Warten auf US-Lagerdaten und Fed-Entscheidung
16.03.2016 | Eugen Weinberg
Energie
Die Ölpreise haben die Talfahrt der letzten beiden Handelstage gestoppt. Brent konnte im frühen Handel wieder auf 39 USD je Barrel steigen. WTI kostete zwischenzeitlich 37 USD je Barrel. Für Rückenwind sorgte ein geringer als erwartet ausgefallener Anstieg der US-Rohölvorräte, welcher gestern Abend nach Handelsschluss vom American Petroleum Institute berichtet wurde. Laut API kam es in der letzten Woche zu einem Lageraufbau um 1,5 Mio. Barrel, was nur halb so hoch war wie im Vorfeld erwartet.
Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Auch hier wird ein erneuter Anstieg erwartet, was die Rohöllagerbestände die fünfte Woche in Folge auf ein Rekordniveau steigen lassen würde. Mindestens genauso wichtig wird allerdings sein, ob die US-Rohölproduktion nach einer Woche Unterbrechung ihren Abwärtstrend fortsetzt. Ein merklicher Rückgang würde aller Voraussicht nach schwerer wiegen als ein weiterer Anstieg der Rohölbestände, zumal gleichzeitig mit fallenden Produktbeständen gerechnet wird. Der Brentölpreis könnte dann in Richtung 40 USD je Barrel steigen.
Wie Reuters am Morgen berichtet, wollen sich Ölproduzenten der OPEC und außerhalb der OPEC am 17. April in der katarischen Hauptstadt Doha treffen, um über die Produktionsdeckelung zu diskutieren, auf die sich Russland, Saudi-Arabien, Venezuela und Katar Mitte Februar verständigt hatten. Allerdings lehnt der Iran eine Beteiligung daran zum jetzigen Zeitpunkt strikt ab. Die Hoffnung auf Produktionsobergrenzen sollte einem weiteren Preisrückgang dennoch entgegenstehen.
Edelmetalle
Der Goldpreis handelt am Tag der Sitzung der US-Notenbank Fed wenig verändert bei 1.230 USD je Feinunze. Silber hält sich ebenfalls stabil bei gut 15,2 USD je Feinunze. Es ist einhellige Marktmeinung, dass die Fed die Zinsen heute unverändert belassen wird. Wichtig wird daher sein, welche Signale Fed-Chefin Yellen auf der anschließenden Pressekonferenz für die kommenden Sitzungen senden wird.
Hält sie die Tür für eine Zinserhöhung auf einer der beiden nächsten Sitzungen offen, könnte Gold weiter korrigieren. Denn die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im ersten Halbjahr liegt aktuell gemessen an den Fed-Fund-Futures bei 50%. Entsprechend würde der Goldpreis voraussichtlich steigen, falls diese Erwartungen durch Yellen gedämpft würden.
Eine Orientierung könnten auch die Prognosen der FOMC-Mitglieder für das erwartete Leitzinsniveau am Jahresende liefern. Implizieren diese noch drei Zinserhöhungen in diesem Jahr, ist eine Zinserhöhung bis zur Jahresmitte aus Sicht der Fed noch immer wahrscheinlich, bei nur noch zwei Zinsschritten bis zum Jahresende eher nicht.
Vor der Fed-Entscheidung stehen heute noch die US-Inflationsdaten für Februar zur Veröffentlichung an. Die Gesamtinflationsrate soll wegen der gesunkenen Benzinpreise auf 0,9% zurückgehen. Dadurch erhöhen sich ceteris paribus die Realzinsen, was wiederum negativ für Gold ist. Die Kerninflationsrate soll dagegen nach ihrem kräftigen Anstieg im Vormonat bei 2,2% verharren, was mittelfristig für Zinserhöhungen spricht.
Industriemetalle
Zum Abschluss des nationalen Volkskongresses hat Chinas Ministerpräsident Li Keqiang das Wachstumsziel von mindestens 6,5% für die chinesische Wirtschaft in den fünf Jahren bis 2020 zwar bestätigt und auf das große Spektrum an potentiellen Maßnahmen verwiesen. Einen Impuls für die Industriemetallpreise können solch allgemeine Aussagen aber schon länger nicht mehr geben. Die Verschnaufpause nach der Erholungsrally von Mitte Januar bis Anfang März setzt sich dementsprechend fort. Am Markt wartet man auf neue richtungsweisende Impulse.
Am Kupfermarkt scheint die Orientierungssuche momentan besonders schwer, denn derzeit geben die Lagerentwicklungen an der Shanghaier Börse und an der Londoner Metallbörse konträre Signale. So haben sich die an der SHFE registrierten Kupfervorräte seit Mitte Dezember verdoppelt und sind mit 350 Tsd. Tonnen rekordhoch. Dagegen wurden die LME-Kupfervorräte seit Ende Januar kräftig abgebaut und sind nun mit gut 170 Tsd. Tonnen so niedrig wie zuletzt im Dezember 2014. Die Diskrepanz der Entwicklungen könnte auch erklären, warum die Terminkurve relativ flach ist bzw. die Backwardation anders als Ende 2014 kaum ausgeprägt ist.
