen mit +5,4% gegenüber Vorjahr das schwächste Wachstum seit 2008. Die Verlangsamung der Industrieproduktion dürfte unter anderem der Reduktion der Überkapazitäten geschuldet sein. Die Investitionen in Sachanlagen hielten sich mit +10,2% gegenüber Vorjahr noch relativ gut, was auf die Immobilienkomponente zurückzuführen ist.

Auch der Futures-Preis für an der Börse SGX Asiaclear in Singapur gehandeltes Eisenerz gibt weiter deutlich nach und handelt wieder unter 50 USD je Tonne. Von seinem Mehrmonatshoch letzte Woche hat er mittlerweile 10 USD abgegeben. Dies führen wir zum Großteil auf Gewinnmitnahmen zurück, da der starke Preisanstieg zuvor wohl spekulativ getrieben war, wie der sprunghafte Anstieg des Handelsvolumens zeigt. Im meistgehandelten Futures-Kontrakt gab es letzte Woche rekordhohe Umsätze. Daneben dürfte ebenso der Rückgang der chinesischen Stahlpreise zu den niedrigeren Eisenerzpreisen beitragen.

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Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis sank in den ersten beiden Monaten des Jahres um über 11%, konnte sich in der ersten Märzhälfte aber von knapp 56 US-Cents je Pfund - dem niedrigsten Stand seit Juni 2009 - auf über 58 US-Cents je Pfund hocharbeiten. Zum einen profitiert auch Baumwolle von dem insgesamt freundlicheren Umfeld für Rohstoffe. Zum anderen prognostizierte das International Cotton Advisory Committee Anfang März nicht nur für 2015/16 einen Abbau der zuletzt rekordhohen weltweiten Bestände um 8%, sondern auch für 2016/17 einen weiteren Rückgang.

Zwar dürfte die globale Produktion nach dem Einbruch in der laufenden Saison steigen, aber dennoch um 1 Mio. Tonnen unter dem Verbrauch bleiben. Dieser soll nach einem leichten Rückgang 2015/16 in der kommenden Saison nur geringfügig zulegen. Das USDA hatte bei seiner Prognosekonferenz Ende Februar für 2016/17 ein ähnlich hohes Defizit prognostiziert, obwohl die Produktion auch laut USDA um 4% steigen soll.

Für die USA wird wegen einer höheren Erntefläche und besserer Erträge mit einem Plus von 10,5% gerechnet. Stark zulegen soll die Produktion auch in Pakistan. In China dürfte die Produktion dagegen weiter sinken. Da der globale Lagerabbau 2016/17 ausschließlich auf China zurückzuführen ist, dürfte der Preisspielraum nach oben in New York begrenzt bleiben, solange Chinas Importe nicht wieder anziehen und der weltweite Verbrauch quasi stagniert.



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