Die spekulativen Anleger scheinen allerdings mehr auf eine Anspannung am Markt zu setzen: Die Netto-Long Positionen an der LME jedenfalls sind in der Woche zum 11. März weiter gestiegen. Wir sind ebenfalls überzeugt, dass die Kupferpreise mittelfristig weiter anziehen werden. Schließlich droht auch laut den jüngsten Prognosen der Internationalen Copper Study Group (siehe TagesInfo vorgestern) das siebte Defizitjahr in Folge.
Agrarrohstoffe
Trockene Witterung erlaubt derzeit einen zügigen Fortschritt der rekordhoch erwarteten Sojabohnenernte in Brasilien. Nachdem auch die brasilianische Verarbeitergruppe Abiove ihre Schätzung für die laufende Sojabohnenernte um 1,2 Mio. auf 99,7 Mio. Tonnen angehoben hat, kristallisieren sich 100 Mio. Tonnen immer stärker als "Konsens" heraus. Abiove hob auch die Exportprognose an, bleibt aber mit 55,3 Mio. Tonnen unter der zuletzt ebenfalls angehobenen Schätzung des USDA von 58 Mio. Tonnen.
Damit dürfte Brasilien seinen Vorsprung bei den Exporten vor den USA weiter ausbauen. Diese sollen 2015/16 laut USDA 46 Mio. Tonnen Sojabohnen exportieren, gut 4 Mio. Tonnen weniger als 2014/15. Auch die Vermahlung von Sojabohnen in den USA läuft schwächer als im Vorjahr, was auch die gestern veröffentlichten Daten der Vereinigung der US-Ölsaatenverarbeiter NOPA für Februar bestätigten. In den Vormonaten war die Vermahlung bereits deutlich unter den hohen Vorjahreswerten geblieben.
Das USDA hat daraufhin seine Prognose für die Verarbeitung 2015/16 leicht reduziert und erwartet allenfalls eine Stagnation. Die hohe Produktion der aktuellen Saison, eine wenig dynamische US-Nachfrage und die Aussicht auf eine nach den Rekorden der beiden letzten Jahre nur wenig sinkende US-Produktion 2016/17 ließen den Sojabohnenpreis gestern leicht im Minus schließen.
Die Ölpreise haben die Talfahrt der letzten beiden Handelstage gestoppt. Brent konnte im frühen Handel wieder auf 39 USD je Barrel steigen. WTI kostete zwischenzeitlich 37 USD je Barrel. Für Rückenwind sorgte ein geringer als erwartet ausgefallener Anstieg der US-Rohölvorräte, welcher gestern Abend nach Handelsschluss vom American Petroleum Institute berichtet wurde. Laut API kam es in der letzten Woche zu einem Lageraufbau um 1,5 Mio. Barrel, was nur halb so hoch war wie im Vorfeld erwartet.
Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Auch hier wird ein erneuter Anstieg erwartet, was die Rohöllagerbestände die fünfte Woche in Folge auf ein Rekordniveau steigen lassen würde. Mindestens genauso wichtig wird allerdings sein, ob die US-Rohölproduktion nach einer Woche Unterbrechung ihren Abwärtstrend fortsetzt. Ein merklicher Rückgang würde aller Voraussicht nach schwerer wiegen als ein weiterer Anstieg der Rohölbestände, zumal gleichzeitig mit fallenden Produktbeständen gerechnet wird. Der Brentölpreis könnte dann in Richtung 40 USD je Barrel steigen.
Wie Reuters am Morgen berichtet, wollen sich Ölproduzenten der OPEC und außerhalb der OPEC am 17. April in der katarischen Hauptstadt Doha treffen, um über die Produktionsdeckelung zu diskutieren, auf die sich Russland, Saudi-Arabien, Venezuela und Katar Mitte Februar verständigt hatten. Allerdings lehnt der Iran eine Beteiligung daran zum jetzigen Zeitpunkt strikt ab. Die Hoffnung auf Produktionsobergrenzen sollte einem weiteren Preisrückgang dennoch entgegenstehen.
Edelmetalle
Der Goldpreis handelt am Tag der Sitzung der US-Notenbank Fed wenig verändert bei 1.230 USD je Feinunze. Silber hält sich ebenfalls stabil bei gut 15,2 USD je Feinunze. Es ist einhellige Marktmeinung, dass die Fed die Zinsen heute unverändert belassen wird. Wichtig wird daher sein, welche Signale Fed-Chefin Yellen auf der anschließenden Pressekonferenz für die kommenden Sitzungen senden wird.
Hält sie die Tür für eine Zinserhöhung auf einer der beiden nächsten Sitzungen offen, könnte Gold weiter korrigieren. Denn die Wahrscheinlichkeit für eine Zinserhöhung im ersten Halbjahr liegt aktuell gemessen an den Fed-Fund-Futures bei 50%. Entsprechend würde der Goldpreis voraussichtlich steigen, falls diese Erwartungen durch Yellen gedämpft würden.
Eine Orientierung könnten auch die Prognosen der FOMC-Mitglieder für das erwartete Leitzinsniveau am Jahresende liefern. Implizieren diese noch drei Zinserhöhungen in diesem Jahr, ist eine Zinserhöhung bis zur Jahresmitte aus Sicht der Fed noch immer wahrscheinlich, bei nur noch zwei Zinsschritten bis zum Jahresende eher nicht.
Vor der Fed-Entscheidung stehen heute noch die US-Inflationsdaten für Februar zur Veröffentlichung an. Die Gesamtinflationsrate soll wegen der gesunkenen Benzinpreise auf 0,9% zurückgehen. Dadurch erhöhen sich ceteris paribus die Realzinsen, was wiederum negativ für Gold ist. Die Kerninflationsrate soll dagegen nach ihrem kräftigen Anstieg im Vormonat bei 2,2% verharren, was mittelfristig für Zinserhöhungen spricht.
Industriemetalle
Zum Abschluss des nationalen Volkskongresses hat Chinas Ministerpräsident Li Keqiang das Wachstumsziel von mindestens 6,5% für die chinesische Wirtschaft in den fünf Jahren bis 2020 zwar bestätigt und auf das große Spektrum an potentiellen Maßnahmen verwiesen. Einen Impuls für die Industriemetallpreise können solch allgemeine Aussagen aber schon länger nicht mehr geben. Die Verschnaufpause nach der Erholungsrally von Mitte Januar bis Anfang März setzt sich dementsprechend fort. Am Markt wartet man auf neue richtungsweisende Impulse.
Am Kupfermarkt scheint die Orientierungssuche momentan besonders schwer, denn derzeit geben die Lagerentwicklungen an der Shanghaier Börse und an der Londoner Metallbörse konträre Signale. So haben sich die an der SHFE registrierten Kupfervorräte seit Mitte Dezember verdoppelt und sind mit 350 Tsd. Tonnen rekordhoch. Dagegen wurden die LME-Kupfervorräte seit Ende Januar kräftig abgebaut und sind nun mit gut 170 Tsd. Tonnen so niedrig wie zuletzt im Dezember 2014. Die Diskrepanz der Entwicklungen könnte auch erklären, warum die Terminkurve relativ flach ist bzw. die Backwardation anders als Ende 2014 kaum ausgeprägt ist.
Die spekulativen Anleger scheinen allerdings mehr auf eine Anspannung am Markt zu setzen: Die Netto-Long Positionen an der LME jedenfalls sind in der Woche zum 11. März weiter gestiegen. Wir sind ebenfalls überzeugt, dass die Kupferpreise mittelfristig weiter anziehen werden. Schließlich droht auch laut den jüngsten Prognosen der Internationalen Copper Study Group (siehe TagesInfo vorgestern) das siebte Defizitjahr in Folge.
Agrarrohstoffe
Trockene Witterung erlaubt derzeit einen zügigen Fortschritt der rekordhoch erwarteten Sojabohnenernte in Brasilien. Nachdem auch die brasilianische Verarbeitergruppe Abiove ihre Schätzung für die laufende Sojabohnenernte um 1,2 Mio. auf 99,7 Mio. Tonnen angehoben hat, kristallisieren sich 100 Mio. Tonnen immer stärker als "Konsens" heraus. Abiove hob auch die Exportprognose an, bleibt aber mit 55,3 Mio. Tonnen unter der zuletzt ebenfalls angehobenen Schätzung des USDA von 58 Mio. Tonnen.
Damit dürfte Brasilien seinen Vorsprung bei den Exporten vor den USA weiter ausbauen. Diese sollen 2015/16 laut USDA 46 Mio. Tonnen Sojabohnen exportieren, gut 4 Mio. Tonnen weniger als 2014/15. Auch die Vermahlung von Sojabohnen in den USA läuft schwächer als im Vorjahr, was auch die gestern veröffentlichten Daten der Vereinigung der US-Ölsaatenverarbeiter NOPA für Februar bestätigten. In den Vormonaten war die Vermahlung bereits deutlich unter den hohen Vorjahreswerten geblieben.
Das USDA hat daraufhin seine Prognose für die Verarbeitung 2015/16 leicht reduziert und erwartet allenfalls eine Stagnation. Die hohe Produktion der aktuellen Saison, eine wenig dynamische US-Nachfrage und die Aussicht auf eine nach den Rekorden der beiden letzten Jahre nur wenig sinkende US-Produktion 2016/17 ließen den Sojabohnenpreis gestern leicht im Minus schließen.